Beiträge von Quittengelee

    Mein Punkt ist nur: Das Argument, im Berufsleben benutze so etwas niemand, ist vollkommen weltfremd.


    Du verstehst nicht, es geht nicht darum, ob ein Heizungsableser Zahlen ins iPad tippt und wie viel Leute noch auf Papier schreiben oder stattdessen Computer nutzen. Es geht darum, ob SuS der gymnasialen Mittel- und Oberstufe den Umgang mit einem iPad erlernen sollten, um fit für einen Studienberuf zu werden.


    Findest du es notwendig, wenn ja, welche Begründung würdest du dafür liefern? Wenn nein, welches System sollten SuS deiner Meinung nach idealerweise erlernen und anwenden, um universell vorbereitet zu sein?


    Die Begründung in der Ausgangssituation ist "Berufsvorbereitung" und "Administration einfach". Aber die Eltern sollen den Kram ungefragt kaufen. Es ärgert mich und ich erwarte in einem Gymnasialkollegium heute schon so viel Expertise, dass nicht mehr mit Argumenten von vor 5 Jahren gesagt wird "wenn alle eine Fortbildung machen, wird schon was Tolles damit gemacht werden. Jetzt kauft doch erst mal."

    Es gibt bei uns im Schnitt 5-10% der Schüler (m/w/d), die Englisch abwählen. Manche sind in dem Fach einfach schwach, Andere sind einfach in der 2. Fremdsprache stärker und erhoffen sich dadurch eine bessere Abinote am Ende. Ich sehe jetzt nicht, warum jemand, der z.B. in Latein richtig fit ist, später keine allgemeine Hochschulreife machen sollte.

    Und was schätzt du, wie viele in Latein "richtig fit" sind und gleichzeitig nicht in der Lage, einen Englisch-Grundkurs zu meistern?

    Es sind aus jeder Schule Leute ausgewählt worden, soweit ich weiß, auch u.a. Vollzeit und Teilzeit sollte berücksichtigt werden, deswegen kann das Ergebnis schon stimmen.


    Da das ganze einen Querschnitt abbilden soll, ist es auch sinnvoll, Leute mit und ohne KL-Funktion dabei zu haben.


    Bekommt ihr eigentlich eine Entlastung dafür? Es sind 10 min pro Tag dafür geplant, das ist ja mehr als eine Schulstunde.


    Die Frage, warum es so eine Studie jetzt überhaupt noch braucht, hab ich mir allerdings auch schon gestellt. Die GEW sagt zwar, es kann uns nur zugute kommen, aber eigentlich hätte man doch alle Lehrkräfte dazu verdonnert müssen?

    Du missverstehst. Man musste damals, sprich Anfang der 1990er Jahre, sehr wohl die drei Aufgabenfelder abdecken, allerdings galt damals noch nicht die Kernfachregelung "zwei aus drei".

    Ich verstehe wahrscheinlich immer noch nicht. In Ba-Wü gab es ein ausgeklügeltes System, was man abwählen durfte, Mathe und Deutsch waren immer dabei. Ich bin wahrlich kein Mathegenie und mein Abi wäre besser ohne Mathe gewesen. Ich fände die Note dann aber auch weniger realistisch. Gerade beim Kampf um Studienplätze wie Medizin: die Abiturienten aus NRW können mit Kunst und Deutsch eher einen Studienplatz kriegen als Sachsen und Bayern, die Mathe machen mussten. Wo ist da noch irgend eine Vergleichbarkeit?

    Es scheisst mich an der Uni ehrlich nichts mehr an als Theoretische Informatik. Ich glaube nicht, dass es da wirklich was zu diskutieren gibt, das möchte man einfach nicht an der Schule. Ich unterrichte zwei Naturwissenschaften, die jungen Leute interessieren sich für Dinge, die mit ihrem Leben zu tun haben. Auch am Gymnasium und völlig zurecht.

    Was macht ihr im Informatikunterricht?

    Und wenn wir schon von Niveauverlust sprechen: Wenn damals alles besser war, so konnte man damals Deutsch oder Mathematik zur 13 abwählen. Ich selbst habe eine Abiturfächerkombi gehabt, die heute gar nicht mehr zulässig wäre.

    Das ist sonderbar und gilt nicht für alle Bundesländer. Wenn man mit Sprachen alleine sein Abitur bestehen kann, ist es halt keine allgemeine Hochschulreife mehr.

