Beiträge von Benutzer523

    Die persönlichen Konsequenzen sind natürlich das eine.


    Wie sieht es das Kollegium, bzw. die Schulgemeinde die Situation? Teilen auch andere deine Wahrnehmung der Schule und des Unterrichts?

    Die sehen das ähnlich. Gibt mehrere, die da dringend weg wollen. Nicht wegen dem Kollegium, sondern wegen den Schülern. Wir haben Sozialindex 5 bzw. die Schule aus der unsere erwachsen ist hatte Sozialindex 6. Der Zahl nach nicht so absolute spitze aber dennoch problematisch.


    Im Leo schaue ich regelmäßig, finde aber nicht angemessenes - wegen Kind und Frau kann ich auch nicht weg und die derzeit 50 Km (ein Weg) Pendelstrecke sind auch das Limit, was ich machen würde.

    Liebe KollegInnen,


    Ich arbeite in NRW an einer Realschule im sozialen Brennpunkt. Wir haben einen Migrantenanteil von etwa 90% würde ich schätzen. Das Sozialverhalten an der Schule ist kaum erträglich. Auch wenn ich es in einem anderen Post schon mal geschrieben habe, möchte ich es noch einmal zusammenfassen:


    Es passiert schon vor eigentlich jeder meiner Stunden irgendwas. Ich bin eigentlich pünktlich da, aber bereits eine Minute reicht für weinende Schüler, zerstörte Gegenstände oder Verletzungen. Meistens fehlt zu Stundenbeginn die halbe Klasse. Es gibt Sanktionen, die sich härter sind, aber es ändert sich nichts. Ich wurde schon oftmals persönlich hart angefahren, beleidigt und ständig respektlos behandelt. Wenn wir experimentieren, machen die SuS fast immer etwas gezielt kaputt- in fast allen Klassen. Jede Klasse hat mindestens 10 starke Problemfälle.

    Material behalten kennen die Schüler nicht. Grundlegende Regeln akzeptiert fast niemand. Zu Stundenbeginn liegen Füße auf dem Tisch, es wird auf der Fensterbank gechillt, Mütze auf, Handy in der Hand, Kopfhörer im Ohr.

    Von Niveau her gibt es pro Klasse vielleicht 2-3 die überhaupt mitmachen. 90% der Klasse müssen eigentlich ständig ermahnt werden. Der Stoff auf Realschulniveau ist viel zu schwer für die Schüler- ich nehme sehr oft Inklusionsmaterial für die Regelschüler und auch das kriegen sie nicht hin.

    Die meisten sind keine eigentlichen Realschüler, sondern deutlich drunter.


    Ich selbst habe das Ref für Gym/Ges gemacht und eine Fortbildung mit mindestens 4 Jahresbindung allerdings ohne Rückkehrklausel.


    Von der Realschule habe ich mir eigentlich zumindest halbwegs akzeptables Unterrichten auf mittlerem Niveau erhofft.


    Was soll ich sagen- ich packe das nicht mehr. Ich liebe meine Fächer und Menschen etwas beizubringen. Aber ich kann an dieser Schule nur komplett gegen die Schüler arbeiten.


    Ich muss da dringend weg. Keine der Schulen, wo ich bisher war, war auch nur annähernd vergleichbar. Das werde ich langfristig psychisch nicht durchhalten. Mindestens dreimal die Woche komme ich völlig fertig nach Hause. Motivation ist gleich Null, da jede Vorbereitung von Unterricht eigentlich zwecklos ist.


    Die Frage ist nur wie? Derzeit bin ich noch angestellt aber die Verbeamtung auf A12 steht kurz bevor, brauche nur ein kleines Kolloquium bestehen.


    Wie komme ich da weg, ohne nirgendwo mehr eine Anstellung zu bekommen? Hätte damals niemals diese Stelle annehmen sollen, hab es aber wegen der potentiellen Sicherheit gemacht, weil die Perspektiven sonst eher schlecht waren…


    Vielen Dank für Ideen.

    Mich wundert ja auch, dass diese Szenen sich an einer Realschule und nicht an einer Hauptschule abspielen. Nehme mal an, dass ein Großteil / die Mehrheit der S. hier de facto Hauptschüler sind.

    Das ist definitiv so. In dem Viertel gibt es keine Hauptschule mehr. Die gab es mal. Ab Jahrgang 9 geht die Schülerschaft wieder halbwegs. Etwa 50% der SuS sind dann aber auch weg. Dann sind noch ca. 20 SuS in den Klassen, 5-6 sind dann auch jeweils wieder dazu gekommen. Etwa die Hälfte schafft es nicht.

    Danke für die Tipps!

    An sich sind die Sachen ja als Einzelarbeit ausgelegt. Der Jahrgang ist aber tatsächlich so drauf, dass selbst bei Arbeiten gestört wird. Als wir zuletzt in einem anderen Fach eine Arbeit geschrieben hatte, musste ich permanent ermahnen und für Ruhe sorgen. Es wurde auch massiv versucht zu schummeln, indem ständig fachliche Fragen gestellt wurden, die ich da natürlich nicht beantworte. Die SuS stellen gezielt unsinnige Fragen, damit andere abschreiben können. Arbeiten wurden eingesammelt, aber es sind halt viel zu viele - ich hätte quasi die Hälfe einsammeln müssen.

