Beiträge von Gymshark

    Bei uns gehen ebenfalls bis zu 20% des Jahrgangs des gymnasialen Bildungsgangs im Laufe der Sek I ab.

    ich habe schon mehrfach gelesen, dass bei einigen von euch die Kapazitäten an Realschulen bzw. Schulen des mittleren Bildungsgangs voll seien. Diese Info müsste echt mal "oben" ankommen, auf das wieder neue Schulstandorte gebaut werden.

    Sind die Schülerleistungen nicht nur etwas, sondern meilenweit von den geforderten Leistungen entfernt, ist davon auszugehen, dass die Defizite auch nicht innerhalb eines absehbaren Zeitraums wieder aufgeholt werden können. Dann reden wir wirklich von Note 6. Die bittere Wahrheit muss an der Stelle erst einmal benannt und im nächsten Schritt verarbeitet werden. Wichtig wäre, eine Positivdiagnostik durchzuführen, sprich, statt die Defizite zu ermitteln, herauszufinden, über welche Kompetenzen die Schüler tatsächlich verfügen und welchen Lernstand diese Kompetenzen wiederum etwa entsprechen.

    Reden wir wenigstens noch von Stand Klasse 6 oder sind wirklich grundlegende Kenntnisse aus dem Grundschulbereich nicht vorhanden? Wenn letzteres, macht eine Fortsetzung dieses Schuljahres auf Niveau Klasse 8 für die betroffenen Schüler eigentlich gar keinen Sinn. Und es zeigt, dass die vorangegangenen Lehrkräfte keine reale Notenvergabe betrieben haben, wodurch die Defizite noch schneller geworden sind. Gibt es solche dramatischen Fälle oder sind die Defizite wenigstens noch irgendwie in einem überschaubaren Bereich?

    Genau wie bei Klassenfahrten habe ich das Gefühl, dass das Bedürfnis nach immer opulenteren Abiturfeiern besteht. Ich frage mich auch immer, wo die Abiturienten (oder deren Eltern) das Geld hierfür immer hernehmen, aber es sind wohl einfach andere Zeiten. Einen großen Einfluss bei der Entwicklung hat hier bestimmt auch Hollywood bzw. Social Media.

    Im gymnasialen Bildungslehrgang gilt es genauso wie an anderen Schulformen die Bildungsstandards des Landes zu vermitteln und zu beurteilen, ob die Schüler (m/w/d) die Kompetenzen erworben haben und beherrschen. Haben sie dies nicht, kann man dies auch nicht attestieren, da dies sonst nicht nur eine Täuschung gegenüber den Schülern wäre, sondern auch gegenüber dem Land, das von dir qua Funktion erwartet, dass du deinen Job gewissenhaft erfüllst.

    So nervig es ist, wenn die Hälfte der Klasse eine 5 erhält und Förderpläne geschrieben werden müssen (Hier muss im Übrigen ja auch nicht jedes Mal das Rad neu erfunden werden - einige Standardformulierung können bereits vorgeschrieben werden, die dann nur ggf. angepasst werden müssen.), es gehört einfach zum Jobprofil dazu. Wenn jedoch Schülern ungerechtfertigterweise ein "Bestanden" attestiert wird, und das über Jahre hinweg, dann ist die Anmerkung, die hier letztens im Forum aufkam, nämlich, dass man sich kaum über das Leistungsniveau von Abiturienten beschweren könne, wenn 8 bis 9 Jahre zuvor nicht/kaum interveniert wurde, leider schon irgendwo berechtigt.

    So ganz grob ist Unterrichthalten mit Referaten, die du schon aus Schule und Studium kennst, vergleichbar. Ich habe es mal an anderer Stelle damit verglichen, dass du mit Beginn der Stunde wie ein Schauspieler auf die Bühne gehst und in deine Rolle wechselst. Die könnte dann heißen "Mathelehrer 7. Klasse Realschule".

    Wie du vielleicht aus Schule und Studium weißt, macht ein gutes Referat aus, dass du Zuhöreraktivierung betreibst. Je mehr Sinneskanäle genutzt werden, desto mehr bleibt am Ende beim Zuhörer hängen. Das gilt umso mehr im tagtäglichen Unterricht.

