Beiträge von Quittengelee

    fossi74 , ich finde das nicht polemisch, ich schrieb von Gründen, das Gymnasium zu wählen und das bezieht sich natürlich auf eine allgemeine Zukunftsperspektive und nicht darauf, ob im Einzelfall ein Mensch mit Realschulabschluss gut verdienen kann. Und sich selbst zu überlegen, was man sich für seine Kinder wünscht, ist doch nicht der falscheste Weg zu überlegen, warum sich das Gros der Familien wie verhält.


    Es ist doch eigentlich wie mit der Verteidigung der Förderschulen. Man kann sie als Lehrkraft noch so toll und sinnvoll finden, solange Eltern Inklusion wollen, solange sollte man überlegen, warum Förderschulen einen schlechten Ruf haben. Wenn man die Ängste der Eltern nicht ernst nimmt, kann man deren Einstellung auch nicht beeinflussen und auch tatsächlich vorhandene Probleme nicht ändern.


    Aber ich bin privat eh bald durch mit dem Thema Schule *Halleluja*

    Irgendwann sind die Kinder so groß, dass sie selbst wissen, was gut für sie ist...

    In Bayern haben die Hälfte der Schülys, die auf die Realschule gehen, die Eignung fürs Gymnasium. HIer stimmt es definitiv nicht, dass die Eltern allein den Weg übers GY als einzige Alternative amsehen. Das liegt sicher darin begründet, dass die Realschulen einen guten Ruf haben und deren Abschluss eine ausgezeichnete berufliche Perspektive bieten.

    Das glaube ich gern. Wo außer in Bayern gibt's eigentlich noch Realschulen? Und darf ich fragen, wie es bei euren Hauptschulen aussieht, welchen Ruf genießen diese in der Mittelschicht?

    Die Leute gehören aufgeklärt und nicht von den Linken ständig über anscheinende Bildungsungerechtigkeiten verunsichert.

    Ja, die Leute gehören aufgeklärt, das sagte ich bereits. Und trotzdem ist es ein komplizierter Umweg, verbunden mit Schulwechsel und zunächst der niedrigere Bildungsweg. Was ich davon halte ist total egal, die Eltern, die ihre Kinder trotz anders lautender Empfehlung auf dem Gymnasium anmelden, die will man doch irgendwie erreichen.


    Wen du mit der Linken meinst, weiß ich nicht, für Gesamtschulen in Sachsen hat z.B. eine Volksinitiative gekämpft, das Gesetz haben vor 5 Jahren CDU, SPD und Grüne auf den Weg gebracht. Ob die von den Eltern angenommen werden, die die Schulart unbedingt haben wollten, sei mal dahingestellt.

    Das hängt stärker von dem ab, was man draus macht, als vom Abi an sich. Der KFZ-Meister mit fünf, sechs Mitarbeitern hängt 90% der Akademiker genauso locker ab wie der dito Heizungsbauer. Natürlich braucht es dafür Köpfchen und etwas Unternehmergeist. Aber den lernt man am Gymnasium genauso wenig wie an der Gesamtschule.

    Statista schrieb: "Demnach haben Beschäftigte in Vollzeit mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung im April 2022 durchschnittlich 3.521 Euro brutto verdient. Ohne einen beruflichen Ausbildungsabschluss waren es hingegen nur 2.817 Euro und damit rund 700 Euro weniger. Wer einen Meister-, Techniker-, oder Fachschulabschluss vorweisen konnte, kommt im Durchschnitt sogar auf 4.826 Euro.

    Eine akademische Laufbahn wird oft mit einem besonders guten Gehalt belohnt. Bei promovierten oder habilitierten Beschäftigten betrug der durchschnittliche Verdienst sogar 8.687 Euro. Mit einem Masterabschluss erzielen Beschäftigte im Schnitt 6.188 Euro und liegen damit mehr als 1.000 Euro über einem Handwerksmeister. Mit einem Bachelor liegt man dagegen im Schnitt unter Beschäftigten mit einem einen Meister-, Techniker-, oder Fachschulabschluss. Neben dem Bildungsabschluss werden die Verdienste auch stark von der Berufswahl beeinflusst, wie diese Statista-Grafik zeigt.



    Oder hast du deine Kinder auf einer Mittelschule angemeldet, weil sie als KfZ-Meister*in mehr verdienen könnten als als Ethnolog*in?

