Beiträge von Antimon

    Der Kanton möchte von mir, dass ich digital arbeite. Wir sind sehr gerne der digitale Bildungs-Vorzeigekanton. Bildungs-Vorzeigekanton sind wir tatsächlich auch, nach messbaren Kriterien beurteilt hat kein anderer Kanton im Land ein effizienteres Bildungssystem, insbesondere in der Sek II. Wenn wir weiterhin auch das Label "digital" vor uns herschieben wollen, muss der Kanton dafür sorgen, dass ich ohne Krampf digital arbeiten kann. Das werde ich der zuständigen Regierungsrätin Monica Gschwind im November auch exakt so sagen. Das Traktandum "digital" ist traditionell meins in der Sitzung :evil:

    ... und dann Informatik :P Ich bin ein kluges Kind, voll im Trend. By the way, ich musste für eine Vorlesung den Nobelvortrag von Katalin Kariko gucken, das war die letztes Jahr mit den mRNA-Therapeutika. Die Frau ist echt bemerkenswert, das wusste ich gar nicht so.

    Chemie und Physik dieses Jahr beide Nobelpreise im Kontext Computational Sciences. Find ich super, Informatik hat ja keinen eigenen :)

    bunte Klemmen ... hat noch nie jemand benötigt! Lesen und Schreiben lernt man doch auch so.

    Meine bunten Kleberli auf den Chemikaliengefässen wurden nicht infrage gestellt ;) Im Ernst ... Die Art der nicht-Argumentation nervt wirklich, da bin ich absolut bei dir. Ich bleibe aber dabei, ihr müsst selber fieser werden. Anekdote: Wir hatten bis vor die Sommerferien 1 TB Speicherplatz auf dem Microsoft Sharepoint. Ich erwähnte weiter oben, der Kanton muss sparen. Also hat man uns heimlich, still und leise über die Sommerferien den individuellen Speicherplatz auf 5 GB reduziert. Kein Witz, von 1 TB auf 5 GB. Ich habe persönlich gar nicht so viel auf dem Sharepoint, mir wäre es gar nicht aufgefallen, die Ablage der Fachschaften war nicht betroffen. Kommt doch tatsächlich eine rotzfreche "Empfehlung" der IT-SBL, wir könnten uns ja schlau machen, wie man Daten komprimiert etc. um Speicherplatz zu sparen. Die Reaktion an der Primar ist: OK, wir sparen Speicherplatz. Die Reaktion an der Sek II ist: KRIEG. Du glaubst nicht, mit welcher Flut an eMails und Telefonanrufen die IT innert kürzester Zeit überrollt wurde. Jetzt haben wir immerhin wieder 100 GB. Wir haben mit der Gewerkschaft im November die nächste Sitzung mit Regierungsrätin Monica Gschwind. DIE Aktion darf sie uns dann gerne mal erklären. Ich habe den Krieg gegen die Sparmassnahmen 2015 schon mal mitgemacht und auch damals waren es überwiegen die Lehrpersonen der Sek II, die auf den Protestveranstaltungen aufgelaufen sind. Profitiert haben am Ende alle davon. Warum ist das so? Ich weiss es nicht.

    Die fordert niemand aktiv ein, aber Eltern kommentieren durchaus, wenn Klasse A fancy bunten Schnickschnack hat und in Klasse B halt nur reduziert mit schwarz-weiß Kopien gearbeitet wird.


    Es geht bei buntem Papier und bunten Wäscheklammer nicht um "Schnickschnack", Palim hat es eigentlich erklärt, welchen Zweck dieses Material erfüllt. Wir beschriften fürs Laborpraktikum der Schüler*innen die Reagenziengefässe mit Farbband damit die optisch unterscheidbar sind. Was glaubst du, wie schnell das schief geht, wenn auf zwei Gefässen in schwarzer Schritft auf weissem Hintergrund "Natrium...blablabla" steht. Und jetzt bitte nicht "dann müssen die halt genau lesen!!11!1", es sind Lernende und keine Frau Doktors die seit 20 Jahren nichts anderes machen als Chemikalien von A nach B schaufeln.

    Aber ich glaube schlichtweg, dass sich Sek 1 und 2 Lehrer manchmal nicht vorstellen können, wie kleinere Kinder teilweise ticken.

    Doch, doch, kann ich. Mein ganz grosser Vorteil an der Stelle ist, ich kann mit 15 - 19jährigen gemeinsam auf den Kanton schimpfen, wenn irgendwas nicht so ist, wie es sein sollte. Die verstehen, dass es nicht meine Schuld ist. Dass man das ganze Elend nicht an den Kindern auslassen will, verstehe ich absolut. Aber eben... Was spricht dagegen, bei den Eltern anzufragen?

