Beiträge von Antimon

    Wer genau sagt hier, notwendiges Unterrichtsmaterial muss von der Lehrkraft selbst gestellt werden? Manche möchten aber gerne immer wieder darüber diskutieren, wofür ich mein privates Geld gerne ausgeben möchte.


    Aber es ist natürlich voll nett, dass dann diese Kolleg*innen in den Grundschulbereich kommen und einen bekehren wollen, weshalb das ja mal gar nicht gehen würde und sich über die Identifikation mit dem Beruf als Lehrkraft und leuchtende Kinderaugen lustig machen.

    Es geht nicht ums Lustig machen und eben auch nicht ums Möchten. Ich bin Gewerkschafterin, ich erlebe im kantonalen Vorstand Kolleginnen und Kollegen aus allen Schulstufen. Dieses "Möchten" ist schlichtweg schädlich für den gesamten Berufsstand. Da kannst du noch so sehr betonen, dass die anderen ja deinetwegen nicht möchten müssen, so läuft es aber nicht. Wenn es bei einer Topfpflanze bleibt, die du selber bei IKEA holst, ist nicht viel Schaden entstanden. Wenn du aber anfängst, notwendiges Unterrichtsmaterial aus der eigenen Tasche zu bezahlen, ist das ein Problem.

    Sicher müssen Grundschullehrkräfte sich selbst umstellen und deutlicher werden, was Anschaffungen betrifft, aber wie oft führt man an der SekII Debatten, das man X braucht oder kann sich anhören, dass man doch im letzten Jahr erst X bekommen hätte oder dass man doch statt eines Versuches einfach ein Bild oder einen Film zeigen könnte?

    Doch, durchaus. Wir halt auf einem sehr hohen Niveau. Wenn die Biologie einen Halbklassensatz neuer Mikroskope anschafft, kann die Chemie nicht zugleich auch einen Halbklassensatz neuer pH-Meter anschaffen. Wenn Musik ein neues Percussions-Zimmer bekommt, bekommt Chemie nicht zugleich auch neue Schränke ins Labor. Das sind reale Beispiele der letzten 10 Jahre an meiner Schule. Mir ist schon klar, dass das Summen sind, die an deutschen Schulen sowieso nicht umgesetzt werden, aber grundsätzlich gibt es die Diskussionen natürlich auch an den weiterführenden Schulen. Bzw. wir diskutieren nicht, sondern dann wartet man halt ein Jahr, bis man die nächste grössere Anschaffung machen kann.


    Ich glaube das Problem ist, dass es in der Grundschule oft um Kleckerbeträge geht, die man mal eben mitnimmt. 4 Euro für Pappe bei Action... das zahlt man dann eben mal selbst mit privaten Einkäufen. Die Chemiesammlung aufstocken ist dagegen ein größerer Aufwand...

    Genau das meine ich. Du kommst gar nicht erst auf die Idee, wenn es um drei-/vier-/fünfstellige Beträge geht.

    Ich glaube aber, an der Stelle ist die Argumentation schlichtweg falsch. Es wird ja geschrieben, man brauche an der Grundschule viel mehr plastisches Anschauungsmaterial, drum sei das eben so, dass man dann halt selber irgendwas kauft, wenn der Schulträger nicht dafür aufkommen will. Das gleiche gilt aber auch z. B. für Sport, Bildnerisches Gestalten, Musik und die Naturwissenschaften an den weiterführenden Schulen. Wenn der Kanton kein Budget für Chemikalien spricht, dann kann ich halt keine Experimente im Unterricht zeigen. Chemikalien könnte ich zu einem recht grossen Teil noch nicht mal selber kaufen. Was nicht da ist, ist dann nicht da, so ist es dann eben.

    Weil du es okay findest, wenn Leute die Schule beklauen und du das auch machst?

    Die Schule hat auch eine Grillzange von mir inventarisiert, die ich da mal vergessen habe. Dynamisches Gleichgewicht. Eine Plastikpipette hat einen Wert von 5 Rappen, ob nun ein Schülerin die im Labor verbraucht oder ich daheim in der Küche, ist ziemlich wurscht. Ich trage keine Glaswaren, keine Elektronik, nichts, was irgendeinen wesentlichen Wert hat, nach Hause. Niemand von uns macht das.

