Beiträge von Antimon

    Die Genfer sind Zombies. Soixantaine, septante, quatre-vingt, nonante. Frag mich nicht warum. In Lausanne ist es: soixantaine, septante, huitante, nonante. In Fribourg ist es: soixantaine, septante, octante, nonante. Einem Schweizer musst du echt alles glauben :D


    Wir haben übrigens endlich mal einen gebürtigen Jurassen unter unseren Französisch-Lehrpersonen. Ach, ist das schön. Richtig schönes schweizer Französisch.

    Wenn es Muttersprachler*innen oder Rückkehrer*innen eines Auslandsaufenthaltes wären, würde ICH es akzeptieren, allerdings dann bitte konsequent und nicht nonante-cinq und quatre-vingt-dix-huit, nur weil man das quinze umgehen wollte

    Du weisst aber schon, wie die Genfer zählen, ne? :P

    Es klingt jetzt nicht so kompliziert. Ein Problem, das ich bei diesen Projektgruppen übrigens oft sehe, auch wenn es z. B. um die Lehrpläne geht, ist, dass sich da oft die überengagierten Aktivisten melden und dem Rest der Kolleginnen und Kollegen ins Knie schiessen. Wenn du lustig bist, kannst du bei Gelegenheit mal nach unserem kantonalen Lehrplan für das obligatorische Fach Informatik suchen. Der kommt nicht "von oben", ich weiss, welche Lehrpersonen da federführend waren. Das Ding ist ein ganz schlechter Witz und man kann nur froh sein, dass es im Moment sowieso egal ist, was da unterrichtet wird, weil Informatik keine Maturnote gibt. Ich habe mir angewöhnt, mich gerade als grumpy Skeptikerin für solche Arbeitsgruppen zu melden um den Aktivisten ein bisschen auf den Füssen rumzutreten. Am Ende ist aber regelmässig eine Mehrheit schlicht zu doof zu erkennen, dass die nächste Runde unbezahlte Mehrarbeit für Ruhm und Ehre ansteht.

    "Man" darf schriftlich (!) "Stellung nehmen". Mitarbeiten kann man derweil nicht

    Was verstehst du denn unter "Mitarbeit"? Ehrlich, deine Aufregung ist grad ziemlich polemisch. Recht viel anders läuft das bei uns auch nicht und ich war in meiner Funktion als Gewerkschaftsvertreterin an den Ratingkonferenzen. Vernehmlassung heisst, die Anspruchsgruppen werden gehört und deren Meinung wird bei der Konsensfindung berücksichtigt. Natürlich arbeiten nicht 2000 Lehrpersonen aktiv an so einem Prozess mit. Diejenigen, die sich hinterher am meisten aufregen, sind in der Regel diejenigen, die nicht ein einziges Infomail gelesen haben und selber gar keinen Bock hätten, sich auf vierstündigen Marathonsitzungen den Hintern zu plätten.



    Aktiv im Schuldienst ist dort sicherlich niemand.

    Vermutest du oder weisst du?

    Meine anekdotische Erfahrung ist: Es gibt eine Vernehmlassung, es wird eine kantonale Projektgruppe gegründet, in der Lehrpersonen aller betroffenen Schulen und aus allen Fachbereichen vertreten sind. Es gibt Ratingkonferenzen, in denen weitere Anspruchsgruppen wie der Vorstand der kantonalen Gesamtlehrerkonferenz, die Gewerkschaft und eine Vertretung der Schüler*innen, gehört werden. Die Schulleitung leitet zu jedem Projektmeilenstein ein Bulletin der Projektgruppe weiter. Man geht ins Lehrerzimmer einen Kaffee holen und da poltert jemand "also die Maturreform... man weiss ja GAR NICHTS, das wird alles von oben bestimmt!!". Ich bin auf dem "das wird alles von oben bestimmt" Ohr unterdessen ziemlich taub, drum frage ich lieber mal nach.

