Beiträge von Gymshark

    Schätzele... Es ist die wählerstärkste Partei im Land. Natürlich setzt die ihre Interessen durch.

    In Deutschland scheitern Wahlvorhaben einer späteren Regierungspartei oft daran, dass man sich in der Koalition nicht einigen kann. Das wäre schon einmal eine Herausforderung, wobei ich mich mit dem schweizer System zu wenig auskenne, um beurteilen zu können, inwieweit eine Partei zur Not auch gegen andere Parteien in Regierung und/oder Parlament entscheiden kann.

    Bei meinem letzten Beitrag dachte ich aber tatsächlich eher an rechtliche Hürden, wie es in Deutschland im Rahmen des Grundgesetzes bzw. der Auslegung durch den Bundesgerichtshof der Fall wäre.

    Ach Gymshark. Wenn Du sowieso als Flüchtling unterwegs bist, dann gehst Du in das Land, dass dir am meisten zusagt. Warum dann das zweitbeste nehmen?

    Hier spielen viele Aspekte mit hinein. Das wichtigste Kriterium für einen Flüchtling ist erst einmal Sicherheit: Ist mein Leben in Gefahr, ist mein Ziel erst einmal "Ich will überleben.". Sicherlich, sobald dieses Ziel erreicht ist, steigen die Ziele im Sinne einer Optimierung der Lebensumstände, was bei den Meisten von uns auch der Fall sein dürfte.

    Um mal bei dem Beispiel Deutschland und Afghanistan zu bleiben: Zwei äußerst unterschiedliche Länder. Würden wir, aus welchem Grund auch immer, 14 Tage in Afghanistan verbringen, wir würden einen extremen Kulturschock erleben. Nicht nur liegen sehr viele Kilometer zwischen beiden Ländern, es gibt sehr globale Unterschiede betreffend Rechtsverständnis, Politik und Kultur, Sprache, Bildung, Bild von Frau und Mann, Religion, usw. Ich würde im theoretischen Falle einer Flucht aus Afghanistan ein angrenzendes muslimisches Land wählen, da hier die Schnittstellen zur eigenen Sozialisierung am größten sind.

    Was auch nicht vergessen werden darf: Als Flüchtling kann man auch nicht erwarten, von einem Land aufgenommen zu werden. Man kann darauf hoffen, das ja, aber was wäre, wenn ein Land sich hierbei weigert? Als Flüchtling hat man nicht die finanziellen Mittel zu klagen. Daher würde ich mich als afghanischer Flüchtling erst einmal fragen, ob dieses ferne Land namens Deutschland, in dem ich vermutlich noch nie war und nur Bilder im Internet gesehen habe, mich überhaupt aufnehmen möchte. Und bekomme ich dann direkt eine Wohnung und einen Job oder muss ich womöglich jahrelang in einem Flüchtlingsheim verharren, bin zwar dort sicher, aber kann mir gar keine Lebensperspektive aufbauen?

    Auch hier hast du eine eurozentristische Sicht.

    Zunächst: Es ging in dem zitierten Satz um afghanische Flüchtlinge. In dem Zusammenhang ergibt der zweite Satz keinen Sinn.

    Asyl ist eigentlich als ein zeitlich beschränkter Zustand und auf Individualebene gedacht. Deine Ausführungen beziehen sich auf größere Menschenmassen (also gerade nicht der einzelne politisch Verfolgte, Beispiel Snowden) und es klingt eher nach "auf Dauer" statt "vorübergehend".

    Im Falle der großen Menschenmassen muss sich Europa eingestehen, dass keiner der derzeit bestehenden Konflikte nur dadurch gelöst wird, dass die Menschen hierher kommen. Eher weiten sich die Konflikte aus, wie man beim Thema Palästina jetzt sieht. Auch wir müssen uns von der eurozentristischen Sichtweise lösen, dass nur das Leben in Europa lebenswert sei.

    Wie ich schon ein paar Mal schrieb, die AfD ist kein deutsches und erst recht kein ostdeutsches Phänomen. Ableger gibt es in fast jedem europäischen Land und außerhalb Europas ist das gesamte politische Klima in vielen Ländern auch nicht unbedingt liberal.

    Ich meine, Schweiz erlaubt die doppelte Staatsbürgerschaft, oder? Hier hätte die SVP noch eine mögliche Stellschraube, wenn sie ein Interesse hätten, gegen den von dir genannten Punkt zu arbeiten. Ansonsten verstehe ich es so, dass es vor allem um eine stärkere Einschränkung zukünftiger potentieller Zuwanderungen sowie eine strengere Asylpolitik (Vorbild Dänemark?) geht. Wenn deine dunkelhäutigen Schüler ausschließlich den schweizer Pass haben und ihren dauerhaften Wohnsitz in der Schweiz haben, sind sie im Sinne dieser Formulierung "schweizer Kinder" mitgemeint und selbst wenn nicht, müsste die SVP schon sehr erfinderisch sein, um hier eine rechtlich haltbare Andersbehandlung zu legitimieren.

    Gibt es in der SVP relevante Politiker mit Migrationshintergrund?

    Zitat

    Beobachter vermuten, dass Ägypten aufgrund seiner schwachen Wirtschaft befürchtet, dass bei einer Grenzöffnung zahlreiche palästinensische Flüchtlinge ins Land strömen könnten. Zudem besteht in Kairo die Sorge, dass sich unter den Flüchtlingen auch Hamas-Terroristen befinden könnten. Die Hamas ist der Muslimbruderschaft zugehörig, die in Ägypten als Terrororganisation gilt.

