Die Linken sind bekannt für populistische Forderungen, von daher erst einmal nichts Neues.
Die Partei macht es schlagzeilenfreudig an Hausaufgaben fest, ihr geht es aber im Grunde um die Begrenzung des (negativen) Einflusses von Elternhäusern auf die Entwicklung von jungen Menschen.
Gesellschaftssysteme, in denen Eltern es ermöglicht wird, ihre Kinder völlig der staatlichen Kontrolle zu verzichten, sehe ich durchaus kritisch. Ein aktuelles Beispiel gibt es wieder aus den USA, wo ein Mann in den 30ern vor 20 Jahren von seinen (Stief-)Eltern von der Schule genommen wurde und seitdem zuhause eingesperrt und misshandelt wurde. Und auch Extremismus ist natürlich ein Thema.
Andererseits sehen wir auf globaler Ebene, dass auch staatliches Handeln nicht per Definition moralisch gut ist, sondern propagandistische Ziele verfolgen kann. Da müssen wir nur in die eigene deutsche Historie schauen, Stichwort DDR und staatlich organisierte Zwangsadoptionen.
Die Mischung macht es und so sieht Art. 6 Abs. 2 Grundgesetz die primäre Handlungskompetenz bei Eltern und Familie, aber immer auch unter staatlicher Aufsicht.
Solange Kinder bei ihren Eltern aufwachsen, kann der Staat nicht verhindern, dass bildungsnahe Familien bestrebt sind, im Rahmen ihrer privaten Möglichkeiten bildungsfördernde Maßnahmen zu etablieren.
Der Staat kann auch nicht alles kompensieren: Nur weil die Eltern von Kind A sich eine bilinguale Nanny leisten können, die mit dem Kind Englisch paukt, kann man nicht einfach Kind B mit staatlichen Mitteln ebenfalls eine Nanny zur Verfügung stellen.
Die Frage ist eher: Hat ein Kind dennoch die Chance auf Bildung und gesellschaftlichen Aufstieg, wenn die familiären Rahmenbedingungen weniger optimal sind? Und da muss man sagen: Entscheidend ist weniger, ob die Familie monetären Mittel hat oder nicht, sondern ob sie fürsorglich oder destruktiv ist. Monetäre Mittel bieten gewisse Vorteile, aber ein fürsorgliches Elternhaus kann das Fehlen von monetären Möglichkeiten kompensieren. Wächst ein Kind hingegen in einem destruktiven Elternhaus auf, sind die Bildungschancen stark eingeschränkt und Kompensation höchstens durch intrinsische Motivation oder außerschulische Vorbilder in Kombination mit erhöhtem Fleiß möglich.
Statt einem Verbot von Hausaufgaben sollte ein Anliegen der Linken eher sein, schneller an destruktive Elternhäuser um diese an ihre gesetzliche Fürsorgepflicht zu erinnern, diesen nachhaltige Hilfen an die Hand zu geben und im schlimmsten Fall die Kinder aus den Familien zu nehmen.