Dann ist die Frage, wenn Kompromisse eingegangen werden müssen, wo der benötigte Aufwand zur Neuorientierung am geringsten ist. Ehrlich gesagt ist die Arbeit bei allen drei Aspekten sehr groß, da das Lehramt eben so hochspezialisiert ist. Mathematik folgt einer ganz anderen Didaktik als sagen wir mal Kunst. Zwischen Grundrechenarten und Analysis liegen fachlich auch noch einmal Welten. Und auch pädagogisch ist der Umgang mit Sechsjährigen ein ganz anderer als mit Achtzehnjährigen.
Beiträge von Gymshark
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Und was „ich möchte/will nicht“ anbetrifft. Was kann den der Grund sein, dass man nicht an einer Förderschule arbeiten möchte? Soll das wirklich nichts mit den Menschen mit Behinderung, die dort unterrichtet werden, zu tun haben?Dann hätten wir schon mal eine Voraussetzung für die Inklusion erfüllt, wenn zwar alle mit Menschen mit Behinderungen arbeiten möchten, halt nur nicht an Förderschulen.
Die Entscheidung für Lehramt basiert immer auf drei Aspekten:
- Welche Fächer möchte ich unterrichten?
- Welche Altersgruppe möchte ich unterrichten?
- Auf welchem Anspruchsniveau möchte ich unterrichten?
Ist einem total wichtig, Wissenschaftspropädeutik und Inhalte auf fachlich hohem Niveau zu vermitteln, fällt alleine dadurch die Arbeit mit kognitiv eingeschränkten Menschen aus. Anders sieht es natürlich aus, wenn das Hauptinteresse in der Vermittlung von fachlichen Grundlagen und lebenspraktischen Kompetenzen liegt.
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Vorab finde ich es super, dass du realistische Erwartungen hast, dir bewusst bist, dass die Einstellungschancen je nach Schulform sehr unterschiedlich sind und dass ein Mangelfach deine Chancen massiv steigern kann. Beide Fächer sind für beide Schulformen derzeit stark gesucht. Mit Mathematik bist du noch breiter einsetzbar, wobei das natürlich auch sehr von dem Zweitfach abhängt, das du jetzt noch nicht erwähnt hast. Hast du hierfür schon eine konkrete Idee oder bist du hier offen für Vorschläge? Gerade im Bereich der beruflichen Schulen gibt es viele berufliche Fachrichtungen mit Mangel und wenn diese mit einem allgemeinbildenden Fach Informatik oder Mathematik kombiniert werden, hat man schon ziemliche Einstellungsgarantie. Transparenterweise sollte ich jedoch erwähnen, dass das Mathematikstudium sehr anspruchsvoll ist und nicht jedem liegt. Ein paar wenige Mathematiklehramtsstudenten entdecken im Studium ihr Faible für diese doch eher abstrakte Form des Mathematiktreibens, aber für viele ist es eine harte Umstellung, an denen manch einer letztendlich auch scheitert. Es ist keine Schande, zu scheitern, aber du solltest dir zumindest bewusst sein, dass es so kommen kann.
Andererseits hast du mit einer gesuchten Schulform-Fächer-Kombi den großen Vorteil, dass du in Mangelzeiten deutlich unwahrscheinlicher an eine Schule mit jüngerer Schülerschaft versetzt wirst, was du ja, so habe ich dich verstanden, für dich eher ausschließt.
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Menschen sind keine Brote, aber darum geht es bei dem Vergleich auch nicht.
Die Bäckereifachverkäuferin verkauft Backwaren an Menschen.
Die Lehrerin vermittelt Wissen an Menschen.
Wenn überhaupt, dann müsstest du das Fettmarkierte miteinander vergleichen.
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Da hier gerade emotional-soziale und körperlich-motorische Aspekte angesprochen werden: Hier hängt es größtenteils vom Grad der Behinderung/Erkrankung ab. Sprechen wir von leichten Ausprägungen, ist ein Regelschulbesuch durchaus gut möglich. Bei schweren Ausprägungen kommt es vermutlich auf den Einzelfall an. Beim Sezierbeispiel mit der spastischen Schülerin hatte ich für einen Moment einen Kloß im Hals und hatte erst einmal ein Sicherheitsbedenken - auch für die Schülerin selbst. Aus der Ferne kann ich den Fall natürlich gar nicht beurteilen. Im Fall von zielgleicher Beschulung gibt es ja zum Glück (noch) die zwei Optionen Regelschule oder Förderschule und in manch einem Fall macht die Regelschule mehr Sinn, in einem anderen Fall eben die Förderschule.
