Beiträge von Antimon

    Wer hatte denen beigebracht, wie man kritisch selbstreflektiert?

    Den "Steinen des Anstosses", deren Arbeiten ich gerade gelesen habe, hätte es eigentlich die jeweilige Chemielehrperson beigebracht, unter anderem ich selbst. Unsere Deutschlehrpersonen nehme ich als sehr kritisch und seriös wahr, zumal das in den vorliegenden Fällen eh nicht immer die gleiche Lehrperson wäre. Wenn ich die "Schuld" bei Kolleginnen und Kollegen suchen wollte, fielen mir andere Fachbereiche ein. Unsere Jugendlichen haben in der 2. Klasse in beiden Semestern jeweils eine Projektarbeit, da müsste es eigentlich gelernt werden. Verantwortlich sind da Geschichte und Geographie. Wenn ich jetzt ätzen wollte, würde ich auf die Geographie zeigen. Aber ich glaube, das ist zu simpel.

    Dann ja eigentlich fast nie.

    Stimmt, das war eigentlich bis vor Corona der Konsens. Persönlich hätte ich es auch gut gefunden, wenn sich da die Einstellung in der Gesellschaft etwas ändert, das ist nun aber nicht der Fall. Ich denke, das muss man akzeptieren. Ich kann da nur einen kleinen Beitrag leisten, in dem ich mir tatsächlich eine Maske aufziehe, wenn ich mit einer leichten Erkältung zur Arbeit gehe. Mache ich wirklich, sogar als Masken-lästig-Finderin ;)

    Ich bin auch gernerell der Ansicht, dass jemand, der weiß, dass er infektiös ist, zuhause bleiben sollte (unabhängig vom Virus).

    Ein positiver Covid-19 Test ist allerdings keine ernsthafte Erkrankung.

    Ja, tatsächlich, so weit waren wir schon. Ich finde das unerheblich ob ich es nun weiss oder nicht, infektiös ist infektiös und wenn ich jemanden anstecke, dann ist es eben passiert. Es ist eine allseits bekannte Tatsache, dass man bei jeder Corona-Infektion schon einige Tage vor Ausbruch der Krankheit andere Leute anstecken kann. Wer sich nicht wirklich täglich testet, der kann das gar nicht wissen. Also ist das eigentlich eine moralische Alibi-Diskussion.

    Den Unterschied zwischen der Lieferung von Munition zur reinen Selbstverteidigung (hier Luftabwehr) zur Lieferung von schweren Offensivwaffen (Kampfpanzer) siehst du aber schon, oder?

    Tot ist tot. Das Neutralitätsrecht sieht da übrigens auch keinen Unterschied, eine Weitergabe über Drittstaaten würde das Schweizer Kriegsmaterialgesetz in beiden Fällen nicht erlauben. Deutschland hat das bei Vertragsunterzeichnung gewusst. Was der Aufriss jetzt daher soll, ist unklar. Es scheint also doch nur ums Theater zu gehen.


    ch sage nur, daß die Konsequenz aus einer solchen Verfassung für unseren Staat nur sein kann, keine Rüstungsgüter in der Schweiz mehr zu kaufen.

    Das könnte man ohne grosses Gewese einfach so beschliessen, ja. Aber irgendjemand scheint ja Interesse an dem ganzen Gewese zu haben.

    Ich habe auch schon 6en vergeben für Arbeiten, die an der Uni als Bachelorarbeit durchgingen. Also ich habe an der Uni schlechtere Bachelorarbeiten gesehen. Zum Teil liegt in dieser Erwartungshaltung auch das Problem. Wenn es nach mir ginge, wäre der Umfang einer Maturarbeit viel kleiner und ich würde viel mehr den Prozess als das fertige Produkt bewerten. Ich setze das um so gut es geht, aber darüber herrscht bei uns an der Schule kein Konsens. Insofern kann ich nicht beliebig, wie ich gerne würde.

    OK... Ich stelle gerade fest, dass ich mich über Luxusprobleme beklage ^^ Nein, disziplinarisch haben wir keine grossen Schwierigkeiten. Aber so einen Schüler, der sich exklusiv von mir schlecht beurteilt fühlt, habe ich auch im Angebot. Das passt schon ins Schema. Der denkt nicht nur, ich würde seine Grossartigkeit nicht erkennen, er meint auch noch, ich würde mir die Mühe machen, speziell nur ihn zu dissen.

    Bei solchen Entscheidungen reicht kein "könnte" und "würde". Auf so einen Vertragspartner kann man sich nicht verlassen. Entsprechend kann es für uns nur darum gehen die Schweizer Waffenindustrie bei zukünftigen Ausschreibungen nicht mehr als potentiellen Lieferanten zuzulassen.

