Beiträge von Quittengelee

    Es gibt tatsächlich noch andere Bürgerinnen als Verbeamtete Nordrhein-Westfalen mit Kindern. Niemandes Kaufkraft sinkt deswegen. Aber wenn euch der Neid zerfrisst, wieso klagt ihr nicht endlich, dass euer Lebensstandard so armselig ist? Das Abkotzen hier nervt. Kein Mensch kann etwas für eure ewige, undankbare, kleinlich, peinliche Unzufriedenheit, die hier wieder mal ein Ventil sucht. Vergleicht euch doch versuchsweise mal mit Menschen, die weniger verdienen und ihr werdet bestimmt fündig werden, ich drücke die Daumen.

    Ich erinnere mich noch an meine eigene Schulzeit. Sobald Methodenvielfalt angesagt war, habe ich abgeschaltet.

    Und wenn du heute in einer Fortbildung bist, lernst du beim stundenlangen Zuhören mehr, oder wenn du etwas selbst ausprobieren sollst?


    Also ich meine nicht Ringelpiez mit Anfassen, sondern was halt Thema der Fobi ist, IQ-Tests anwenden, LEGO Mindstorms programmieren oder "Einführung in das Erstellen und Auswerten von 3D-Moleküldarstellungen mit der Freeware Avogadro". 5x6 Stunden zuhören oder selber machen?

    Eine andere Sache, Antimon : Ist deine Forderung nach mehr Bildungsgerechtigkeit nicht auch irgendwo in sich unlogisch bzw. kollidiert sie nicht mit einem anderen Vorwurf von dir an das deutsche Schulsystem? Mehr Bildungsgerechtigkeit > mehr Schüler am Gymnasium > mehr Abiturienten > noch stärkere Abwertung des Abschlusses ?

    "gerecht" bedeutet ja nicht, dass jeder Hochschulreife anstreben muss. Es könnte bedeuten, dass das brave Kind A aus gutem Hause, mit dem die Mama Schönschreiben übt und 3 Wochen lang auf Sachkundetests lernt, trotzdem den Realschulabschluss anstrebt und der laute, hibbelige B mit Migrationshintergrund die Gymnasialempfehlung bekommt, wenn er denn das kognitive Potential hat, A aber nicht.


    Und, was auch schon geschrieben wurde, wenn die Entscheidung erst nach Klasse 7 oder 8 fiele und die SuS selbst ihren Weg besser in die Hand nehmen können.

    Es gibt in Deutschland eine SchulPFLICHT. Das RECHT auf Bildung ist nota bene nicht im Grundgesetz verankert.

    Stimmt, das ist sehr wichtig, danke für den Hinweis.

    Zwischen Uniabsolvent und Lagerarbeiter liegen ja glücklicherweise noch sehr viele sehr gut bezahlte Optionen, die man evtl. auch einfach mal wieder angemessen wertschätzen könnte.

    Bin ich voll dabei, das stellen wir ja auch hier regelmäßig fest. Allein, wie die Wertschätzung herbeigeredet werden soll, ist unklar. Mit Dreigliedrigkeit und Run aufs Gymnasium, um der Oberschule und ihrer 'unterprivilegierten' Schülerschaft zu entgehen, jedenfalls nicht.

    Auch mal ein anderer Gedanke: Der deutsche Staat macht jedem Kind, jedem Jugendlichen ein Bildungsangebot...

    So neu ist der Gedanke nun nicht. Und er hilft vielleicht dem einzelnen Lehrer, der sich denkt "Wir können nicht alle retten", um nicht zu verzweifeln. Er ist aber keine Antwort auf die Frage, warum gerade in Deutschland die Herkunft über Bildungschancen in der Schule stärker entscheidet als in anderen Ländern. Es muss ja irgend ein strukturelles Problem vorliegen.


    Außerdem halte ich schulische Bildung nicht für ein nettes Angebot, sondern für eine Grundlage unseres Zusammenlebens. Der Staat sind wir.


    Zu deinen Arbeitsplatzvorschlägen: die kann man auch ungelernt und als funktionaler Analphabet annehmen. Gearscht ist man halt dann, wenn einem entgeht, dass Lieferando oder Paketsubunternehmen halsabschneiderische Drecksvereine sind, an denen vor allem die Oberschicht verdient. Auch alle selber Schuld?

    Wir erleben übrigens an der Förderschule Lernen bei der Diagnostik gelegentlich eine Überraschung, wenn herauskommt, dass der IQ eines Kindes (über-)durchschnittlich ist. Die Frage bleibt dann natürlich, warum es beim Lernen massive Probleme hat und wo es idealerweise beschult werden sollte. Aber das "Gefühl", wie intelligent jemand ist, trifft offenbar nicht immer zu. Vielleicht eher schon das Gefühl, wer leichter auf dem Gymnasium lernen wird, weil dort bestimmte Verhaltensweisen erwartet werden. Was wiederum zur Folge hat, dass einfacher zu handelnde Kinder häufiger das Gymnasium besuchen als schwierige... Teufelskreis.

    Eigentlich müßte man bei dem aktuellen Lehrermangel die Kinderzuschläge doch ersatzlos streichen oder gar noch Besoldungskürzungen einführen, weil KuK mit Kindern in Erziehungsurlaub und Teilzeit gehen und damit deren Deputatsstunden für den Unterricht nicht mehr zur Verfügung stehen.