    Was meint ihr? Wäre es nicht schlauer Lehramt Sozialpädagogik mit Profilbildung Grundschule zu studieren?


    LG

    Wenn du Sonderpädagogik meintest: definitiv schlauer. Mehr zu machen und entscheiden zu können ist eigentlich immer besser. Außerdem wirst du immer Kinder mit Förderbedarf unterrichten, ob anerkannt oder nicht, da nützt dir auch ein Ausflug in die Sonderpädagogik im Studium bereits.

    Vielen Eltern fehlt hier der Weitblick, um ihre Kinder angemessen und realistisch zu beraten; junge Menschen stehen vor einer schier unendlichen Masse an Möglichkeiten und es gibt zudem viele Falschinformationen und Fehlvorstellungen.

    Klar, du kannst das natürlich mit deine Altersweisheit und Lebenserfahrung in vielen beruflichen Sparten viel besser als die dummen, kurzsichtigen Eltern heutzutage.

    ...

    Ich möchte in erster Linie die Jugendlichen abholen, die andere schon aufgegeben haben. Sie sollen sehen, dass man es trotz schlechter Verhältnisse zu etwas bringen kann und sie nicht alleine sind. Dazu gehört allerdings vieles außerhalb des klassischen Unterrichtens. Ich würde gerne meine Arbeitszeit in die Kinder und Schule investieren, weniger in das Unterrichten (Korrigieren) an sich.

    Dann wäre vielleicht der Beruf des Sozialpädagogen etwas? Ich weiß, dass das schon einige vorgeschlagen haben, aber es war auch mein erster Gedanke. Auch an Brennpunktschulen geht es darum, Jugendliche zu einem Schulabschluss zu führen und ihre Leistungen einzuschätzen, man kann nicht einfach das Korrigieren sein lassen.


    Und man sollte auch ehrlich zu sich sein: ja, wer selbst eine problematische Kindheit erlebt hat, kann Kinder mit Problemen mitunter besser verstehen. Aber kann man dann auch automatisch besser mit ihnen umgehen? Kannst du neben der Empathie vor allem das aufbringen, was diese Kinder brauchen, also emotionale Stabilität, Struktur, Durchsetzungsvermögen, Umgang mit ihrerseits gewalttätigen, psychisch kranken oder vernachlässigenden Eltern? Ich weiß das nicht, ich gebe es nur zu Bedenken.

    "Anschaffungspolitik" ist Sache der SL und des Bürgermeisters, die schöne Fotos in der Presse wollen ...

    Das vermute ich auch.

    Spannend finde ich hier, wer "die" Entscheidungsträger sind und was sie überhaupt entscheiden können.

    Wenn man unter "die" Entscheidungsträger nur den Schulträger versteht, der es finanziert, dann kann ich verstehen, dass da keine wissenschaftliche Begleitung mit Validierung bei ist, sondern dass die die Schulen fragen, was sie brauchen. Ich stelle mir gerade vor, wie jede Stadt eine wissenschaftliche Studie mit Validierung in Auftrag gibt. Die Kämmerer werden sich freuen.

    Eben noch mal nachgesehen: 6,5 Milliarden hat der Bund allein für den "Digitalpakt" locker gemacht. Da hätte ich eine Validierung vorab schon begrüßenswert gefunden, aber man kann auch darauf hoffen, dass an jeder Schule schon eine Lehrkraft sein wird, die "sich mit Computern auskennt" und das in einer Abminderungsstunde richten wird.

    Du schriebst:

    Ich finde auch das reicht alles noch ab der Mittelstufe.

    Es geht aber sowieso um "ab Mittelstufe", nämlich um Gymnasium ab Klasse 8. Und du redest von der Anton-App, natürlich gehe ich davon aus, dass du nicht an einer gymnasialen Oberstufe arbeitest, sondern an einer Real-/Haupt- oder wie in deinem Bundesland auch immer genannten Sekundarschule. Und ja, wenn ich Geld für ein iPad ausgebe, dann erwarte ich, dass es einen Mehrwert für mein Kind hat und nicht für den Lehrer, der weniger kopieren muss. Und zwar über die Mittelstufe hinaus.


    Ich will aber keine Lanze für die iPads brechen, die haben einen riesigen Rattenschwanz an Problemen.

    Gut, dann wäre das ja geklärt.

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