Beiträge von Gymshark

    Ich denke, man kann ganz allgemein sagen, dass Regeln gebrochen werden, wenn deren Sinnhaftigkeit infrage gestellt wird, und wenn deren Einhaltung zudem nicht kontrolliert wird oder werden kann, sind sie defacto sinnlos. Streng genommen ist es unrealistisch, zu erwarten, dass die Einhaltung von Regeln in jedem Augenblick kontrolliert werden kann - das ist zu zeit-, kosten- und personalintensiv. Bestes Beispiel sind Tempolimits. Wenn man wirklich alle Geschwindigkeitsüberschreitungen vermeiden wollte, müsste auf jeder Straße alle 5m ein Radargerät stehen oder eine Polizeikontrolle stattfindet. Die Überschreitungen werden dadurch eingeschränkt, dass es diese Maßnahmen (im geringeren Ausmaß) gibt, manche fest installiert und daher berechenbar, aber auch durch zusätzliche temporäre Maßnahmen wie mobile Radargeräte oder Polizeikontrollen. Das reine Wissen um eine potentielle Strafe bei Verletzung geltender Gesetze schreckt manche bereits ab. Andere haben schlichtweg intrinsisch nicht das Bedürfnis, schneller als nötig zu fahren.


    Diese Ausführungen lassen sich natürlich auch auf das Beispiel mit der Deutschpflicht anwenden. Diese Pflicht wird nicht verhindern, dass auf dem Pausenhof womöglich auch eine andere Sprache gesprochen wird. Manche Schüler werden es womöglich erst recht aus Trotz machen. Andere werden durch eine etwaige Pflicht ihr Sprachverhalten anpassen, sei es aus Verständnis für deren Sinnhaftigkeit oder, und auch das muss (leider) bei Regeln und Pflichten immer erwähnt werden, um eine Strafe bei Nichtbeachtung zu vermeiden. Und wie wird diese Nichtbeachtung festgestellt? Ich schätze mal stichprobenweise, eben vergleichbar mit den Radargeräten auf den Straßen.

    Jetzt soll hier jede*r darüber nachdenken, wie schwer oder einfach es ihr/ihm fallen würde, ab nächster Woche draußen auf der Straße nur noch auf Englisch mit seinen Nachbarn zu sprechen, mit denen er/sie schon seit Jahren auf Deutsch kommuniziert.
    Oder gar mit Verwandten.

    Das ist Gewöhnungssache. Eine Parallelität zum Fremdsprachenunterricht ist da schon erkennbar, da die Schüler durchaus auch untereinander in der Fremdsprache kommunizieren (sollen). Am Anfang ist die Idee, mit Anderen auf Englisch oder Französisch zu sprechen, wissend, dass sie einen nicht nur auf Deutsch (vielleicht sogar besser) verstehen, sondern es zuvor üblich war, sich auf Deutsch zu unterhalten, gewöhnungsbedürftig, aber daran gewöhnt man sich schnell. Es ist eine Kopfsache, aber auch eine der Sache der Konvention.

    Entscheiden sich die schweizer Chemielehrer, die du kennst, überwiegend vor oder nach der Promotion für den Lehrberuf? Im Lehrberuf selbst bringt die Promotion im Vergleich zu einer (Führungs-)Tätigkeit in der chemisch-pharmazeutischen Industrie vermutlich eher weniger direkte Vorteile; außer natürlich, wenn intrinsisch motivertes (fachliches) Interesse an einem Promotionsvorhaben besteht.

    Schokozwerg : Hier im Thread vermischen sich immer wieder zwei Positionen: Einmal, dass Entscheidungen für traditionelle Familien- und Arbeitsmodelle freiwillig und bewusst getroffen werden, einmal, dass Entscheidungen durch das Nachgeben gesellschaftlicher Erwartungen herbeigeführt werden. Ich weiß gar nicht, warum es immer wieder zu diesen Vermischungen gibt, vermute aber, dass sie daher rühren, dass sich manche User nicht vorstellen können, dass man sich aus freien Stücken für ein traditionelles Familien- oder Arbeitsmodell entscheidet, selbst wenn damit alle Beteiligten sehr zufrieden sind.

