Beiträge von Antimon

    Ich weiß schon, warum ich hier nix schreibe.

    Eben. Schreiben könnte ich dazu auch viel. Wozu? Fühlen sich dann andere hier besser oder macht es die Sache glaubwürdiger? Beim Alkoholismus ist längstens bekannt dass es eine stark ausgeprägte genetisch bedingte Veranlagung dafür gibt. Manche Sippschaften sind geradezu verseucht, dazu gehört auch meine Verwandtschaft. Ich bin einfach froh, dass ich zu dem Teil gehöre, der einigermassen normal funktioniert.

    Ausprobiert habe ich einiges an bewusstseinsverändernden Substanzen. Ich weiss, dass ich ein sogenannter "high responder" bin, das sind diejenigen, die nach 2 Bier schon unter dem Tisch liegen. Es ist bekannt, dass dies auch mit einer erhöhten Suchtgefahr einhergeht, man hat ja aber trotzdem noch sowas wie einen freien Willen zur bewussten Entscheidung. Mir ist einfach mein Hirn zu schade, ich bin ganz zufrieden damit, dass das bis anhin doch ganz gute Dienste leistet.

    Menschen, die viel und häufig trinken, wissen meist selbst, dass das schlecht ist. Sie wollen es nur nicht zugeben, können damit wegen Sucht / mangelndem Selbstbewusstsein nicht aufhören und äußern sich daher bei solchen Diskussionen seltener.

    Die Reaktionen des Umfelds sind auch entsprechend. Anstatt Hilfe anzubieten wird gelästert und getratscht. Sucht ist eine Krankheit, das ist in unserer Gesellschaft immer noch nicht vollends angekommen.

    Ich hebe bei dem Thema im Unterricht ein einziges Mal den moralischen Finger und sage allen meinen Jugendlichen, es gehört sich absolut null und gar nicht sich darüber lustig zu machen, wenn jemand Alkohol ablehnt. Man versucht auch niemanden zu überreden und ... man steigt nicht zu einer Person ins Auto ein, die getrunken hat. Das gleiche gilt natürlich auch für alle anderen bewusstseinsverändernden Substanzen nur gibt's die Diskussion ja wirklich nur beim Alkohol. Ich habe mich selber schon drüber geärgert dass mich Leute penetrant fragen, warum ich denn heute zum Apéro keinen Wein nehme. Du trinkst doch sonst ... ja, aber heute nicht und es geht dich nichts an. Punkt.

    Das Zeugs ist für die Hirnentwicklung von Jugendlichen eine große Gefahr.

    Diese Aussage ist in dieser Pauschalität schlichtweg falsch. Du hängst dich an Studienergebnissen auf, die deiner Meinung nach ungleiches Konsumverhalten betrachten. Deine Behauptung ist aber überhaupt nicht differenziert. Dass gelegentliches Kiffen absolut kein Problem ist, ist zigfach belegt. Dass Alkohol im Gegensatz zu THC und anderen Cannabinoiden keinerlei positive Wirkung auf den Organismus hat, ist ebenfalls zigfach belegt. Die gefühlte Bedrohung kommt allein daher, dass der Konsum von Alkohol in unseren Breitengraden gesellschaftlich akzeptierter ist, als der Konsum von Cannabis. Was historisch gesehen übrigens ein ziemlich neuzeitliches Phänomen ist. Cannabis wurde zu allen Zeiten konsumiert und auch als Heilmittel verwendet. Als Rauschdroge kriminalisiert wurde es erst Anfang des 20. Jahrhunderts.

    Ganz grundsätzlich muss man sich auch mal fragen, inwiefern man es legitim findet, Menschen in ihrem Verhalten zu begrenzen, um sie vor sich selbst zu schützen. Mit der Argumentation müsste man auch so manche Sportart verbieten. Oder Coca Cola und überfettete, überzuckerte Lebensmittel.

    Natürlich hat der Staat ein legitimes Interesse daran seine Bürger davon abzuhalten, sich kaputt zu saufen oder blöd zu kiffen. Der Staat hätte gerne produktive Bürger, die fleissig Steuern zahlen. Mit genau dieser Argumentation sind bestimmte Sportarten übrigens tatsächlich verboten bzw. mindestens nicht oder nur eingeschränkt unfallversichert. Base Jumpen darfst du z. B. in Deutschland nicht. In der Schweiz darfst du, bist aber nicht versichert.

    Und auch hier ist die Rede von long-term alcohol use, also beantwortet das immer noch nicht meine ursprüngliche Frage, inwieweit sich der Einfluss von Alkoholkonsum auf die Entwicklung des jugendliche Hirns viel schlimmer auswirkt.