    Laut einem Bericht der Financial Times sieht die ägyptische Regierung nun Europa in der Pflicht. Die Europäische Union (EU) sollte etwa eine Million Flüchtlinge aus Gaza aufnehmen, wenn ihnen „die Menschenrechte so sehr am Herzen liegen“, so ein hochrangiger ägyptischer Beamter gegenüber einem europäischen Amtskollegen. Die Ägypter seien „wirklich, wirklich wütend“ über den auf ihnen lastenden Druck, hieß es weiter.

    (https://www.fr.de/politik/israel…s-92584796.html)

    Ägypten möchte keine Flüchtlinge aufnehmen, weil darunter Hamas-Terroristen sein könnten, aber sieht hier Europa in der Pflicht? Das ist auf jeden Fall eine interessante Sichtweise der Dinge.

    Wenn man sowieso schon auf der Flucht ist und komplett entwurzelt ist, warum sollte man dann nicht versuchen statt nur das reine Überleben zu sichern in ein Land zu fliehen, in dem auch tatsächliches Leben möglich ist, weil eben mehr möglich ist, als nur die simple Existenzsicherung? Wirtschaftlicher Wohlstand ist die Basis für so vieles, was ein menschenwürdiges Leben ausmacht. Ich kann jede und jeden verstehen, der oder die, wenn die Reise ins Unbekannte schon unvermeidbar ist, dann auch versucht eine möglichst gute Perspektive zu habe. Das ist nur menschlich und keinesfalls verwerflich.

    Diese eurozentristische Sichtweise finde ich problematisch und abwertend gegenüber anderen Ländern.

    Was soll ich anderes dazu sagen? Echte Demokratie, Rechtsstaat, wirtschaftlicher Wohlstand, aber auch freundlicherer Umgang mit Asylanten als im Ausland, ...

    Das sind auf jeden Fall einige wichtige Aspekte, die es aber sicher nicht nur in Deutschland, sondern auch einigen anderen europäischen Ländern gibt. Gleichzeitig ist halt die Frage, wenn man aus einem Entwicklungsland kommt, ob man dann direkt den Anspruch erhebt, in eines der reichsten Länder migrieren zu wollen oder ob insbesondere im Falle von Flucht der Wunsch nach Sicherheit vor wirtschaftlichem Wohlstand steht.

    Ich meine, du hast letztens schon einmal etwas Interessantes zum Thema Mobbing geschrieben, nämlich dass das Opfer meist erst Frieden finden kann, wenn es sich selbst aus der Situation herauslöst, z.B. im Falle von schulischem Mobbing der Wechsel der Schule. Diese Vorstellung ist zwar moralisch unfair, aber leider oft Realität, da meiner Erfahrung nach Täter häufig ziemlich glimpflich weg kommen, weil es entweder an Möglichkeiten der Nachweisbarkeit oder am Willen zur Durchsetzung harter Maßnahmen mangelt.

    Mich persönlich ärgert, dass es auf internationaler Seite so viele Experten und Diplomaten gibt, so viel vermeintliches Wissen und Verhandlungskompetenz, die einem in der tatsächlichen Kriegssituation jedoch genau nichts nützen und wir wieder hilflos zuschauen und irgendwie auf ein Wunder hoffen.

    "Niemand will diese Menschen."

    Das ist natürlich traurig für die Menschen, die hiervon unmittelbar betroffen sind. Ist es nicht so, dass diese Menschen oft aus Ländern kommen, die einen sehr ausgeprägten Nationalstolz haben? Die Leute, die Asyl beantragen, sind ja zum Großteil keine Systemsprenger, sondern können sich durchaus mit der Kultur Heimatländern identifizieren, sehen jedoch entweder keine wirtschaftliche Perspektive oder wollen in keinen Krieg (~ Politik) hineingezogen werden.

    Aber auch hier wieder die Frage: Wenn sich schon Afghanistan quer stellt, warum nicht Türkei, Griechenland, Polen oder Italien - warum Deutschland?

    Moebius: Da du dich scheinbar ein bisschen mit dem menschenverachtenden Rechtsverständnis dieser Terroristen auskennst: Du schreibst ja, dass die Taten ihre Form von Moral darstellen. Wer legt am Ende fest, ob eine Person für die eigene Machtdemonstration geopfert werden darf - ist es der Einzelne, die Gruppe oder eine Art höhere Rechtsinstanz?

    Tom123 : Keine Ahnung, ob das als Beispiel zählt, aber inzwischen fordern sogar Politiker von CDU und SPD (AfD und FDP natürlich auch) schnellere Abschiebeverfahren. Die Gesetzgebung steht dem nicht im Weg. Wenn aber dann am Ende nach Ablehnung des Asylantrags die Abschiebung durchgesetzt werden soll, scheitert es am Ende ganz oft an der tatsächlichen Durchführung. Das liegt dann aber nicht an den Gesetzen, sondern an den vollstreckenden Behörden, hier vor allem Bundes- und Landespolizei.

    Ein zentraler Punkt, der oft vergessen wird: "Asylberechtigt" heißt nicht zwangsläufig "in Deutschland asylberechtigt". Aus geltendem deutschem Gesetz, auch wenn es um subsidiären Schutz u.ä. geht, lässt sich nicht ableiten, dass ein Asylbewerber nur in Deutschland Asyl gewehrt bekommen kann - vor allem wenn auf dem Weg nach Deutschland mehrere Landesgrenzen überwunden wurden.

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