Mal vorweg: Wenn man davon ausgeht, dass jemand, der in annähernd Studiendauer studiert hat, so etwa mit 26 ins Ref startet und mit 28 fertig ist, dann hat diese Lehrkraft etwa 40 Jahre Dienstzeit vor sich, eventuelle Erziehungszeiten vielleicht mal abgerechnet.
Ich stehe „vom Herzen her“ auf 1/2. Ich liebe die leuchtenden Kinderaugen, die die Buchstaben entdecken, ich bin gerührt und freue mich für jedes Kind, bei dem ich die Erkenntnis entdecke: „ach, so geht Lesen!“, Ich liebe die Herausforderung, den Kindern das Lesen nahezubringen, die Schwierigkeiten dabei haben, ich freue mich über jeden Fortschritt, ich freue mich über die kindliche Neugier. und ich habe in meinen 25 Dienstjahren viele Klassen - 1, 2 und vorwiegen 1/2 - zum Lesen gebracht.
Aber 1. macht eine Spezialisierung auf 1/2 langfristig keinen Sinn, weil es die eigenen Kompetenzen und den eigenen Weitblick langfristig einengt, und zweitens gehe ich davon aus, dass man in 40 Dienstjahren irre wird, wenn man immer nur Stoff von Klasse 1 und 2 unterrichtet; Drittens sind Grundschulkräfte mindestens für 1-4 ausgebildet und würden, wenn sie nur in 1/2 einsetzbar wären, der Schule nicht in vollem Umfang ihrer Qualifikation zur Verfügung stehen. Viertens weiß eigentlich jede SL, wo die Stärken der eigenen Leute liegen und wird bei der Besetzung der Klassen auch nach Möglichkeit Vorlieben im Blick haben und Fünftens: auch wenn ich 1/2 bevorzuge, finde ich es alle paar Jahre auch sehr bereichernd, 3 und 4 zu unterrichten, da es zum einen zeigt, wohin das, was man in 1/2 anlegt, eigentlich führen soll und zum andern ist es auch spannend zu sehen, wie sehr sich Kinder in der Grundschulzeit entwickeln - ich finde es faszinierend, was aus den kleinen Einschülern wird, was sie nach 4 Jahren an Gedanken im Kopf haben, wie sie sich entwickeln…