    Ich zitiere mal diesen Satz ganz explizit: The study found that alcohol use was significantly associated with a decrease in gray matter size and white matter integrity, particularly for adults who may have decades of exposure.

    particularly = besonders. Also besonders für Erwachsene mit jahrzehntelangem Konsum.

    Du hast den Artikel offensichtlich nicht vollständig gelesen, das ist ja der gleiche, den ich dir oben verlinkt habe. Offiziell findest du den hinter einer Bezahlschranke, inoffiziell könntest du ihn natürlich lesen. Per Selbstdeklaration waren die in die Studie eingeschlossenen Jugendlichen moderate Gelegenheitstrinker (Alkoholkonsum an 2 - 3 Tagen während der letzten 30 Tage) und im Gegensatz zu den Kiffern fand man bei ALLEN auffällige Veränderungen in den Hirnstrukturen im Vergleich zu den Nichttrinkern.

    Lies bitte, was ich schreibe. Auf drugcom.de (sic) gibt es reihenweise NEUERE Artikel als DEINEN VON 2015. Neuere Studien, die den Einfluss von Cannabis auf die Hirnentwicklung zeigen. Und du findest auch andere Quellen, die das gleiche zeigen.

    Und daher zu meiner Ausgangsfrage (die mich wirklich interessiert): Du schriebst, dass Alkohol die Hirnentwicklung von Jugendlichen viel stärker beeinflusst als Cannabis. Wo gibt es eine vergleichende Studie? Ehrlich wissensinteressiert.

    ALLE neueren Artikel, die es auf dieser Seite gibt, zeigen in die gleiche Richtung: Mit intensiverem Konsum und höherem THC-Gehalt steigen die Risiken, ja, wer hätte das gedacht. Da geht es um Dauerkiffer und nicht um Gelegenheitskonsumenten. Hingegen bringt *jeder* Vollrausch irreversibel ein paar Gehirnzellen um und nein, es sind nicht per Zufall nur die, die eh keiner braucht. Bereits ein moderater aber regelmässiger Konsum von Alkohol führt zu nachweisbaren Veränderungen im Gehirn. Ein moderater Cannabis-Konsum hat keinen nachweisbaren Effekt --> Königsdisziplin "Zwillingsstudie". Natürlich gibt es auch vergleichende Studien:

    Einmal die frei zugängliche Zusammenfassung:

    https://www.businessinsider.de/wissenschaft/s…irn-ist-2018-2/

    Hier das Original (kommt man auch dran, wenn man weiss, wie):

    https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/add.13923

    Häh? Liest du was anderes als ich oder auf irgendeiner anderen Seite? Ich zitiere:

    Fazit

    Aktuellen Studien zufolge scheint Cannabis das Gehirn nicht grundsätzlich zu schädigen. Zumindest konnten bei einem Vergleich von eineiigen Zwillingen, von denen einer kifft und der andere nicht, keine Unterschiede zwischen den Gehirnen festgestellt werden. Eine weitere Studie hat jedoch aufzeigen können, dass Kiffen unter bestimmten Bedingungen Einfluss nimmt auf die Hirnentwicklung. Betroffen sind demnach nur Jungen, die eine genetische Veranlagung für Schizophrenie aufweisen. Ob diese Jungen ihr Risiko für Psychose tatsächlich durch Kiffen erhöhen, ist noch unklar. Fest steht aber, dass ein Einfluss auf die Gehirnentwicklung nicht auszuschließen ist.

    Ich paraphrasiere noch mal mit Bezug auf den zuvor verlinkten Alkohol-Artikel: Die Königsdisziplin "Zwillingsstudie" zeigt bei moderatem Konsum von Cannabis KEINE ursächliche Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung. Ein Einfluss der Gehirnentwicklung ist "unter bestimmten Umständen" nicht auszuschliessen. Beim Alkohol ist die Kausalität hingegen auch ohne "bestimmte Umstände" ganz klar belegt. Scheint mir ein klarer Fall von "ist schlimmer als ..." zu sein.

    deiner von 2015

    *Ich* habe den nicht geschrieben.

    Ja, ich weiß, dass Alkohol gefährlich für die Hirnentwicklung ist. Ich weiß auch, dass Cannabis gefährlich für die Hirnentwicklung ist. Wo ist der Beleg, dass Alkohol die viel größere Gefahr für die Hirnentwicklung ist, was du behauptet hast? Der Vergleich interessiert mich wirklich.

