Oh, das klingt aber schwer nach Sinnkrise. Ich habe eine grobe Vorstellung davon, wie schlecht unsere Jugendlichen im Französisch sind. Da sind einzelne dabei, die mit der bestandenen Matura noch nicht mal das Gipfeli auf Französisch erlegen könnten. Das deprimiert meine Kolleginnen und Kollegen auch ziemlich. Ich bin überzeugt davon, das Problem wäre das gelöst, wenn man Französisch als zweite (!!) Fremdsprache in den Wahlpflichtbereich verschieben würde. Und zweitens darf man sich als Lehrperson mit seinem Fach selber nicht so ernst nehmen. Dann wäre die Uni vielleicht der bessere Ort.
Ich verstehe deine Position nicht so recht. Du hast doch an dein Fach auch hohe und vor allem korrekte Ansprüche? Wehe, irgendwer schlampt oder benutzt einen falschen Begriff für etwas, das er eigentlich gemeint hatte. Zu Recht, wie ich finde. Man muss doch nicht alles in den Wahlpflichtbereich verschieben und jeden Anspruch an die Uni abgeben. Das sehe ich übrigens auch für andere Schularten so. Ein mir bekannter Zehntklässler hat in der Fremdsprachen-Abschlussprüfung eine 2 bekommen, ob wohl er "vergessen" hatte, eine notwendige Präsentation vorzubereiten. What the hell ist das für eine Einstellung von einem Jugendlichen und seinen Lehrpersonen?
In der Fremdsprachendidaktik hat sich sehr viel verändert seit der Zeit, in der wir Abi gemacht haben. Kommunikation steht ganz weit oben, Grammatik und Rechtschreibung soll etwas zugespitzt gar nicht mehr bewusst vermittelt werden. Auswendiglernen von Deklinationen und Konjugationen ist out. Das hat Vorteile: die Kinder quatschen eher munter drauflos. Es hat Nachteile: Die Kinder raten sich was zusammen und machen zahllose Fehler, weil sie halt einfach nicht hören können, was richtig ist. Und irgendwann gibt's dann doch Noten auf den schriftlichen Teil.
Ich hab keine Ahnung von Fremdsprachendidaktik, aber ich kann verstehen, dass man an die Korrektheit der Sprache dieselben Ansprüche stellt, wie an Kommunikation und Schönheit der Literatur oder was weiß ich welche Aspekte es da noch gibt. Vor allem, wenn man noch die eigene Muttersprache vermittelt und andere einem die ganze Zeit sagen, wie Scheiße sie die Sprache finden und dass ein Baguette kaufen ja wohl ausreicht.
Nein, zwei Fremdsprachen am Gymnasium sind verpflichtend zumutbar, vor allem, wenn mehrere zur Auswahl stehen. Ob das nun Spanisch oder Französisch oder Englisch ab Klasse 5 oder 6 ist oder umgekehrt, halte ich in dieser Frage jedenfalls für irrelevant. Da geht es doch nur drum, welche Erwachsene sie in der Haltung unterstützen: "Wir Frauen können halt kein Mathe" hab ich noch zu hören bekommen, jetzt ist es offenbar "Französisch ist doof, streng dich bloß nicht zu viel an, das kann ja keiner können und brauchst du eh nie wieder."