    Und da sind wir bei der Diskussion um die Sachen.

    Für weiterführende Schulen scheint es klar, da sind wir wieder beim ph-Meter.

    Wird das wirklich vom Curriculum gedeckt?

    Was macht ihr, wenn es keines gibt? Rotkohlsaft kochen?

    Das ist an sich eine berechtigte und interessante Frage. Wir machen so einiges, weil es halt möglich ist aber nicht unbedingt, weil es nötig ist. Uns hat der Kanton vor 2 Wochen eröffnet, dass fürs 2025 ein Defizit von 62 Millionen CHF budgetiert ist. Es wird uns auch treffen mit Einsparungen und es wird exklusiv die Sek II treffen. Ehrlicherweise fällt es mir nicht sehr schwer zu benennen, worauf wir sicher verzichten können. Was die Biologie z. B. mit 4 (!!) Semestern Halbklassenunterricht treibt, hat mir noch keiner sinnvoll erklären können. Streich da mal 2 Semester weg und wir sparen allein an meiner Schule beinahe ein Vollpensum. Ich kenne praktisch keine Kantonsschule, die in der Chemie kein IR-Spektrometer stehen hat. Ich habe für unseres knapp 9000 CHF gebraucht ausgegeben. An wie vielen staatlichen Schulen in Deutschland so eine Maschine wohl steht? Im Anhang noch ein bisschen mehr Dekadenz zum Bewundern. Kantonsschule Winterthur. Wir hätten gar keinen Platz für solche Vitrinen.



    Zu den "Materialkosten": Man könnte vieles professionalisieren in der GS, wenn man es ordentlich besorgen und verwalten könnte. Möglicherweise kommt man nicht ganz auf die Kosten, die eine schweizer Schule hat, aber es ist schon deutlich Luft nach oben

    Dass ihr Luft nach oben habt, bestreite ich gar nicht. Du hast aber an einer Grundschule schlichtweg keinen Bedarf für ein Fadenstrahlrohr. Frag mal die Sek-II-Physiker*innen hier, die wissen alle, was das ist und auch, wie viel es kostet. In der Chemie haben wir sehr viel Verbrauchsmaterial, mit dem du gar nicht arbeiten dürftest.

    Diese Erwartungshaltung ist noch NIE an mich herangetragen worden. Weder von Seiten der Schulleitung, noch von Seiten der Eltern. Wir hatten mal die absurde Regelung, dass ein Klassenlager für die Schüler*innen 250 CHF kosten durfte, als Lehrperson hat man pauschal einen Auslagenersatz von 200 CHF bekommen. Je nachdem hat man da also 50 CHF draufgezahlt. Ich persönlich habe das Budget einfach nie ausgeschöpft, also habe ich auch nie draufgezahlt. Als Gewerkschaft haben wir dann mal einen Antrag an die Schulleitungskonferenz gestellt, dass das geändert werden soll. Die hat den Antrag durch den Landrat gebracht und jetzt steht in der Verordnung über den Auslagenersatz keine Obergrenze mehr. Die ergibt sich einfach aus dem, was die Veranstaltung jeweils für die Schüler*innen kosten darf. Für Fortbildungen haben wir halt ein Budget und wenn das ausgeschöpft ist, geht man im laufenden Schuljahr eben nicht. Kurzum, ich muss überhaupt nichts selber zahlen und es erwartet auch niemand.

    In jeder Unterrichtsstunde hat die Klasse eine Lehrkraft, das müsste doch dann immer das gleiche kosten...?

    Eine Primarlehrperson unterrichtet im Kanton Baselland für ein Vollpensum 26 Wochenlektionen, als Lehrperson am Gymnasium bzw. an der FMS unterrichte ich fürs Vollpensum nur 22 Wochenlektionen. Primarschüler*innen haben im Kanton Baselland 29 - 30 Wochenlektionen Unterricht, Mittelschüler*innen haben am Gymnasium bzw. der FMS 34 - 35, je nachdem welche Freifächer sie allenfalls noch belegt haben bis zu 38 Wochenlektionen Unterricht. Die Klassengrössen, die du nennst, beziehen sich auf die Förderschule, nicht auf eine reguläre Grundschule. Unsere Regelklassen sind an der Primarschule an sich kleiner als an der Mittelschule, Schwerpunktfach-, Berufsfeld-, Ergänzungsfach-, ..., kurse an der Mittelschule sind aber oft deutlich kleiner als Regelklassen, ich habe z. T. nur 6 Schüler*innen in einem Kurs. In unseren profilgemischten Immersionsklassen unterrichten nicht selten fast genauso viele Lehrpersonen im Klassenteam, wie es Schüler*innen in der Klasse gibt.