    Willst du mich veräppeln?

    https://www.drugcom.de/newsuebersicht…%20aber%20nicht.

    Ist die gleiche Seite, die ich dir gerade verlinkt habe. Wenn's einen wirklich interessiert, muss man halt auch draufklicken und anfangen, sich in die Thematik einzulesen.

    Es trinken aber, glaube ich, mehr als kiffen.

    Du darfst gerne auf den link klicken, dann hast du die Zahlen. Vergleichende Studien und Metastudien findest du zu Hauf wenn du "David Nutt" bei Tante google eingibst. Allein das Verhältnis von wirksamer zu tödlicher Dosis ist beim Alkohol 100 x höher als beim Cannabis. So viel *kann* gar kein Mensch rauchen um sich akut damit umzubringen.

    Mein Klassenkamerad starb definitiv als Folge seiner Schizophrenie. Ob diese Folge von seinem Cannabiskonsum ist, kann natürlich nicht bewiesen werden

    Die Kausalität beim Alkohol ist in der Regel aber sehr wohl eindeutig. Die Prävalenz für eine Psychose ist bei Alkoholikern etwa 10 x höher (die Zahlen variieren je nach Quelle) als beim Rest der Bevölkerung. Ob Cannabiskonsum überhaupt Psychosen auslösen kann, darüber scheiden sich nach wie vor die Geister, einigen Cannabidiolen wird hingegen sogar eine positive Wirkung bei einer bestehenden Schizophrenie zugeschrieben. THC hat im Gegensatz zum Alkohol ganz klar gesundheitsfördernde Eigenschaften, wie du sicherlich weisst wird es therapeutisch z. B. bei chronischen Schmerzen eingesetzt. Dass wir darüber gerade überhaupt diskutieren ist einigermassen lächerlich.

    Es gibt zum Thema Suchtmittel sehr viele, sehr informative Webseiten mit tausenden von links auf Originalstudien. Wenn's einen wirklich interessiert, muss man nur lesen, es erschlägt einen fast. Dass das Schadenspotential von Alkohol ein Vielfaches höher ist als das von Cannabis, ist ein uralter Hut. Ist wie ein Schimmelfleck an der Wand, den man versucht zu überpinseln und der immer wieder durchkommt, dass KIFFEN ABER DOCH GANZ SCHRECKLICH IST!!!!!!

    Quelle? Ernsthaft gefragt. Ich weiß, dass beides gefährlich ist für Jugendliche. Einen konkreten Vergleich kenne ich nicht.

    Really? Eine von tausenden ...

    https://www.drugcom.de/newsuebersicht…chen-schaedigt/

    Bis zum Blackout hat es sich schnell mal gesoffen, insbesondere als ungeübter Trinker. Allein das reicht schon um sichtbare Schäden zu verursachen. Ne halbe Flasche Wodka auf Ex und du bist kurz vor tot. Auch das liegt klar im Bereich des Möglichen. So viel zu kiffen schaffen hingegen die wenigsten, insbesondere hat sich noch keiner akut tot gekifft. Ich empfehle auch einfach mal bei Youtube nach Dokus zum Thema FAS zu suchen. Viel Spass.

    Bei Cannabiskonsumenten ist Schizophrenie viel häufiger als bei anderen (2-3fach).

    Ein Klassenkamerad von mir ist letztendlich daran gestorben. (Kann natürlich genau wie Lungenkrebs bei Rauchern Zufall sein.)

    Ach herrje. Alkohol verursacht in der Schweiz (da weiss ich, wo ich die Zahlen finde, für Deutschland darfst du selber suchen) etwa 8.5 % aller jährlichen Todesfälle, auf Tabak gehen weitere etwa 14 %. Dass dein Klassenkamerad am Cannabiskonsum gestorben ist halte ich schlichtweg für ein übles Gerücht.

    https://www.suchtschweiz.ch/zahlen-und-fakten/

    Aber auch Cannabis ist nicht für alle so harmlos wie oft dargestellt

    Zwischen "alles ganz harmlos" und "alles ganz schlimm" ist ne Menge Luft. Man stirbt einfach nicht ursächlich an Cannabiskonsum.

