Beiträge von Antimon

    Gerade bei Informatik finde ich auch spannend, wie man anderswo damit umgeht. Wie "wichtig" das Fach ist, wird doch sehr unterschiedlich bewertet. Auch wenn ich selbst die Facherweiterung machen will erscheint mir der Hype im Moment sehr übertrieben. Bei uns ist es an den Mittelschulen jetzt obligatorisch für 1Jahr.

    In Hessen: ITG gibt es an immer mehr Schulen und es ist schon länger im Gespräch, dass ITG Pflichtfach werden soll.

    Gehalten werden soll der Unterricht von Informatiklehrern. Wenn es keine gibt, müssen andere Lehrer ran, die sich das zutrauen, oft Mathelehrer.

    Du unterrichtest aber Informatik schon als "richtiges" Fach, oder? Haben das alle SuS irgendwann mal oder gibt es das nur im Wahl(pflicht)bereich?

    jetzt aus Neugier: in der Schweiz studiert man aber "nur" ein Fach. Unterrichten andere Lehrkräfte auch ein zweites Fach, das vom Erstfach abgeleitet wird oder wird auch ein (komplettes/abgespecktes) STudium für ein zweites Fach gebraucht. (wie bei dir Info. BRAUCHST du es oder WILLST du es? (ich bin ziemlich sicher, du WILLST, aber, BRAUCHST du es auch zusätzlich? (vermutlich und hoffentlich, will nur fragen)


    Es gibt auf der Sekundarstufe II auch die Monofach-Ausbildung, ja. Praktisch immer Monfach ist Musik und Bildnerisches Gestalten, die unterrichten aber auch mehr Wochenlektionen fürs Volldeputat. Monofach gibt es auch in den Naturwissenschaften, das wird jedoch immer seltener. Bei uns im Schulhaus unterrichten 3 Personen nur Chemie, 2 Personen haben ein Lehrdiplom nur für Physik. Bei den Biologen gibt es welche, die nur in Bio eingesetzt werden, aber eigentlich noch ein "altes" Lehrdiplom für die DMS (Vorgängermodell der FMS) für Chemie hätten. Ich glaube, 1 Person hat wirklich nur für Biologie ein Lehrdiplom. Unsere Mathematiker*innen unterrichten ausnahmslos alle und immer schon auch Informatik, dafür gibt es aber erst jetzt ein offizielles Lehrdiplom. Im neuen Grundlagenfach Informatik werden tatsächlich nur noch die Lehrpersonen mit der offiziellen Facherweiterung eingesetzt.


    In den Sprachen und Geisteswissenschaften gibt es Monofach ultra selten. Ich glaube wir haben exakt 1 Person an der Schule, die nur Geschichte unterrichtet. In jedem Fall *muss* man für das Beifach die 90 CP aus dem Fachstudium vorweisen können, das bedeutet immer, dass man Zusatzveranstaltungen belegen muss, die nicht schon im Hauptfachstudium inkludiert sind. Fürs Beifach Physik wurden mir also die Physik-Veranstaltungen aus der Chemie vollständig anerkannt, ich hatte aber sowohl in Mathe als auch in Physik je eine Veranstaltung mehr, als ich für Chemie gebraucht hätte plus das Doktorat in der Physikalischen Chemie, das auch in CP umgerechnet wurde. Wenn man das Lehrdiplom mit nur einem Fach macht, kann man auf Stufe Sek II z. B. Berufspädagogik wählen um damit die CP des zweiten Fachs zu "ersetzen".


    Ganz schräg läuft es mit den Leuten, die kein Unterrichtsfach studiert haben. Ein Kollege in der Chemie hat Umweltnaturwissenschaften studiert, das wäre unser aller Ansicht nach mehr als ausreichend um Chemie am Gymnasium unterrichten zu können. Die PH meinte aber, er müsse noch weitere Veranstaltungen in Organischer Chemie und Quantenmechanik belegen. In der Physik haben wir gerade einen Lehramtsanwärter der Maschinenbau studiert und in dem Bereich auch Berufserfahrung hat. Der macht eine Monofach-Ausbildung, muss aber in Mathe irgendwas nachholen und natürlich Quantenmechanik. Letzteres scheint ultra wichtig für den Unterricht am Gymnasium zu sein.


    Im Vergleich dazu müssen die Lehramtsstudierenden der Sek I so gut wie nichts. Aber lassen wir das. ;)

    Unsere Beiträge haben sich gerade überschnitten, Antwort siehe oben. Die Facherweiterung schlägt mit insgesamt 116 CP zu Buche.


