Beiträge von Antimon

    da sie jeden Tag in irgendeiner Form Leistungsnachweise zu erbringen haben, entweder große oder kleine schriftliche Arbeiten und mündliche, unangekündigte "Abfragen" sind ebenfalls an der Tagesordnung

    So war es schon vor 30 Jahren und so wird es wohl immer sein in Bayern. Psychoterror. Meine Erinnerungen sind nicht die besten und ich war keine schlechte Schülerin. Auswendig lernen und Spicken, damit bin ich in den Fächern, die mir am Allerwertesten vorbei gingen, gut über die Runden gekommen.


    Mag sein, dass das bayrische System effizienter funktioniert. Meine Vorstellung von guter Schule aus meiner heutigen Perspektive trifft es nicht.

    Ich hab eine These: Bayern und Sachsen haben die detailliertesten Lehrpläne. Während andere Bundesländer versuchen, mit Kompetenzplänen den Anforderungen besser gerecht zu werden, denen sich junge Menschen in der Welt ausgesetzt sehen, setzen BY und SN auf konkrete Listen mit Inhalten

    Finde ich einen interessanten Gedanken. Bei uns im Baselland ist eine Reaktion auf die schlechten Ergebnisse der nationalen Vergleichstests dass auf Niveau Volksschule den Lehrpersonen freigestellt ist wieder mit konkreten Stofflehrplänen anstelle des kompetenzenorientierten Lehrplan 21 zu arbeiten. Gerade an dem gab es sehr viel Kritik. Ich bin auf jeden Fall gespannt, ob das Wirkung zeigt. Dass man auch bei strenger Dreigliedrigkeit und Selektion ziemlich viel kaputt wursten kann, zeigt sich bei uns jedenfalls eindrücklich. Insofern scheint mir in Bayern und Sachsen wohl wirklich mehr als das dahinter zu stecken.

    Es gibt zu keiner anderen Variable auch nur im Ansatz eine so hohe Korrelation zum Bildungserfolg, wie zum in das Bildungswesen Investierte Geld pro Schüler

    Häh? Gemäss dieser Statistik liegen die pro-Schüler-Ausgaben in Sachsen unter dem Bundesdurchschnitt...


    https://www.destatis.de/DE/The…en/ausgaben-schueler.html


    ... und im internationalen Vergleich finde ich da auch keine wirkliche Korrelation zu den letzten PISA-Ergebnissen:


    https://de.statista.com/statis…in-ausgewaelten-laendern/


    Island und Luxemburg sind in den PISA-Ergebnissen unter OECD-Durschnitt, Estland dafür ganz weit vorne.

    Lustig, dass es auch damals schon hiess:


    "Und das Aberwitzige, nicht nur für Bayern, liegt in dem Umstand, daß die Misere weniger im Mangel an Lehrern begründet ist als im erklärten Willen, die Pädagogen einzusparen."


    Aber zwischenzeitlich muss es doch auch in Deutschland mal besser gewesen sein als jetzt, oder? Ich weiss es ehrlich nicht. Wohl kenne ich aber die Entwicklungen in der Schweiz und die zeigen eindeutig in die falsche Richtung. Ich habe im Aargau 2013 noch mit 22 Wochenlektionen fürs Vollpensum unterrichtet, unterdessen sind es 24 Wochenlektionen für eine 100-%-Stelle. Der Klassenteiler liegt im Baselland für die Sek II immer noch bei 24 SuS, die sogenannte "Richtzahl", wie voll die Klassen also im Durchschnitt wirklich werden sollen, ist uns aber innerhalb der letzten paar Jahre von 20 SuS auf 23 SuS hochgesetzt worden. Man versucht uns also schleichend den Klassenteiler zu verschieben und meint, das merkt keiner. Dann wird mal eben Informatik als neues Grundlagenfach eingeführt und man "vergisst", dass die Stunden wohl auch bezahlt werden müssten. Schwupps wird einfach der Projektunterricht nur noch halb entlöhnt. Ist ja selbständige Arbeit, wieso dann also die anwesenden Lehrpersonen voll bezahlen, gell? Eine Reallohnerhöhung gab es fürs gesamte Staatspersonal zuletzt 2001 (ja, vor 21 Jahren, ich habe mich nicht vertippt), Teuerungsausgleich wird uns seit 12 Jahren keiner mehr gewährt. Die Altersentlastung (Reduktion des Arbeitspensums bei gleichbleibendem Lohn) für Lehrpersonen ab dem 55. Lebensjahr wurde im Baselland 2015 gestrichen. Über die Kürzungen der Pensionsansprüche lasse ich mich jetzt mal nicht aus, das ist kompliziert und versteht man nicht, wenn man das System nicht kennt.

