Diese Diskussionen haben mein Berufsleben als Förderschullehrerin in der Inklusion jahrelang begleitet. Mal hat es gut bis sehr gut funktioniert mit der Zusammenarbeit, meistens aber war es schwierig bis unmöglich. Jeder und jede Regelschulkollege/gin hatte eine eigene (Privat)meinung zur Inklusion, ebenso die Förderschulkollegen/ginnen sowie die Schulleitungen, die vor jeder Zusammenarbeit abgestimmt werden müssten, damit es klappt. Kostet viel Zeit und erfordert die Bereitschaft, Kompromisse einzugehen. Die Ministerien haben klare Festlegungen auf Konzepte vermieden, eben weil sie großes Konfliktpotenzial beinhalten. Das haben sie an die Schulen delegiert, ohne allerdings zu überprüfen, ob diese auch tatsächlich Konzepte entwickeln. 'Die Schulen, an denen ich gearbeitet habe, hatten keine, sondern gaben die Verantwortung wiederum nach unten weiter, mit der Folge, dass es oft Konflikte gab. Man läuft als Förderschullehrer/in dann leicht Gefahr, als "schwierige" Kollegin zu gelten, wenn man nicht wenigstens einzelne Mitstreiter/innen findet.
Zu erwähnen ist noch, dass es zwei grundlegend unterschiedliche Denkschulen gibt: Einmal die Vorstellung, dass Leistungsdefizite durch zusätzliche Förderung möglichst ausgeglichen werden, was dann meistens extern außerhalb der Stammklasse stattfindet, oder das Konzept des "Gemeinsamen Unterrichts", das von individuellen Stärken und 'Ressourcen ausgeht, und eine durchgängige Zusammenarbeit von Regelschullehrer/innen und Förderschullehrer/innen erfordert (und zwar angefangen von der gemeinsamen Themenauswahl und Planung bis hin zur Durchführung und Reflektion). Es kann schon eine große Hilfe sein, wenn sich die beteiligten Lehrkräfte bewusst machen, welches Modell sie im Kopf haben. Dann weiß man wenigstens, warum bestimmte Erwartungen vom Gegenüber nicht erfüllt werden (können). Schulleitungen könnten die Teams bestenfalls immerhin so zusammenstellen, dass es irgendwie passt.
Mein Tipp: Jedes Bundesland hat im Internet in irgendeiner Form Handreichungen zur Umsetzung der Inklusion veröffentlicht, mal mehr, mal weniger hilfreich. In 'Rheinland-Pfalz ist dies das Kompendium zur Inklusion. 'Wenn man davon ausgehen kann, dass alle beteiligten Schulleitungen und Kollegen/ginnen diese aufmerksam gelesen haben, hat man immerhin eine Basis, auf der man sich verständigen kann.