Guter Artikel über die Gedanken und Gefühle in Deutschland lebender ehemaliger geflüchteter Menschen aus Syrien angesichts der aktuellen Situation in ihrem Heimatland und der politischen Diskussionen in Deutschland darüber:
Beiträge von Winterblume
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Hier im Forum nicht, das stimmt. Leider aber auf den sozialen Medien unter diversen Artikeln zum Thema oder auch in Zeitungsartikeln einzelner Medien aktuell immer wieder mal zu finden 🥴
Finde das persönlich unfair. Ich glaube, auch in europäischen Ländern würden viele feiern, wenn wir ähnliche Erfahrungen wie die Menschen in Syrien gemacht hätten und die Regierung dann ad hoc fallen würde ...
Von meinen (erwachsenen) Schülern aus Syrien kamen heute einige mit Gebäck oder Schokolade zum Unterricht, das sie an alle verteilt haben. Sie haben sich einfach gefreut über das Regime-Ende und wollten die Freude mit ihren Mitschülern und den Kollegen und mir teilen. War für alle anderen in der Gruppe dann auch okay und kein Problem 👍🏻
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Dass Menschen jubeln, wenn ein Diktator, der jahrelang die eigene Zivilbevölkerung in Kombination mit seinen Verbündeten hat ermorden, verschleppen und foltern lassen, ist menschlich und bedeutet nicht, dass alle Syrer sich nun einen islamistischen Staat wünschen oder bedingungslos hinter den Eroberern stehen. Viele drücken damit einfach ihre Freude über den Fall des Regimes aus, dass sie Jahrzehnte lang unterdrückt und dazu geführt hat, dass Millionen Menschen aus Angst ihr Land verlassen haben. Dass ist für Menschen, die in einem mehr oder weniger seit Jahrzehnten friedlichen europäischen Land aufgewachsen sind, vielleicht nicht immer direkt nachvollziehbar, wird aber verständlicher, wenn man mit Betroffenen selbst über ihre Erfahrungen spricht. Diese Freude und Erleichterung sind nicht automatisch gleichzusetzen mit einer Zustimmung zu extrem religiösen oder extremistischen Ansichten, wie es von der deutschen Presse teilweise aktuell suggeriert wird. Wenn man die arabischsprachige Berichterstattung verfolgt oder mit den Menschen persönlich spricht, zeigen sich auch Skepsis, Vorbehalte und Unsicherheit. Es gibt genug unter ihnen, die sich einen demokratischen Staat wünschen. Ob sich das durchsetzen wird, ist (leider) eine andere Frage ... Falsch ist aber auf jeden Fall eine Pauschalisierung und den nun feiernden Menschen unmittelbar eine Unterstützung von Islamisten zu unterstellen.
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https://www.fr.de/politik/un-d…ftanstalten-93456188.html
Wenn ich diese und ähnliche Artikel lese oder an die sehr sehenswerte Doku "Für Sama" denke, die ich damals über die Bombardierung Ost-Aleppos gesehen habe, finde ich Freude als erste Emotion zumindest auf Seiten der (Exil-)Syrer sehr nachvollziehbar. Was jetzt kommt, bleibt abzuwarten ... Die Menschen in Syrien freuen sich über den Fall des Regimes, aber sie sind auch skeptisch gegenüber dem Neuen. Ich kannverstehen, dass nicht jeder von ihnen gleich an Rückkehr denkt angesichts der Unsicherheit der Lage.
Ich bin gespannt, wie die Stimmung morgen unter meinen Lernenden sein wird.
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Und noch ein Beweis dafür, dass es sich bei der AFD nicht um eine demokratische Partei handelt:
https://www.derwesten.de/polit…nk-grobe-id301255046.html
Anstatt Empathie mit den damals größtenteils vor Krieg, politischer Verfolgung oder Armut teilweise unter Lebensgefahr nach Deutschland geflüchteten Menschen aus Syrien zu zeigen, philosophiert man in AFD-Kreisen bereits darüber, den Sturz der bisherigen Regierung im Sinne der eigenen Abschiebepläne zu nutzen. Jetzt, wo noch niemand weiß, wie sich die politische Lage entwickeln wird und das Land immer noch am Boden ist vom jahrelangen Krieg und der aktuell massiven Inflation.
Ich finde das absolut beschämend und ekelerregend.