    Guter Punkt! Im anglophonen Raum gibt es teaching assistants.

    Haben wir in der Schweiz auch, schrieb ich weiter oben schon. (Ich ergänze: Für bestimmte Fachbereiche zur direkten Unterstützung der Unterrichtsvorbereitung, für alle haben wir immerhin zwei ausgebildete Informatiker und einen ausgebildeten Elektrotechniker, der sich um die komplette elektronische Infrastruktur kümmert aber auch gerne mal dies, das und jenes bastelt was man eben so gebrauchen kann.)



    Dass die Lehrkräfte jenseits der SekII schlechter ausgebildet sein sollen, kann ich dagegen nicht erkennen.

    Ich schreibe an dieser Stelle über die Situation bei mir vor Ort. Ob die Ausbildung in Deutschland insbesondere im Bereich Grundschule und Sek I angemessen in Bezug auf die realen Bedingungen an den Schulen sind, vermag ich nicht zu beurteilen.

    Nazürlich kommen die nicht auf diese Idee. Weniger Deputat bedeutet man braucht mehr Lehrkräfte. Mehr Lehrkräfte heißt mehr Kosten. Mehr Kosten gehen nicht, weil kein Geld da.


    Erzählst du das der aktiven Gewerkschaftlerin jetzt wirklich?


    "Die Länder" bzw. "die Kantone" aka die jeweils verantwortlichen Politikerinnen und Politiker werden für die Versäumnisse in den nächsten Jahren sehr teuer bezahlen *müssen*. Das Geld wird dann schon da sein und natürlich ist es auch jetzt da. Kommt halt drauf an, wie man budgetiert.

    Die Vielfalt der Tätigkeiten, die @alpha beschreibt, kann man auch als Vorteil des Berufes sehen,


    da aber immer mehr ausßerunterrichtliche Tätigkeiten seitens der Landesschulbehörde hinzu kommen UND gleichzeitig die Erwartungshaltung von Eltern und Schüler:innen steigt,

    der Ausgleich aber ausbleibt und die Arbeitszeit weiterhin nur über das Deputat bestimmt ist, das nicht geringer wurde, wird das Lehramt insgesamt unattraktiver.

    Um vielleicht noch mal zur Ursachen"forschung" zurückzukommen: Ich glaube der zitierte Beitrag von Palim trifft es ziemlich gut. So wie sich die Gesellschaft stetig ändert, ändern sich halt auch die Anforderungen an den Beruf. Das ist erst mal weder verwunderlich noch irgendwie schlecht sondern eigentlich eine banale Tatsache. Nur "vergisst" die Politik die Rahmenbedingungen dem irgendwie auch anzupassen.


    Wenn's um Fachinhalte geht, scheint das allen logisch zu sein dass man alten Schmu halt mal rausschmeissen muss, wenn was Neues dazukommt bzw. dass die didaktische Aufarbeitung heute anders ausschaut als vor 20 Jahren. Die Fachlehrpläne werden dahingehend ständig überarbeitet. Auf die schnöde Idee z. B. die Pflichtlektionenzahl fürs Vollpensum zu reduzieren, zusätzliche Lektionen für die Klassenleitung zu vergüten, Verwaltungsaufgaben an administratives Personal zu übertragen, Lehrpersonen entsprechend den aktuellen Anforderungen besser auszubilden (!!) etc. pp. kommen die Zuständigen irgendwie nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Meiner Erfahrung nach schaffen es die Sek-II-er demgegenüber dann einfach besser eine leck-mich-doch-Haltung einzunehmen. Wer auf Niveau Volksschule unterrichtet fühlt sich wahrscheinlich eher den Kindern verpflichtet und reisst sich zu immer schlechteren Bedingungen immer noch mehr Beine aus. Da hilft eigentlich nur eine starke Arbeitnehmervertretung, die die Kolleginnen und Kollegen beim Heben der Mistgabel unterstützt. Ich kann nur für die Gewerkschaft im Baselland sprechen, die hat in den letzten Jahren einiges erreicht. Steter Tropfen und so.

    Das Thema heisst "Lehrkräftemangel". Mach doch bitte wirklich nen neuen Thread auf, wenn du über Migranten so allgemein diskutieren willst. Ich traue much fast zu wetten, dass das dann aber sonst keiner will.

    Ich kann mir sehr gut vorstellen dass es bezüglich der Vorbildung grosse regionale Unterschiede gibt. Man darf nicht vergessen dass die Ukraine auch vor dem Krieg schon eine sehr schwache Volkswirtschaft mit teils erheblichen gesellschaftspolitischen Problemen war. Je nachdem ob die Kinder aus städtischen oder ländlichen Gebieten, aus dem Osten oder Westen kommen, wird das sehr verschieden sein.