    Bisschen nervig.

    Ja, das verstehe ich. Wie werden denn solche Entscheidungen bei euch gefällt? Das kommt bei uns nicht einfach so "von oben".



    was gibt es denn bei euch für Formate in den Abschlussprüfungen und was soll noch dazu kommen?

    So wie ich das gelesen habe, geht es doch um die Prüfungsformate während der Kursphase, nicht? Die Abschlussprüfung machen wir in der Chemie ganz langweilig im Wechsel schriftlich oder als mündliche Einzelprüfung. Grundsätzlich gäbe das Reglement aber auch mündliche Gruppenprüfungen und praktische Prüfungen her. Ein Kollege in der Physik lässt z. B. an der FMS in der Abschlussprüfung praktisch etwas vorzeigen und erklären. Das macht einfach kaum jemand, weil es super aufwändig ist.


    An der Abschlussprüfung werden bei uns grundsätzlich 5 Fächer jeweils schriftlich und mündlich geprüft: Deutsch, Mathe, Französisch, Schwerpunktfach, Englisch oder Ergänzungsfach. Da schon lange immer wieder kritisiert wird, dass wir zu sprachlastig sind, soll neu eben verpflichten noch was aus dem MINT-Bereich dazukommen. Ich halte das für masslos übertrieben. Insbesondere, da zugleich an der Uni Hürden abgebaut werden, der bis anhin obligatorische "Medizinertest" fällt endlich.

    Es geht auch in 45 min. Den Punkt "Einführung neuer Prüfungsformate" finde ich irgendwie kurios. Ja, wie macht ihr das denn bisher? Ich lege selbst fest, wie meine Noten zustande kommen und da ist pro Schuljahr immer eine nicht-schriftliche Leistungserhebung dabei. Einführung eines 5. Prpfungsfaches... Wir diskutieren hier ernsthaft über ein 6. Prüfungsfach, was ich völlig daneben finde. Der ganze Zirkus um die Abschlussprüfungen ist völlig daneben. Meine Prüfungen an der Uni gehen maximal 120 min, danach stellt sowieso mein Hirn ab, wenn nicht vorher schon. Bei der Matura bilden wir uns 180 min ein. Sinnvoller wäre es, die Jugendlichen frühzeitig drauf zu trimmen, verdammt noch mal einfach schneller zu schreiben.

    Das ist richtig, ja. Auf den Urkunden steht keine Note. Wenn ein Bewerber das Zeugnis bzw dieses Supplement nicht beilegt, sortiere ich das Dossier aus. Dann will die Person offenbar, dass wir was nicht sehen. Ich komme übrigens auch auf eine 5.25 ;)

    Aaah ... OK, das kann's natürlich dann schon erklären. Bei uns setzt ja die Praxislehrperson zusammen mit der Fachdidaktikerin die Note und beide kennen ja den Anwärter. Also man beurteilt da zwangsläufig das gesamte Praktikum und nicht nur die eine Lektion. Also ja, einerseits ist die Bewertung durch eine externe Kommission vielleicht objektiver, andererseits bewerten wir wohl eher die gesamte Entwicklung.

    Weiss ich nicht, so arbiträr empfinde ich das nicht. Ich hab's noch nicht erlebt, dass ein Lehramtsstudierender ein ganzes Praktikum immer super toll gemacht hat und ausgerechnet in der Diplomlektion dann komplett danebengreift. Die Danebengreifer waren halt vorher auch schon nicht besonders.