    Eben das. Man muss schauen, was an der jeweiligen Schule so toleriert ist. Hätten wir einen Konventsbeschluss, der sagt, wir trinken grundsätzlich keinen Alkohol im Schulhaus, gäbe es in der Chemie keinen Apfelwein. Ich habe vor einigen Jahren explizit bei der Schulleitung gefragt, ob ich darf.

    Sonst bekommt die Chemiefachkraft des Forums Schnappatmung ...

    Ach, du bist so lustig. In unserem Keller an der Schule stehen 10 Liter Apfelwein, die darauf warten, abfiltriert zu werden. Produziert von meiner 4B, Maturklasse mit Schwerpunktfach Bio/Chemie. Die alkoholische Gärung ist ein Teil des Kohlenhydratstoffwechsels, sie schreiben in 2 Wochen eine Prüfung darüber. Was sie mit dem Apfelwein zu Hause anstellen, ist ihre Sache. Ich bin 44, sie sind 25 Jahre jünger als ich. Ich betrinke mich nicht mit jungen Menschen, die bald mal meine Kinder sein könnten. Das hat mein Ego nicht nötig. Meine Schulleitung weiss das alles, auch die lächerliche Geheimniskrämerei hat mein Ego nicht nötig.


    Das Fieseste, was ich jemals gemacht habe, war eine Flasche Sekt mit vier 18jährigen Schülern zu leeren, die mir diese als Entschuldigung für ihre Schlamperei vorbei gebracht haben. Das war an einem Freitagnachmittag, weder ich noch die vier Männer hatten danach noch Unterricht. So wirklich fies daran war auch nur, dass wir den Sekt aus Erlenmeyerkolben im Chemielabor getrunken haben und eigentlich Corona war. Vielleicht erzähle ich das noch irgendwann meinem neuen Rektor, ich meine, der müsste die vier Fraglichen noch kennen.


    Nota bene: Wir schenken zum Maturapéro Wein im Schulhaus aus. Ganz offiziell.

    Wenn die alle paar Jahre mal die Schule besuchen, gibt es da auch entsprechende Hinweise

    Ich bin die Sicherheitstante der Schule, ich weiss, was ich darf und was nicht. Das Tolle an dem Ämtli ist: Seit ich das mache, steht in der Hausordnung auch explizit, dass Essen in allen (!) Schulzimmern erlaubt ist, sofern es eine Lehrperson nicht ausdrücklich untersagt. Das ist nämlich konform mit unseren gesetzlichen Vorgaben, das pauschale Verbot, das wir vorher hatten, ist es nicht. Im Grunde ist das alles ganz einfach, man fragt bei der SUVA halt nach, was man darf und was nicht. :)

    Ich kaufe wirklich nichts, was ich für den Unterricht brauche. Nicht mal Streichhölzer, falls die grade alle wären. Dafür ist der Kanton verantwortlich. Aber ich kaufe Teebeutel für meine Schöfli, weil mir das so passt. Ich könnte mir das Geld aus der Fachschaftskasse zurückgeben lassen. Mache ich aber nicht. Der Kanton sagt mir ja nicht, dass ich den Schöfli Tee hinstellen soll, niemand verlangt das von mir. Weil nun mehrere andere Chemielehrpersonen gefunden haben, sie würden auch gerne Tee trinken, hat die Fachschaft Teetassen gekauft. Nur weil einer privates Geld ausgibt, darf sicher keine Erwartungshaltung gegenüber allen anderen entstehen. So handhaben wir das. Wer auch den Kassenzettel für die Teebeutel abgeben möchte, darf das gerne tun.

    Schalt doch mal bitte einen Gang zurück. Ich habe mit einem Kollegen zusammen letztens auch privat Trauben an der Schule vergoren. Unsere Schulleitung weiss das, die hat je eine Flasche Château Fusel bekommen. Man muss ein bisschen ein Gespür dafür haben, was toleriert ist und was nicht. Ich habe vor vielen Jahren auch bei der Roche Eierlikör im Pausenraum produziert, bei der Novartis wäre das damals auch schon undenkbar gewesen.

    Die Unterstellung kam von dir, was ich einigermaßen unverschämt finde. Ich weiß von keiner einzigen Lehrkraft, die klaut.