    Wir waren im Kanton die Schule, an der die meisten davon immer so ganz "aus Versehen" kaputt gingen. Die, die ich da vorhin mit dem Hammer malträtiert habe, stammt mutmasslich von einem Lehrertisch und war natürlich auch schon zerbrochen. Nicht dass einer meint, ich hau da was platt, was noch "gut" wäre. In den Naturwissenschaften, Zeichnen und Musik hatten wir die sowieso nie. Das ist nur eine von vielen Absurditäten der vergangenen 2 1/2 Jahre.


    So sahen sie übrigens im Einsatz aus:


     


    Keine Sorge, das Foto mit den Menschen drauf hatten wir öffentlich auf der Homepage der Schule. Aus der letzten Reihe konnte man nichts sehen (ausser die Spiegelungen der Personen vor einem), zwischen zwei Scheiben fast nichts hören (Plexiglas dämpft echt erstaunlich gut!) und die Luft stand dazwischen wie in einem schlecht ausgemisteten Rattenkäfig.


    Und das ist der feierliche Abtransport während der letzten Sommerferien:


    Ich haue gerade eine unserer verhassten Corona-Plexiglasscheiben klein. Die sind in den letzten Sommerferien abgebaut und zum allergrössten Teil entsorgt worden. Ein Exemplar ist zu Experimentierzwecken zu uns in die Chemie gewandert. Dort stirbt es jetzt den Heldentod für die Wissenschaft, meine Maturanden machen nächste Woche ein Kunststoffpraktikum.



    DAS MACHT SEHR VIEL SPASS!!! :evil:

    Mit dem was du schreibst hast du sicherlich recht. Bei "Integration" dachte ich jetzt einfach primär an Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, Schülerinnen und Schüler mit Entwicklungsschwierigkeiten fallen bei mir begrifflich unter "Inklusion". Damit bin ich am Gymnasium in der Schweiz überhaupt nicht konfrontiert. Wir haben bei uns an der Schule nur einzelne Jugendliche mit körperlichen Beeinträchtigungen und im psychologischen Bereich so das "Übliche" wie ADHS, Asperger, Depressionen, etc. Dafür haben wir den Schulpsychologischen Dienst und ansonsten geht es halt irgendwie. Problematisch empfinde ich das alles nicht.

    Die Schweiz ist da schon in einer sehr privilegierten Lage.

    Die Schweiz gibt bezogen aufs BPI etwa gleich viel für Bildung aus wie Deutschland und Deutschland ist die stärkste Volkswirtschaft in der EU. Dass Geld alleine kein gutes Bildungssystem macht habe ich versucht zu erklären. Schlecht investiertes Geld ist halt wirkungslos.


    Aber auch dort kann man sich keine Lehrer und Integrationshelfer backen, würde ich stark vermuten.

    Die Idee mit den "Integrationshelfern" ist ja auch der falsche Ansatz, habe ich zumindest versucht zu erklären. Sowas haben wir an den Gymnasien und Berufsschulen gar nicht. Die Ausbildung der Lehrpersonen scheint ausreichend zu sein um damit klarzukommen. Zum anderen ist es natürlich eine Frage der Organisation. Mir werden hier nicht einfach x Jugendliche in eine Klasse gesetzt, die nicht mal Deutsch können. Die landen am ZBA in den Integrationsklassen, dort hat es eigens dafür ausgebildete Lehrpersonen.

    Warum zeigt einem denn heutzutage fast jeder gedanklich den Vogel, wenn man sagt, man wolle Hauptschullehrer werden?

