Verrückte Idee, aber mach doch mal n Blickwechsel: Das ist dein Job. Du kommst zur Nachprüfung, der Schüler erscheint nicht, Prüfung erledigt, du darfst an den See fahren und ein Eis essen.
Da habe ich gelernt, was es bedeutet, wenn ein Schüler mit einer Nachprüfung „droht“. Wir alle (Lehrer) tanzen nach seiner Pfeife, er demonstriert also seine Macht, und wir können uns nicht wehren. Wir haben damals im Kollegium überlegt, ob man bei der Anmeldung zur Nachprüfung 50€ Pfand verlangen könnte, ...
Glaubst du echt, dass ein Schüler, der nach 3 Jahren Ausbildung nicht zu seiner eigenen Abschlussprüfung erscheint, auch nur 1 Sekunde darüber nachdenkt, ob die Lehrkräfte dafür extra anreisen müssen? Meinst du nicht, dass der ganz andere Probleme und Gedankengänge hat?
... passenden Gesetzestext parat demnach er die schriftliche Prüfung hätte antreten müssen, auch wenn es ausgereicht hätte da einen leeren Zettel abzugeben.
Wenn die Kollegin sich vorher darüber informiert hätte, hätte sie fröhlich winkend dem Schüler selbst viel Glück auf seinem weiteren Lebensweg wünschen können und niemand hätte aufgeregt zur Schulleitung laufen müssen, um empört auf den Gesetzestext tippend etwas zu beweisen. Ich übertreibe auch mal etwas zu Demonstrationszwecken...
Ich sehe es so: Du schreibst den Menschen, die du unterrichtest, ganz viele negative Absichten zu und machst dein eigenes Wohlbefinden davon abhängig. Ihr nehmt alles persönlich, ärgert euch permanent und überlegt die ganze Zeit, wie man das Verhalten anderer durch irgendwelche Maßnahmen oder Bestrafungen ändern könnte. Es kann manchmal helfen, wenn man die Dinge als gegeben nimmt, aha, soundsoviel Prozent treten die Prüfungen offenbar nicht an, so ist das halt. Das ändert nix an deinen Aufgaben als Lehrkraft.
(Und einen Schritt weiter überlegt: Vielleicht kann man die Abbruch-Quote als Schule ja sogar senken, in dem man die jungen Erwachsenen besser im Vorfeld unterstützt, aber das wäre schon Königsdisziplin...)