    Aufforderungen zur Stillarbeit werden von den meisten dann erst recht ignoriert. Dann gibt es die Konsequenzen, nächste Teilkonferenz, weil sie auch nach der höchsten Stufe nicht aufhören zu stören.


    Diskutieren lasse ich nicht mit mir; wenn ich dann aber einfach weiter machen will, stehen die Schüler einfach auf und stellen sich direkt vor mich.


    Konsequenzen bekommen die SuS - die meisten der massiven Störer hatten schon mehrere Missbilligungen. Jede Woche sind Teilkonferenzen. Unsere Plätze zum Nacharbeiten sind über Wochen ausgebucht. Wenn jemand sich jetzt daneben benimmt, muss er in 3-4 Wochen nacharbeiten.


    Einzelgespräche haben auch stattgefunden. Mehrere SuS wissen, dass sie es nicht packen werden. Sie haben schon aufgegeben, bekommen aber keinen Platz auf einer anderen Schule.


    Ich spreche alle Störer immer mit Namen an ;) Schließlich schreibe ich sie oft genug auf. Das prägt sich ein.


    Gute Arbeit lobe ich immer. Auch wenn es inhaltlich oft nicht so gut ist, versuche ich jeden Funken von Engagement deutlich zu loben.


    Ein paar mal habe ich schon einen Telefonnachmittag gemacht. Leider verstehen die meisten Eltern kein Wort.

    Danke für die Tipps - Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass ich nur Fachlehrer im Fachraum bin. Einzeltische gibt es nicht. Einzelarbeit werde ich versuchen - eigentlich ist das ja auch so gedacht. Ich habe auch schon einen Spontanes gemacht - Ergebnis: 6 Leute konnten den Inhalt der Stunde reproduzieren, die Antworten aller anderen sahen so aus, als hätten sie niemals von dem Thema gehört...


    Anrufen habe ich bisher nicht viel gemacht - die meisten Eltern können aber kein Deutsch. Das bedeutet, ich werde mit den Geschwistern telefonieren oder mit dem Schüler selbst, der übersetzt und dabei natürlich oft lügen wird...

    Hallo Zusammen -


    Ich brauche mal euren Rat. Ich arbeite an einer Realschule im sozialen Brennpunkt. In den meisten Klassen sind etwa 60-70% sehr verhaltensauffällige Schüler. Ein Unterrichten mit Unterrichtsgespräch ist eigentlich gar nicht möglich. Wir haben zwar ein dreistufiges Ermahnungssystem; wenn ich ich das konsequent nutze, schreibe ich jedoch in einer 45 minütigen Unterrichtsstunde 40 oder mehr Namen an - Wenn man das einmal ausrechnet geht dabei quasi die ganze Stunde für Ermahnungen drauf. Vor allem, da immer angefangen wird, zu diskutieren.

    Erreichen die SuS die höchste Stufe, muss dann natürlich kleinlich dokumentiert werden, was vorgefallen ist. Wenn ich das System konsequent durchziehe, bedeutet das für mich jeden Tag mindestens 1,5 Stunden Nacharbeit nur für die Vorfälle.


    Da Unterrichtsgespräche quasi unmöglich sind, versuche ich jetzt im Stationslernen zu arbeiten. Dabei brauchen sie Zwangsweise iPads- ohne die geht das nicht, da sie Lernvideos brauchen. Diese dürfen sie mit Kopfhörer gucken. Immerhin die Starken arbeiten daran. Das sind so 7-8 SuS. Die anderen machen gar nichts.


    Ich habe aber leider kaum eine Chance, mich um die zu kümmern, die arbeiten. Um sich das besser vorstellen zu können, beschreibe ich einmal die letzte Stunde, die tatsächlich das total typische Verhalten widerspiegelt (auf dem Niveau ist das Verhalten der SuS eigentlich immer...):


    Jahrgang 8:

    Ich komme zum Raum - die ersten schubsten und fangen sich an zu prügeln. Eine Tasche die Treppe herunter versteckt. Ich beruhige die SuS und lasse sie in den Raum. Sie SuS wissen genau, dass sie direkt zu ihrem Platz gehen sollen. Trotzdem wird der Lehrerstuhl direkt geklaut, mit dem Drehstuhl durch den Raum geschoben. Daran beteiligen sich 4-5 Schüler. Währenddessen rennen 3 Schüler vorne zum Pult und bringen das Lehrmaterial auf dem Pult durcheinander. 4 weitere sitzen auf der Fensterbank und weigern sich da herunter zu kommen und meinen, ihr Hintern müsse gekühlt werden, sonst können sie nicht arbeiten. Ein weiterer spaziert durch den Raum und pöbelt mich an, was ich denn von ihm wolle und dass ich ihm gar nichts zu sagen habe als ich ihn auffordere, sich hinzusetzen.