    Quittengelee: Warum ist es so entscheidend, wer überhaupt Abitur macht? Du misst dem Abitur mehr Wert zu als es tatsächlich der Fall ist.

    Das ist der höchste Bildungsabschluss, mit dem man später am meisten verdient. Was vermutest du, warum Eltern mit Hochschulabschluss alles daran setzen, ihre Kinder aufs Gymnasium zu bringen, egal was die Grundschule empfiehlt?


    Edit: und natürlich die soziale Erwartung an die Klientel im Gymnasium. Wenn du ernsthaft glaubst, die Hauptschule habe denselben Ruf wie das Gymnasium, bist weltfremder als ich dachte.

    Eben passenden Artikel gelesen:

    Interessant: Befragt wurden hier mal Jugendliche selbst zur Akzeptanz der ihnen zugewiesenen Schulart.


    Schlusssatz:

    "...Das Problem: „Der richtige Bewertungsmaßstab für Sinn oder Unsinn der Mehrgliedrigkeit bleibt oft unklar. Ist entscheidend, in welchem System benachteiligte Kinder mehr Kompetenzen erwerben oder in welchem sie höhere Abschlüsse erzielen? Betrachtet man nur die akademischen Folgen einer frühen separaten Beschulung? Oder berücksichtigt man auch die gesellschaftlichen Folgen eines frühen Auseinanderdriftens der Lebenswelten von Kindern studierter und nicht studierter Eltern? Ist die Mehrgliedrigkeit an sich das Problem oder eher die unfaire Zuweisung?“ Je nachdem, wie die Antworten ausfallen, steht oder fällt die Akzeptanz des gegliederten Schulsystems. News4teachers


    https://www.news4teachers.de/2…ptschueler-und-migranten/

    Du solltest weniger Links posten sondern das berufliche Bildungssystem kennen. Google als Ersatz für Bildung ist bitter von einer Lehrkraft


    Achso, ich dachte fälschlicherweise, du hättest Interesse daran, dich mit der Realität und Fakten auseinanderzusetzen, sorry fürs Missverständnis.


    ...Ganz allgemein wäre es wichtig, Eltern und später Jugendliche und junge Erwachsene bei ihren Entscheidungen zu beraten und sie über die Vor- und Nachteile aller alternativen Bildungswege gut zu informieren.


    Was ich bereits vor rund drei Seiten schrieb. Über die Möglichkeiten wissen aber auch gebildete Eltern aus der Mittelschicht zu wenig, sie halten es für ihre Kinder ja auch nicht für relevant. Lehrkräfte übrigens auch nicht, frag mal 10 x-beliebige Kolleg*innen, welche konkreten Möglichkeiten Jugendliche ab Klasse 9 in ihrem Landkreis haben und was das an Wahlmöglichkeiten, Schulabschlüssen und natürlich auch Schulwechseln mit sich bringt.


    Edit: eine persönliche Frage, was würdest du selbst dafür tun, deine Kinder aufs Gymnasium zu bringen, wenn sie Noten im Zweier-/ Dreierbereich hätten? Mich interessieren die Noten deiner Kinder nicht. Nur so als Gedankenexperiment, ob du mit der Oberschule oder Gesamtschule spontan zufrieden wärst, wenn die Grundschule dies empfehlen würde.

    Dann sage ich dir in klaren Worten: Das deutsche Bildungssystem ist durchlässiger als die Linken gerne predigen; nur wie die meisten haben die keine Ahnung vom beruflichen Bildungsweg. Deshalb wiederholt man gerne den Schwachsinn obwohl es falsch ist. Und das Lehrer darauf hereinfallen zeigt dass viele es auch nicht wissen :aufgepasst:


    Man kann also ohne Probleme sogar ohne Schulabschluss eine Ausbildung machen die dann als gleichwertig zum Hauptschulabschluss gewertet wird. Danach geht's weiter ohne Probleme.

    Ja, klar, deswegen reißen sich auch alle Eltern und Lehrkräfte um Plätze bzw. Stellen an Oberschulen und Gesamtschulen, ganz besonders in Großstädten.


    Und nee, das ist auch ganz offiziell kein Schwachsinn,

    OECD: "Das sozioökonomische Profil einer Schule hängt am stärksten von der Leistung in Ländern wie Belgien, Bulgarien, Frankreich, Ungarn, der Slowakischen Republik, Slowenien und den Niederlanden ab, wo benachteiligte Schüler an benachteiligten Schulen in Naturwissenschaften mehr als 130 Punkte besser abschneiden als Schüler an benachteiligten Schulen Schulen. Aber in Finnland, Norwegen und Polen schneiden Studierende aller sozialen Schichten gut ab."


