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Pädagogik wird doch gerade eifrig auf Meßbarkeit umgestellt (Kompetenzorientierung, einheitliche Prüfungsanforderungen für alle Fächer), da muss man sich nicht mehr lange gedulden, dann "können" die Pädagogen das auch. Die Frage ist wohl eher, was wird denn da gemessen?
Genau das ist das Problem. Ich meine wissenschaftlich untermauerte Erkenntnisse, nicht den ganzen QM-Murks (...naja, fast den ganzen)! Da wäre dann nämlich zunächst mal zu klären was Qualität ist. Außerdem sollte dann methodisch sauber unterschieden werden können zwischen Lehrer- und Schüleranteil am Unterricht bzw. am Ergebnis.
Ich sehe das so: Lernen ist ein individueller, psychologischer und physiologischer Prozess (Grundannahme). Das heißt, zu aller erst mal, dass die kritischen Phasen (s.a. Entwicklungspsychologie) um bestimmte Dinge besonders gut zu lernen in de Lehrplänen berücksichtigt werden. Also, wann fängt die erste Fremdsprache an, ab wann sind abstrakte Modelle gut lernbar, ab wann ethische Diskussionen sinnvoll usw.. Außerdem gehören Erkenntnisse der Pädgogik berücksichtigt die inzwischen z.B. von der Neurobiologie wissenschaftlich unterlegt wurden, wie z.B. Lernen passiert durch Wiederholung oder dass Umlernen viel schwieriger ist, als Neulernen. Ws machen wie in den Schulen? Genau das nicht.
Es gehören aus meiner Sicht Unterrichtsmethoden danach klassifiziert, wie gut sie aus psychologischer und physiologischer Sicht geeignet sind Fakten zu lernen, Prozesse und Handlungsabläufe. Danach kann ich sie als Lehrer sinnvoll einsetzen.
Außerdem gehört klassifiziert, welche Fertigkeiten automatisiert werden müssen (Lesen, Schreiben, Rechnen im Zahlenraum bis 100 u.dgl.), welche vielleicht nicht.
Das mal ganz grob umrissen.
Was die Kompetenzen angeht, steht und fällt alles mit dem favorisierten Kompetenzbegriff. Die Inflation von Kompetenzen bzw. Kompetenzbegriffen, die wir derzeit erleben ist ziemlicher Murks. Die deutsche Sprache machts da sehr einfach mit ihren zusammengesetzten Substantiven. Also man nehme ein beliebiges Substantiv und hänge "Kompetenz" an und schon hat man eine neue Kompetenz erfunden...
Was wir heute Kompetenz nennen, hieß früher "anwendungsbereites Wissen" oder "Wissenstransfer". Mein Kompetenzverständnis speist sich aus der Lehre von Schema und Ausprägung, einem Teilgebiet der Logik sowie aus dem Zusammenhang von Competence und Performance nach Chomsky. Das heißt, Kompetenzen sind für mich verfügbare Handlungsschemata, die es mir erlauben in neuen Situationen handlungsfähig zu sein. Nach Merö ("Die Grenzen der Vernunft") ist Wissen in unserem Hirn in Form kognitiver Schemata organisiert. Das sind letztlich Begriffshierarchien ähnlich (ganz grob ähnlich) denen, die wir als Fachsystematiken (Schema - Asuprägung) kennen.
An dieser Stelle finde ich das Modell Handlungskompetenz = Methoden- + Sozial- + Fachkompetenz (Reihenfolge ist keine Wertung) durchaus sinnvoll und handhabbar.
In diesem Zusammenhang aus meiner Sicht ebenfalls sinnvoll für den Kompetenzerwerb ist das Modell der vollständigen Handlung, allerdings nicht als Dogma und auch nicht ausschließlich als Abbildung von Geschäftsprozessen. Für meinen Unterricht heißt das, es geht um die handlungsorientierte Aneignung von Fachsystematiken.
Grüße
Steffen