Beiträge von Antimon

    Ich fahre mit einer meiner Abschlussklassen nächsten Donnerstag nach Ludwigshafen zur BASF. Die Werksführung haben wir ab 10 Uhr, ich habe mal den Zug um 6:15 Uhr ab Badischer Bahnhof gebucht, mit dem wären wir um 9 Uhr in Ludwigshafen. Für eine Schülerin im Kurs bedeutet das, dass sie die Nacht davor schon bei einer anderen Schülerin verbringen muss, so früh hat sie nämlich aus dem hintersten Fricktal noch keine Verbindung nach Basel an den Badischen Bahnhof. Heute bekomme ich folgendes eMail von der Deutschen Bahn:



    Und ich sag grad heute noch zu den jungen Leuten ... Was glauben Sie wohl, wie weit wir überhaupt kommen? Wir fahren gar nicht erst los!!! :rotfl:

    Die Arbeit trotz gebrochener Wirbel, für "stellt euch nicht so an"

    Ne, sorry, das war es nicht. Du wirst grad ein bisschen unverschämt. Ein Arzt hat mich nach 6 Wochen damit zu 50 % wieder arbeiten geschickt weil er befunden hat, das ginge. Das hat mit "nicht so anstellen" eben genau nichts zu tun, es ist schlichtweg kein Grund weiter daheim auf der Couch zu verrotten. Du bist ansonsten die erste, die sich hier ausgiebig beklagt, dass Frauen nichts zugetraut wird. Ja, vielleicht auch zurecht wenn man sich einbildet, ab 40 stünde man eigentlich schon kurz vor der Gruft.

    Nichts anderes schreibe ich doch die ganze Zeit. Der Punkt ist einfach, wenn du im laufenden Schuljahr eine Teilkrankschreibung bekommst, dann hat 4B halt Montag und Dienstag Unterricht und wenn du mit der Schulleitung abmachst, dass du 4B unterrichtest, dann bist du eben Montag und Dienstag da. Ziemlich wahrscheinlich werdet ihr euch eben auf 4B einigen, weil das eine Abschlussklasse ist und F2c geht zur Stellvertretung, die sind grad nicht so "wichtig" (sie sind aber lustiger als 4B ...). Dein Befinden entscheidet also nicht alleine darüber, wann du da bist und wann nicht.

    "Ans Krankheitsbild angepasst" heisst immer noch nicht, dass du in der 4B heute unterrichtest, morgen aber nicht. Entweder du unterrichtest die, oder die haben eine Stellvertretung. Die Klassen haben ein Recht auf eine vernünftige Ausbildung, die können nichts für das, was du so hast.

    Das ist aber schon arg fantastisch. Sorry, aber das ist ein bisschen die Vorstellung von "ich bin allein auf dem Planenten". So läuft es nirgendwo. Meine Partnerin hat eine IV-Wiedereingliederung gemacht, die kam auch nicht einfach so oder auch nicht, wie's ihr gepasst hat.

    Eine Teilkrankschreibung bedeutet nicht, ich bin mal hier und weg wie es mir passt, es bedeutet für einen festgelegten Zeitraum ein festgelegtes, reduziertes Arbeitspensum. Ich kenne das Problem nicht, dass Menschen sich ständig für ein paar Tage krank melden, da macht bei uns einfach niemand. Mir kommt ein einzige Kollegin in den Sinn, die seit der Geburt ihrer Tochter wirklich sehr häufig krank ist, das scheint irgendeine Art von Immunschwäche zu sein. Die arbeitet aber sowieso nur noch ein reduziertes Pensum.

    Nein. Aber wenn die Teilzeitkrankschreibung da wäre, wäre es selbstverständlicher / einfacher zu sagen "sorry, diese Woche schaffe ich nur halbe Tage, die darfst du dir aussuchen".

    Ne, so läuft es an einer Schule dann schon nicht. Du legst fest, welche Klassen du unterrichtest und dann bist du auch da. Mal da und dann wieder nicht, ist einfach nicht drin. Wer soll denn dann mal eben spontan springen, wenn du die eine Woche dieses und die andere Woche jenes findest?

    Manchmal wundere ich mich über das Alter deiner Schüler:innen, klingt ja eher nach Kindergarten.

    Kommen sie mit den Quengeldiskussionen zu Hause und in den Schuljahren zuvor zu oft durch, dass sie es bei dir immer noch probieren?

    Danke, du hast eine ziemlich korrekte Vorstellung davon. Man merkt in solchen Momenten, dass wir eine nicht ganz geringe Anzahl von Jugendlichen an der Schule haben, denen von daheim nicht viel mitgegeben wird. Meistens habe ich Verständnis dafür, dass es daheim einfach nur an der nötigen Aufmerksamkeit fehlt und ich insbesondere von den jungen Männern gerne mal mit Mutti verwechselt werde. So ganz grundsätzlich bin ich aber nun mal nicht Mutti und je nach Situation habe ich dann auch einfach wirklich keine Lust.

    Nachgedacht wird ja auch über Teilzeit-Krankschreibungen für Deutschland, die ich praktisch finden könnte, wenn ich nicht auch Befürchtungen hätte, dass man sich dann gerade nicht erholt.

    Praktisch sind die vor allem für gebrochene Beine und sowas, das ist bei uns der Standard, dass man da eigentlich nie 100 % krankgeschrieben ist. Mit irgendeinem Infekt hingegen wirst du sicher 100 % krankgeschrieben, den muss man einfach auskurieren.



    Wer den Schultag nur bis zur Hälfte schafft, gehört nicht ins Gebäude.