    Großer Vorteil: Nur du kennst das Skript. Lässt du eine Arbeitsphase ausversehen weg, weißt du das zwar, die Schüler jedoch nicht. Immer selbstbewusst bleiben und so tun als sei das genauso von dir geplant gewesen. Im Zweifelsfall kommst du zu einem späteren Zeitpunkt auf diese oder jene Arbeitsphase zurück.

    Nachteil, dem man sich auch bewusst sein muss: Du kannst leider im normalen Unterrichtssetting nicht dein Skript 1 zu 1 runterspulen. Das Geschehen in der Klasse ist sehr dynamisch und die Stimmung kann schnell kippen, wenn eine Unterrichtsstörung unentdeckt bleibt und eine Kettenreaktion auslöst. Du kannst im Vorfeld natürlich nicht jede erdenkliche Situation proben, eine gewisse Spontanität wirst du immer haben müssen, aber du kannst dir im Vorfeld überlegen, welche Erziehungsmaßnahmen du, je nach Grad und Häufigkeit der Unterrichtsstörung, ganz grundsätzlich anwenden möchtest, um die ganze Stunde die Kontrolle zu behalten und eine hohe Lernatmosphäre zu ermöglichen.

    Ich verstehe deine Frage nicht. Wenn Plattenspieler eine Anmerkung zu einem Beitrag von mir hat, muss ich ja darauf eingehen. Und man kann ja zu gesellschaftlich relevanten Themen (wie z.B. den Systemsprengern) eine Position haben, auch wenn man aktuell nicht selbst davon betroffen ist.

    Vorab: Die Ausführungen zu den Systemsprengern basieren auf einem Einwurf von Plattenspieler, dass es Kinder gebe, deren Verhaltensauffälligkeiten so gravierend sind, dass sie ihre Reaktionen auf die Aussagen oder Handlungen Dritter nur bedingt oder sogar gar nicht steuern können. Das ist ein Extremfall, der ggf. nur marginal mit der im Ausgangsbeitrag beschriebenen Situation zu tun hat.

    Einen Systemsprenger (m/w/d) habe ich aktuell nicht in einer meiner Klassen. Vereinzelte Schüler (m/w) weisen Verhaltensauffälligkeiten auf, aber diese sind maximal leicht ausgeprägt. Mir ist bewusst, dass die Situation an anderen Schulstandorten anders ausgeprägt ist.

    Ich hoffe, du bist dir gerade bewusst, dass du gerade Systemsprenger in Schutz nimmst - Menschen, die aufgrund ihrer Unberechenbarkeit eine Gefahr für Leib und Leben unbeteiligter Dritter darstellen. Ich weiß, dass diese Menschen ein schweres Päckchen zu tragen haben und oft selbst mit der ganzen Situation unzufrieden sind.

    Es geht mir auch gar nicht darum, sie für den Rest ihres Lebens wegzusperren. Selbst innerhalb dieser kleinen Gruppe sollte das angestrebte Ziel immer die Wiedereingliederung in die Gesellschaft sein.

    SuS, die gravierende Verhaltensprobleme haben, treffen solche Entscheidungen nicht bewusst.

    Das sind die sogenannten Systemsprenger. Menschen, die ihr Verhalten nicht steuern können, können sich nicht an Regeln halten, die es braucht, um überhaupt erst ein gesellschaftliches Miteinander möglich zu machen. Diese Menschen stellen eine Gefahr für ihre Mitmenschen dar, da sie jederzeit aus einem Impuls heraus auf offener Straße ein Messer zücken könnten.

    Systemsprecher müssen aus der Klasse genommen zu werden. Ihr wichtigstes Ziel ist nicht, Rechnen und Schreiben zu lernen, sondern die Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Das kann auch keine normale Lehrkraft leisten, sondern dies muss über medizinisch-psychologische Fachkräfte erfolgen. Sobald ein Kind überhaupt wieder auf die Menschheit losgelassen werden kann, sollte die Wiedereingliederung vorsichtig und in geschütztem, überschaubarem Rahmen passieren, z.B. über die Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung.

    Bei all dem muss auch immer klar sein, dass es nicht nur um den Systemsprenger selbst geht, sondern immer auch um seine Mitmenschen, die auch ein Recht auf ein friedliches Miteinander haben.

    Hä, was ist denn das für ein sinnentleerter Satz?