    Eigentlich können Reklamationen seitens der Eltern bei allen Bewertungsformen kommen, egal ob Noten, Smileys oder schriftliche Rückmeldung. Selbst bei einer schriftlichen Positivbewertung könnten Eltern, wenn auch vermutlich eher solche, die Feinarbeiten herauslesen können (z.B. weil sie im Personalbereich arbeiten und daher den Unterschied zwischen einem mittelprächtigen und einem sehr guten Arbeitszeugnis kennen), eine als subjektiv empfundene Ungleichbehandlung monieren. Die (Fehl-?)Interpretation von Noten fehlt den meisten Eltern vermutlich einfacher als nicht-quantifizierte und weniger geläufige Bewertungsformen.

    Ich würde insgesamt entweder 1,5 oder 3 Punkte geben, je nachdem wie der Rest der Arbeit bewertet wurde. Auf das erste Folgenglied würde ich keine Punkte geben und danach je ein Drittel der Gesamtpunktzahl für ein richtiges Ergebnis. Im konkreten Beispiel mit dem Fehler des Schülers entweder 1/1,5 oder 2/3 Punkte.

    Müssten die Schüler bei gegebener Zahlenreihe eine Regel erst erkennen und entsprechend der Regel fortsetzen, würde ich eher Folgefehler berücksichtigen, da höherer Schwierigkeitsgrad.

    Die gesuchte Folge ist zudem auch nicht so lang. Bei einer längeren Folge wären Folgefehler sicher auch angebracht.

    Wenn es gerade um das Thema "Technik" geht: Ich habe die Auseinandersetzung mit dem Thema jahrelang damit abgelehnt, weil ich immer dachte, dass ich in dem Bereich weder interessiert noch fähig bin. Unter Umständen hätte diese eine Person den richtigen Zugang dazu gefunden und mein Interesse doch wecken können, das weiß ich nicht. Ich kann da aber keinem Anderen die Schuld geben, weder der Gesellschaft, noch meinen damaligen Lehrern oder meinen Eltern, da es irgendwo meine Entscheidung, meine Schwerpunktsetzung im Leben war, und womöglich geht es vielen von den von euch beschriebenen Mädchen auch so.

    Ich tendiere leider auch dazu, dass, wenn ich mit dem Verhalten einer Person sehr unzufrieden bin, mit anderen Personen über diese Person spreche. Eigentlich weiß ich, dass man sowas nicht machen soll, aber in Ermangelung von Alternativen kann dieses Lästern als eine Art Ventil dienen, die innerlich aufgestaute Wut loszuwerden, was vermutlich in Richtung von SteffdA s Argument tendiert.

    So schwierig der Unterricht mit den von dir beschriebenen ukrainischen Kindern sicher sein mag, schön, dass sie noch so voller Hoffnung stecken. Wir alle wünschen uns, dass dieser schreckliche Krieg bald ein Ende findet und alle wieder zurück in die Heimat zu ihren Liebsten können.

    Habe ich beides damals gemacht, wenn auch die dritte Fremdsprache nur für 2 Schuljahre.

    Ich weiß nicht, ob es die Möglichkeit in anderen Bundesländern auch gibt, aber ich bin in den hessischen Vorgaben zur Sek II darauf gestoßen, dass man neben einer fortgeführten Fremdsprache eine neueingesetzte Fremdsprache durchgängig belegen kann. Dadurch könnte z.B. ein sprachbegeisterer Englischmuttersprachler, der der Meinung ist, Englisch bereits auf ausreichend gutem Niveau zu können, diese Sprache abwählen und stattdessen die 2. Fremdsprache (z.B. Latein) fortsetzen und eine 3. Fremdsprache (z.B. Spanisch) hinzunehmen. Wird sicher kaum einer machen, aber es wäre zumindest möglich.

    Die meisten Schüler lernen Englisch ab der 3. Klasse (in manchen Bundesländern ab der 1. Klasse?) und haben in ihrem Alltag mehr Berührungspunkte mit der englischen Sprache als mit Französisch, Spanisch oder Latein, was vermutlich den hohen Anteil an Schülern, die Englisch bis zum Schluss belegen, erklärt, aber grundsätzlich ist es sinnvoll, wenn man die Schüler daran erinnert, dass sie auch die Möglichkeit haben, Englisch zugunsten ihrer 2. Fremdsprache in der Qualifikationsphase abzuwählen, wenn sie dadurch bessere Leistungen erzielen und/oder in der anderen Sprache einfach lieber unterrichtet werden wollen.