Mir ist klar, dass nicht alle AFD-Wähler Rassisten sind und einige die Partei wohl nur aus Protest oder Verzweiflung über die eigene schwierige Lebenssituation und Enttäuschung von den Alt-Parteien wählen. Aber nichtsdestotrotz gibt es rassistische, menschenfeindliche Denkweisen innerhalb der AFD und damit ist es ganz klar keine Partei, die das Adjektiv "demokratisch" verdient.
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Hallo,
es tut mir leid und es entsetzt mich ehrlich gesagt zu lesen, dass du so negative Erfahrungen bei deinem BEM-Gespräch machen musstest. So sollte es definitiv nicht laufen! Und die Art, wie diese beiden Damen mit dir umgegangen sind, ist eine Frechheit, gerade vor dem Hintergrund, dass du ohne den Vorfall damals am Arbeitsplatz gar nicht erst erkrankt wärst ...
Ich hatte dieses Jahr aufgrund gesundheitlicher Probleme, die zu wiederholten AUs geführt haben, ebenfalls ein BEM-Gespräch und bin froh, dass es insgesamt gut verlaufen ist. Hatte mir als Begleitperson eine Vertrauensperson mitgenommen. Diese moralische Unterstützung hat mir damals dabei geholfen, sich für mich und meine Bedürfnisse einzusetzen und nicht einzuknicken unter dem Druck von Arbeitgeberseite aus.
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Meine rein subjektiven Erfahrungen zum Thema:
Ich bin nicht hochbegabt, hatte aber in meiner Schulzeit viel Spaß an Deutsch und Französisch und habe laut meinen damaligen Lehrer auch ein besonderes Talent für diese Fächer gezeigt. Daher war ich im Unterricht irgendwann regelmäßig frustriert auch gelangweilt, wenn meine Mitschüler dieses Interesse nicht geteilt haben und ich gefühlt ewig darauf warten musste, bis auch der letzte aus der Klasse mit Aufgaben fertig war, die ich wesentlich schneller erledigt hatte. Ich war nie der Typ, der das hat raushängen lassen (finde, Arroganz ist eine sehr unangenehme Charaktereigenschaft ...). Eher im Gegenteil, ich habe oft und auch gern Klassenkameraden geholfen, die Probleme mit dem Stoff hatten und die meisten Lehrer mochten mich, weil ich sehr ruhig war und nie Ärger gemacht habe. Insgeheim habe ich mir aber oft doch gewünscht, dass jemand vielleicht mal mehr auf mich eingegangen wäre, ich z.B. schwierigere Aufgabenstellungen bekommen hätte oder die Möglichkeit zu einem Schülerstudium. (Damals war das leider noch nicht so bekannt und wenn, dann nur für naturwissenschaftliche Fächer). Ich glaube, das hätte mir beides Spaß gemacht und sich positiv auf meine Entwicklung ausgewirkt.
Eine Lehrerin schlug mir dann irgendwann vor, eine Klassenstufe zu überspringen, weil ich es durch Fleiß und Ehrgeiz geschafft hatte, auch in Fächern gute Noten zu bekommen, die mir nicht von Natur aus lagen. Ich habe mich aber bewusst dagegen entschieden, weil ich genau wusste, dass meine Begabung sich auf den geisteswissenschaftlichen Zweig bezieht und Mathematik und ich in diesem Leben keine Freunde mehr werden ... Bin in der Oberstufe dann auch in Mathe von 2 auf 4 gerasselt 🥴
Irgendwann hatte ich aber Glück und wir bekamen eine sehr motivierte junge Referendarin in Französisch. Sie bemerkte, wie es mir ging und setzte sich dafür ein, dass ich ein Jahr früher an der DELF-AG und den Prüfungen dafür teilnehmen konnte als üblich. Fand ich toll, endlich neue kognitive Herausforderungen! Habe diese Lehrerin dann sehr vermisst, als sie irgendwann die Schule wechselte, weil ich das Gefühl hatte, endlich erkennt jemand meine Situation und geht auf mich ein.
In der Oberstufe wurde es dann generell besser, als mit der LK-Wahl die Möglichkeit bestand, eigene Interessen zu vertiefen.
Eine andere Lehrerin fragte mich irgendwann auch, ob ich Lust hätte, jüngeren Schülern Nachhilfe zu geben; das hat mich dann die Oberstufenzeit über begleitet und mir viel Spaß gemacht.