    Ich kann dir sagen, was in den 70ern und 80ern für eine Disziplin in den Klassen herrschte und gern auch in den 60ern und teilweise den 50ern.

    So ein Quark.

    Mit "nicht mehr zeitgemäß" meine ich "Wir können es uns nicht mehr leisten.". Dass es früher womöglich noch schlimmer war, mag durchaus so sein, ist an der Stelle nur bedingt tröstlich. Dann zeigt es eher, dass das Problem seit den 60ern in unterschiedlichen Ausprägungen besteht, aber in all den Jahren keine nachhaltige Lösung gefunden wurde.

    Ich fordere auch keine schwarze Pädagogik. Man kann auch ohne Schreien oder Bloßstellen den Schwerpunkt vom Störer zu den Gestörten gelenken - und da müssen wir hin.

    Quittengelee: Wie gesagt - ein Einzelner kann das Bildungssystem nicht reformieren. Es braucht alle und vor allem auch die Einsicht dazu. Dazu braucht es z.B. engagierte Schulleitungen, die nicht direkt einknicken, wenn die Eltern eines Störers anrücken und sich darüber brüskieren, dass diese und jene Konsequenz unverhältnismäßig sei. Nein, ist sie nicht, wurde Anfang des Schuljahres transparent kommuniziert und der störende Schüler hat sich bewusst dazu entschieden, seine Mitschüler vom Lernen abzuhalten.

    Im Grunde ist das deutsche Bildungssystem die letzten 20 Jahre aufgrund falscher Prioritätensetzung in Schieflage geraten. Es müsste der Leistungsgedanke wieder stärker betont und Unterrichtsstörungen schneller und nachhaltiger unterbunden werden. Der Fokus muss weg vom Störer hin zu den Gestörten. "Du hältst gerade durch deine Unterrichtsstörung deine Mitschüler vom Lernen ab. Du erfährst daher diese Konsequenz!".

    Es geht nicht um Bloßstellen, keiner muss schreien, sondern transparente und gerechte Interessenvertretung der Kinder und Jugendlichen, die in die Schule kommen, um zu lernen, und ein Recht darauf haben, dies in einer lernfördernden Atmosphäre zu tun. Und zwar an jeder Schulform.

    Es ist nicht mehr zeitgemäß, dass mehreren Kindern über Monate hinweg die Macht zugestanden wird, in der Klasse machen zu können, was sie wollen. Deutschland als Bildungsstandort kann sich das auch gar nicht mehr leisten.

    Es muss schneller und konsequenter gehandelt werden. Bei einer Unterrichtsstörung passiert das, bei zwei Unterrichtsstörungen passiert das, etc. Alle Akteure (auch Schulleitungen, Eltern, Jugendarbeit) müssen an einem Strang ziehen. Es muss möglich sein, chronische Systemsprenger aus der Klasse zu nehmen, um die generelle Beschulbarkeit durch Fachpersonal untersuchen zu lassen. Und das nicht erst, wenn bereits mehrere Jahre ins Land gegangen und dutzende Elterngespräche geführt wurden.

    Weniger Bürokratie, weniger Zeitverschwendung, mehr "einfach mal Machen".

    Kinder haben das Recht, ihre eigenen Lernziele zu verfolgen. Diese sollen nicht andere Kinder ausbremsen, aber kein Kind sollte die eigenen Bedürfnisse hinten anstellen müssen, um andere Kinder zumindest indirekt zu erziehen. Die Konsequenz aus "Kind X stört Unterricht." darf nicht sein "Kind X sitzt zukünftig neben Kind Y, das den Unterricht nicht stört.". Der Fokus liegt in solchen Szenarien eh zu oft auf Kind X und nicht auf Kind Y. Der Gedanke sollte eher sein: Was kann ich als Lehrkraft tun, dass Kind Y (!) wieder in die Lage versetzt wird, sich auf seine eigenen Lernziele konzentrieren zu können? Dass das mit dem Störverhalten von Kind X zusammenhängt, ist klar, aber es macht am Ende schon einen Unterschied in der Wahl der unterrichtlichen Interventionen, ob ich eine Situation als "Kind X steht sich selbst im Weg." oder als "Kind X hält andere Kinder vom Lernen ab." deute.