    Sehe ich absolut nicht so. Wenn bei uns jemand teilkrankgeschrieben ist (in der Regel aus irgendwelchen orthopädischen Gründen), überlegt man sehr genau, welche Klassen man selbst unterrichtet und welche nicht. Ich gehe mit einem gebrochenen Bein eben nicht ins Praktikum und der Kollege für Sport und Mathe wird damit nur seine Mathe-Klassen unterrichten. Ich habe mit dem Wirbelkörperbruch nach 6 Wochen nur meine Abschlussklassen wieder übernommen, der Rest ist bei der Stellvertretung geblieben.



    Der Schuss geht doch sowieso nach hinten los, wenn Frauen offen wegen hormonellen Situationen ein "Minderleistungsstatus" zugesprochen wird.

    Eben, genau das. Ich halte extra "Frauen-Kranktage" für eine ziemlich schwierige Idee. Wie ich bereits schrieb, die Ärztin möge das Problem bitte ernst nehmen und eine Lösung dafür finden damit ich den "Minderleistungsstatus" gar nicht erst nötig habe.

    auf der anderen Seite sollen die, die nichts für deinen Zustand können und dir ausgeliefert sind, stillschweigend deine Laune ertragen.

    Ne, das schrieb ich nicht. Ich schrieb, ich möchte respektiert werden, wenn ich sage, ich habe gerade keine Nerven für eine völlig unnötige Quengel-Diskussion. Ich kann mich in jensten Zuständen ansonsten ausreichend zusammenreissen um ganz normal zu unterrichten. Die Quengel-Diskussion kann von mir aus auch an einem anderen Tag dann stattfinden. Die Situation, die konkret zu meiner Ansage geführt hat, war auch noch eine ganze Spur über ich bin einfach nur müde, dann hätte ich nämlich einfach nur die Augen verdreht und den Bub quengeln lassen. Es geht übrigens um einen 20jährigen kurz vor der Matura, der kann sich bitte auch benehmen wie ein erwachsener Mensch.

    Was würdet ihr denn konkret an realistischen Maßnahmen erwarten/euch wünschen?

    Ich erwarte insbesondere von 15 - 19jährigen Jugendlichen, dass sie respektieren, dass eine Lehrperson auch mal nen schlechten Tag hat. Mit denen habe ich den Tag lang doch viel mehr zu tun als mit Kolleginnen und Kollegen bzw. der Schulleitung. Tatsächlich hat erst kürzlich eine meiner Klassen eine entsprechende Ansage von mir kassiert. Es geht sie einen Scheissdreck an aus welchen Gründen ich müde oder schlecht gelaunt bin und wenn ich klar und deutlich sage, ich habe heute keine Nerven für irgendeine Quengel-Diskussion dann gilt das absolut und unverhandelbar.

    Weil man eben doch zur Arbeit geht, egal wie es einem geht? Ist ja keine Krankheit.

    Ich kenne auch genügend Leute, die mit hochfrequenter Migräne arbeiten gehen. Oder mit Arthroseschmerzen. Oder mit starker Neurodermitis. Oder mit Depressionen. Das war schon ernst gemeint, was ich weiter oben schrieb: Wenn sich alle ständig krank melden, die mal "was haben", machen wir den Laden morgen zu. Dafür bekommst du im Übrigen bei uns auch gar keine Krankschreibung vom Arzt. Ich war auch mit einem Wirbelkörperbruch nach 6 Wochen mit einer Teilkrankschreibung zu 50 % wieder arbeiten.

    Was denn sonst? Ich meine ja, die Menstruation an sich, die ist da halt, aber manche Frauen haben damit keine Beschwerden und andere eben schon. Wenn ich Beschwerden habe, will ich zur Ärztin gehen können und die findet eine Lösung fürs Problem. "Zur Ärztin" gehen impliziert ja wohl, dass es sich um "gesundheitliche Beschwerden" handelt, ich geh da jedenfalls nicht zum Plaudern hin.

    Aber ich hätte schon gerne eine gewisse Akzeptanz, gerne auch von der Arbeitgeberin (z.B. zwei flexible Tage im Monat oder Ähnliches).

    Finde ich schwierig. Ich bin selber jeden Monat mindestens 2 Tage lang komplett abgebrochen, solange ich das Problem noch hatte, aber das ist 1. nicht das Problem meiner Schulleitung und 2. wird's von daheim Rumliegen nicht besser. Was ich gerne hätte sind Gynäkolog*innen, die einem nicht lapidar erzählen "ja, ist halt so" sondern effektiv schauen, was man tun kann. Meine Partnerin hat z. B. ein off lable Medikament gegen übermässige Blutungen bekommen, das hat enorm geholfen. Das habe ich auch mal einer Schülerin empfohlen, die daraufhin die Gynäkologin gewechselt hat.

    Na, der Artikel schreibt ja genau, was ich meine. Das Problem liegt grundsätzlich mal beim Gesundheitssystem und im Kollegium muss man vernünftig miteinander sprechen. Da sind alle in der Pflicht, die in irgendeiner übergeordneten Position tätig sind. Als Fachvorsteherin z. B. muss ich halt auch schauen, wer kann gerade welche Aufgaben übernehmen und wer aus welchen Gründen eben nicht. Wir haben kürzlich die Pensenzuteilung fürs nächste Schuljahr diskutiert. Wenn ich da sehe, es geht nicht auf weil jemand grad nicht mehr Stunden übernehmen kann, muss ich halt zur Schulleitung gehen. So funktioniert das bei uns. Dafür braucht's ein Pflichtenheft, kein Gesetz.

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