    Oder...

    https://www.bpb.de/shop/zeitsc…ale-herkunft-und-bildung/


    Oder ... Google selbst

    Der Klassenteiler am Gymnasium ist doch nicht besser als an anderen Schulen. Wie kommt ihr auf die Idee? Ist das in anderen Bundesländern so? In Bayern sind die Klassen an Gymnasium und Realschule auf jeden Fall im Durchschnitt größer als an Grund- und Mittelschule.

    In Sachsen beträgt die Klassenstärke in der Regel 28 in allen Schularten. Erste/zweite Klasse Obergrenze bei 25, LK am Gym bei 22.

    Wieso ist das ein großes Problem in Deutschland, dass es statistisch gesehen mehr gutbetuchte aufs Gymnasium schaffen?


    Fleißige und kluge Menschen bringen es sowohl häufiger zu Wohlstand als auch häufiger zu fleißigem und klugem Nachwuchs, was die Korrelation Haushaltseinkommen/Gymnasiastenquote erklärt, das doch gut nachvollziehbar und nicht schlimm.

    Nein, das siehst du falsch. Soziale Herkunft und Schulerfolg sind in Deutschland eng miteinander verknüpft und zwar mehr als in anderen Staaten. Das bedeutet, dass es ein intelligentes Kind aus einem armen Haushalt seltener schafft, bis zum Abitur zu kommen als ein dummes Kind aus einem reichen Haushalt. Und das liegt an Strukturen des Schulsystems. Verzeih die vereinfachende Zuspitzung, aber da es tatsächlich Leute gibt, die deiner Aussage zustimmen, hatte ich das Bedürfnis, es noch mal in klareren Worten zu sagen.

    Wenn ich 10 Stunden arbeiten würde, würde ich mit 10 von 25 Zeitanteilen an Konferenzen teilnehmen. Sprich: wenn's was zum Abstimmen gibt, komme ich, wenn es reicht, das Protokoll zu lesen, komme ich nicht. Wäre jetzt so meine Idee.


    Zum GdB weiß ich nichts Genaues, kann man da nicht auch zusammen mit Schwerbehindertenvertretung und Schulleitung festlegen, was geht und was nicht? Wer im Rollstuhl sitzt, kann nicht im dritten Stock ohne Aufzug arbeiten. Und wer was anderes hat, kann was anderes nicht, zum Beispiel vertreten. Es ist natürlich nett, dass du gefragt wirst, aber so fühlst du dich jedes Mal im Zugzwang und in stressigen Ausnahmephasen, wie zum Beispiel Prüfungen, vergisst vielleicht auch der Stundenplaner einfach, dich noch mal zu kontaktieren. Wäre es fest geregelt, bräuchtest du die Diskussion nicht.

    eben, wir haben als Gymnasium keine Mensa, unsere Gemeinschaftsschulen, Realschulen und Werkrealschulen schon (liegt auch daran, dass sie Platz haben und wir nicht), Smartboards etc. erhielten alle (!) Schulen gleichzeitig.


    ...

    Ich vermute, du gehst zu sehr von deiner persönlichen Situation aus. Wenn dein Gymnasium im Brennpunkt liegt, hast du möglicherweise ein verzerrtes Bild davon, was für das Gros der Schulen gilt.


    Ich habe eine x-beliebige Fördervereinsseite eines Karlsruher Gymnasiums geöffnet, die Beispiele ihrer Ausgaben aufgelistet haben. Die Hauptschule will ich sehen, die Gleiches berichten kann. Und natürlich ist das Privatsache, es zeigt aber gut, warum welche Eltern ihr Kind nicht auf der Oberschule (Gesamtschule) haben wollen. Solange es das Gymnasium als eigenständige Schulform ab Klasse 5 gibt, solange wird es diese Diskussion geben.

    Sorry, aber du widersprichst dir in einigen Punkten. Was ist denn das Ziel des Gymnasiums? Wenn du homogenere, leistungsstärkere Klassen willst, kannst du nicht gleichzeitig SuS für Ausbildungsberufe vorbereiten wollen. Das Ziel muss dann für die meisten klar Abitur und Studium sein. Dass das in Klasse 4 nicht deutlich absehbar ist, sage ich ja gerade. Du findest aber, Grundschullehrkräfte sollen das entscheiden.