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Der eintscheidende Faktor ist "zielgleich" oder "zieldifferent", nicht "behindert" oder "nicht-behindert".
Naja, nicht ausschließlich. Es ging auch mehrfach um Schüler mit Förderbedarf emotional-soziale Entwicklung, welche ja streng genommen (außer bei einem Kind werden mehrere Förderbedarfe festgestellt) auch zielgleich unterrichtet werden.
Grundsätzlich hast du aber Recht, dass man sich bei Lehramt für eine bestimmte Altersgruppe und ein bestimmtes kognitives Niveau entscheidet. Daher auch mal mein fiktives Gegenbeispiel mit der Seniorenschule, da Gerontopädagogik auch noch einmal ganz andere Herausforderungen vorsieht als Elementar-, Primar-, Sekundar-, Tertiär- oder Sonderpädagogik.
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fiddlersqueen : Auch wenn es im Einzelfall ärgerlich ist, immer vor Augen führen, dass der Anteil der erfolgreichen Absolventen der Sek II immer mehr ansteigt, ohne dass gleichzeitig die Leistung besser wird, und du in kleinem Umfang die Möglichkeit hast, durch realistische Notengebung diese Schieflage zumindest in kleinem Maße in die richtige Richtung zu rücken! Am Ende hat keiner etwas vom "Mitschleifen", auch nicht die besagte Schülerin und schon gar nicht die potentiellen späteren Arbeitgeber.
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Das finde ich unabhängig von Fach und Sprache zum Beispiel ganz schlimm. Viele Schüler schreiben eh schon gruselig schlecht und dann wird es ihnen nichtmals durch saubere Korrektur gespiegelt.
Auf der anderen Seite braucht man nicht davon auszugehen, dass ein sehr schwacher Schüler an allen 723 Fehlern bis zur nächsten Klausur gearbeitet haben wird. Da ist die Chance größer, wenn man wirklich die 1-2 häufigsten Fehlerquellen heraussucht, dass der Schüler hieran aktiv arbeitet, diese Fehler bis zum nächsten Mal nicht noch einmal zu machen. Den Rest der Fehler einfach nur anstreichen. Sobald der eine Fehler ausgebügelt ist, kommt dann der Nächste dran und so entsteht Schritt für Schritt ein Lernprozess - bei gleichzeitig weniger Aufwand als wenn man versucht, dem Schüler 723 Lernangebote gleichzeitig zu machen.
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Warum nicht die Realschule abschaffen und alle ins gym stecken?
50-55% eines Jahrganges schließen aktuell ihre schulische Karriere mit der allgemeinen Hochschulreife ab. Von einer reinen Begabtenförderung kann da nicht mehr die Rede sein. Bei einer Zusammenführung Realschule und Gymnasium würde der Anteil vermutlich noch ein gutes Stück steigen - alleine dadurch, dass der Abstand zur Mittelschule jetzt sehr groß wäre.
Der Schulabschluss Abitur würde an Bedeutsamkeit verlieren, es würden mehr Leute studieren und gleichzeitig noch mehr Ausbildungsplätze, insbesondere in wichtigen gesellschaftsrelevanten Bereichen, unbesetzt bleiben.
Der Schlüssel, um das allgemeine Bildungsniveau zu erhöhen, sind daher nicht mehr, sondern eher weniger Schüler am Gymnasium.