    ICH war (bin) nur irritiert, dass es an der HU einen Unterschied ausmacht, ob ein Fach ein Erst- oder Zweitfach ist

    Ja, du hast recht dass das komisch ist, wenn man hinterher beides bis zum Abitur unterrichten darf. Allerdings ist das bei uns auch nicht anders, ich kann auch mit Beifach Physik im Schwerpunktfach eingesetzt werden und wurde bereits in Stellvertretung. In der Regel berücksichtigt das aber die Schulleitung, dass man nur im Hauptfach auch Schwerpunktfach unterrichtet. Der Punkt ist einfach: Ich habe wohl 270 CP im Hauptfach, also nur im fachwissenschaftlichen Bereich (natürlich habe ich noch ein "altes" Diplom, da gab es keine CP) und in Deutschland bräuchte ich erheblich weniger fürs Lehramt. Es scheint ja aber so zu sein, dass das noch vom Fachbereich abhängt, nicht?

    an meiner Uni 100 CP pro Fach

    Ein Master of Science sind 190 CP [sorry, zu blöd zum rechnen ... es sind 270 CP]. Und nochmal: Die 90 CP für das Beifach sind *exklusive* Fachdidaktik. Das Lehrdiplom umfasst weitere 61 CP, davon entfallen 10 CP pro Fach auf die Fachdidaktik. Allein für die Facherweiterung brauche ich also 90 CP aus dem Fachstudium + 10 CP Fachdidaktik + 16 CP Berufspraxis. Und ich habe bereits ein abgeschlossenen Fachstudium sowie ein Lehrdiplom ...

    überall in Deutschland auch ein Masterstudium mit weiteren Kreditpunkten in den Fachwissenschaften, Fachidaktik und Bildungswissenschaften

    Die CP für Fachdidaktik und Erziehungswissenschaften holt man bei uns *zusätzlich* zum Fachstudium an der Pädagogischen Hochschule, die haben mit der Uni gar nichts zu tun. Ich muss für die Facherweiterung Informatik 90 CP an der Uni machen, erst dann darf ich mich überhaupt an der PH für die fachdidaktische Ausbildung einschreiben. Dies gilt allerdings nur für die Sekundarstufe II.

    Fakultas ja, Promotionsrecht nicht sicher.

    "Sicher nicht" sollte es wohl heissen, 67 CP befähigen nicht zum selbständigen wissenschaftlichen arbeiten.



    So setzt sich das Lehramtsstudium an der HU zusammen: Kernfach mit Lehramtsoption: 113 LP, dazu ist ein Zweitfach zu wählen

    Zweitfach mit Lehramtsoption: 67 LP zu einem Bachelor-Kernfach

    Eben, die 113 CP sind ja schon deutlich weniger, als ein Bachelor of Science, das sind inkl. Bachelor-Arbeit 180 CP. In der Schweiz muss man für die Sekundarstufe II das Hauptfach aber auf Masterniveau abgeschlossen haben, also sehr viel mehr als das. Dies an chilipaprika

    Die Diskussion hatten wir hier doch schon ganz oft, in Deutschland ist ein Lehramtsabschluss im MINT-Bereich einfach nicht gleichwertig zum Master of Science. Da fehlt auch im Hauptfach noch einiges. Es wundert mich nicht, dass es im Beifach so viel weniger CP sind, ich finde unsere 90 CP im Vergleich zum Hauptfach schon mickrig.

    Ui ... Ja, da muss ich einiges mehr machen, es sind 90 CP nur im Fachstudium. Ob ich bestimmte Module verpflichtend belegen muss, muss ich noch rausfinden aber ich schätze, dass das so sein wird. Ich glaube auch kaum, dass mir grossartig was aus dem Erststudium anerkannt wird, Mathe hatte ich wie erwähnt ja nur im Nebenfach. Informatik sitzt an der Uni Basel mit den Hauptfach-Mathematikern zusammen. Fachdidaktik kommt hinterher noch extra dazu.

    Würdet ihr wieder auf Lehramt studieren und wieder mit diesen Fächerkombination, die ihr gewählt habt?

    Ich habe nicht auf Lehramt studiert aber ich würde immer wieder diesen Beruf ergreifen. Zu den Fächern: Nein, Chemie würde ich nicht mehr studieren, das würde ich gegen Hauptfach Physik tauschen. Physik unterrichte ich als Beifach und nächstes Jahr im Herbst schreibe ich mich an der Uni für die Facherweiterung Informatik ein.

    Oh nein, Angst solltest du überhaupt nicht haben. Ich weiss nicht, was bei euch Zweitfach bedeutet, bei uns besucht man einfach nur einen Teil der Vorlesungen, man braucht für das Beifach nur 90 CP, das Hauptfach muss man auf Masterniveau studiert haben. Das Niveau der Vorlesungen ist aber im Beifach nicht anders, da sitzen eben auch Hauptfach-Leute drin, sind ja die gleichen Vorlesungen.


