Beiträge von Antimon

    Es gibt schon immer mal wieder Schüler*innen, die mich an den Rand der Verzweiflung bringen. Das ist aber weder Wut noch Enttäuschung auf meiner Seite. Manchmal ist es .... ey, was bist du eigentlich so doof, merkst du nicht, wie du dir ins Knie schiesst? Meint "doof" im Sinne von "macht sich selbst das Leben schwer". Manchmal ist es ... ey, ich weiss, dass du eigentlich voll schlau bist, ich verstehe einfach nicht, warum du *das* gerade ums Verrecken nicht begreifen willst. Wie andere schon schrieben, es tut mir leid für die Jugendlichen. Wut, Angst, Enttäuschung, ... das sind doch alles egoistische Emotionen, als Lehrperson ist man im besten Fall empathisch und versucht einen Weg zu finden, dem Kind bzw. Jugendlichen noch irgendwie auf die Sprünge zu helfen. Die Umfrage (ich hab mich auch mal durchgeklickt) scheint mir sehr aus der Schüler*innen-Perspektive verfasst zu sein. Die 15-/16-jährigen kommen doch auch immer noch daher mit "Sie ... die Frau S. HASST uns!!!" Mann, nein, die Frau S. hat andere Hobbies als euch zu hassen. Ihr seid ihr vielleicht auf den Sack gegangen und dafür hat sie euch angepfiffen, das ist aber weit entfernt davon, dass die euch hasst.

    Durchschnittlich 14,8 Schüler pro Lehrer => 46.000 Lehrer in der Grundschule

    Falsch. Laut Statistik haben 2023 in NRW 58810 Lehrpersonen an den Grundschulen gearbeitet.


    https://www.landesdatenbank.nrw.de/ldbnrw/online#astructure


    Demnach ist in den meisten Fällen eine Doppelbesetzung möglich. Oder man organisiert halt zwei Zeitschienen, der Rest hat jeweils Sonderprogramm. Maximale Störung der Abläufe erreicht man, wenn jeder fährt, wie er oder sie grade lustig ist.


    Abgesehen davon dürfte dir nicht entgangen sein, dass ich explizit Beiträge von Kolleginnen und Kollegen kommentiere, die - genau wie ich - an allgemeinbildenden, weiterführenden Schulen unterrichten und sich beklagen, wie häufig doch der Unterricht durch Klassenfahrten etc. gestört wird.

    Das ist auch keine Exkursion, das ist der "Wandertag". Den gibt es an unserer Schule immer schon und es gibt ihn auch an allen anderen Schulen im Kanton, der steht überhaupt nicht zur Diskussion. Also organisiert man ihn so, dass er möglichst wenig nervt. Ich kann auch nicht einfach so auf Exkursionen gehen wie ich lustig bin, aus genau dem Grund: Es stört den normalen Unterrichtsbetrieb. Das geht z. B. während der mündlichen Abschlussprüfungen, da findet für alle anderen Klassen eben kein regulärer Unterricht statt. Wirklich ALLES an Sonderaktionen findet bei uns gebündelt in extra dafür vorgesehenen Zeitschienen statt und nicht "einfach so".


    In den 4. Klassen kommt es auch mal vor, dass ein Ergänzungsfach eine Exkursion ab Freitag übers Wochenende plant, üblicherweise ist da Geographie dran beteiligt. Der Freitagnachmittag ist aber ohnehin die Ergänzungsfachschiene, also betrifft es einen halben Tag exakt deren Lektionen. Die Lektionen am Vormittag sind die fraglichen Schüler*innen nicht im Unterricht, das ist aber dann deren Problem und nicht meins als unterrichtende Lehrperson. Der Geographieunterricht der organisierenden Lehrpersonen (es sind immer die gleichen zwei Personen) fällt am Vormittag aus. Ob die Aufgaben geben müssen oder die Lektionen wirklich weg sind, kann ich dir nicht sagen. In jedem Fall ist es bei uns üblich, dass die jeweiligen Lehrpersonen die betroffenen Klassenteams mehr als rechtzeitig informieren und sie *müssen* sicherstellen, dass am fraglichen Tag keine Prüfungen eingetragen sind. Üblicherweise kommt dann per eMail das Angebot eines allfälligen Stundenabtauschs, wenn es für jemanden wirklich wichtig wäre.

    Möglicherweise ist das exakt an *deiner* Schule nicht so, aber ist es kein pauschales Argument dagegen, dass die gesamte Schule einen gemeinsamen Klassentag hat. Aus genannten Gründen ist das nämlich ausgesprochen effizient, weil eben kein zusätzlicher Unterricht ausfällt bzw. vertreten werden muss. Genau darum geht es hier gerade in der Diskussion: Es scheint einige Schulen zu geben, die einfach nur verdammt schlecht organisiert sind. Wie ich bereits schrieb, haben sich auch bei uns an der Schule in den letzten Jahren einige Dinge erheblich verbessert, weil es immer wieder energische Rückmeldungen an die Schulleitung gab. "Ist halt so" ist immer ein bisschen dünn, finde ich. Oder man regt sich halt nicht auf.

