Beiträge von Quittengelee

    Wenn wir uns als Gesellschaft religionsoffen zeigen, sollen auch Kinder Kontakt zur Religion erhalten, die aus Elternhäusern kommen, die aufgrund fehlendem Hintergrundwissens selbst keine religiöse Grundbildung bieten können. Außerdem hat ein staatlich kontrollierter Religionsunterricht den Vorteil, dass Fehlvorstellungen und Extremismus eingeschränkt werden. Und natürlich das Offensichtlichste: Ostern und Weihnachten sind Feiertage, die nicht vom Himmel gefallen sind. Kinder sollten wissen, warum diese Feste gefeiert werden, ob sie sie selbst aktiv feiern oder nicht.

    Was wäre denn eine universelle religiöse Grundbildung? Anleitung zum Beten? Ich habe den Eindruck, als ob du immer als katholischer Christ denkst, es aber nicht zu merken scheinst. Klar kann man was von Ostern erzählen. Und eben auch von anderen Feiertagen. Ich erinnere mich an eine Kollegin im Referendare-Forum vor vielen Jahren, die es schade fand, dass ihr nie jemand zu Chanukka gratuliert (sagt man so?) oder überhaupt nur weiß, was Jom Kippur ist.

    Vielleicht, damit die Kinder mehr oder überhaupt etwas über ihre eigene Religion erfahren, die Variante von oben ist sowieso dabei.

    Da ich kath. Religionsunterricht erteile, habe ich auch mindestens zur Hälfte italienische Kinder, da spielen der Glaube und die religiöse Erziehung doch noch eine größere Rolle. Aber ich befinde mich ja auch in der katholischen Diaspora, da ist es schwierig, eine gute deutschprachige katholische Kirchengemeinde zu finden. Die Kroaten und Italiener, manchmal auch die Polen haben hier ihre eigenen kath. Gemeinden.

    Was ist "die eigene Religion" deiner Ansicht nach? Ist sie angeboren und muss in der Schule ausgebildet werden, weil sonst was eigentlich genau passiert?


    Für mich ist Religion Privatvergnügen, manchem tut sie gut, andere begehen in ihrem Namen Kriege, verdienen einen Sack Geld oder diskriminieren Minderheiten. Nichts an sich staatlich Schützenswertes, gleichwohl die Freiheit zur Ausübung derselben natürlich bewahrt werden muss.

    Was spricht für dich gegen Ethik statt konfessionsgebundenem Religionsunterricht?

    ... die tollsten Bauwerke entstammen irgendwelchen Religionen und natürlich haben Religionen Einfluss auf Gesinnungen und Weltanschauungen. Wir leben alle in einer vom Christentum geprägten Welt und Werten.

    Ohja, weißt du, wie viele Menschen auf Dombaustellen gestorben sind? Aber jetzt wird es ausufernd...


    Natürlich ist unsere Kultur vom Christentum geprägt, das kann man sich auch anschauen, damit auseinandersetzen und darüber reden. Sobald aber ein Lehrer sagt "es gibt einen Gott und deswegen müssen wir uns so und so verhalten", wird es willkürlich und nicht mehr nachvollziehbar oder kritisierbar oder falsifizierbar. Und das ist nunmal das genaue Gegenteil von Wissenschaft.

    Nein, ich zweifle nicht, Kris24 ich wundere mich, da ich andere Erfahrungen gemacht habe. Bei uns sind die Gymnasien oft in ehrwürdigen sanierten Altbauten und die Oberschulen in der Platte von 1983.


    Außerdem:

    Bei uns erhalten die Gymnasien pro Schüler am wenigsten vom Schulträger, wir haben allerdings mehr Schüler als die anderen Schultypen und daher absolut mehr Geld.

    Wenn man absolut mehr Geld hat, kann man eher mal pro Klassenzimmer oder pro Schule was anschaffen.


    Und des Weiteren haben Gymnasien in aller Regel die finanzkräftigste und durchsetzungstärkste Klientel. Der Förderverein kauft dann für tausende Eur jedes Jahr Wasserbrunnen, Sitzbälle, Yogakurse und Opernsängerinnenseminare.


    Als ich mal dem Förderverein einer Oberschule 100 Eur überwiesen habe, wurde ich angerufen und mir persönlich gedankt, so ist das aufgefallen :_o_(

    Naja, ich schrieb ja, aus welchen Gründen ich die Grundschule für die anspruchsvollste Schulart halte, das kann ja bei jedem anders sein. Wobei Korrekturen sicher nervig sind, aber nicht anspruchsvoll. Und wer von seinem LK inhaltlich überfordert ist, der hat dann wohl ein anderes Problem...

    In anderen Bundesländern gibt es die Klassen nicht, da sind die Schüler:innen sofort in Regelklassen und lernen da Deutsch und auch anderes.

    Auch da hat man SuS, die lateinisch alphabetisiert sind, und andere, die gar nicht alphabetisiert sind und muss die Alphabetisierung in der Zweitsprache ermöglichen, NEBEN dem anderen Unterricht, in dem zudem auch LE und GE und Hochbegabte beschult werden müssen.

    Und weil ihr dabei noch Leistung vernünftig bewerten sollt und ein Teil der Eltern die Gymnasialempfehlung erwarten, halte ich auch Grundschule für die schwierigste Schulart. Ich bin so dankbar dafür, dass ich an der Förderschule arbeite... Bei aller Heterogenität und schwieriger Klientel, ich stehe in keinem Fokus.


    Ich wünsche dir Aviator , dass du die Vorteile der Freiheiten, die du jetzt hast, auch schätzen lernen kannst.

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