Beiträge von Gymshark

    Sehr spannende Einblicke, auch durch die verlinkten Schülerbeispiele. Es ist halt eine ganz andere Welt als Mathematikunterricht am Gymnasium, auch weil man natürlich viel näher an den vorhandenen Fähigkeiten der Schüler orientiert arbeitet und nicht pauschal nach 4 Wochen sagt "So, die binomischen Formeln sind abgehakt, jetzt machen wir Strahlensätze.".

    Naja, Geometrie in der Förderschule geistige Entwicklung und Gymnasium 5. Klasse sind noch einmal zwei paar Schuhe ^^. Ist hier jemand, der schon einmal im Bereich geistige Entwicklung unterrichtet hat? Ich könnte jetzt aus irgendwelchen Bildungsstandards Zitate herauskopieren, aber vlt. kann da jemand aus tatsächlicher Erfahrung heraus berichten. Ich schätze mal, dass es bei Geometrie vor allem darum geht, Flächen und Körper im Alltag zu entdecken und unterscheiden, benennen, zeichnen und legen/bauen zu können.

    Es ging ja die ganze Zeit darum, inwieweit das Problem die Schüler oder eher der Unterricht sind. Ich hatte das Gefühl, es ging sehr oft darum, inwieweit die Schüler eine "Zumutung" seien und wollte daher mal die Perspektive auf den Unterricht selbst lenken.

    Sicher wäre ein Gymnasialkollege irgendwie in der Lage, statt sagen wir mal linearen Gleichungssystemen und Satz des Pythagoras, Grundrechenarten und Elementargeometrie zu unterrichten! Die Betonung liegt auf "irgendwie", denn, wenn man womöglich jahrelang ein ganz anderes Anforderungsniveau gewohnt ist, ist es extrem schwer, den Unterrichtsstoff so aufzubereiten, dass Schüler mit großen kognitiven Defiziten ihn verstehen können. Bei Schülern mit Förderbedarf geistige Entwicklung muss man ja wirklich viel Energie in ganzheitliches Lernen investieren, dass überhaupt ein Lernerfolg zu verzeichnen ist. Es würde am Anfang viel über "trial and error" hinauslaufen und das wäre nicht gerade im Sinne der Kids, die auch an der Förderschule geistige Entwicklung das Recht auf guten Unterricht haben.

    Was mich allerdings jetzt schockiert hat, ist die Höhe dieser Prämie, die anhand des Wohnortes bestimmt wird. Als ob (evtl ungewollt) Kinderlose nicht auch deutlich mehr Miete zahlen, wenn sie in teuren Gegenden arbeiten und wohnen müssen.

    Hierbei spielt u.U. auch die Wohnungsgröße eine Rolle. Lehrer mit Familie benötigen tendenziell eher Drei- oder Vierzimmerwohnungen, die entsprechend teurer sind als Ein- oder Zweizimmerwohnungen. Natürlich können aber auch Kinderlose (bzw. Lehrer, deren Kinder schon auszogen) mehr Zimmer haben, z.B. als Freizeitzimmer, o.ä.

    Spannend! Dann scheinen die ganzen Boy Day-Aktionen und andere Projekte ja doch etwas zu bringen. Es muss ja auch kein 50:50-Verhältnis sein, aber wenn manch ein Mann durch diese Informationsquellen für sich feststellt, dass er ganz gut mit Kindern kann und diese beruflich in jungen Jahren begleiten möchte, hat sich der Aufwand doch schon gelohnt.

    Ich habe schon mitbekommen, dass der Erzieherberuf durchaus interessant ist für Männer Ü30, die sich noch einmal beruflich neu orientieren, nachdem sie merkten, dass ihnen ihr erster Beruf (insbesondere wenn dieser eher nichts mit Pädagogik/Soziales zu tun hatte) doch nicht so liegt wie zunächst erhofft. Ist es nur ein subjektives Gefühl oder entscheiden sich ganz allgemein in den letzten paar Jahren wieder mehr Männer für den Erzieherberuf?

    Ist das in diesem Fall wirklich politisch korrekt, wenn klar ist, dass das alles andere als "wertschätzend" gemeint ist?

    Das hängt davon ab, was man unter "political correctness" versteht - Form, Inhalt und/oder dahinter stehende Intention. Ich habe schon Kritiken des Konzepts gelesen, die hervorheben, dass A geschrieben werde, um negatives Feedback zu vermeiden, aber tatsächlich B gemeint sei.