    Vor allem würde das erst einmal bedeuten, dass alle Schüler bis zum Abitur Englisch, und das auch noch auf erhöhtem Niveau, zu belegen hätten. Derzeit bieten durchaus einige Bundesländer die Möglichkeit an, Englisch zugunsten einer 2. Fremdsprache abzuwählen. Es gibt nicht nur Schüler, die keine Abiturprüfung in Englisch ablegen, sondern dieses Fach in der Qualifikationsphase gar nicht erst belegen. In Hessen besteht gar die Möglichkeit, das Fach noch ein Jahr früher abzuwählen, wenn dafür die 2. und eine weitere neueinsetzende Fremdsprache bis zum Schluss belegt werden.

    Die Wahlmöglichkeiten, und das ist ja ein Kernelement des Abitursystems in vielen Bundesländern, wären dadurch in der Tat stark eingeschränkt, und es bestünde die Gefahr, dass die Bundesländer sich eher an diejenigen mit niedrigerem Leistungsanspruch anpassen als an diejenigen mit höherem Leistungsanspruch.

    Der Bepunktungsumgang hängt hier meines Empfindens mit der Fragestellung zusammen. Musste der Schüler die Regel anhand vorgegebener Folgenglieder selbst ermitteln und daraufhin die Folge fortsetzen oder war die Regel vorgegeben und er musste sie nur anwenden?

    Im ersten Fall steht die Strategiefindung im Vordergrund. Da würde ich auch nur einen Punkt abziehen, da die Kernleistung erfüllt wurde.

    im zweiten Fall wäre es die Rechenfertigkeit und das hat scheinbar nicht ganz so gut geklappt, auch weil dem Schüler noch nicht klar ist, dass die Regel "-2" bedeutet, dass eine Folge mit einem ungeraden Anfangsglied durchgängig ungerade bleibt.

    Das Thema knüpft ein bisschen an den Generation "Ich bin großartig"-Thread vor ein paar Tagen an.

    Selten vertut sich auch mal ein Schüler bei der Leistungskurswahl, aber öfter kommt es vor, dass ein in vielen Fächern durchwachsene Leistungen habender Schüler ein vermeintlich kleineres Übel wählt - und damit die falsche Wahl trifft.

    In einigen Fällen schleppen sich die Schüler mehr schlecht als recht durch den Gymnasialzweig. Alternativvorschläge, und würden sie noch so gut zu den Fähigkeiten der Schülern passen, werden fast immer abgelehnt: Sie möchten es doch versuchen und wenn sie sich richtig anstrengen, kämen sie ja auch mit den Anforderungen klar.

    Aus Erzählungen älterer Kollegen weiß ich, dass es vor 20 Jahren noch häufiger vorkam, Schüler mit geringem Selbstbewusstsein, aber Potential, dahingehend zu motivieren, ihr vorhandenes Potential überhaupt zu nutzen. Heutzutage stelle ich immer mehr ein anderes Extrem fest, nämlich dass manche Schüler ein derart hohes Selbstbewusstsein aufweisen, dass ihnen die Grenzen ihrer eigenen Fähigkeiten gar nicht mehr bewusst zu sein scheinen. Hier ist dann unsere unliebsame Aufgabe, den Schülern ihre eigenen Grenzen vor Augen zu führen, gleichzeitig ihnen aber die zahlreichen in diesem Rahmen für sie geeigneten Möglichkeiten, die ihnen oftmals gar nicht bewusst sind, aufzuzeigen.

    Ich bin mir nicht sicher, ob man nach einer derart kurzen Zeit bereits ein empirisch aussagekräftiges Fazit ziehen kann. Das größte Problem bei der Thematik ist ja, dass relativ spontan relativ viele Kinder größtenteils ohne Deutschkenntnisse nach Deutschland kamen - und das auch noch, ohne eindeutig zu wissen, wie lang der Aufenthalt hier sein wird. Theoretisch hätte der Angriffskrieg nach 2 Wochen bereits vorbei sein können. Ich bin kein Militärexperte, aber es gibt bei vielen Ukrainern und Unterstützung immer noch die Hoffnung auf ein baldiges Ende. Wir reden also von einer zeitlich begrenzten Maßnahme, wenngleich das konkrete Ende noch unbekannt ist.