    Ein Glück, dass du da politisch gar nichts zu melden hast so lapidar wir du die Bundesverfassung eines demokratischen Staates infrage stellst :top:

    Ich verwies auf die Bundesverfassung und ich verwies auf die Verhältnismässigkeit. Mit "angeblich" hat das nichts zu tun. Der Schweizer Bundesrat handelt gemäss der gültigen Landesverfassung. Das ist erstmal nicht verwunderlich für einen demokratischen Staat.

    Ui, scheint doch komplexer zu sein, als ich dachte. Die Neutralität der Schweiz ist in der Bundesverfassung verankert. Das ist das Schweizer Grundgesetz. Wenn der Bundesrat dem zuwiderhandelt, bricht er mit der Bundesverfassung, was er ohne Volksentscheid nicht mal eben so darf. Das Neutralitätsrecht ist in den Haager Konventionen geregelt, ist also Teil des Völkerrechts. Das Neutralitätsrecht verbietet der neutralen Schweiz den Export von Kriegsmaterial an aktive Kriegsparteien, auch via Drittstaaten. Das hat Deutschland bei Vertragsunterzeichnung natürlich gewusst und auch akzeptiert. Wenn die Schweiz den Export jetzt genehmigt, bricht sie auch mit dem Völkerrecht.


    Weder geht es um den unmittelbaren Verteidigungsfall der Schweiz selbst noch um den Verteidigungsfall eines direkten Nachbarn. Dann würde man gemäss Art. 173 c, Bundesverfassung wohl von "ausserordentlichen Umständen" sprechen und der Bundesrat könnte entsprechende Verordnungen erlassen. Es geht um ca. 12000 Schuss Munition, die ganz sicher nicht kriegsentscheidend sind. Ein Bruch mit der Bundesverfassung bzw. dem Völkerrecht ist daher offensichtlich nicht verhältnismässig.


    "Gemütlich auf der Neutralität ausruhen" ist schon eine arg flapsige Bemerkung, die mich zugegeben etwas befremdet.

    Da sind die Skrupel offenbar nicht so groß

    Dass es formal nicht um Skrupel geht, wüsste man, hätte man den oben verlinkten Artikel gelesen. Das Neutralitätsrecht sieht einfach nicht vor, dass nur eine von beiden Kriegsparteien mit Munition beliefert wird. Sprich, die Schweiz müsste dann auch einer Auslieferung nach Russland zustimmen und das will man wirklich nicht. Ergo *ist* die Schweiz sowieso schon nicht mehr neutral in ihrer Haltung. Zudem würde ausser ein paar empörter Worte nichts weiter passieren, wenn Deutschland nun die Munition doch ausliefert. Die Schweiz hat gegenüber Deutschland wenig bis gar keine diplomatischen Möglichkeiten in der Sache. Ich frage mich da eher, ob man in Berlin diplomatisch echt so doof ist, das nicht zu erkennen. Oder ob auch auf deutscher Seite das Theater im Vordergrund steht. Was ich gegenüber der Ukraine moralisch bedenklicher fände, denn in Kiew hat man diesbezüglich an Deutschland eine andere Erwartungshaltung als an die Schweiz. Das mit dem Neutralitätsrecht ist wie erwähnt allgemeinen bekannt.


    Vielleicht sind Schweizer Sanktionen gegen Russland dafür auch ein bisschen schmerzhafter als deutsche?

    Das ist definitiv bereits der Fall. Wenn die Schweiz mal anfängt, den Rohstoffhandel einzuschränken, ist das ne ganz andere Nummer als wenn es nur um ein paar Schuss Munition geht. Für die Schweizer Wirtschaft ist das nota bene rumgedreht auch erheblich schädlicher. Die Schweiz ist *nicht* neutral in Bezug auf diesen Krieg. Das wird uns ohnehin noch einen Volksentscheid bescheren.

    Sehe ich genauso, aber meiner Meinung nach ist das Distanzlernen bei meinen Schätzchen völlig daneben gegangen.

    Oh, das wäre bei uns hier ne ziemlich faule Ausrede. Fernunterricht hatten die nur von Mitte März bis Ende Juni 2020. Und sie hatten während dieser Zeit wirklich Unterricht.


    Ich hatte diesbezüglich erst kürzlich eine etwas skurrile Diskussion mit einem Kollegen, der meinte, da sei ja soooo viel "Stoff" ausgefallen, es sei ja klar, dass die dieses und jenes bei der Abschlussprüfung nicht können. Wir haben keine zentralen Prüfungen. Ich frage nur das, was wir auch gemacht haben...