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Mit all diesen Möglichkeiten, die Förderschulen wirklich bieten, frage ich mich, warum wir überhaupt über Alternativen diskutieren. Ich glaube ja, dass andere Länder neidisch wären, wenn sie wüssten, wie viel Mühe wir betreiben, um den Schwächsten unserer Gesellschaft zu ermöglichen, auf ein Leben mit gesellschaftlicher Teilhabe vorbereitet zu werden. Gerade in den Bereichen "Lernen" und "emotional-soziale Entwicklung" hast du natürlich viele Hardcore-Fälle, die aus völlig zerrütteten Elternhäusern mit problematischem Freundeskreis und wenig Bildungsnähe kommen. Da kann auch eine Förderschule keine Wunder vollbringen - sagt auch keiner! Da es aber von Anfang an klar ist, dass diese Schüler besondere Bedürfnisse haben, kann die Förderschule von Anfang an bewusst Akzente setzen, um den Schülern Alternativen aufzuzeigen, z.B. wie man mit Konflikten umgeht, wie man seinen Tag strukturiert, was es heißt, mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten. Im Gymnasium, aber auch in anderen Formen der Sek I, ist nicht das Hauptziel, Menschen gesellschaftsfähig zu bekommen, sondern die inhaltliche und methodische Vorbereitung zum Erwerb eines Schulabschlusses. Das gerät jedoch in Gefahr, wenn die vorhandene Zeit nicht zur Vermittlung von Unterrichtsinhalten genutzt werden kann.
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China schließt doch auch immer sehr erfolgreich in Bildungsstudien ab und da kann mir keiner weismachen, dass die Chinesen besonders inklusiv sind. Da müssen andere Faktoren eine Rolle spielen, z.B. sowas wie Leistungsdruck/Erwartungshaltung der Elternhäuser.
Davon mal abgesehen, heißt es nicht, dass andere Länder etwas zwangsläufig besser machen, nur weil sie es anders machen. Man könnte das Ganze mal positiv formulieren: Während andere Länder behinderte Kinder einfach "nur" mitlaufen lassen, gibt (gab?) sich Deutschland extra die Mühe, sich zwecks individueller Förderung eigene Schulen, in denen Kinder mit besonderem Förderbedarf gezielt in Bezug auf ihre kognitiven, körperlichen und/oder psychischen Bedürfnisse beschult werden, mit eigens hierfür ausgebildeten Lehrern, niedrigerem Klassenteiler, zusätzlichem Personal (~ geistige Entwicklung, körperlich-motorische Entwicklung) und finanziellen Ressourcen, zu leisten.
Analog das Ausbildungssystem, das es in dem Ausmaß in anderen Ländern so auch nicht gibt. Nur weil in anderen Ländern mehr Leute studieren, spricht das ja nicht gegen unser Bildungssystem, in dem anteilig mehr Leute sich für eine (qualitativ hochwertige) Ausbildung entscheiden.
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Streng genommen müssten solche Schulen auch Schülern ohne Förderbedarf aber mit (leichter unter-)durchschnittlichem IQ aufnehmen, die realistische Chancen auf einen Haupt- oder Realschulabschluss haben, da nicht vermittelbar ist, warum Schüler mit Förderbedarf "Lernen" beschult werden dürfen, Schüler mit höherem kognitiven Potential jedoch nicht. Gleichermaßen dürfte auch keiner sitzen bleiben, da Schüler mit Förderbedarf "Lernen" das Klassenziel mit größter Wahrscheinlichkeit ebenso wenig erreichen konnten. Wir wären hier bei einer Gesamtschule ohne Selektionsmöglichkeit (also auch ohne das Selektionsinstrument "Noten").
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Nur weil sich bislang vor allem Gymnasial- und Berufskollegkollegen an der Diskussion beteiligten, ging es nie darum, dass Gymnasien eine Sonderrolle einnehmen sollen. Ich habe es stets so verstanden, dass die Argumente gleichermaßen für die anderen Schulformen (zumindest der Sek I, um die Primarstufe ging es bislang noch nicht wirklich explizit) gelten. Ich meine mich auch daran zu erinnern, dass Schmidt das mal explizit auch so schrieb.
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Ein durchlässiges System gibt es doch bereits und der Stempel ist am Ende doch sehr wasserlöslich.
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Schön wäre eine durchlässige (in alle Richtungen) Gemeinschaftsschule wo von ganz unten bis ganz oben alles an Bildung möglich ist.
Was verstehst du genau hierunter?