    Nö, jeder fährt wenn es passt bzw. eine passende Veranstaltung stattfindet. Ich weiß auch nicht welchen Vorteil es haben soll, dass alle am gleichen Tag irgendwas machen.

    Ich habe - sofern ich nicht krank bin - gar kein Recht auf Vertretung, wenn ich nicht da bin. Heisst, im ausgesprochen seltenen Fall, dass ich einmal eine Lektion selbst nicht halten kann, weil ... (ich mag mich dunkel erinnern, dass ich bis anhin tatsächlich ein einziges Mal während der Schulzeit auf einer halbtägigen Fachfortbildung war) ... muss ich meine Klassen selbst mit Arbeitsaufträgen versorgen.


    Da die meisten Fachlehrkräfte an den Fahrten überhaupt nicht teilnehmen, ist die Organisation von Vertretungen an diesen Tagen für anderen Klassen doch eher einfacher, weil mehr Lehrkräfte Zeitslots ohne Unterricht haben.

    Das mag an einer beruflichen Schule durchaus so sein, an einer allgemeinbildendenden Mittelschule (und an einer solchen arbeite ich nun mal und ich bezog mich mit meinen Kommentaren/Antworten auch ausschliesslich auf vergleichbare Schulformen) trifft dies nicht zu. Unser Kollegium besteht aus sowas wie 120 Lehrpersonen insgesamt, abzüglich der Instrumentallehrpersonen und Lehrpersonen, die nur ganz bestimmte Kurse wie Ergänzungsfach Psychologie oder sowas unterrichten, bleiben noch etwa 100 Lehrpersonen, von denen fast die Hälfte auch als Klassenlehrperson eingesetzt ist, weil wir halt entsprechend viele Klassen im Haus haben. Wer mit einer Klasse am Klassentag wandern geht, ist aus Sicherheitsgründen dazu angehalten, eine zweite Lehrperson mitzunehmen. Also rechne es dir aus, wie viele Lehrpersonen am Klassentag effektiv zu Hause sind. Plus/Minus niemand.



    Natürlich hast du insofern Recht, dass dann die freigesetzten Lehrkräfte der einen Lerngruppe zur Vertretung in der anderen Lerngruppe zur Verfügung stünden.

    Was überhaupt keinen Sinn macht, wenn es sich vermeiden lässt. Es ist immer erheblich effizienter, selbst zu unterrichten als einzelne Lektionen zu vertreten. Eine Stellvertretung wird erst dann gleichwertig zum regulären Unterricht, der durch die eigentliche Lehrperson erteilt wird, wenn sie über wenigstens eine abgeschlossene Unterrichtseinheit geht. Die einzigen Lektionen, die sich bei uns in den Naturwissenschaften z. B. "einfach so" vertreten lassen, sind Praktikumslektionen, für die es bereits fertige Praktikumsunterlagen gibt.



    ... und in der Grundschule ist es praktisch unmöglich. Den Personalschlüssel dass wir dann an einem Tag in jeder Klasse 2 Lehrpersonen mitschicken können, haben wir nicht.

    Genau. Du erzählst mir jetzt, dass an einer Grundschule nur exakt so viel Lehrpersonen arbeiten, wie es Klassen an dieser Schule gibt. Und wenn dann die exakt eine Lehrperson pro Klasse krank ist, dann findet überhaupt kein Unterricht mehr statt.

    Aber ab Mittelstufe dürftet ihr, ne? Weil ... Mir ist das Problem so auch nicht aus Laufen z. B. bekannt und die haben die Mittelstufe mit im Schulhaus. Bei uns geht ja die Primar bis einschliesslich 6. Klasse, so junge Schüler*innen haben wir an den Kantonsschulen nie im Unterricht.

    Spätestens bei krankheitsbedingten Ausfällen ist das dann nicht mehr so. Da rede ich noch nicht von der Praxis, in der gerne auch kurzfristig mal ein Klassenprojekt, mal ein Teamtraining, mal ein unaufschiebbares Gespräch, mal eine Fortbildung, mal hitzefrei usw. dazwischenkommen.

    Welche Ausfälle? Meine eigenen Lektionen sind ja nur von meinen eigenen Ausfällen betroffenen und ich bin im Schnitt sowas wie 2 Tage pro Schuljahr krank. Ich hatte in 12 Jahren ein einziges richtig verschissenes Schuljahr mit 3 Wochen Ausfall aufgrund einer OP, einer Woche Ausfall wegen Covid und weiteren 6 Wochen Ausfall aufgrund eines Unfalls. Die 3 bzw 6 Wochen hatte ich aber jeweils eine Stellvertretung.