    Das ist aber ohnehin ein anderer Punkt. Ich frage mich, woher diese gnadenlose Selbstüberhöhung kommt. :gruebel:

    Ich verstehe die Diskussion wirklich nicht. Berlin soll diese Munition einfach ausliefern, dann rümpft Parmelin in Bern einmal kurz die Nase und es passiert weiter... nichts. Für die Schweiz hat es auch keine grössere Bedeutung, wenn da nun irgendwelche Verträge aufgekündigt werden. Das grosse Business ist das für die Schweizer Wirtschaft ohnehin nicht*. Vielleicht provozieren sie das ja auch nur, damit sie aus der Nummer endlich raus sind. Bei den Mengen, um die es da geht, kann doch keiner ernsthaft denken, das deutsche Schicksal würde im Zweifels- bzw Ernstfall davon anhängen.


    Das ist alles nichts als Theater bei dem es grundsätzlich um das Neutralitätsrechts zum einen geht, insbesondere Deutschland will die Schweiz dazu "nötigen" eindeutig Stellung zu beziehen. Zum anderen versucht Bern sich aufzublasen, weil man gerade den Streit um die Bilateralen verloren hat. Und Berlin schiebt die zickigen Schweizer vor, weil sie selber gar nicht liefern wollen. Wie war das gleich noch mal mit den Panzern... Aber jetzt sich über Bern empören. Ja klar. Das mit dem Neutralitätsrecht ist halt einfach seit jeher schon bekannt, für Deutschland gilt das meines Wissens aber nicht.


    * (0.3 % der Exportleistung, nur um auch mal Zahlen zu nennen... wenn Deutschland ab morgen Nestlé boykottiert, dann heulen wir wirklich!).

    Dann hoffe ich, das geht wieder weg... Wobei wir dieses Jahr tatsächlich auch statistisch belegbar ein paar sehr sonderbare Trends diesbezüglich verbuchen. Der Abschlussjahrgang 2022 war notenmässig schon auffallend schlecht, mir schwant für 2023 nichts Gutes.

    Vielleicht ist es für unsere Nachbarländer eher beruhigend, wenn Deutschland von denen abhängig ist. Wir haben schließlich eine unrühmliche Vergangenheit als Aggressor hinter uns und Deutschland sollte nie wieder eine Bedrohung für andere darstellen. Demnach sind wir immer noch für einige Generationen auf Bewährung.

    Komm mal wieder runter. Die Schweiz ist von Deutschland tausend mal abhängiger als rumgedreht.

    Liebe Leute...


    Ich muss mal kurz was loswerden: Ich lese gerade die x-te Maturarbeit in Folge, die objektiv betrachtet kompletter Mus ist aber mit dem Fazit endet: "Ich finde, das Ziel wurde erreicht und ich habe sehr viel gelernt."


    Ich bewerte und betreue nun seit 9 Jahren Maturarbeiten und mir scheint dieser Hang zur Selbstverklärung wahrhaftig ein neuartiges Phänomen zu sein. Spinne ich, werde ich alt und zynisch oder ist da was dran?

    Du begegnest den falschen Leuten in Deutschland

    Offensichtlich. Die kennen alle so einen Seiteneinsteiger, der's pädagogisch gaaar nicht drauf hat. Wahrscheinlich alle denselben.


    Letztens wunderte sich mal jemand, wie es sein könne, dass ich um 19 Uhr direkt von der Arbeit komme.

    Besonders nervtötend wird die Diskussion mit Deutschen bzw in Deutschland. Seit ich beide Fächer unterrichte, geht es fast schon wieder, zu Beginn meiner "Karriere" ging das Gespräch immer so:


    Man muss doch zwei Fächer unterrichten, oder? Ich habe nicht auf Lehramt studiert. Ach, du bist Seiteneinsteiger? Nein. Ja aber eine pädagogische Ausbildung hast du dann ja nicht, also diese Frau Doktors die können ja sicher nicht so gut erklären, das ist vom Niveau ja viel zu hoch... Ach, leck mich doch, ich unterrichte in der Schweiz und verdiene doppelt so viel wie du. :autsch:


    Von Schweizern werde ich bemitleidet, weil die Fächer so kompliziert sind und die Schüler heutzutage doch so schlimm... Aber nein eigentlich haben's die am Gymnasium ja gar nicht so schlecht, also weisst du, an der Sek meiner Tochter... Äh, ja danke, ich komme bestens zurecht.

    Welche Antwort gebt ihr auf obige Frage

    Entweder gar keine oder ich sage wahrheitsgemäss, dass ich an einem Gymnasium Chemie und Physik unterrichte. Ich verstehe ehrlich den Sinn nicht, sich da irgendwas komisches auszudenken. Dass die Antwort häufig unangemessen kommentiert wird, stört mich auch. Ich habe mir angewöhnt, dass dann so auch rückzumelden. Auf "oh, ihr [Lehrer] habt es ja schon schwer" gebe ich meist ein "nö, ich nicht" zurück. Zum Beispiel. Oder auf "ach, Chemie und Physik konnte ich in der Schule nie" ein "ach, ich schon". Meistens merkt die Person dann selbst, dass die Bemerkung offenbar abgedroschen war.

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