    Ich verstehe noch den Punkt mit der Aufregung in der Prüfungssituation und ich glaube, dieser Punkt hat in eurem System schon ein deutlich grösseres Gewicht, bei uns ist das alles nicht so "durchorchestriert", wie es hier oft beschrieben wird. Ich selber habe z. B. in schriftlichen Prüfungen ausgeprägte Prüfungsangst, die habe ich aber nicht in einer beobachteten Lektion vor einer Klasse. Die Souveränität ist in diesem Beruf dann halt schon auch ein Bewertungskriterium, finde ich. Hat man sie nicht, drückt es in dem Moment auf die Note, hat man sie schon, kommt halt was besseres raus. Bei uns ist eine 4 auf einem Lehrdiplom definitiv eine Aussage. Entweder die Person ist fachdidaktisch echt nicht gut oder sie ist renitent. Beides will man im Schulbetrieb nicht haben, ergo schaue ich bei einem Bewerbungsverfahren schon auf die Prüfungsnote. Ob da nun eine 5 oder eine 6 steht, ist eher egal. Aber dazu muss man natürlich auch wissen, wie so ganz grundsätzlich bewertet wird. Die 6 fällt bei uns einfach nicht vom Baum, die verlangt schon ein gewisses Engagement, das ich z. B. während der Ausbildung gar nicht bereit war zu leisten. Dafür habe ich mir quasi die kürzere Ausbildungsdauer "erkauft".

    Oh Gott, nein, dann kann man ja gar nicht vernünftig bewerten, Lernstandsanalysen sind ja Teil der Bewertung.

    Dann verstehe ich das Problem nicht. Wenn die Klasse bekannt ist und zwar nicht erst seit gestern, ist doch eine "falsche Einschätzung des Lernstandes" ein grober Fehler und führt zu einer entsprechenden Bewertung.

    In der aktuellen Ausschreibungsrunde (Deadline übermorgen) kommen auch auf Stellen an Gymnasien in Düsseldorf oder Köln kaum mal 20 Bewerber, oft auch deutlich einstellige Zahlen, und viele Gesamtschulen liegen bei unter 5 Bewerbern.

    Ach, das ist bei uns im MINT-Bereich nicht anders. Wir haben von den Bewerbungen, die wir durchgeschaut haben, aktuell drei ins "sollte man einladen" Körbchen gelegt, plus zwei interne Bewerbungen. Das ist es in der Regel. Es kommt leider auch unfassbarer Schrott rein, den unterdessen unsere Sekretärin schon mal aussortiert. Das ist ein derartiger Müll, dass es nur gesunden Menschenverstand und keinerlei Fachexpertise dafür braucht.

    Ja, Vornoten gibt es bei uns auch nicht. Aber man unterrichtet das gesamte Diplompraktikum in der gleichen Klasse, also ist das natürlich keine isolierte Stunde. Den Lernstand falsch einschätzen ist da nicht möglich, weil man ja selbst das Thema über mehrere Lektionen unterrichtet hat. Wenn man sich da verschätzt, ist es ein grundsätzliches Problem, das natürlich entsprechend bewertet wird. Ist die Prüfungslektion dann bei euch in einer anderen Klasse oder wie geht das? So ist das bei uns halt bei den Probelektionen für eine Festanstellung. Das ist wirklich eine künstliche Situation, eine externe Bewerberin kennt die Klasse ja überhaupt nicht. Da weiss ich als Fachvorsteherin aber schon auch, worauf ich schaue und beim letzten externen Bewerber, den wir eingestellt haben, war der Fall mehr als klar, dass der seine Sache absolut richtig macht. Der hatte aufgrund der ihm überlassenen Informationen durchaus eine andere Vorstellung davon, was die Klasse eigentlich kann, er hat in der Lektion dann aber gezeigt, dass er adäquat auf die Situation reagieren kann. Das ist ja genau das, was man von einer Lehrperson sehen will.

    Ist das so? Wie läuft das denn bei euch? Bei uns findet die Diplomlektion ja in der gleichen Klasse statt, in der zuvor auch das letzte Praktikum abgeleistet wurde. Natürlich ist diese Lektion repräsentativ. Wenn der Unterricht vorher schon schlecht war, wird die Diplomlektion nicht gut und umgekehrt.

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