    Ich würde mich da mit der Ausdrucksweise mal etwas zurücknehmen. Bei uns ist es toleriert, dass man auch mal einen privaten Ausdruck macht. Ich habe einfach ein Kontingent auf meiner Kopierkarte, man würde wohl mal nachfragen, wenn ich das regelmässig sprenge. Ich nehme auch mal ne Plastikpipette heim, dafür mache ich mir nicht ins Hemd, wenn ich z. B. irgendeinen Schraubendreher aus der privaten Werkzeugkiste an die Schule trage. Insgesamt stellt sich da ein dynamisches Gleichgewicht ein, würde ich sagen.

    Ich hatte eine Topfpflanze in meinem Zimmer, die habe ich selbst bezahlt. Sie ist letztens eingegangen, das dumme Ding. Dann halt nicht. Ich bin Raumverantwortliche, das Zimmer ist tatsächlich nach meinen Vorstellungen eingerichtet. Da hängt eine Dartscheibe an der Wand, die magnetische Aufhängung samt Filz dahinter habe ich selbst gebastelt. Bezahlt hat aber die Schule. Man kann da schon einen Mittelweg finden.

    Ganz unabhängig von modern oder klassisch

    Davon ist es eben nicht unabhängig. Gerade mit dieser Argumentation sollte man auf jeden Fall eine moderne Fremdsprache lernen und sicher kein Altgriechisch, das sowieso noch nie jemand gesprochen hat.


    da man weniger davon abhängig ist, dass "der Übersetzer schon weiß, was er tut"

    Du machst dich jeden Tag davon abhängig, dass irgendein Chemiker schon weiss, was er tut. Der Chemiker kann den Lateiner durch Inkompetenz umbringen, rumgedreht sicher nicht.

    Bitte nicht schon wieder. Weder die Alte Kanti Aarau noch das Gymnasium Liestal sind altsprachliche Gymnasien. Beides sind ganz typische Realgymnasien. Beide Schulen haben sogar den jeweils stärksten naturwissenschaftlichen Schwerpunkt im Kanton. Wer an der AKSA im Profil A Matura gemacht hat, hat fast schon den Doktortitel an der ETH eingetütet (so zumindest die Legende).


    Edit: Ich habe noch zwei weitere sichere Fails gefunden. Auch Schaffhausen und Solothurn sind Kantonsschulen mit ganz typisch naturwissenschaftlicher Ausrichtung. Beide Schulen haben in den letzten Jahren unter anderem den Zentralkurs für die Chemielehrpersonen ausgerichtet und sind auch sonst bekannt für spezielle Aktivitäten im Bereich MINT. Die Freien Gymnasien haben grundsätzlich überhaupt keine spezielle Ausrichtung, also fällt das FG Zürich auch noch aus der Liste raus. Wenn die Liste für Deutschland und Österreich genauso falsch ist wie für die Schweiz, gibt es eigentlich kaum noch humanistische Gymnasien. Ganz sicher bin ich mir da nur für den Münsterplatz und die Hohe Promenade.


    Und es stimmt grundsätzlich überhaupt nicht, dass bei uns die humanistischen Gymnasien eine besonders gute Reputation hätten. Das "Königsprofil" war in der Schweiz schon vor der letzten Maturreform 1995 der berühmt-berüchtigte Typus C, das war damals schon die MINT-Matura. Der Artilkel ist von einem Deutschen geschrieben, der maximal ignorant gegenüber den kulturellen Unterschieden zwischen den drei Ländern ist.

    BWL ist als Kombination sehr clever, wenn man an den Arbeitsmarkt denkt

    Das auf jeden Fall, ich hatte auch in der Chemie viele Mitstudierende, die im Hauptstudium sowas als Nebenfach belegt haben. Mich kannst du jagen mit allem, was ins Kaufmännische geht, ich bin heilfroh, dass sich genügend andere Leute dafür interessieren. Dass das nützlich ist, verstehe ich absolut nur ich kann mich null und nicht dafür begeistern.


