Eben! Es ist für unsere Mathebücher offenbar völlig normal, dass Benzinkosten berechnet, Kredite aufgenommen, Preise für Fernsehwerbe-Zeitslots ermittelt werden, statt Benziner, E-Auto und Radfahren zu vergleichen, die Lebensbedingungen (muss ein Auto oder ein Haus gekauft werden und ginge es nicht besser ohne Kredit?) oder den Werberummel zu prüfen (alles Beispiele aus Neue Wege 7 zu den Zuordnungen und zur Prozentrechnung). Preiskalkulationen in der Differenzial- und Integralrechnung sind nicht unüblich und im Bereich der Binomialverteilung wird ganz selbstverständlich akzeptiert, dass mehr Tickets für ein Flugzeug verkauft werden als Plätze vorhanden sind!
Auch das ist durchaus interessant, danke für die Beispiele.
Trotzdem würde niemand auf die Idee kommen, unreflektiert die Inhalte von Schulbüchern aus einer Diktatur, gleich welcher wann und wo auf der Welt, zu lobpreisen. Russische und Nordkoreanische Schulbücher enthalten bestimmt auch ganz tolle, schwierige Matheaufgaben und trotzdem erwarte ich von jedem, der sie zitiert und beklatscht, eine angemessene, historische Distanz.
Und warum die FDJ-Flaggen in den Büchern so viel anders sind als die marschierenden Pimpfe im Schulbuch der 30er muss mir bitte einer von denen erklären, die sich über meine Aufregung aufregen.
Kinder und Jugendliche wurden über Schulbücher indoktriniert, sie wurden von Lehrkräften über ihre Eltern ausgefragt. Es gab körperliche Bestrafung wie Schläge mit dem Stock auf den Kopf, Werfen mit Gegenständen, Lächerlichmachen vor der Klasse usw.
Das haben nicht nur viele Menschen erlebt, die ich persönlich kenne, sondern ich habe es selbst mitan gesehen, lange nach der Wende bei Lehrern, die jetzt hoffentlich in Rente sind. Schlimme Szenen, die unter psychische Misshandlung fallen, die ich nicht hier wiederholen mag, weil sie so persönlich sind.
Und, am Schlimmsten, Kinder wurden ihren politisch "falschen" Eltern weggenommen und fremduntergebracht. Von den Einrichtungen mal ganz zu schweigen.
Für all das kann niemand hier etwas, aber jeder, der im Tal der Ahnungslosen vor sich hingerechnet hat und das bis heute einfach leugnet, muss zumindest damit leben, damit konfrontiert zu werden.