    Im Grunde lässt sich die Intention nur dann kennen, wenn man eine Person oder dessen Beiträge in ausreichendem Maße kennt, um beurteilen zu können, ob sowas wie "verhaltenskreativ" wertverschätzend oder neutral oder ablehnend gemeint ist.

    Aufgrund der sogenannten unteilbaren Aufgaben sollte eine 50%-Stelle zu einem gut unterhälftigen Deputat führen. Dass das nicht der Fall ist und zusätzliche Verwaltungs- und Differenzierungstätigkeiten nicht im Deputat Berücksichtigung finden, zeigt, dass der Bildungspolitik die Rahmenbedingungen unseres beruflichen Handelns nicht wirklich immer bewusst sind. Daher ist A13 für alle ein erster Schritt der Anerkennung, ändert aber nichts an der unverhältnismäßigen Arbeitsbelastung durch Zusatzaufgaben und bei Teilzeit.

    Und? In welchen von beiden Fällen ist es OK bei den Menschen diejenigen mit Behinderung auszunehmen?

    Ich wollte darauf hinaus, dass der springende Punkt nicht die Kunden sind, sondern die Tätigkeit selbst, also das Backen bzw. das Verkaufen. Verändere ich die Tätigkeit, verändert sich auch die Kundschaft, aber das heißt nicht, dass die Kunden das Hauptproblem sind.

    Da ist die Gastronomie vielleicht ein besseres Beispiel. Man kann als Servicekraft in einem Sternerestaurant arbeiten oder in einem Imbiss/Fast Food Lokal. Beides hat seine Vor- und seine Nachteile. Wäre es falsch, wenn jemand in einem Sternerestaurant arbeitet und sagt, dass er nicht in einem Imbiss arbeiten möchte? Es macht ja schon einen Unterschied, ob man eine Weinempfehlung ausspricht oder Currywurst mit Pommes serviert. Und darum geht es hier: Keiner sagt etwas gegen Currywurst mit Pommes, aber deswegen darf man sich selbst eher für die Weinempfehlung entscheiden, oder?

    Das sind alles Optionen, die eintreten können, aber nicht müssen. Es gibt Bundesländer, in denen man Lehramt gleichermaßen für den Einsatz in Gymnasien und Gesamtschulen studieren kann, z.B. NRW. In BW ist das noch einmal ein bisschen getrennt, auch durch die Trennung von PH und Uni. Es gibt Gemeinschaftsschulen, an denen auch ausgebildete Gymnasiallehrer tätig sind. CDL weiß hierzu womöglich mehr.

    Wegen des Heimataspekts, siehe letzter Satz meines letzten Beitrags. "Heimat" muss natürlich nicht nur der Ort, in dem man aufwuchs, sondern unter Umständen auch einfach ein Ort, in dem man schon länger wohnt und in dem man sich sehr wohlfühlt, vielleicht dort mit einem Partner zusammenlebt oder ähnliches.

    Ich persönlich würde immer den umgekehrten Weg nehmen: Fächer studieren, die mir liegen und mich begeistern und dann zusehen, dass ich da zu den Besten gehöre und bei der Jobsuche örtlich flexibel sein und Netzwerke knüpfen. Ich hab natürlich leicht reden, weil es bei mir zufällig Mangelfächer waren. ;)

    Man muss halt heutzutage fairerweise ergänzen, dass, wenn man diesen Ansatz verfolgt und es sich nicht um Mangelfächer handelt, vielerlei Möglichkeiten des Einsatzes möglich sind: schulformfremder Einsatz (Grundschule, Förderschule, Gesamtschule), fachfremdes Unterrichten, Einsatz im Brennpunkt, auf dem Land oder fernab der Heimat.

    All das muss nicht, kann aber passieren. Keiner dieser Punkte ist auch per se problematisch, vorausgesetzt, man ist sich bewusst, worauf man sich einlässt.

    Dann ist die Frage, wenn Kompromisse eingegangen werden müssen, wo der benötigte Aufwand zur Neuorientierung am geringsten ist. Ehrlich gesagt ist die Arbeit bei allen drei Aspekten sehr groß, da das Lehramt eben so hochspezialisiert ist. Mathematik folgt einer ganz anderen Didaktik als sagen wir mal Kunst. Zwischen Grundrechenarten und Analysis liegen fachlich auch noch einmal Welten. Und auch pädagogisch ist der Umgang mit Sechsjährigen ein ganz anderer als mit Achtzehnjährigen.

    Und was „ich möchte/will nicht“ anbetrifft. Was kann den der Grund sein, dass man nicht an einer Förderschule arbeiten möchte? Soll das wirklich nichts mit den Menschen mit Behinderung, die dort unterrichtet werden, zu tun haben?Dann hätten wir schon mal eine Voraussetzung für die Inklusion erfüllt, wenn zwar alle mit Menschen mit Behinderungen arbeiten möchten, halt nur nicht an Förderschulen.