Trotzdem war es für mich wie eine andere Welt, als ich nach dem Abi an die Uni gegangen bin und das erste Mal auf andere Leute in meinem Alter getroffen bin, die meine Begeisterung für meine Interessengebieten geteilt und auch gerne gelernt haben. An der Uni hat niemand etwas gesagt, wenn man dicke Romane gelesen hat, in der Freizeit gerne Geschichten oder Gedichte geschrieben hat oder anderweitig kreativ und generell kulturell interessiert war ...
An der Schule hatte ich, gerade in der Mittelstufe, dagegen oft das Gefühl, ein Fremdkörper zu sein, weil ich größtenteils andere Interessen hatte als viele Mitschüler und gerne gelernt habe. Bin deswegen eine zeitlang leider auch von drei, vier Leuten gemobbt worden.
Deswegen habe ich ein Herz für alle Lehrkräfte, die in ihren Fächern nicht nur auf die schwächeren Schüler oder die breite Mehrheit schauen, sondern sich auch Gedanken um die leistungsstarken, motivierten Leute machen. Es muss ja nichts Großes sein! Aber hier und da mal eine anspruchsvolle Extraufgabe geben oder ein interessantes Fachbuch ausleihen, auf die Möglichkeit eines Schülerstudiums hinweisen oder zur Teilnahme an Wettbewerben oder AGs ermöglichen, die zum Interessengebiet des jeweiligen Schülers passen ... Das allein kann schon ganz viel ausmachen.
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Die Frage, ob uns eine neue Flüchtlingswelle erwartet, ist nicht die erste, die einem einfallen sollte, wenn man von den Geschehnissen in Syrien liest.
Zumindest würde ich mir wünschen, dass die Menschen erst einmal Empathie mit der Zivilbevölkerung empfinden würden als Sorge vor neuen "Flüchtlingswellen". Oder Diskussionen über Grenzschließungen und Co., wie man sie gerade in den Social Media unter den Nachrichtenmeldungen teilweise zu lesen bekommt.
Aktuell sterben nämlich (wieder) Zivilisten, Krankenhäuser werden bombardiert (Idlib) und die Stadtbevölkerung von Aleppo hat aktuell Ausgangssperre und muss die Unsicherheit, was nun als nächstes geschieht, aushalten. Sie fürchten eine Bombardierung der Stadt durch die Russen und das Assad-Regime wie diejenige Ost-Aleppos damals in der Hochphase es Krieges. Für ein Land, das gerade eh schon unter extremer Inflation leidet und und noch genug Schäden von dem jahrelangen Krieg und teilweise dem Erdbeben 2023 davonträgt, bedeuten die neuen Entwicklungen aktuell nur noch mehr Leid.
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Gute Frage ...
Ich habe an frühere Erfahrungen gedacht, die ich gemacht und im Umfeld mitbekommen habe. Bin z.B. einmal in der Bahn von einer offensichtlich betrunkenen Person angegangen worden tagsüber und niemand hat geholfen, obwohl die Bahn sehr voll war. Da hätte ich mir wirklich Hilfe gewünscht ... Und ähnliche Geschichten im näheren und weiteren Umfeld.
Aber am Ende ist natürlich auch das nur ein subjektiver Eindruck und es gibt keine Statistiken. Vielleicht habe ich das auch zu negativ bewertet, jetzt wo du es sagst.
Nachbarschaftshilfe kenne ich aus meiner Kindheit auf dem Land auch noch gut und fand es immer sehr schön 😊
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Dass ständig Teilnehmer, die offensichtlich ziemlich krank sind, zum Unterricht kommen, nervt mich auch ziemlich und ich finde es verantwortungslos sowohl den Mitschülern als auch den Lehrkräften gegenüber, die sich dann vielleicht anstecken. Meine Schwester ist Erzieherin und war in der Anfangszeit ihrer Ausbildung sehr oft krank, gerade weil eben viele Eltern ihre Kleinen trotz Infekten geschickt haben 🥴
Allen gerade Kranken gute Besserung! Wir sind uns hier auch noch am Auskurieren 🤧
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Hatte diese Woche ad hoc leider starke Kreislaufprobleme auf dem Weg zur Arbeit (stellte sich nachher heraus, dass es von einem Infekt kam). Zum Glück saß einer meiner Teilnehmer zufällig mit mir in der U-Bahn und hat schnell Hilfe organisiert und ein anderer netter Herr hat mir noch Wasser aus einem der umliegenden Geschäfte gebracht. Hat mich echt berührt diese Zivilcourage. (Ich weiß, sollte eigentlich selbstverständlich sein, aber ist es leider nicht.)