    Ich denke, es war auch von Anfang an nicht wirklich klar, was das Bildungsziel der ukrainischen Kinder hier ist. Ich hatte den Eindruck, es war ein Mix aus "Wenn sie schon da sind, muss man sie ja irgendwie beschäftigen.", "Wir bereiten sie so vor, dass sie im ukrainischen Schulsystem anknüpfen können." und "Sie gehen ja nicht nur zur Schule, sondern leben aktuell hier, also müssen wir sie auch hierauf vorbereiten.".

    Integration in normale Regelklassen finde ich aus zwei Gründen schwierig: Einerseits konnten die meisten Kinder damals kein Deutsch und waren evtl. sogar traumatisiert. Von 20 fremden Kindern umgeben zu sein, die dich nicht verstehen und die du nicht verstehst, baut nicht gerade evtl. vorhandene Ängste ab. Andererseits haben jetzt bereits viele Lehrer, gerade in der Grundschule, mit hoher Diversität in der Klasse zu kämpfen. Kommen dann auch noch Kinder dazu, die keine Deutschkenntnisse aufweisen und evtl. traumatisiert sind, wird es für die jeweils betroffenen Kollegen noch einmal schwerer, Unterricht so zu gestalten, dass alle Kinder die Mindeststandards erreichen. Ist das nicht der Fall, kommt mit zeitlicher Verzögerung sonst mal wieder eine Studie, die über das sinkende Bildungsniveau in Deutschland berichtet.

    Gerade in der Pubertät ist für viele die Identifikation mit Peers wichtig, von daher kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Wahl des entsprechenden Religionskurses nicht nur durch die im Elternhaus praktizierten Glaubensrichtung, sondern auch die Vorlieben der Freunde (bzw. andere Faktoren wie Erfahrungsberichte durch ältere Geschwister u.ä.) beeinflusst wird. Bei der Wahl der 2. Fremdsprache oder später der Leistungskurse in der gymnasialen Oberstufe lässt sich das zumindest immer wieder bei einem Teil der Schülerschaft feststellen.

    Ich glaube, Religionsunterricht ist ein Thema, das schnell in Internetforen hitzige Dimensionen annehmen kann. Sicher denkt man bei christlichem Religionsunterricht erst einmal an eine christliche Schülerschaft, aber ich kann mir auch vorstellen, dass es für Schüler anderer Glaubensgemeinschaften sicher interessant ist, mehr über das Christentum, das Gesellschaft, Kultur, Literatur und Recht in Deutschland doch maßgeblich prägt, zu erfahren; gerade wenn diese Aspekte im Elternhaus selbst wenig thematisiert werden. Daraus kann sich durchaus auch mehr entwickeln. 2013 gab es die erste muslimische CDU-Abgeordnete im Bundestag.

    Wenn wir eh schon das Thema angeschnitten haben: Gibt es im Umkehrschluss auch nicht-islamische Schüler, die am bereits vorhandenen islamischen Religionsunterricht teilnehmen?

    Wieso sollte das jemand denken? Jede*r überlegt halt für sich, was er/sie machen möchte. Und wenn es heißt, in diesem Beruf muss man schwer heben oder Schweine schlachten, dann suchen die meisten eben weiter.

    Ich traue den meisten Schulabsolventen zu, dass ihnen bewusst ist, dass diese Berufe gesellschaftlich relevant sind und dass sie jemand ausüben muss. Wenn sie es nicht machen, wälzen sie es natürlich irgendwo auf Andere ab. Das ist ja per se keine neue Entwicklung, da der Sohn oder die Tochter aus gutem Hause auch vor 100 Jahren ähnlich dachte. Von dem Standesdenken sind wir ja inzwischen weg, es wurde durch Selektion durch Noten und Schulformen abgelöst. Die Generation meiner Eltern wusste noch, dass man als Hauptschulabsolvent eben auch mal schwer hebt oder Schweine schlachtet. Ich bin mir sicher, dass auch davon keiner schwärmte, aber es wurde akzeptiert. Ich bin mir unsicher, ob die Hauptschulabsolventen (bzw. die entsprechenden Bezeichnungen in den jeweiligen Bundesländern) von heute noch eine ähnliche Einstellung zur Berufssuche haben.

Werbung