    Und zu den Ausgaben: Die Grundschulen (und auch gerne die Förderschulen) hätten für qualitativ hochwertigen Unterricht auch mehr Geld nötig, zB anstelle von Chemie in höheren Klassen dann zB bezahlte Ausflüge in den Wildtierpark oder Wald beim Thema "Wald" oder Materialien zum Erforschen der Elektrizität (stattdessen kauft der Lehrer der GS eben die Zitronen, eben weil es kein Geld dafür gibt).

    Ich verwalte als Fachvorsteherin in der Chemie ein Jahresbudget von 15000 CHF, in der Biologie sind es 18000 CHF pro Jahr, Physik hat 8000 CHF, Bildnerisches Gestalten hat 9000 CHF, Sport hat 7000 CHF, ... . So oft kannst du gar nicht in den Wildtierpark mit deinen Schüler*innen gehen, dass du auch nur annähernd in diese Grössenordnung kommst.

    Warum haben unsere Gymnasien schon längst digitale Tafeln und wir erst jetzt?

    Warum haben wir gar keine digitalen Tafeln? Lass mich kurz überlegen ... Weil sie scheisse sind :) Ja, wenn ich was zu sagen hätte, würde ich das Geld für den Elektroschrott auch vollumfänglich euch zukommen lassen. Wir nutzen übrigens eine der Sporthallen der Sekundarschule gegenüber weil wir selbst zu wenig Platz haben. Das Primarschulhaus in der gleichen Strasse ist in erheblich besseren Zustand als unsere Hütte. So rum kann's auch gehen.

    Wandern eure Grundschüler geschlossen hoch bis in die SekII? Nur dann ergäbe deine Rechnung Sinn.

    Ja sicher kommt jeder Grundschüler irgendwann in der Sek II an. Entweder an einer Berufsschule oder an einem Gymnasium oder was weiss ich, was es in Deutschland noch für Optionen gibt. Und natürlich kostet der gleiche Schüler dort dann mehr Geld als an der Grundschule. Der gleiche Schüler hat in der Sek II mehr Fachlehrpersonen, die bezahlt werden und er verursacht auch mehr Materialkosten. Chemie z. B. hat er in der Grundschule noch nicht. Berufsschüler dürften je nach Ausbildungsrichtung noch mal teurer sein als Gymnasiasten, wahrscheinlich gibt es da bei euch ja auch so überbetriebliche Kurse im Fachunterricht. Es kostet auch nicht jeder Student an der Uni gleich viel, Medizinerinnen und Chemikerinnen sind teurer als Historiker und Juristen.

    Der Landkreis hat regional die SekI-Schulen aufwärts, die Grundschulen werden von den Gemeinden getragen, wie auch KiTa (regional),

    Ja, das ist hier auch so und das spielt definitiv eine Rolle. Muttenz ist eine reichere Gemeinde als Pratteln mit entsprechenden Auswirkungen auf die Schulhäuser der Volksschule. Die Sek-II-Schulen sind Kantonsschulen, da geht es für alle gleich. Und das Schulhaus mit den meisten Schüler*innen gewinnt, das ist Liestal. Laufen kann ja nicht mal alle Schwerpunktfächer anbieten weil sie zu wenig Ressourcen haben. Also schlussendlich gibt es auf jeder Stufe wieder irgendwelche Abhängigkeiten.


    Edit: Ein ehemaliger Kollege arbeitet jetzt in Bern und weint. Die Unterschiede, wie viel Geld der Kanton spricht, sind hier schon auch enorm. Er arbeitet fürs gleiche Geld auch einfach mal 4 Wochenlektionen mehr als wir im Baselland.



    Gerade diejenigen mit Geld suchen sich KiTa und Schulen aus, in der Grundschule und bei Auswahl auch in der SekI.

    Für die Sek-I ist das bei uns durchaus auch so, dass Kinder reicher Eltern eher an Privatschulen gehen und erst zur Sek-II ins staatliche System wechseln. Da habe ich mich oft schon gefragt, ob der Politik nicht eigentlich was auffallen müsste ...

    Dann kommt ein striktes "Kauf es nicht!", das berechtigt ist, aber die speziellen Bedingungen in der Grundschule meiner Meinung nach nicht berücksichtigt.