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Scheine schon wieder einen Infekt auszubrüten 😣 Seit wir aus dem Herbsturlaub zurück sind, sind sowohl mein Mann als auch ich gesundheitlich angeschlagen und die Symptome kommen bei uns, bessern sich, gehen aber nie so ganz, kommen dann wieder. Keine Ahnung, was da los ist. Auf jeden Fall nervig. Mein Mann ist eigentlich gesundheitlich sehr robust zum Glück, aber im Moment geht's ihm ähnlich wie mir.
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FrauLehrerin123 und andere mit Erfahrung bei dem Thema:
Wollt ihr dann auch zweisprachig erziehen? Das ist ein Thema, um das mein Mann und ich uns neben der Namenssuche ebenfalls schon viele Gedanken im Vorab machen.
Uns wäre es wichtig, dass das Kind sowohl Deutsch als auch die Sprache aus dem Heimatland meines Mannes lernt. Wir fänden es schön, wenn er/sie in der Lage ist, nicht nur mit dem deutschen Teil unserer Familie, sondern auch mit Oma, Opa, Tanten, Cousinen usw. auf Seiten meines Mannes zu kommunizieren, eine familiäre Verbindung zu ihnen aufbaut und diesen Teil seiner/ihrer Wurzeln eben auch kennenlernt.
Aus der Weiterbildung heraus weiß ich ein paar Dinge darüber, wie man eine zweisprachige Erziehung gestalten kann und was wichtige Punkte sind. Aber es wäre toll, sich auch mal mit Menschen austauschen zu können, die das Ganze auch aus der "Praxis" kennen oder vielleicht damals als Kinder selbst erlebt haben und nicht nur aus der Theorie 😅
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Meine Eltern haben es damals so gemacht, dass jeder von uns Kindern zwei Vornamen bekommen hat - einen durfte unsere Mutter aussuchen, einen unseren Vater, wobei sie dann noch darauf geachtet haben, dass die Namen zusammen schön klingen.
Ich mochte meinen zweiten Vornamen lange Zeit lieber als den ersten, wegen dessen ich in der Schulzeit immer wieder mal geärgert worden bin. Eine zeitlang habe ich darum als Teenager versucht durchzusetzen, dass alle mich mit dem zweiten Vornamen ansprechen. Hat aber leider nicht funktioniert 😅 Nur meine beste Freundin hat sich daran gehalten und nennt mich bis heute bei diesem Namen.
Fun Fact: Das Standesamt wollte meinen Eltern damals die von ihnen gewünschte Schreibweise meines zweiten Vornamens nicht genehmigen mit der Begründung, diese Schreibweise gäbe es nicht. Das war aber nachweislich falsch. Trotzdem kamen sie dagegen nicht an, sodass mein zweiter Name heute so geschrieben wird, wie es der Standesbeamte wollte, was leider oft in einer falschen Aussprache des Namens resultiert, wenn ich mich doch mal irgendwo mit beiden Namen vorstelle oder sie an offizieller Stelle angeben muss. Eigentlich nur eine Kleinigkeit, aber es nervt mich seit Jahren ...
Meine Geschwister und ich fanden es nichtsdestotrotz alle immer schön, zwei Vornamen zu haben statt nur einen und ich denke, mein Mann und ich werden unseren zukünftigen Kindern auch zwei Namen geben. Da wir in einer binationalen Beziehung leben, stellt sich auch uns die Frage nach der Herkunft bzw. Reihenfolge der Namen. Bisher sind wir uns noch unschlüssig, klar ist aber, dass der erste Namen ein Namen sein soll, der in beiden Sprachen gut aussprechbar ist. Da es zwei sehr unterschiedliche Sprachen sind, ist das nicht ganz so einfach, aber ein paar Ideen gibt es schon ☺️
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Eine meiner früheren Nachhilfeschülerinnen hat Diabetes Typ 1. Sie war damals erst 9 Jahre alt, hatte aber schon ein sehr gutes (kindgerechtes) Wissen über ihre Erkrankung und darüber, was im Notfall zu tun ist.
