Fragwürdig ist es nur, wenn hier Aussagen getätigt werden wie: Geringere Qualifikation (Ausbildung) = schlechtere Lebensqualität
Ich habe den Beitrag wie gesagt anders verstanden. Es ging darum, dass Gymshark behauptete, alle Schulabschlüsse seien gleichwertig.
Daraufhin schrieb Paraibu:
Das ist doch hoffentlich ironisch gemeint?!
Ein (gutes) Abi ist ein Freifahrtschein zu einer selbstbestimmten Zukunft, alle denkbaren Optionen sind offen. Ein Hauptschulabschluss bietet faktisch nur den Zugang zu einem begrenzten Spektrum an zumeist gewerblichen Ausbildungberufen. Aus meiner Sicht noch graviernder als die beschränkten Auswahlmöglichkeiten ist die damit einhergehende Festlegung auf ein bestimmtes gesellschaftliches Arbeitsumfeld. Wer von Euch jemals im gewerblichen Bereich gearbeitet hat, kann das vielleicht nachfühlen, was ich meine. Ich habe es erlebt, was es bedeutet, wenn sich die Kommunikation am Arbeitsplatz auf Floskeln wie "Mahlzeit!" - "wie geht's"-"muss ja" beschränkt und die einzige Abwechslung die unterschiedlichen Nacktfotos im Spind sind. Höher qualifizierte Arbeitsplätze bringen nicht nur mehr Geld, sondern eine völlig andere Lebensqualität mit sich.
Da geht's um Berufe wie Fahrzeuglackierung, Maschinenführung, Zerspanungsmechanik. Dass dort die Aufgaben und auch die Gespräche in den Pausen andere sind als die von Postdoktorand*innen wird wohl niemand ernsthaft bestreiten wollen. Wenn es natürlich auch Zuspitzungen sind, es geht nach wie vor um Gymnasialquote und warum Eltern wie entscheiden.
Wenn ihr lieber in der Fabrik arbeiten wollt, in der Backstube oder KFZ-Werkstatt, warum macht ihr das dann nicht? Und warum würdet ihr selbst ganz genau gucken, an welcher Schule ihr eure Kinder anmeldet?
Ich finde es heuchlerisch, für sich etwas herauszunehmen, das man anderen an Wünschen und Möglichkeiten nicht zugesteht mit der Begründung, die anderen wären unsozial. Und natürlich die verblendeten Eltern, die einfach verkennen, wie schwach ihr Kind eigentlich ist und es dann deswegen falsch am Gymnasium anmelden. Das ist doch keine realistische Einschätzung der Problematik.
Und bevor Pepe wieder einen Film schiebt: mein Mann ist Handwerker und er ist schlauer als ich, hatte aber keinen Bock auf Studium. Seine Arbeit ist kreativ und deswegen die Lebensqualität hoch, obwohl ich mehr verdiene. Ich selbst komme aus keinem akademischen Haushalt und habe Lehramt als klassischen Aufsteigerstudiengang gewählt (was mir damals nicht bewusst war, so ist es aber statistisch gesehen.)
Die eigentliche Frage bleibt: wie macht man Schularten attraktiver? Wie Ausbildungsberufe schmackhaft? Warum arbeiten immer mehr ausländische Fachkräfte in Bau, Landwirtschaft, Pflege? Warum werden die Leute in bestimmten Branchen schlecht bezahlt und wie könnte man das ändern?