    Das ist der Teil, den ich wirklich nicht nachvollziehen kann. Ich schrieb ja im anderen Thread, ich zahle meine Teebeutel aus der eigenen Tasche, aber da geht es rein um die zwischenmenschliche Ebene, das ist mir die 2 € (ja ... es sind deutsche Teebeutel und es gibt einen echt schrägen Grund dafür ...) wert, die ich dafür ausgebe. Ihr schreibt ja aber nicht über Teebeutel sondern über buntes Papier und so ein Zeug. Das liegt bei uns einfach im Schrank und so sollte es an jeder Schule auch sein. Was ist denn nun so wahnsinnig speziell an der Grundschule, dass man für buntes Papier privates Geld ausgeben muss?

    Habe ich in dem Thread genauso, wie tibo es beschrieben hat, verstanden.

    Dann meinen wir, glaube ich, zwei verschiedene Threads. Ich beziehe mich explizit auf *diesen* Thread, in dem wir gerade schreiben. Hier ging es nur drum, dass es nervt, wenn Leute Threads themenfremd zuspamen weil sie von der jeweiligen Schulform keine Ahnung haben. Im Moment nehmen wir gerade Bezug auf ein konkretes Beispiel, diesen Ausgaben-Thread. Ja, der ist im Unterforum Primarstufe erstellet worden, er ist aber nicht schulstufenspezifisch.


    Dass ihr, also die anwesenden Primarlehrpersonen, gereizt auf bestimmte Beiträge immer gleicher User reagiert, das verstehe ich sogar. Ja, da sind wir uns einig, dass bei ein paar Leuten der Tonfall gegenüber der Primarschule reproduzierbar abwertend ist. Ich meine aber, dass zum Thema grade auch noch ein paar andere mitschreiben, bei denen das eigentlich nicht der Fall sein sollte.



    Das ist die Sachebene, die von dir und Seph eingebracht wird, über die kann man auch ohne Emotionen, also sachlich diskutieren, wobei dazu auch schon im Thread etwas geschrieben wurde.

    Ich glaube, dass das schwierig zu trennen ist. Mein oben geschilderter Eindruck ist einfach so, dass unsere Sek-I-er sich gerne selbst unnötigen Kram aufhalsen und sich dann darüber beklagen. Ich finde das echt anstrengend, weil es halt dazu führt, dass man die Leute irgendwann nicht mehr ernst nimmt. Ein bisschen in die Richtung geht das Thema hier gerade auch.

    Ich erlebe es in der Gewerkschaft schon genau so: Alles unter Sek II hat eigentlich immer was zu klagen und macht sich selbst das Leben am schwersten. Bei uns sind es eher die Sek-I-er als die Primar-Leute die mir gelegentlich echt auf den Sack gehen mit ihrem Dauerselbstmitleid.


    In diesem Thread ging es, so wie ich es verstanden habe, um die meiner Wahrnehmung nach paternalisierende und klischeehafte Darstellung von Grundschullehrkräften durch andere Kolleg*innen.

    Das hast du definitiv falsch verstanden. Der erste Beitrag des Threads nimmt lediglich das Unterforum "Primarstufe" zu Beispiel, weil die TE nun mal selbst Primarlehrperson ist. Es geht um themenfremde Beiträge in schulformspezifischen Threads. Seph schrieb bezüglich des konkreten Themas "Ausgaben" sehr zutreffend:


    Gibt es hier schulformspezifische Unterschiede in der zugrundeliegenden Rechtslage, die Kolleginnen und Kollegen anderer Schulformen disqualifiziert, darauf hinzuweisen, dass notwendiges Lehrmaterial nicht durch die Lehrkraft selbst zu stellen ist?

    Es ist völlig wurscht, an welcher Schulform du arbeitest, es ist die Aufgabe des Schulträgers das notwendige Unterrichtsmaterial zu stellen. Überdies erwähnte ich bereits, dass die Sek II da eigentlich sehr viel teurer ist als die Primarstufe. Umso absurder, dass an den Primarschulen so viel eigenes Geld ausgegeben wird.

    Ich bin auch in der Gewerkschaft und im Lehrer*innenrat und weiß nicht so genau, was das mit dem Thema zu tun haben soll.

    Oh, das ist aber ausgesprochen schade. Es ist die Hauptaufgabe der Gewerkschaft, sich für die Arbeitsbedingungen ihrer Mitglieder einzusetzen. Zu guten Arbeitsbedingungen gehört, dass der Schulträger das nötige Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellt. Muss ich dir das wirklich erklären?



    Keine Sorge, wir sind schon größer als die Kinder, die wir unterrichten, und wir können schon selbst über unser privates Geld entscheiden. Und wir sind erwachsen genug, uns nicht unter Druck setzen zu lassen vom Einsatz anderer Lehrkräfte.

    Du machst dich selbst lächerlich.

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