Jetzt wird es interessant, wir kommen von den Interessen weg, hin zu komplexeren Verhaltensweisen wie Problemlösen.
Und natürlich, wenn ich Probleme weiblich löse, dann kann ich das nicht einfach so ändern, mache es also so vor, wie ich es gelernt habe und übernehme damit unbewusst ein Rollenvorbild. Oder?
Ich sehe da jetzt eigentlich nicht so den grossen Unterschied. Bzw. glaube ich nicht, dass ich persönlich z. B. Probleme besonders "weiblich" löse, meine Sozialisation ist diesbezüglich die der Naturwissenschaftlerin. Wenn ich so an meine Kolleginnen und Kollegen denke, divergieren die Verhaltensmuster zwischen Historikern und Chemikerinnen erheblich mehr als zwischen Männern und Frauen. Unsere neue Schulleitung berücksichtigt das übrigens auch bei der Zuteilung der Mitarbeitergespräche auf die vier Schulleitungsmitglieder, fast die kompletten Fachschaften Chemie und Physik sind neu derselben Person zugeteilt. Ich habe mich doch recht amüsiert, als ich die neue Liste gesehen habe, es passt halt einfach schon sehr gut.
Wenn du den Gedanken jetzt weiterführst ist die Reihenfolge dann doch eher so: Mein Interesse an Naturwissenschaften bedingt meine Studienfachwahl und diese prägt nachhaltig meine Problemlösestrategien. Wenn ich in meine Kindheit zurückdenke, war es einfach so, dass ich weder von meiner Mutter, irgendjemanden in der Verwandtschaft noch von irgendeiner Lehrperson jemals gehört habe, ich könnte irgendwas nicht, weil ich ein Mädchen bin. Meine Mutter hat es durchaus probiert damit, dem Kind Puppen zu schenken, dann aber recht schnell eingesehen, dass das Kind lieber mit den Lego-Bausteinen der älteren Brüder spielt und irgendein seltsames Interesse insbesondere an Feuer hat, mit dem es fast mal einen Wohnungsbrand ausgelöst hat. Meine Mutter hat so einiges falsch gemacht, aber an der Stelle wohl so ziemlich alles richtig, womit ich wahrscheinlich verdammtes Glück hatte.
Da Männer aber nach wie vor in Führungspositionen und besser bezahlten Jobs häufiger vertreten sind, scheint sich der Notenvorteil nicht auszuwirken, was Antimon weiter oben schon schrieb.
Eben das. Ich verstehe das "Problem" immer noch nicht. Auch dass Männer z. B. häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen sind halte ich für kein ernstzunehmendes gesamtgesellschaftliches Problem. Für die Schweiz zeigt die Statistik einen Unterschied von gerade mal 0.5 %, in Deutschland sind es ebenfalls 0.5 % im Westen und 1.5 % im Osten. Da kann man bei dem Hinweis darauf ja fast schon von einem bewussten Versuch der Manipulation ausgehen oder anders ausgedrückt ... bleibt mir bitte weg mit so einem Bullshit. Die Arbeitslosenquote unter Ausländern ist übrigens 3 x höher als unter Inländern (in Deutschland wie in der Schweiz) - DAS ist ein Problem, an das man WIRKLICH ran müsste. Abgesehen davon sind natürlich deutlich mehr Frauen als Männer so ganz grundsätzlich überhaupt nicht erwerbstätig. Die Erwerbstätigenquote liegt in Deutschland bei 74 % für Frauen und 81 % für Männer, wobei das keine Vollzeitäquivalente sind. Ist glaube klar, was rauskommt, wenn man das auch noch berücksichtigt.