Was genau müssten Eltern deiner Meinung nach in der Erziehung falsch gemacht haben, damit schon ein Krabbelkind motorische Unruhe und hyperaktive Auffälligkeiten zeigt, sich nicht alleine beschäftigen kann, etc.?
Vom Krabbelalter war bislang nicht die Rede, derartige Auffälligkeiten bei Säuglingen wäre noch mal ein eigenes Thema.
Und dass du fragst, was alles schieflaufen kann, damit Kinder die genannten Auffälligkeiten zeigen wundert mich zwar, aber ich kann gerne Beispiele nennen. Ängste beispielsweise, psychische Erkrankung eines Elternteils (z.B. auch, wenn die Haupt-Bezugsperson selbst hyperaktiv und impulsiv ist) Stress durch besonders belastende Ereignisse, die nicht gut kommuniziert und verarbeitet werden wie häufige Umzüge oder Trennung der Eltern, die gerade selbst damit überfordert sind und keine stabilen Bezugsperson über einen längeren Zeitraum darstellen können, um den Stress des Kindes angemessen regulieren zu helfen.
Und zur angeborenen Störung und der Frage nach Geschwistern: das gilt m.E. für viele psychischen Erkrankungen. Es gibt erbliche Komponenten, Umweltfaktoren, soziale Faktoren und akute Belastungen, die psychische Erkrankungen auslösen oder verstärken können. Geschwister wachsen durchaus auch verschieden auf, innerhalb von 2, 3 oder wesentlich mehr Jahren, in denen Geschwisterkinder geboren werden, können sehr große Veränderungen in einer Familie passieren.
Vielleicht können wir auch wieder von dem Schuldbegriff wegkommen? Es geht nicht darum, wer was falsch gemacht hat, sondern wie man mit den Problemen umgeht, die ein Kind oder Jugendlicher hat und unter denen es/er selbst leidet. Wenn man Hyperaktivität für eine Erkrankung wie Diabetes hält, bei der lediglich etwas substituiert werden muss, das der Körper nicht herstellen kann, um zu überleben, dann blendet man halt alle weiteren Faktoren aus. Bei einer Essstörung, Depression oder Trennungsangst käme nie einer auf die Idee, sowas zu behaupten, auch wenn bestimmte Medikamente helfen könn(t)en, dass es einem besser geht. Siehe Beispiel Serotoninwiederaufnahmehemmer, die a) nicht bei jedem mit depressiver Symptomatik helfen und deren Wirkung b) noch nicht mal klar ist, mit der Serotoninwiederaufnahme hat's wohl dann doch nicht so viel zu tun wie angenommen.