Ich hab kürzlich eine Klasse vertreten, die ich nicht kannte. Da alle SuS irgend eine Art von Auffälligkeit haben, habe ich kleinschrittig geplant, Material bis ins Detail vorbereitet, Stundenverlauf angeschrieben, Konsequenzen umgesetzt, habe individuell gelobt und einen kurzerhand zum Arbeiten vor die Tür gesetzt. Was passierte? Der draußen Arbeitende musste natürlich die Tür 5x mal aufmachen und noch mal reinkommen, um seinen Bleistift zu holen. Ahnend, was kommen würde, habe ich gesagt, 'geh zu deinem Tisch, hole den Stift und setze dich wieder raus', was ihn nicht davon abgehalten hat, jemandem auf den Kopf zu Klopfen und einem anderen den Uhu vom Tisch zu nehmen und woanders wieder abzustellen. Während ich dieses Tun zu steuern mich anschickte, warf ein anderer seine Schere auf den Boden, weil er alle (rot markierten und 3x daraufhingewiesenen) benötigten Klebestreifen abgeschnitten hatte. "Was kann man machen, wenn etwas schiefgelaufen ist?" fragte ich den Burschen, um ihn zum Weiterarbeiten zu bewegen, um gleichzeitig 3 rufenden Mädchen zu sagen, dass sie alles richtig machen und einem maulenden Kind zu erklären, dass am Ende der Stunde mit IPads zu arbeiten keine Strafe, sondern eine Belohnung ist. Eine Belohnung sei lediglich 'rausgehen' wurde mir beschieden. 'rausgehen' bedeutet nicht, dass wir in trauter Eintracht Federball spielen, sondern 3 Fußball spielen und 5 heimlich ihr Handy rausholen, während drei weitere "was klären" müssen. Vor allem unsere Mädchen müssen immer "was klären". Übrigens auch gerne zu Stundenbeginn, dafür gehen sie wie selbstverständlich zu zweit bis viert vor die Tür. Darauf angesprochen, dass die Stunde anfängt und gerade nix geklärt wird, wird man empört davonstolzierend darauf hingewiesen, dass Frau soundso immer alles zu aller Zeit klären ließe, was ich denn für eine sei.
Ich muss zu ihrer Verteidigung sagen, dass extrem viel Unterricht ausfällt und vertreten wird und sie nichts dringender als feste Strukturen und Bezugspersonen bräuchten. Aber dass eine Stunde, in der etwas gebastelt werden soll, so eine Zumutung für Seelen Heranwachsender darstellt, hätte ich dann doch nicht erwartet.
Wer von ihnen nun ADHS, Depressionen, eine Essstörung oder dissoziale Verhaltensstörung diagnostiziert bekommen hat oder wahrscheinlich eher bekommen sollte vermag ich nicht zu beeinflussen, ich bin keine Fachärztin, sondern nur Fachlehrerin. Es macht aber in dieser Art Unterricht, die ich zu erteilen verpflichtet werde, auch einfach keinen Unterschied.
Sorry, OT, ich kann an der Studie nicht teilnehmen, weil meine Schulart nicht aufgeführt ist.