Als ich die Information damals von den Bürokollegen bekam, dass das Mädel Diabetes hat, war mir erst etwas mulmig zu Mute ehrlich gesagt, da ich keine Erfahrung mit dieser Erkrankung bei Kindern hatte und nur Diabetes Typ 2 von meinem Vater kannte. Also fragte ich die Schülerin, was im Notfall zu tun sei und las später auch noch zuhause dazu nach. Letzteres wäre aber ehrlich gesagt gar nicht nötig gewesen, weil das Mädchen mir alles selbst super erklären konnte. Sie kontrollierte während des Nachhilfeunterrichts regelmäßig ihre Werte, gab mir direkt bescheid, wenn sie sich mal nicht so gut fühlte und leitete dann auch direkt eigenständig Gegenmaßnahmen ein bzw. gab mir Instruktionen, was ich tun sollte (einmal z.B. ging es darum, ihr auf die Schnelle ein zuckerhaltiges Getränk zu organisieren). Ich war und bin immer noch beeindruckt, wie souverän dieses Kind mit seiner Krankheit umgehen konnte. Ihre Mutter traute ihr viel zu und zum Glück schien das auch alles sehr gut zu klappen 👍🏻 Auch in der Grundschule kam sie meines Wissens ohne Integrationskraft alleine klar; die Klassenlehrerin und alle anderen ihrer Lehrer waren im Vorfeld informiert worden von der Familie.
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Hallo Liv,
ich habe zwar kein klassisches Lehramtsstudium samt Referendariat absolviert, sondern einen geisteswissenschaftlichen Studiengang mit anschließender DaF-/DaZ-Weiterbildung, doch als noch recht frische Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache in der Erwachsenenbildung konnte ich mich in deinen Worten trotzdem gut wiederfinden.
Gerade die erste Zeit über hatte ich an mich selbst den Anspruch, möglichst jede Teilnehmerfrage zur Grammatik sofort und ausführlich beantworten zu können, jede Unterrichtseinheit möglichst kreativ und vielfältig zu gestalten und dazu noch auf die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Schülers möglichst perfekt einzugehen (was gerade in Integrationskursen nicht so einfach ist, weil man von der Akademikerin mit soliden Kenntnissen in verschiedenen Fremdsprachen bis zum älteren Herrn, der seit dreißig Jahren aus der Schule heraus ist bis hin zu jungen Menschen, die aufgrund der Kriegssituation in ihrem Heimatland nur eine rudimentäre Schulbildung haben, alle möglichen Lebens- und Bildungsbiographien im Kurs hat). Wie du beschreibst, habe ich auch sehr lange an der Vorbereitung gesessen, mich im Vergleich zu meinen erfahrenen Kolleginnen und Kollegen klein gefühlt und hatte Angst, dass die Teilnehmer vielleicht bei mir nicht den guten Unterricht bekommen könnten, den sie verdient haben.
Jetzt, nachdem die ersten Monate mit meinem ersten eigenen Kurs um sind, habe ich gemerkt, was für einen Druck ich mir mit meinem Perfektionismus selbst gemacht habe. Ich versuche jetzt, viele dieser Punkte anders zu händeln.
Ja, ich möchte z.B. immer noch gut vorbereitet sein auf den Unterricht und ein solides Fachwissen haben. Aber ich bekomme keine innerlichen Schweißausbrüche mehr bei dem Gedanken, eine Teilnehmerfrage mal nicht direkt beantworten zu können. Wie die anderen geschrieben haben, meiner Erfahrung nach verzeihen es einem die Schüler problemlos, wenn man mal eine besondere Detailfrage oder Ähnliches nicht ad hoc beantworten kann und die Antwort dann nachliefert, sobald man sich dazu schlau gemacht hat.
Auch, was kreative Unterrichtsgestaltung angeht, hatte ich mir selbst mehr Druck gemacht als nötig. Viele der Teilnehmer bei uns arbeiten beispielsweise ganz gerne mit dem Lehrbuch und sind irritiert oder teilweise auch erst mal überfordert, wenn ich zu viele für sie ungewohnte oder neue Methoden auf einmal ausprobieren möchte. Das Arbeiten entlang des Lehrwerks gibt ihnen anscheinend Sicherheit. Deshalb versuche ich jetzt, das bei meiner Unterrichtsplanung zu berücksichtigen und neue Aufgabenformate, kreative Projekte etc. erst nach und nach einzubauen.