    Ich kann dir nur schreiben, warum ich auf keinen Fall in Deutschland ins Lehramt gegangen wäre: Fürs Vollpensum unterrichte ich im Baselland am Gymnasium 22 Wochenlektionen. Ich habe einen eigenen Schreibtisch an der Schule, der Kanton würde mir ein Dienst-Laptop zur Verfügung stellen, wenn ich das wollte. In jedem Fall stellt er mir aber eine gute bis sehr gute digitale Infrastruktur zur Verfügung die von zwei ausgebildeten Informatikern in Teilzeit gewartet wird. In meinen Klassen sitzen maximal 24 Jugendliche, für die praktische Arbeit im Labor werden die Klassen geteilt, da habe ich maximal 13 Jugendliche. Ich unterrichte Chemie und Physik, ich habe in beiden Fächern eine Assistenz zur Unterstützung, die jeweils Vollzeit arbeitet. Materialbestellungen, etc. ich mache nichts davon selbst, ich sage einfach der Assistenz, was ich brauche. Wenn Teilzeit-KuK mit auf Schulreise gehen, wird ihnen für die Woche das Pensum auf 100 % aufgestockt, die Reise- und Verpflegungskosten werden vom Kanton vergütet. Wenn ich als Expertin bei mündlichen Abschlussprüfungen beisitze oder fremde Maturarbeiten lese und bewerte, wird mir das extra vergütet. Für die Arbeit bei der Gewerkschaft bekomme ich Sitzungsgelder. Ich bin mir sicher, ich habe den hässlichsten Arbeitsplatz im ganzen Land aber selbst bei uns im Schulhaus gibt es in jedem Zimmer ein Waschbecken, wir haben saubere Toiletten, Fenster die man jederzeit öffnen kann und wenn z. B. irgendwo die Jalousien kaputt gehen, sage ich das dem Abwart und während der nächsten Ferien kommt ein Handwerker und bringt das in Ordnung. Ich teile mir mit einem Kollegen den Fachvorstand in der Chemie, wir haben ein Gesamtjahresbudget (Maturabteilung und FMS zusammen) von etwa 15000 CHF. Für die FMS schöpfe ich mein Budget gar nie aus weil wir alles haben, was wir brauchen. Zuletzt haben wir daher ein gebrauchtes IR-Spektrometer für rund 7000 CHF angeschafft. Soll ich weiterschreiben?


    Das Problem, warum bei uns keiner ins Lehramt Sek I will, habe ich weiter oben bereits benannt: Die Ausbildung ist scheisse. Die Schulhäuser sind ähnlich gut ausgestattet, die jungen Kolleginnen und Kollegen sind ihren Aufgaben einfach nicht gewachsen. In der Region Basel haben wir schon seit Jahrzehnten einen im Landesvergleich überdurchschnittlichen hohen Migrantenanteil und nein, das sind nicht alles Deutsche und Italiener. Natürlich sind wir bei bestimmten Gruppen mit soziokulturellen Problemen konfrontiert. An den Gymnasien und Berufsschulen haben wir aber gut ausgebildete Lehrpersonen und entsprechende Ressourcen um damit umgehen zu können. "Lustigerweise" haben wir in der Sekundarstufe II nicht mal mehr Anspruch auf z. B. heil- oder sozialpädagogische Unterstützung, wir wurschteln das alles irgendwie alleine hin, allenfalls helfen der Schulpsychologische Dienst und oder die KESB. Offenbar braucht es dafür eine gewisse Resilienz die den Sek-I-ern ebenso offensichtlich fehlt. 23jährige Mädchen und Jungs mit mangelhafter Fachausbildung, ebenso unzureichender pädagogischer Schulung wie mit den typischen Problemen der Sek I umzugehen ist und weitestgehend ohne Lebenserfahrung vor 13-/14-jährige zu stellen scheint nicht so eine gute Idee zu sein. Ich weiss, dass es am ZBA und an der Kaufmännischen Berufsschule zuweilen recht ruppig zugeht. Mit Migranten hat das eher weniger zu tun, vielmehr mit dem Bildungsniveau der Jugendlichen. Etwas platt ausgedrückt: Je dümmer, desto aggressiver. Aber auch das läuft irgendwie, ein Mangel an Lehrpersonen ist mir da nicht bekannt. Bei uns ist das Dauerproblem einfach wirklich die Sek I.


    Auch Schule hat Integrationsgrenzen. Je mehr Zeit und Kraft in der Schule für Integration aufgewendet werden muss, desto weniger bleibt an anderer Stelle.

    ... mehr Ressourcen muss die Politik halt zur Verfügung stellen. Ich korrigiere dir das mal, vielleicht erkennst du dann deinen Denkfehler. Ansonsten klingt es halt doch sehr verdächtig nach "die müssen weg". Daran habe ich nicht so Freude, weisst, ich bin ja selber Migrantin hier.