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Natürlich sind Aussagen wie "Ich will nicht mit Menschen mit Behinderung arbeiten." und "Ich will nicht mit Menschen mit Krebs arbeiten." problematisch, auf der anderen Seite muss man doch sagen, dass sich außerhalb des sozialen oder medizinisch-pflegerischen Bereichs diese Problematik gar nicht erst stellt. Arbeitet man als Fleischereifachverkäufer, Rechtsanwalt oder Busfahrer hat man sicherlich auch mal Kunden mit Behinderung, aber ob ich jetzt Karl oder Franz ein Stück Wurst verkaufe oder von A nach B fahre, beeinflusst die Arbeit tatsächlich weniger als wenn ich Karl oder Franz im Unterricht sitzen habe. Der Fleischereifachverkäufer spricht vielleicht etwas langsamer und nutzt einfachere Worte, aber er muss nicht die ganze Auslage neu gestalten, wenn er weiß, dass er Menschen mit Behinderung zu seinen Kunden zählt. Und das ist der Unterschied zum Lehrer. Für ihn hat die kognitive Ausgangssituation seiner Schüler schlichtweg einen sehr großen Einfluss auf seine Arbeit und daher spielt dieser Aspekt mit in die Entscheidung für das jeweilige Lehramt mit rein.
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Ob digitale Nachrichten immer so umweltfreundlich sind, sei mal dahingestellt. Der Energieverbrauch durch Versenden dieser riesigen Datenmengen Tag ein, Tag aus wird gerne mal stark unterschätzt. Bei Papier kommt es immer darauf an, wo es herkommt, wie es verarbeitet wird, wie es verwendet wird und was nach der Verwendung hiermit geschieht. Papiergebrauch kann durchaus nachhaltig sein.
Humblebee: Aus eigener Erfahrung kann ich dir den Tipp geben, das Fehlen der Zeitung zeitnah zu melden - in der Regel bei der Firma, die die Zeitungen vertreibt. Spätestens bei der 3. Meldung fragen die Zeitungsfirmen beim Zusteller doch mal nach, was da los ist und erinnern an die fristgerechte Zuteilung an alle Haushalte im Einzugsbereich.
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Zeitungsbote gibt es nicht. Daher haben wir keine Tageszeitung mehr.
Keine Schüler/Studenten/Rentner, die sich ein kleines Taschengeld dazuverdienen wollen, bei euch in der Gegend?
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Ich verschicke gerne Briefe und finde den Vorgang super einfach: Brief schreiben, zur Poststelle im Ort laufen/fahren, Brief abgeben - fertig. Daher überlege ich, wo genau die Schwierigkeit dabei ist, aber vielleicht haben wir hier vor Ort einfach eine Poststelle, die das Ganze super managet und daher größere organisatorische Probleme gar nicht erst entstehen.
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Es gibt sehr unterschiedliche Herangehensweisen zum Lebensabschnitt "Studium". Diejenigen, die sich auf die rein vorgegebenen Veranstaltungen im Modulhandbuch halten, machen dies aus sehr unterschiedlichen Beweggründen: Entweder, sie haben nicht viel Geld, müssen daher nebenbei viel arbeiten, gleichzeitig das Studium in möglichst kurzer Zeit absolvieren und beschränken sich daher auf das Nötigste. Dann gibt es die Pragmatiker, die einfach möglichst schnell von A nach B kommen wollen - und da ist das Studium Mittel zum Zweck. Ein kleiner Teil hat vermutlich schlichtweg keine Lust, mehr als absolut nötig zu machen. Und dann gibt es natürlich diejenigen, die zwar merken, dass der Beruf das Richtige ist, das Studium ihnen aber einfach nicht liegt, weswegen sie irgendwie versuchen, einfach durchzukommen - auch wieder orientiert am Mindestmaß.
Grundsätzlich ist es sicher immer von Vorteil, zusätzliches Professionswissen zu haben, insbesondere, wenn es nicht nur darum geht, die Arbeit möglichst qualitativ hochwertig zu verrichten, sondern im Idealfall darüber hinaus noch Interesse am neuen Wissenserwerb zu haben. Dabei frage ich mich, ob es Studienfächer gibt, in denen die Studenten eher bereit sind, zusätzliche Kurse zu wählen, als in anderen. Antimon : Wie sieht das denn im Bereich Chemie/andere Naturwissenschaften aus?
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