    Der Förderverein war ein Beispiel für die Privilegiertheit der Gymnasien, da es statistisch gesehen natürlich mehr Gutbetuchte aufs Gymnasium schaffen. Das ist ein großes Problem in Deutschland, will man das auffangen und will man mehr Eltern dazu animieren, ihr Kind auf eine Gesamtschule oder Oberschule zu schicken, muss man diese Schulen attraktiver machen.


    Was ist denn sonst dein Lösungsansatz?

    Ich mach mal einen Vorschlag, der m.W. noch nie geäußert wurde. Wir führen den Notenschnitt nicht nur wieder ein, sondern heben ihn an, so dass nur noch 20-25% eines Jahrgangs aufs Gymnasium gehen.


    Oberschulen und wie sie alle heißen, werden ausgebaut, der Ruf muss verbessert werden. Zum Beispiel mit Profilwahl ab Klasse 7, Klassenteiler bei 22 (am Gym bei 30), Sanierungen im großen Stil, Kontingente für Sprachreisen/Schüleraustausch, Musikunterricht, neue Sporthallen, ausgebaute Berufsvorbereitungsprogramme ab Klasse 8, und vor allem gleitende Übergänge und Öffentlichkeitsarbeit, welche Schulwege es gibt, die über "jaja, irgendwie kann doch eigentlich jeder Abi machen, geht halt nur länger und ist irgendwie kompliziert" hinausgehen.


    Wenn das Gymnasium alle Privilegien verliert, die es durch seine Klientel und den Staat erhält, haben vielleicht auch mehr Leute Bock darauf, ihre Kinder in gleichwertige andere Schularten zu schicken, die nicht ständig durch Gewalt in den Medien präsent sind. Vielleicht mag auch ein Realschüler Japanisch als Wahlfach haben und vielleicht mag auch eine Hauptschülerin Klavierspielen lernen, ohne dass ein mächtiger Förderverein im Hintergrund agiert.

    ...

    Sicher nicht an den Noten. Gerade in Mathe üben manche Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern extrem und lernen das Einmaleins (nicht nur das kleine) usw. auswendig. Das reicht in Klasse 5 normalerweise für die Note 3. Aber es fehlt jedes Verständnis, es fehlt an logischem Denken, es fehlt an Problemlösen, die Kinder können den Unterricht nicht folgen. (Ich weiß nicht genau wie ich es erklären soll, sie lernen z. B. Textaufgaben auswendig, verwenden abwechselnd bestimmte Rechenzeichen, verstehen aber nicht, was sie tun, auch wenn ich es erkläre bzw. nachfrage.) Diese Eltern erzählen mir manchmal, dass ihr Kind entgegen der Empfehlung doch für das Gymnasium geeignet sei (weil Note 3) und ich denke nein und habe spätestens in Klasse 7 recht. (


    Jetzt wird's langsam konkreter, danke dafür.


    Die Empfehlung ging nach Notenschnitt und wenn es beim Auswendiglernen von Textaufgaben schon in Klasse 5 für eine 3 reicht, hast du ja das erste Problem mit der Empfehlung der Grundschule benannt. Beispiel Klasse 4: Deutsch 2, Sachunterricht 1, Mathe 3 -> Gymnasialempfehlung steht theoretisch. (Nicht berücksichtigt, ob die 3 in Bremen, Hessen oder Sachsen erworben wurde, sag ich mal so dazu). Wie soll die Grundschullehrkraft die Realschule empfehlen, wenn ihr Gefühl ist, dass es am Gymnasium schwierig werden könnte? Es gibt keine festgeschriebenen Kriterien, die den erfolgreichen Schulbesuch der Realschule oder des Gymnasiums erwarten lassen.

    ...Ich gehe davon aus, dass Leistungsfähigkeit und -wille gleichermaßen berücksichtigt werden.

    Bei der Beratungsfrage würde ich an die Primarstufenkollegen verweisen. ...

    Echt? Aber du sagst doch immer wieder, dass du der Expertise vertraust und das, obwohl du gar nicht weißt, was diese Expertise ausmacht? Ich vertraue auch prinzipiell allen Kolleg*innen, dass sie ihren Job beherrschen. Aber wenn ich zum Beispiel wissen will, wie man die Hochschulreife erwerben kann, kann ich das genau nachlesen und muss nicht vertrauen, dass die Gymnasialkolleg*innen das schon irgendwie richtig entscheiden werden.

Werbung