    Die Bedenken der Eltern ernst zu nehmen, heißt ja nicht, dass ihre Wünsche eins zu eins umgesetzt werden, sondern dass du sie, insofern nachvollziehbar, bei deinen pädagogischen Überlegungen berücksichtigt hast.

    Zum Beispiel:

    1. "Waum kann mein Kind nicht neben seinem besten Freund sitzen?"

    Kinder sollen auch lernen, mit anderen Kindern zusammenzuarbeiten. Es soll kein Kind ausgelassen wekarden, nur weil es (noch) keinen Freund in der Klasse gefunden hat. In der Pause dürfen Kinder natürlich mit allen Kindern spielen - außerhalb der Schule sowieso.

    2. "Warum darf mein Kind nicht vorne sitzen?"

    Die Sitzplatzauswahl ist begrenzt. Ich stelle schon sicher, dass Ihr Kind alle wichtigen Unterrichtsinhalte mitbekommt. Die Notenvergabe ist nicht abhängig von der Sitzplatzauswahl - jedes Kind kann grundsätzlich eine 1 bekommen.

    3. "Warum muss mein Kind neben dem Kind sitzen, das den Unterricht stört oder nur wenig Deutsch kann?"

    Das ist keine Bestrafung für Ihr Kind. Ich achte darauf, dass kein Kind andere Kinder vom Lernen abhält. Ich habe dafür eindeutige Regeln und Maßnahmen, die den Kindern auch transparent gemacht wurden. Mein Unterricht berücksichtigt alle Bildungsvorgaben und selbstverständlich erhalten sprachlich starke Kinder regelmäßig Anlässe im Rahmen des Unterrichts, ihre schriftlichen wie mündlichen Kompetenzen noch weiter auszubauen.

    Da stimme ich dir zu. Als voll ausgebildete Lehrkraft muss keiner eine Nebentätigkeit ausüben, um über die Runden zu kommen. Wer es dennoch aus welchem Grund auch immer tun möchte, darf dies gerne tun. Ich denke, wenn ich es so formuliere, stimmst du mir zu, oder?

    Hier wird sich gerade unnötig an einer Kollegin, die sich zu A12 einfach ein bisschen was dazuverdienen möchte, abgearbeitet. Das werden vielleicht 500€ im Monat mehr sein - Geld, das vielleicht für die Kids "für später" angelegt wird, oder um sich einen höheren Lebensstil leisten zu können. Ist ja nicht verwerflich.

    Es gibt Menschen, die in ganz anderen Gehaltsklassen unterwegs sind und darüber hinaus noch ordentliche Nebeneinkünfte beziehen.

    Diverse Bundestagsmitglieder verdienen über Nebentätigkeiten teilweise sechsstellige Beträge hinzu (Quelle). Ein zukünftiger Bundeskanzler Merz verortete sich vor wenigen Jahren übrigens noch in der gehobenen Mittelschicht.

    Frau Merkel hätte als ehemalige Kanzlerin sicherlich auch finanziell ausgesorgt, brachte aber vor wenigen Monaten eine Biographie heraus, die sich sicherlich auch deutlich auf ihrem Konto bemerkbar machte.

    Verlässt man den öffentlichen Dienst, wird die Schere nach oben hin noch größer. Man denke da alleine an Fußballer, die neben schwindelerregenden Vereinsdeals noch kräftig durch Werbedeals dazu verdienen.

    Natürlich sind das Extreme, aber ich finde es schwierig, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der sich eher die Lehrerin dafür rechtfertigen muss, dass sie nebenbei kellnert, als der Profifußballer, der für 30 Sekunden in irgendeiner Shampoowerbung Millionen hintergergeworfen bekommt. Von den Fußballbossen im Hintergrund, die noch in diversen Aufsichtsräten und co sitzen, mal ganz abgesehen.

    Quittengelee : Dein Beitrag Nr. 64 greift so ein bisschen das auf, was ich Anfang des Threads schrieb - danke dir!

    Natürlich ist Diskriminierung aufgrund Aussehen oder Behinderung absolut nicht in Ordnung, aber es hilft Betroffenen nur bedingt, wenn immer nur über den Idealzustand gesprochen wird, da Betroffene intuitiv oder durch eigene Erfahrungen in der Vergangenheit wissen, dass wir als Gesellschaft da (noch) nicht sind.

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