Oh sorry, das finde ich jetzt ganz schwach. Ich sehe absolut nicht, warum irgendein philosophischer Text auf Altgriechisch für einen Gymnasiasten eine grössere Bedeutung haben sollte als ein Originaltext von Marie Curie. Das eine wie das andere kann man sich gerne aus persönlichem, akademischen Interesse antun, muss man aber sicher nicht im Sinne einer guten Bildung. Die für die Allgemeinbildung relevanten historischen Quellen sind ja zum Glück alle übersetzt, ich wüsste jetzt jedenfalls nicht, inwieweit der Geschichtsunterricht an einem allgemeinbildenden Gymnasium von den Lateinkenntnissen der Schülerinnen und Schüler abhängen sollte. Und Marie Curie hat ihre wissenschaftlichen Texte nun mal nicht auf Polnisch verfasst, das können halt viel weniger Leute lesen als Französisch. So viel noch mal zum Thema "Wissenschaftssprache". Ich weise bei der Gelegenheit dann auch mal auf Martin Luther hin, der der Meinung war, ein so relevanter Text wie die Bibel, sollte jedem Menschen in seiner Muttersprache zugänglich sein. Das halte ich auch als absolut unreligiöser Mensch für eine ausgesprochen wertvolle Idee.
Wie gesagt, Marie Curie hat selbst Französisch als Fremdsprache gelernt, weil sie in Warschau nicht studieren durfte, ihr Gedankengut verliert grundsätzlich nicht an Wert für die Physik oder Chemie, wenn man es übersetzt. Und natürlich ist es gut, dass Menschen, die kein Latein oder Griechisch können, Zugang zu Informationen haben.
Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass es einen Unterschied macht, ob man in der Philosophie oder im historischen Kontext mit der Übersetzung vorlieb nehmen muss oder das Original lesen kann. So wie es einen Unterschied macht, ob man eine Gedenkstätte besucht oder ein Foto davon ansieht.
Und wie kodi schrieb, was du ja auch positiv bewertet hast:
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Reicht doch eigentlich, dass es ein tolles Fach und eine weitere Alternative in der Schule ist und dass man als Geschichtsbuff für europäische Geschichte und Kirchengeschichte damit viele Primärquellen lesen kann.
Interessant eigentlich, dass Griechisch praktisch gar nicht mehr angeboten wird, während Latein nicht auszusterben scheint.