    Die Entscheidung für Lehramt basiert immer auf drei Aspekten:

    - Welche Fächer möchte ich unterrichten?

    - Welche Altersgruppe möchte ich unterrichten?

    - Auf welchem Anspruchsniveau möchte ich unterrichten?


    Ist einem total wichtig, Wissenschaftspropädeutik und Inhalte auf fachlich hohem Niveau zu vermitteln, fällt alleine dadurch die Arbeit mit kognitiv eingeschränkten Menschen aus. Anders sieht es natürlich aus, wenn das Hauptinteresse in der Vermittlung von fachlichen Grundlagen und lebenspraktischen Kompetenzen liegt.

    Vorab finde ich es super, dass du realistische Erwartungen hast, dir bewusst bist, dass die Einstellungschancen je nach Schulform sehr unterschiedlich sind und dass ein Mangelfach deine Chancen massiv steigern kann. Beide Fächer sind für beide Schulformen derzeit stark gesucht. Mit Mathematik bist du noch breiter einsetzbar, wobei das natürlich auch sehr von dem Zweitfach abhängt, das du jetzt noch nicht erwähnt hast. Hast du hierfür schon eine konkrete Idee oder bist du hier offen für Vorschläge? Gerade im Bereich der beruflichen Schulen gibt es viele berufliche Fachrichtungen mit Mangel und wenn diese mit einem allgemeinbildenden Fach Informatik oder Mathematik kombiniert werden, hat man schon ziemliche Einstellungsgarantie. Transparenterweise sollte ich jedoch erwähnen, dass das Mathematikstudium sehr anspruchsvoll ist und nicht jedem liegt. Ein paar wenige Mathematiklehramtsstudenten entdecken im Studium ihr Faible für diese doch eher abstrakte Form des Mathematiktreibens, aber für viele ist es eine harte Umstellung, an denen manch einer letztendlich auch scheitert. Es ist keine Schande, zu scheitern, aber du solltest dir zumindest bewusst sein, dass es so kommen kann.

    Andererseits hast du mit einer gesuchten Schulform-Fächer-Kombi den großen Vorteil, dass du in Mangelzeiten deutlich unwahrscheinlicher an eine Schule mit jüngerer Schülerschaft versetzt wirst, was du ja, so habe ich dich verstanden, für dich eher ausschließt.

    Menschen sind keine Brote, aber darum geht es bei dem Vergleich auch nicht.


    Die Bäckereifachverkäuferin verkauft Backwaren an Menschen.

    Die Lehrerin vermittelt Wissen an Menschen.


    Wenn überhaupt, dann müsstest du das Fettmarkierte miteinander vergleichen.

    Da hier gerade emotional-soziale und körperlich-motorische Aspekte angesprochen werden: Hier hängt es größtenteils vom Grad der Behinderung/Erkrankung ab. Sprechen wir von leichten Ausprägungen, ist ein Regelschulbesuch durchaus gut möglich. Bei schweren Ausprägungen kommt es vermutlich auf den Einzelfall an. Beim Sezierbeispiel mit der spastischen Schülerin hatte ich für einen Moment einen Kloß im Hals und hatte erst einmal ein Sicherheitsbedenken - auch für die Schülerin selbst. Aus der Ferne kann ich den Fall natürlich gar nicht beurteilen. Im Fall von zielgleicher Beschulung gibt es ja zum Glück (noch) die zwei Optionen Regelschule oder Förderschule und in manch einem Fall macht die Regelschule mehr Sinn, in einem anderen Fall eben die Förderschule.

    Der eintscheidende Faktor ist "zielgleich" oder "zieldifferent", nicht "behindert" oder "nicht-behindert".

    Naja, nicht ausschließlich. Es ging auch mehrfach um Schüler mit Förderbedarf emotional-soziale Entwicklung, welche ja streng genommen (außer bei einem Kind werden mehrere Förderbedarfe festgestellt) auch zielgleich unterrichtet werden.


    Grundsätzlich hast du aber Recht, dass man sich bei Lehramt für eine bestimmte Altersgruppe und ein bestimmtes kognitives Niveau entscheidet. Daher auch mal mein fiktives Gegenbeispiel mit der Seniorenschule, da Gerontopädagogik auch noch einmal ganz andere Herausforderungen vorsieht als Elementar-, Primar-, Sekundar-, Tertiär- oder Sonderpädagogik.

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