    Theoretikerin bin ich eben auch nicht. Ich kann wohl nachvollziehen, dass Menschen sich für Mathe begeistern, ich hätte das aber nicht studieren können. Rein intellektuell hätte ich es wohl irgendwie hingewurstet, mich dabei aber irgendwann zu Tode gelangweilt. Ich bin im letzten Semester in der Theoretischen Informatik auch fast eingegangen. Beim Lernen für die Prüfung fiel mir dann auf, ach, so schwierig ist es auch wieder nicht, aber währenddessen war es für mich ein einziges ... häh ... wieso muss ich das jetzt?! Wenn es mich nicht zugleich aus dem Programmierprojekt rausgeschmissen hätte, wär's wahrscheinlich besser gegangen. Ich muss einfach mit den Händen was zu tun haben, dann kann ich nebenher auch den Theoriekram ganz gut laufen lassen :)

    Katzen sind kleine Arschlöcher. Ich hätte sehr gerne wieder eine, aber im 8. Stock im Hochhaus wäre das eine Qual für das arme Tier, ich würde niemals eine Wohnungskatze halten wollen. Wir hatten früher bei meiner Mutter einen dicken Kater, der hat das ganze Dorf mit seinen "Geschenken" beglückt. Der hat's aber nicht dabei belassen, Mäuse vor Türen zu legen, der war penetrant genug, dass er im nächsten Moment dann auch auf der Couch im zugehörigen Haus sass um sich den Hintern zu wärmen. Wir sind echt zigmal angerufen worden, es möge doch bitte jemand das Tier abholen kommen, der sei jetzt echt unverschämt geworden. Er hat auch mal Nachbars Wellensittich erlegt und uns vor die Tür gelegt, den Tag drauf kam er mit einer fetten Beule an der Hüfte nach Hause. Ich bin sicher, dass Nachbar irgendwas nach ihm geworfen hat. Eine andere Nachbarin rief mich mal verzweifelt an, ich möge bitte vorbeikommen, unser Biest würde deren Kater nicht mehr zur Wohnungstür reinlassen. Tatsächlich lag er breit auf den Treppenstufen und hat jedes Mal, wenn das andere Tier einen Schritt nach oben tat, lässig die Pfote mit den Krallen ausgefahren und dem eins gewischt. Das Problem mit unserem Dickie war, der ist als sehr junges Kätzchen zu uns gekommen und mit unserem Hund aufgewachsen. Der Hund hat ihn derartig drangsaliert, dem blieb nichts anderes übrig als ein Arschloch zu werden. Jeder im Dorf hat das gewusst, aha, das ist der Kater, der sowieso vor nichts Angst hat und einfach kackdreist alle und alles belagert.

    Was studierst du denn? Informatik? Grundsätzlich finde ich die Idee und das Angebot echt nett aber ich z. B. hätte sicher keinen Bedarf. Man kann unterdessen ein ganzes Kapitel eines Skripts bei ChatGPT oder anderen KI-Tools hochladen mit der Anweisung "mach dazu mal Aufgaben". Was man zurückbekommt ist zumindest für mich an der Sek II nicht brauchbar. Die Sprachmodelle haben einfach keine "Ahnung" von Logik, sie basteln dir bestenfalls was aus dem Kompetenzbereich 1 zusammen, also Aufgaben, für die man nur irgendwelche Fachbegriffe aus dem Text suchen muss z. B. Gute Aufgaben erstellen ist eine Kunst, die KI im Moment noch nicht leisten kann und ich würde da persönlich auf gar keinen automatisierten Prozess zurückgreifen wollen. Ich muss mich da selber eindenken, das Skript noch mal durchlesen, überlegen wo mögliche Schwierigkeiten liegen könnten, etc. Das ist Teil meiner Unterrichtsvorbereitung, die kann mir keiner abnehmen. Ja, am Anfang hat man einen rechten Zeitaufwand damit, mit der Erfahrung eben nicht mehr.


    Wo du im Bildungsbereich aber echt einen Treffer landen kannst wäre eine vernünftige Prüfungsplattform. Wir wursten uns da unterdessen seit Jahren durch diverse Tools und nichts davon ist so ausgegoren, dass man es wirklich gebrauchen kann. Das ist aber ein ziemlich grosses Projekt, das du nicht mal eben so nebenbei programmierst. Ich erwähne es nur, falls es dich beruflich irgendwie in die Richtung zieht. Es gibt ja Software-Entwickler, die sich auf den Bildungsbereich spezialisiert haben.

    Interessant eigentlich, dass Griechisch praktisch gar nicht mehr angeboten wird, während Latein nicht auszusterben scheint

    Wie erwähnt, es ist bei uns im Kanton nur knapp davon gekommen. Und auch nur mit dem Argument, man könne die alten Sprachen doch nicht ganz einstampfen, also überhaupt keine rationale Begründung.


    Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass es einen Unterschied macht, ob man in der Philosophie oder im historischen Kontext mit der Übersetzung vorlieb nehmen muss oder das Original lesen kann

    Was bringt dich denn zu dieser Überzeugung? Du kannst doch selber werder Altgriechisch noch Latein. Wieso sollte eine Übersetzung aus dem Lateinischen an Wert verlieren, eine Übersetzung aus dem Französischen aber nicht? Wer sich dafür interessiert, wird es lernen. Was aber der pauschale Mehrwert sein soll, sehe ich nicht. Es ist einfach keine "Grundlage" für irgendwas.


    Du ganz persönlich hast sicher den grösseren "Schaden" davon, wenn in einer Übersetzung aus einer modernen Fremdsprache Informationen verloren gehen. Schau mal einen Film im Original auf Englisch z. B. oder denk an diverse Bedienungsanleitungen, die du schon nicht verstanden hast, weil sie schlecht aus dem Chinesischen übersetzt wurden. In der Schweiz hätten wir wirklich dringend Bedarf an mehr zweisprachigen Personen, die für den Bund arbeiten wollen, Stichwort "Français Fédéral". Bei Gesetzestexten und Verordnungen sind schlechte Übersetzung echt ärgerlich.

    Dann behaupte ich einfach mal, dass eure Schule ein anderes Problem hat als mangelndes Interesse am Französischen. Das klingt nach Hauptschulniveau.

    Das ist kein Hauptschulniveau, das würde dir auch bei uns an der Fachmittelschule jede Französischlehrperson exakt so beschreiben. An der Maturabteilung ist es bei uns im Grossen und Ganzen sicher nicht ganz so arg, aber auch dort wirst du einzelne Schüler*innen finden, auf die die Beschreibung zutrifft. Nicht weil sie ansonsten ungeeignet fürs Gymnasium wären sondern weil sie sich der französischen Sprache schlichtweg verweigern. Es scheint, du kannst dir überhaupt nicht vorstellen, dass es wirklich so ist. Aber tatsächlich gilt mein grösstes Mitleid allen Französischlehrpersonen an meiner Schule. Es gibt schlichtweg kein anderes Fach, demgegenüber der Widerwille derart ausgeprägt ist. Ich habe in meinen Fächern niemals so schlechte Noten in den Zeugnissen stehen, wie sie da absolut regelmässig im Französisch vergeben werden. Dass bei mir jemand eine ungenügende Maturnote einfährt, ist sehr viel seltener als dass ich eine 6 vergebe. Im Französisch sind regelmässig ganze Klassen ungenügend im Schnitt.

    Das ist aber was anderes, würde ich sagen. Für eine*n Curie-Spezialisten oder -Spezialistin ist es sicher spannend, ihre Handschrift zu lesen und ihre Gedankengänge und Forschungsprozess selbst nachzuvollziehen. Aber ihre Erkenntnisse beruhen nicht auf der Französischen Kultur und Sprache und es ist für Forschende in der Physik nicht von gesteigerter Bedeutung, das Original zu lesen. Zumal ihre Muttersprache Polnisch gewesen sein dürfte...


    Oh sorry, das finde ich jetzt ganz schwach. Ich sehe absolut nicht, warum irgendein philosophischer Text auf Altgriechisch für einen Gymnasiasten eine grössere Bedeutung haben sollte als ein Originaltext von Marie Curie. Das eine wie das andere kann man sich gerne aus persönlichem, akademischen Interesse antun, muss man aber sicher nicht im Sinne einer guten Bildung. Die für die Allgemeinbildung relevanten historischen Quellen sind ja zum Glück alle übersetzt, ich wüsste jetzt jedenfalls nicht, inwieweit der Geschichtsunterricht an einem allgemeinbildenden Gymnasium von den Lateinkenntnissen der Schülerinnen und Schüler abhängen sollte. Und Marie Curie hat ihre wissenschaftlichen Texte nun mal nicht auf Polnisch verfasst, das können halt viel weniger Leute lesen als Französisch. So viel noch mal zum Thema "Wissenschaftssprache". Ich weise bei der Gelegenheit dann auch mal auf Martin Luther hin, der der Meinung war, ein so relevanter Text wie die Bibel, sollte jedem Menschen in seiner Muttersprache zugänglich sein. Das halte ich auch als absolut unreligiöser Mensch für eine ausgesprochen wertvolle Idee.

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