    Ich kann mir schon vorstellen, dass du in Mathe erstmal grosse Augen bekommen wirst, wenn du das an der Schule nur im GK hast. 12 P sind aber nicht schlecht, irgendwas wirst du schon können. Und wenn so ein gewisses Grundverständnis mal da ist, wird das schon werden. Es wird zu Beginn halt anstrengend, bis du mal drin bist. Ich hatte Chemie nur im GK und hab's dann studiert. Die ersten 6 Wochen oder so habe ich gekotzt weil natürlich die Leute aus dem LK viel mehr schon mal gesehen hatten. Man muss ein bisschen die Arschbacken kneifen und darf sich nicht frustrieren lassen. Wenn du etwas Resilienz mitbringst, dann klappt das schon. :top:

    Meine Lehrerin im Chemie LK ist mit uns mal nach Münster in die Uni und wir haben uns dort eine Vorlesung aus dem 1. Semester angehört. Nachdem der Dozent in 90 Minuten das durchgezogen hat, was wir vorher ein ganzen Quartal im Unterricht erarbeitet haben, hatten manche schon etwas realistischere Vorstellungen.

    Ich habe eine ehemalige Schülerin, die kurz vor den Masterabschluss in Chemie steht. Die hat mir mal erzählt, sie habe die ersten beiden Semester an der Uni gechillt. Das meiste hatte sie an der Schule schon gelernt. Das Chemiestudium beginnt mit einer Repetition zur Allgemeinen Chemie, klar geht das relativ schnell. Sobald es aber an die Details geht, z. B. Reaktionsmechanismen oder Spektroskopie, ist das Tempo raus.


    Die Mathenote ist sicher der beste Prädiktor für den Studienerfolg in den Naturwissenschaften. Wer keine Mathe kann oder keine Lust darauf hat, soll es einfach bleiben lassen. Im Übrigen empfehle ich im Schwerpunktfach sich bei entsprechenden Interesse direkt ein Buch zu kaufen, das man auch an der Uni noch gebrauchen kann. Den Mortimer z. B. der reicht im Nebenfach. Da steht auch nicht viel mehr drin als das, was ich in 4 Jahren an der Schule erzähle. Für Physik gibt es ganze Vorlesungsreihen bei YouTube, z. B. Walter Lewin. Kann man sich einfach anschauen. Experimentalphysik sollte kein Problem sein, wenn man LK bzw Schwerpunktfach hatte. Das Problem heisst immer Mathe.

    Der Sprung zwischen Schule und Uni ist riesengroß, auch im LK.

    So habe ich das auch noch in Erinnerung. Die meisten aus meinem Jahrgang an der Uni sind wegen Mathe wieder rausgeflogen und das war nur Nebenfach. Selber kam ich aus dem LK und habe mich trotzdem erschreckt, was das sein soll. Ich empfehle allen meinen Schülerinnen und Schüler, sie sollen vor allem in Mathe investieren, wenn sie irgendwas naturwissenschaftliches studieren wollen.

    Das mit dem Restalkohol in der Prüfung habe ich auch nur einmal gemacht :D Ich war jahrelang Mitglied der studentischen Fachschaft, die berühmt-berüchtigte "BioChem" war nicht die grösste Party auf dem Campus (immerhin bis zu 2500 Gäste) aber eindeutig die fieseste :evil:


    Irgendwie war es aber so, dass man am Abend oft noch im Institut geblieben ist, ne Pizza bestellt, ein Bier getrunken, Gegrillt hat. Chemiker sind gesellige Tierchen. Ich habe die Geisteswissenschaftler nie um irgendwas beneidet, ich hatte immer das Gefühl, bei uns ist es lustiger. Und das ist bis heute so, es gibt bei uns im Schulhaus keine Fachschaft, die enger ist, als die Chemie*. Der Rest hat Angst, wenn drei von uns mit vollen Händen und erkennbar einem Gasbrenner dabei hinters Haus ziehen 8)


    *Edit: Doch, ich glaube unsere Künstler (Musik und Zeichnen) haben es ähnlich lustig.

    Ist das so? Glaub ich auch nicht. Ich habe mehr als genug Party gemacht. Ich erzähle meinen SuS gerne die Geschichte von der Multiple-Choice-Klausur "Sicherheit in der Chemie" die ich nach 20 min abgegeben habe um mich mit Restalkohol zu übergeben. Ich hab die bestanden, andere nicht :D

    Einige meiner Schüler programmieren als Hobby, betreiben eigene Server, konfigurieren ihren PC selbst. Das ist so die Konkurrenz, auf die du triffst.

    Nicht jeder, der Chemie studieren geht, hat zuvor schon ein eigenes Labor im Keller. Also eigentlich trifft das auf die meisten Chemiestudenten *nicht* zu. Man liest oft hier, dass das bei Informatik irgendwie so sein sollte. Glaube ich nicht. Ich war wohl immer schon einigermassen technisch interessiert und versiert, habe auch eigene Rechner zusammengesetzt etc. Studiert habe ich dann immerhin eine Naturwissenschaft aber tatsächlich die, von der ich am wenigsten Ahnung hatte. Es ging einigermassen gut.

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