    Nur mal so als Denkanstoß, weil praktisch alle Schulministerien in Deutschland ja aktuell die Daumenschrauben anziehen, um aus dem Pool der bestehenden KuK mehr Unterrichtsstunden herauszupressen.

    Dass das unlogisch ist, wurde doch nun in zahlreichen Threads erklärt. Wenn dir dein Sold nicht hoch genug ist, bleibt dir immer noch die Entlassung aus dem Dienst, es gibt bestimmt Stellen, auf denen du nach Leistung bezahlt wirst und dann besser verdienst.

    ...Bei denen, die in der Schule blieben (also Mittelschule) war der Tenor - endlich werden die Klassen kleiner und endlich das Tempo geringer. Davon sind eigentlich alle gut durchgekommen - etliche mit dem erweiterten Abschluss nach der 10. Klasse
    Von denen, die auf die Realschule gingen, sind ca. 20 % entweder noch nach der 5. Klasse auf das Gym gewechselt, oder haben (für sie entspannt) die mittlere Reife gemacht und sind dann über die Einführungsklasse ins Gymnasium gekommen. Haben also zu dem Zeitpunkt schon G9 wieder gemacht.

    Klingt so, als ob sowohl die Realschule als auch die Mittelschule ein Ort des Lernens und der Förderung in kleinen Klassen sei. Das ist schon mal ein Pluspunkt.


    Da du von deinem Umfeld sprichst: Gibt es denn in selbigem Menschen aus sozial schwachen Verhältnissen?

    Was kann ich hier tun? Was kann ich raten?

    Zunächst würde ich fragen, was die Mutter bereits versucht hat. Dann um fachärztliche Gutachten bitten, ggf. den Amtsarzt einschalten durch Schulleitung (guck in die Schulbesuchsregelungen deines Bundeslandes, es gibt so ein paar Vorgaben zur Schulpflicht und auch Verfahren bei Absenz, chronischen Erkrankungen usw. allerdings sehr wenige).


    Edit: Ggf. möchte sich die Mutter ans Jugendamt wenden, bzgl. externer Beschulung. Zum Beispiel bei Schulangst geht sowas.

    ...Muss ja ab und an stehen bleiben und an der Wiese kauen.

    Ohje, du musst ja Schuhe und Einlagen gleich vierfach bezahlen! :grimmig:


    Danke an alle, ich sehe, die Meinungen und Erfahrungen gehen auch hier auseinander. Wahrscheinlich tut man gut daran, verschiedene Optionen auszutesten und beizubehalten, was gut tut:)


    Was ich seltsam finde: Wenn man barfuß rennt, kommt man mit den Zehen zuerst auf. Sobald man Schuhe anhat nicht mehr. Es erscheint natürlich logisch, dass ein Marathon auf Teer barfuß nix wird. Ich wundere mich trotzdem.

    Quittengelee wird eher an die Studien "glauben", die zeigen, dass ein stark differenziertes System schlecht im Sinne der Bildungsgerechtigkeit ist, ich werde eher an die Studien "glauben", die das Gegenteil zeigen. Weil es in meiner anekdotischen Welt Sinn macht.

    Wenn es mehrere Studien gibt, die klar darauf hinweisen, dass das dreigliedrige Schulsystem gerechter ist, kann ich das schon glauben. Die Idee ist aber recht neu m.E. und letztlich bislang auch nur eine Schlussfolgerung, weil man Bundesländer miteinander verglichen hat, deren Bildungsempfehlung noch (ziemlich) bindend ist. Diese Bundesländer haben aber auch andere Faktoren gemeinsam.


    Es erscheint mir bislang deswegen kaum glaubhaft, weil ich verschiedene Schularten von innen kenne, sowohl als Lehrkraft als auch als Elternteil. Und ich sehe ja mit eigenen Augen, welche soziale Schicht sich wo sammelt. Ist ja nicht so, dass man nicht nach 5 min Gespräch oder bereits an der Arbeitskleidung und den Frisuren erkennen würde, aus welchem Stadtviertel und welcher 'Schicht' jemand kommt.


    Die Zahlen müssten schon eindeutig sein, die darlegen, dass sozialer Aufstieg im dreigliedrigen Schulsystem einfacher ist als in einem heterogenen, um zu überzeugen. Wenn sie das sind, lass ich mich trotz meiner alten Tage gern überzeugen.


    Was jedoch m.E. die Ungleichheit im 3-gliedrigen System zementiert, ist der Zustand der Mittel- bzw. Oberschulen. (Also nicht Realschule, Kleinstadt, sondern Haupt- und Realschule, Großstadt.) Große Klassen, mehr Verhaltensauffälligkeiten/Unterrichtsstörungen, mehr ungelernte Quereinstieger, mehr Unterrichtsausfall, mehr Daz-SuS usw. sorgen für schlechtere Lernbedingungen. Würde im Lockdown noch mal sehr deutlich.


    Homogenität und endlich-sind-alle-auf-ihrem-Lernniveau-daher-kann-man-viel-besser-fördern etc. ist m.E. ein Wunschtraum, der seit der Erfindung der Hauptschule besteht aber nicht aufgeht.


    Aber wie gesagt, wenn es noch mehr Studien gibt, die obige These belegen, gerne hier teilen.

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