Beiträge von Ori

    Welche Aufgaben umfasst denn eine solche Beratung, die du dir vorstellst?

    Die Beratung kann sich auch auf die Methoden beziehen. Zum Beispiel Musik, Thema "Notenwerte": Wenn man diese langfristig über die Rhythmussprache einführt, können alle mitmachen.

    Oder anstatt als Klassenlektüre eine Fantasie-Buch auszuwählen, dessen Vokabular einem G-Kind mit Migrationshintergrund nur schwer zu vermitteln sein wird, sucht man gemeinsam nach einer Alternative, mit der Kinder auf verschiedenen Entwicklungsstufen und Interessen angesprochen werden können.

    Sie könnte auch die Themen sichten und dann Arbeitspläne erstellen, Materialien in Absprache auswählen und für die zieldifferent zu beschulenden Schüler:innen arrangieren, sodass diese damit arbeiten können.

    Besser wäre es, wenn das Thema mit der Förderschullehrkraft gemeinsam ausgewählt würde. Er/sie wird evt. die Aspekte "unmittelbare Lebensbedeutsamkeit, individuelle Vorerfahrungen und Handlungsorientierung" stärker in den Vordergrund schieben, was die Differenzierung deutlich erleichtert, vielleicht sogar erst ermöglicht.

    Es ist sehr spannend, die Entwicklung dieses Threads und damit die Positionen der Regel- und Förderschulkollegen zu verfolgen. Eigentlich müsste man ihn mal Eltern und Bildungspolitikern zeigen, um sie daraufhin zu fragen, ob diese derzeit praktizierte Form von Inklusion wirklich im Sinne der Kinder und der für sie zuständigen Lehrkräfte ist.

    Das ist eine gute Idee. Man könnte den Link zu dieser Diskussion den Landtagsabgeordneten der jeweiligen Wahlbezirke vor Ort zusenden.

    Habe noch eine kleine Ergänzung, speziell für Emmi86: Auch ich hatte eine Kollegin, bei der die Zusammenarbeit überhaupt nicht klappte. Sie verweigerte jegliche Absprachen und alle Gesprächsangebote liefen ins Leere. Ich habe dann über den Personalrat die Zusammenarbeit mit ihr verweigert - mit Erfolg.

    Diese Diskussionen haben mein Berufsleben als Förderschullehrerin in der Inklusion jahrelang begleitet. Mal hat es gut bis sehr gut funktioniert mit der Zusammenarbeit, meistens aber war es schwierig bis unmöglich. Jeder und jede Regelschulkollege/gin hatte eine eigene (Privat)meinung zur Inklusion, ebenso die Förderschulkollegen/ginnen sowie die Schulleitungen, die vor jeder Zusammenarbeit abgestimmt werden müssten, damit es klappt. Kostet viel Zeit und erfordert die Bereitschaft, Kompromisse einzugehen. Die Ministerien haben klare Festlegungen auf Konzepte vermieden, eben weil sie großes Konfliktpotenzial beinhalten. Das haben sie an die Schulen delegiert, ohne allerdings zu überprüfen, ob diese auch tatsächlich Konzepte entwickeln. 'Die Schulen, an denen ich gearbeitet habe, hatten keine, sondern gaben die Verantwortung wiederum nach unten weiter, mit der Folge, dass es oft Konflikte gab. Man läuft als Förderschullehrer/in dann leicht Gefahr, als "schwierige" Kollegin zu gelten, wenn man nicht wenigstens einzelne Mitstreiter/innen findet.


    Zu erwähnen ist noch, dass es zwei grundlegend unterschiedliche Denkschulen gibt: Einmal die Vorstellung, dass Leistungsdefizite durch zusätzliche Förderung möglichst ausgeglichen werden, was dann meistens extern außerhalb der Stammklasse stattfindet, oder das Konzept des "Gemeinsamen Unterrichts", das von individuellen Stärken und 'Ressourcen ausgeht, und eine durchgängige Zusammenarbeit von Regelschullehrer/innen und Förderschullehrer/innen erfordert (und zwar angefangen von der gemeinsamen Themenauswahl und Planung bis hin zur Durchführung und Reflektion). Es kann schon eine große Hilfe sein, wenn sich die beteiligten Lehrkräfte bewusst machen, welches Modell sie im Kopf haben. Dann weiß man wenigstens, warum bestimmte Erwartungen vom Gegenüber nicht erfüllt werden (können). Schulleitungen könnten die Teams bestenfalls immerhin so zusammenstellen, dass es irgendwie passt.


    Mein Tipp: Jedes Bundesland hat im Internet in irgendeiner Form Handreichungen zur Umsetzung der Inklusion veröffentlicht, mal mehr, mal weniger hilfreich. In 'Rheinland-Pfalz ist dies das Kompendium zur Inklusion. 'Wenn man davon ausgehen kann, dass alle beteiligten Schulleitungen und Kollegen/ginnen diese aufmerksam gelesen haben, hat man immerhin eine Basis, auf der man sich verständigen kann.

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