    Ja, meine Jugendlichen kommen alle ausm Dorf. Aus Dörfern, die du dir gar nicht vorstellen kannst, so hinterm Berg sind die. Schupfart z. B. besteht irgendwie nur aus 2 Strassen und alle die von dort kommen, sind miteinander verwandt. Ja, die saufen sich mal einen an. Mit "früher" können die aber alle nicht mithalten. Als ich 2019 zum 20jährigen Abi-Treffen war, hatte jemand Fotos von früher digitalisiert. Zehn 16jährige sitzen um einen Tisch voll mit Wodkaflaschen. Das gibt es in dieser Selbstverständlichkeit nicht mehr. Es gibt auch kein Bacardi Rigo mehr für 1 € die Flasche bei Lidl.

    Weil wir in einer absoluten Alkoholgesellschaft leben. Egal, welche noch so kleine "Feierlichkeit" es ist, alles in diesem Land beginnt und endet mit Alkohol.

    Deine Wahrnehmung stimmt halt wirklich nicht mit der Statistik überein. Etwa 25 % aller Frauen sind komplett abstinent, weitere 25 % geben an nur sehr selten Alkohol zu trinken, das passt also schon, dass hier mehrere Personen (Frauen!) schreiben, sie trinken keinen Alkohol. Bei den Männern hat sich der Konsum in den letzten 10 - 20 Jahren erheblich reduziert. Wenn ich das Thema "Drogen und Gifte" im Unterricht anschaue, zeige ich den Jugendlichen Werbung von früher, also früher zu meiner Zeit. Heute unvorstellbar. Die denken, das sei ein Witz, ist es aber nicht. Regelmässig und viel Alkohol zu trinken ist schon lange nicht mehr "schick".

    Ich war während der Unizeit lange mit einer Winzerstochter befreundet und bin mit der immer auf den Wurstmarkt nach Dürkheim. Ein Jahr hatten wir mal aus einem neu an die Uni gekommenen Arbeitskreis ein paar Bayern dabei, die die Weinschorle runtergesoffen haben wie Bier. Es ging nicht mal ne Stunde und sie lagen alle sturzbesoffen unterm Tisch. Wein hat halt einfach schon mehr mit Kultur zu tun als Bier, beim Wein bleibt man eher bei nur einem Glas und dann ist fertig. In der Schweiz wird auch mehr Wein als Bier getrunken, in Deutschland ist es insgesamt andersrum. Der pro-Kopf-Konsum an reinem Alkohol pro Jahr ist in typischen Wein-Ländern generell niedriger. Der Alkoholkonsum ist bei den jüngeren Generationen seit Jahren rückläufig, an der Stelle stimmt doch häufig das "Gefühl" so gar nicht mit der Statistik überein. Hier, das BfS hat sowas immer so schön übersichtlich und bunt (und ich weiss, wo ich suchen muss), wird in Deutschland sicher ähnlich aussehen:

    https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/st…en/alkohol.html

    Das "Rauschtrinken" ist halt immer noch ein Phänomen der Jugendlichen, aber mei, so ist es halt und die allermeisten werden ja von selber schlauer. Es ist wiederum eine statistisch belegbare Tatsache, dass wir Älteren in unserer wilden Jugend sehr viel schlimmer unterwegs waren. Ich habe selber ungefähr gar nichts ausgelassen und bin heilfroh, dass es damals noch kein Instagram und SnapChat gab :P

    Ja, Alkohol ist ein Zellgift, es gibt keine "gesunde" Menge davon. Das Leben ist aber insgesamt tödlich, ich sehe für mich kein Problem in einem moderaten Konsum. Hin und wieder, also wirklich selten, betrinke ich mich sogar ganz dreckig mit nem Kollegen oder so. Dafür braucht's aber bei mir zum Glück nicht viel, ich vertrag es eh nicht. Ich rauche nicht, esse einigermassen anständig, bin nicht übergewichtig und treibe regelmässig Sport. Alles schick soweit.

    Na dann feiert den doch auch mal. Statt der üblichen peinlich berührten Diskussion darüber, ob man als Deutscher am Nationalfeiertag auf offener Strasse Fähnchen schwenken darf.

    Im Osten mag das so sein

    Ich kann gerne morgen meine SuS fragen und bin mir sicher, dass nur ein paar wenigen überhaupt was dazu einfällt. Die Mehrheit ist konfessionslos, nicht gerade wenige sind Muslime, wieder andere Hindus. Grundsätzlich ist die Region Basel reformiert, in der Stadt sind aber nur noch sowas wie 15 % auf dem Papier evangelisch. So wird es auch in allen deutschen Grossstädten aussehen.

    Fun Fact: Meine SuS wissen über den 3. Oktober besser Bescheid als so mancher Deutscher. Ich hatte da mal eine ganz peinliche Diskussion mit einem deutschen Schüler, der als einziger in der Klasse keinen Blassen hatte.

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