Ich versuche mal etwas ausführlicher von meinen Erfahrungen zu schreiben, vielleicht hilft dir das.
Ich habe ein schwieriges Ref erlebt, habe aufgrund persönlicher Umstände die Schule mittendrin auch wechseln müssen und nicht nur (aber auch!) Mentorinnen gehabt, mit denen ich auf einer Wellenlänge war. Ich erinnere mich noch, dass eine Mentorin mich in dem Sinne komplett überfordert hat, dass sie von mir a) eine grobe Schuljahresplanung und b) detailliertere Planungen Quartalsweise und c) wöchentliche Besprechungen mit Vorlage einer Wochenplanung und d) einer detaillierten Verlaufsskizze für die Hospitationsstunde in der jeweiligen Woche eingefordert hat - a) innerhalb von 2 Wochen nach Schuljahresbeginn. Dabei hat sie mir aber nicht verraten, wie ich an eine Schuljahresplanung komme. Gute, damals gab es noch Lehrpläne, die relativ detailliert den Stoff vorgegeben haben, aber trotzdem war ich überfordert.
Heute plane ich im Grunde genau so, nur dass mir die Erfahrung hilft, das schulinterne Fachcurriculum, die verwendeten Lehrwerke. Ich bin ein strukturierter Mensch, und ich brauche genau das: die große Torte, gerecht aufgeteilt in einzelne Portionen.
Die Erfahrung kannst du natürlich noch nicht haben am Anfang, aber ohne eine grobe Jahresplanung im Kopf zu haben, kann man eigentlich nicht Abschnittsweise/ in Unterrichtseinheiten planen und dadurch nicht ganz konkret auf das Ziel einer Stunde kommen. Denn das Ziel einer Stunde ergibt sich aus dem Ziel einer Unterrichtseinheit und das wiederum ist Teil einer größeren Sequenz - Quartalziel oder Schuljahresziel. Anders ausgedrückt: wer das Ziel nicht kennt, kann auch nicht über den Weg dorthin entscheiden. Noch anders ausgedrückt: Ich glaube, du bist nicht „nicht kreativ“, sondern dir fehlt die Erfahrung, das Unterrichtsgeschäft aus dem größeren Zusammenhang heraus zu betrachten, und weil dir das Ziel nicht klar ist, auch nicht das Etappenziel, kannst du den Weg nicht bestimmen.
Nun bin ich in der Grundschule ausgebildet und musste im Ref Unterricht für Regelschulklassen vorbereiten. Ich weiß nicht, in welchem Bundesland du arbeitest und wie die Ausbildung dort läuft - in SH müssen auch Förderschul-Lehramstanwärter im Tandem an Grundschulen ganz regulär Unterricht erteilen, wenn auch mit zusätzlichem Schwerpunkt. Ich würde dir von meiner Seite aus raten, falls du in einer regulären Grundschulklasse unterrichtest, dir das eingesetzte Lehrwerk zu nehmen und daran monatsweise zu planen, was Ziel/Inhalt des Faches sein soll. Dann teilst du das weiter in wochenweise Häppchen, in Stundenziele - und dann erst guckst du dir die einzelnen Stunden an und überlegst, wie genau du möglichst motivierend die Kinder zu dem Ziel führen kannst, wo du hin möchtest. Von dem Ansatz aus könnten dir eventuell auch kreative Ideen kommen - und wenn nicht, ist dein Unterricht eben zunächst an konventionell gängigen Methoden ausgerichtet.
Das wäre in meinen Augen eine gute Vorgehensweise. Der umgekehrte Weg- kreative Ideen zu haben, auch wenn man nicht weiß, wohin man eigentlich will- führt irgendwo hin; vielleicht entdeckt man spannende Orte, und vielleicht landet man in Amerika, obwohl man Indien erreichen wollte, aber für eine strukturierte Ausbildung ist das nix.
Ich weiß nicht, ob dir das hilft…
Übrigens: obwohl ich in meinem Ref oft geschwommen bin, mich oft unsicher gefühlt habe, UBs vergeigt habe und auch keine besonders gute Prüfung geschafft habe, oft an mir gezweifelt habe und zig mal überlegt habe, alles hinzuschmeißen und abzubrechen: aus mir ist am Ende doch irgendwie eine (ich glaube!) gute Lehrerin geworden, ich habe Verantwortung in Führungsposition übernommen und ich fahre jeden Morgen gern zu meiner Schule, auch noch nach 25 Jahren im Dienst!