    Währenddessen kommen immer wieder SuS, die klopfen und zu spät kommen. Auch, weil sie ihren verhüllten Klassenraum noch aufräumen mussten.


    Ich möchte die SuS begrüßen. Dafür müssen sie kurz aufstehen. Keiner wird ruhig. Die SuS stehen schon 10 Minuten, es stehen schon zig Namen an der Tafel. Erst als ich einmal sehr laut kurz in den Raum brülle, wird es ruhig genug für den Begrüßung. Danach wird es direkt laut und ich kann nicht sprechen. Sobald Ruhe ist, kann ich einen Satz anfangen und es fangen direkt 10-12 SuS an zu reden. Bei Arbeitsanweisungen hört niemand zu.


    Das Stationslernen beginnt. Die SuS gehen zu ihrem Material. Dieses liegt nach Tischgruppen sortiert in Ablagen. Sie holen ihr Material raus und schmeißen das Material der anderen SuS einfach an die Seite oder auf den Boden. Zugehört, welche Zettel sie nehmen sollen hat niemand. Trotzdem klappt es irgendwie, dass doch die meisten, die arbeiten wollten, ihre Zettel gekriegt haben.


    Die Arbeitsphase beginnt. Manche SuS haben haben Fragen. Jedes Mal, wenn ich jemandem helfe, aktiviert irgendjemand auf dem großen TV ein Gangsterrap Video. Ich kann beim helfen nie mehr als einen Satz reden, ohne dass ich jemanden zurechtweisen muss. Auf den iPads wird von mindestens 8-10 SuS nervige Geräusche über Lautsprecher abgespielt. Arbeitenden Schülern werden, wenn sie nicht aufpassen, ihre iPads weggenommen und von störenden Kindern Pornoseiten geöffnet.

    Mindestens 10 SuS gucken permanent irgendwelche YouTube Videos.


    Ein Schüler will auf Toilette. Er kommt für 30 Minuten nicht wieder und 5 weitere drängeln, dass sie dringend müssen. Wir dürfen nicht mehr als einen gehen lassen.


    Zwei Schüler fangen an zu rangeln. Während ich diese auseinander bringe, verschwinden 3 weitere im Flur. Diese kommen wieder und berichten, dass im Flur gerade Feuer gemacht wird. Tatsächlich: Ein Schüler einer anderen Klasse macht gerade mit einem Edding Feuer im Flur. Ich sammle seinen Edding ein und schicke ihn zur Schulleitung.


    Ich breche die Arbeitsphase ab- auch weil sich das Stundenende nähert. Tatsächlich zeigen mit ein paar der SuS, die gearbeitet haben ihre wirklich guten Ergebnisse - Wow, ein Lichtblick.


    Ich fordere die SuS auf, die Stühle hochzustellen und aufzuräumen. Sie wissen genau, wie sie die iPads wegbringen sollen. Fast alle legen die iPads einfach wahllos nach vorne, stellen ihre Stühle nicht hoch und fangen an zu pöbeln, als ich sie nicht gehen lassen will. Zwei SuS sind dann doch bereit, die iPads wegzuräumen.


    Das alles passiert in 45 Minuten und das ist auch nicht übertrieben oder etwas dazu gedichtet, sondern einfach die Realität.


    Ich darf keine SuS rauswerfen. Alle Störer bekommen zwar Sanktionen, müssen aber bleiben. Eigentlich hätte ich aber alle bis auf vielleicht 6-7 SuS rauswerfen müssen, um ein vernünftiges Arbeiten zu ermöglich. Bei den meisten Kollegen läuft es leider ähnlich.


    Ich weiß nicht, wie ich dagegen ankommen soll. Ich kann doch nicht nur vorne Wache stehen... Aber eigentlich muss ich konsequent sagen, dass die SuS alleine arbeiten müssen und keine Hilfe bekommen, weil ich vorne zum Sanktionieren stehen bleiben muss. Abschreibstunden haben wir auch schon gemacht - auch wenn das eigentlich nicht geht, weil es eine Strafe für alle ist.


    Zuhause bin ich nur frustriert. Ich will Kindern helfen, kann aber nicht. Viele Unverschämtheiten machen einen irgendwann auch einfach wütend, sodass es extrem schwer fällt, professionell zu bleiben.


    Das Kollegium an der Schule ist super - die Ausstattung ist großartig, weil alles neu ist. Die SuS machen aber beim Experimentieren meistens auch einfach alles kaputt. Sobald sie irgendetwas in die Hand bekommen, ist das erste, was gemacht wird kokeln, kaputt machen oder Sachen durch die Gegend werfen, die zum Experimentieren da sind. Ermahnt man sie wird man beleidigt oder es wird gesagt, man mache doch nichts oder die anderen machen das doch auch.


    Ich weiß nicht mehr, wie lange ich das durchhalten kann. Eine Versetzung wäre erst ein 3,5 Jahren möglich.


    Hat vielleicht jemand ein paar Tipps für solche Extremfälle?

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