    Ich kann aus erszer Hand zu diesem Thema nichts beitragen. Bei uns in Basel bzw im Baselland werden nur Kinder bis etwa 14 Jahre direkt in Volksschulklassen integriert, wann immer möglich versucht man eigene Klassen mit spezieller Förderung einzurichten. Die älteren Jugendlichen werden am Zentrum für Brückenangebote (ZBA) in Integrationsklassen gesammelt. Von dort aus werden sie - theoretisch - an geeignete Schulen umverteilt. Praktisch ist bis anhin exakt eine Schülerin bei uns am Gymnasium angekommen, der Rest erfüllt die Übertrittsbedimgungen gar nicht. Sagt der Kollege aus der Gewerkschaft, der am ZBA unterrichtet. Offenbar ist die Vorbildung oft so schlecht, dass es nicht mal für eine reguläre Berufslehre reicht. Klingt sehr ähnlich wie das, was ihr so schildert. Auch bezüglich Disziplin gab es offenbar schon Beschwerden einzelner Mütter, die Kinder müssten bei uns an der Primarschule so viel tun. Sagen wie erwähnt die Kolleginnen aus der Gewerkschaft. Angekündigt wurden sie ja ganz grossartig, die ukrainischen Schülerinnen und Schüler. Da gäbe es so tollen digitalen Unterricht. Die Realität sieht wohl ziemlich anders aus.

    In meinen Augen völliger Quatsch, was du da sagst, sorry.

    In meinen Augen nicht, sorry. Das Thema hatten wir hier schon mal, kannst danach suchen, wenn es dich interessiert. Der sudetendeutsche Migrationshintergrund meiner Eltern hat selbst meine Biographie noch stark geprägt und ich bin 1980 geboren. Du hattest Glück, wenn es bei euch anders war, so war es insbesondere in ländlichen Regionen absolut nicht immer.


    Ist aber sowieso völlig OT. Du willst hier scheinbar unbedingt über Migranten schreiben. Warum auch immer. An den tatsächlichen Problemen im System Schule geht das ziemlich vorbei.

    Ich glaube es ist bei uns in der Schweiz nicht viel anders als in Deutschland: Ein massiver Mangel an Lehrpersonen herrscht an den Volksschulen (Primar und Sek I), nicht aber an den Gymnasien und berufsbildenden Schulen. Meiner Meinung nach hat das gar nichts mit der Schülerklientel früher/heute zu tun sondern mit der beschissenen Ausbildung der Lehrpersonen. So ist es zumindest hier und so schreibe ich das als aktive Gewerkschaftstante. Vor allem in der Mittelstufe schmeissen junge Lehrpersonen gerne mal nach einem halben Jahr schon wieder hin, weil sie komplett überfordert sind. Fachlich und pädagogisch einfach unterirdisch schlecht ausgebildet, insbesondere bei uns in der Region (die PH Basel ist sicher die schlechteste Hochschule im ganzen Land).


    Die alten Kolleginnen und Kollegen, die jetzt kurz vor der Pensionierung stehen, hatten für die Sek I noch eine universitäre Fachausbildung. Um den Job vermeintlich attraktiver zu machen, wurden die Anforderungen an die Ausbildung in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer weiter abgesenkt. Das Bildungssystem ist leider träge und so vergehen eben gut und gerne 10 Jahre, bis man die Auswirkungen davon erkennen und nicht mehr abstreiten kann. Anstatt die Ausbildung der Lehrpersonen ins Visier zu nehmen fällt der Politik aber nichts besseres ein als die Anstellungsbedingungen immer weiter aufzuweichen. Wir haben auf Niveau Volksschule unterdessen auch Leute gänzlich ohne Ausbildung, die in Stellvertretung unterrichten. An den Mittelschulen, also Sek II, dürfen wir dann ohne Ende Löcher stopfen und uns auf die Schultern patschen lassen, wie toll wir das nicht machen. Es ist ja fast ein Unglück, dass am Ende eben doch was Gescheites bei rum kommt, so kann man natürlich das eigentliche Problem immer weiter vor sich herschieben.


    Immerhin hat unsere Bildungsdirektorin im Baselland aber doch mal ganz grosse Äuglein bekommen als sich bei den letzten landesweiten Vergleichstests herausstellte, dass insbesondere Volksschülerinnen und -schüler in der Region Basel weit unterdurchschnittliche Ergebnisse in Mathe und Französisch abliefern. Die landesweiten Unterschiede sind dabei massiv. Es liegt nicht an den Kindern, es liegt an den Lehrpersonen und die können nichts dafür weil ... siehe oben. Jetzt bläst sie schon mal ordentlich Geld ins System. Weiterbildungen für die Lehrpersonen, Förderstunden für die Schülerinnen und Schüler. Bezüglich Ausbildung an der PH glaubt sie unterdessen auch der Gewerkschaft. Nur kann sie sich damit im Bildungsraum Nordwestschweiz gegen ihre drei Kollegen (noch) nicht durchsetzen. Mal sehen wie es weitergeht.


    Würde ich den Beruf empfehlen? Für die Sek II auf jeden Fall, für die Sek I auf keinen Fall, für die Primarstufe bedingt. Ich selbst würde es jeder Zeit wieder genauso machen und mit den gleichen Fächern.

Werbung