    Klassenprojekte, Teamsitzungen etc passieren bei uns nicht kurzfristig bzw tangieren den Unterricht nicht. Hitzefrei gibt es nicht und Fachfortbildungen habe ich während der Ferien. Aber da habe ich noch von jedem deutschen Referenten gehört, dass in Deutschland während der Ferien keiner kommen würde.

    Nein, natürlich machen wir es nicht so. Wäre zu einfach und effizient.
    Ich war dieses Jahr noch nicht von Wandertagen betroffen, aber alle Klassen einer Stufe hatten einen kulturelle Tagesausflug zum selben Ort, der aber nur eine Klasse auf einmal haben kann. Also 4 verschiedene Tage mit je 2 Lehrkräfte den ganzen Tag.


    Ja, das meine ich mit "schlechte Organisation". Es ist einfach schade, dass Klassenfahrten und ausserschulische Lernaktivitäten deswegen gleich immer so allgemein infrage gestellt werden. Wie erwähnt, wir hatten auch schon echt anstrengende Zeiten, aber grad jetzt mit der neuen Schulleitung wird auch sichtbar, wie viel effizienter man das alles organisieren kann. Mir ist bei der Semesterplanung im August schon aufgefallen ... oh ... die erste Freistellungsschiene für die selbständigen Arbeiten der FMS ist dieses Schuljahr aber geschickt gelegt. In der gleichen Woche findet nämlich der Präsentationstag der Maturarbeiten statt und bis anhin musste man dann immer schauen, wie man den Unterricht der FMS-Klassen "wegorganisiert", wenn man als Lehrperson zugleich eben an einer solchen Präsentation sein musste. Dann ist mir aufgefallen ... oh ... die 2. Klassen FMS haben ja gar keine Berufsfeldpraktika mehr, wo sind die denn hin? Nein sowas, die haben in der 1. Klasse schon stattgefunden und zwar während der Schiene in der die mündlichen Abschlussprüfungen stattfinden. Geschickt!

    ja, alle Wandertage könnten an EINEM Tag sein

    Du liebe Güte... Macht ihr das etwa nicht so? Natürlich gehen bei uns am Klassentag *alle* Klassen zugleich raus. Diese tageweisen "Totalausfälle" sind unterdessen auch endlich gleichmässig über alle Wochentage verteilt. Wir hatten auch schon Zeiten, da waren Klassen-, Sport- und Waldtag z. B. immer ein Dienstag. Da hilft nur sich bei der Schulleitung zu beschweren, dass mir bei entsprechendem Stundenplan dann z. B. in einer Klasse dreimal hintereinander eine Doppellektion ausfällt. Bei uns hilft Beschweren in der Regel auch.

    Ach, ich vergass. Der einzig wirkliche Störenfried bei uns ist der Chor. Aber den hat die neue Schulleitung ordentlich zurecht gestutzt. Und die neue Chefin ist ausgerechnet Musikerin. Es bleibt die Chorlagerwoche im Januar, aber da ist jeder drauf eingestellt und es ist dann eben so. So wirklich nervig ist da nur der Unterricht in profilgemischten Klassen, wenn die Hälfte halt M und nicht da ist. Weiss ich nicht, ob wir dafür jemals eine Lösung finden.

    Der Nachbarkanton zählt Minusstunden, dass ich irgendwas abbummeln kann, habe ich dem Kanton Baselland und meiner Schulleitung zu verdanken. Die Schienen, in denen die Fahrten stattfinden, müssen einfach vernünftig organisiert sein. Es funktioniert auch bei uns nicht super toll aber sicher besser als dass alle zwei Wochen der reguläre Schulbetrieb gestört wird.

    An meiner Refschule ist jede Klasse jedes Jahr gefahren und mit Austausch und Sportfahrten es gab eigentlich keine Woche, in der nicht zwei Lehrer deswegen weg waren

    Schlecht organisiert, würde ich sagen. Unsere Klassen sind sicher 2 x in 4 Jahren für eine Woche weg, manche noch ein 3. Mal. Die Fahrten finden während zwei immer gleichen Schienen mit allen Klassen eines Jahrgangs zugleich statt. Für alle Klassen, die gerade nicht weg sind, findet während dieser beiden Wochen ein Sonderprogramm statt. Das Problem, dass es zu wenig Lehrpersonen für deren "Bespassung" gäbe, existiert nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Es bleiben immer Lehrpersonen übrig, die *nicht* sinnvoll beschäftigt sind. Im Idealfall haben die sowieso ausreichend Überstunden, die sie abbummel können, aber ein paar bleiben immer übrig, auf die auch das nicht zutrifft. Dafür bräuchten wir mal eine Lösung.

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