Ich glaube es ist bei uns in der Schweiz nicht viel anders als in Deutschland: Ein massiver Mangel an Lehrpersonen herrscht an den Volksschulen (Primar und Sek I), nicht aber an den Gymnasien und berufsbildenden Schulen. Meiner Meinung nach hat das gar nichts mit der Schülerklientel früher/heute zu tun sondern mit der beschissenen Ausbildung der Lehrpersonen. So ist es zumindest hier und so schreibe ich das als aktive Gewerkschaftstante. Vor allem in der Mittelstufe schmeissen junge Lehrpersonen gerne mal nach einem halben Jahr schon wieder hin, weil sie komplett überfordert sind. Fachlich und pädagogisch einfach unterirdisch schlecht ausgebildet, insbesondere bei uns in der Region (die PH Basel ist sicher die schlechteste Hochschule im ganzen Land).
Die alten Kolleginnen und Kollegen, die jetzt kurz vor der Pensionierung stehen, hatten für die Sek I noch eine universitäre Fachausbildung. Um den Job vermeintlich attraktiver zu machen, wurden die Anforderungen an die Ausbildung in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer weiter abgesenkt. Das Bildungssystem ist leider träge und so vergehen eben gut und gerne 10 Jahre, bis man die Auswirkungen davon erkennen und nicht mehr abstreiten kann. Anstatt die Ausbildung der Lehrpersonen ins Visier zu nehmen fällt der Politik aber nichts besseres ein als die Anstellungsbedingungen immer weiter aufzuweichen. Wir haben auf Niveau Volksschule unterdessen auch Leute gänzlich ohne Ausbildung, die in Stellvertretung unterrichten. An den Mittelschulen, also Sek II, dürfen wir dann ohne Ende Löcher stopfen und uns auf die Schultern patschen lassen, wie toll wir das nicht machen. Es ist ja fast ein Unglück, dass am Ende eben doch was Gescheites bei rum kommt, so kann man natürlich das eigentliche Problem immer weiter vor sich herschieben.
Immerhin hat unsere Bildungsdirektorin im Baselland aber doch mal ganz grosse Äuglein bekommen als sich bei den letzten landesweiten Vergleichstests herausstellte, dass insbesondere Volksschülerinnen und -schüler in der Region Basel weit unterdurchschnittliche Ergebnisse in Mathe und Französisch abliefern. Die landesweiten Unterschiede sind dabei massiv. Es liegt nicht an den Kindern, es liegt an den Lehrpersonen und die können nichts dafür weil ... siehe oben. Jetzt bläst sie schon mal ordentlich Geld ins System. Weiterbildungen für die Lehrpersonen, Förderstunden für die Schülerinnen und Schüler. Bezüglich Ausbildung an der PH glaubt sie unterdessen auch der Gewerkschaft. Nur kann sie sich damit im Bildungsraum Nordwestschweiz gegen ihre drei Kollegen (noch) nicht durchsetzen. Mal sehen wie es weitergeht.
Würde ich den Beruf empfehlen? Für die Sek II auf jeden Fall, für die Sek I auf keinen Fall, für die Primarstufe bedingt. Ich selbst würde es jeder Zeit wieder genauso machen und mit den gleichen Fächern.