Für die Vorbereitung habe ich mir selbst täglich eine grobe Zeitvorgabe gesetzt, die ich versuche, nicht zu überschreiten (außer in besonderen Situationen wie Prüfungsphasen). Danach werden die Arbeitssachen weggelegt und ich widme mich, wenn möglich, schönen Dingen, die mich erfreuen oder mir gut tun wie meinen Hobbys, meiner Familie etc. Seitdem ich dies so handhabe, bin ich deutlich entspannter als zuvor, wovon dann nicht nur meine Gesundheit, sondern auch der Unterricht und die Teilnehmer profitieren langfristig 😊 Ohne die übertriebenen Sorgen und Ängste im Hinterkopf bin ich nämlich viel entspannter im Unterricht, bekomme mehr mit von dem, was gerade in der Unterrichtssituation um mich herum los ist und kann besser auf das Wahrgenommene eingehen.
Ich könnte noch mehr schreiben, aber ich glaube/hoffe, die Botschaft ist jetzt schon deutlich geworden ... Ich kann mich auf jeden Fall ziemlich gut mit deinen Schilderungen identifizieren und würde auch den Tipp geben, langfristig - wie du es ja schon vorhast - im Rahmen einer Therapie an den inneren Überzeugungen und Glaubenssätzen zu arbeiten, die den Perfektionismus und die damit verbundenen Ängste und Panikattacken befeuern. Angststörungen fühlen sich leider sehr fies an, sind aber in der Regel zum Glück gut behandelbar, wie ich auch erfahren durfte 🌸
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Ich habe mich diese Woche total gefreut darüber, dass mein Kurs mich zu meinem Geburtstag mit schönen Blumen und einer lieben Karte überrascht hat 🌺🌻 Vor allem, da unser Start vor ein paar Monaten eher holprig war aus verschiedenen Gründen. Doch nun haben wir ein gutes Kursklima und es macht Spaß, miteinander zu arbeiten.
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Ich hatte damals Latein ab Klasse 9, weil ich zu dieser Zeit noch Medizin studieren wollte, und habe es dann bis zum Latinum weitergemacht. Im Nachhinein bin ich sehr froh darüber, denn unser Lateinlehrer war sehr "old school" und hat viel Wert auf solide Grammatikkenntnisse gelegt. Das hat mir dann sowohl beim Erlernen und Vertiefen anderer Fremdsprachen als auch später im Studium und aktuell bei der Arbeit als DaF-Lehrerin, die gerade in den Anfangsniveaustufen recht grammatiklastig ist, sehr geholfen. Ich freue mich immer wieder, wenn ich unter meinen erwachsenen Lernenden ein paar sitzen habe, denen ich nicht erklären muss, was "Indikativ", "konjugieren" und Co. bedeuten; das macht die Arbeit deutlich einfacher.
Im Vergleich zu Französisch, das ich ab Klasse 7 gewählt hatte und später dann auch als Leistungskurs genommen habe, empfand ich Latein schon als trockener und zäher insgesamt. Trotzdem war es meist interessant und ich mochte die vielen geschichtlichen Aspekte im Unterricht.
Bei Französisch habe ich immer den Klang geliebt als auch die Auseinandersetzung mit literarischen Texten später in der Oberstufe. Fabeln, Stücke von Molière, das Analysieren von Chansons ... Neben Deutsch war es immer mein Lieblingsfach.
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Nachdem mich gestern meine chronischen Erkrankungen leider ziemlich mit Schmerzen gepiesackt haben, fühle ich mich heute gut und habe wieder viel mehr Energie für Unterricht und Privatleben 😊
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Zur Ausgangsfrage des Threads: Die würde ich ganz klar verneinen, vor allem, wenn ich so etwas hier lese:
https://www.tagesschau.de/inla…t-abschiebe-lied-100.html
Das ist kein Verhalten, das einer angeblich demokratischen Partei entspricht.
Als Partnerin eines Mannes, der damals sein Heimatland aufgrund von Krieg verlassen musste, wird mir - man verzeihe mir die Wortwahl - kot*übel angesichts dieser Hetze gegen geflüchtete Menschen und andere Migranten, die sich immer mehr in unserer Gesellschaft auszubreiten scheint und aktuelle, tragische Geschehnisse, als Aufhänger für Diskriminierung und Rassismus nimmt, statt mit kühlem Kopf nach Lösungen zu suchen.
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