Warum man sich nicht als typischen Grundschullehrer ansehen sollte? Ich könnte zum Beispiel gar nicht sagen, was ein typischer Grundschullehrer ist. Ein Mann ist jedenfalls keine typische Grundschullehrkraft. Eine typische Grundschullehrkraft ist heute weiblich. Erziehung und Unterricht an Grundschulen wurden in den letzten Jahrzehnten immer stärker weiblich geprägt. Einige männliche Grundschullehrer grenzen sich in ihrem Handeln von Grundschullehrerinnen ab, indem sie beispielsweise keine Handpuppen einsetzen, eine lockere Sprache benutzen („easy-peasy-lemon-squeezy“), im Sportunterricht mit Fußball spielen oder die Parallelkollegin den Tanz einüben lassen. Das könnte dann einen typischen männlichen Grundschullehrer kennzeichnen, dass er sich in seinem Handeln von seinen Kolleginnen abgrenzt.
Und: Ja, wenn man Grundschullehrer wird, weiß man in der Regel, warum man Grundschullehrer werden will, und auch, dass man beruflich einen anderen Weg einschlägt als die meisten anderen Männer. Wenn aber die Schar der Männer, die diesen Weg mitgehen, immer kleiner wird, muss man schon Scheuklappen tragen, um seine Entscheidung nicht zu hinterfragen. Eine Entscheidung, die man ohne jahrelange berufliche Erfahrung, in einer anderen Lebensphase und unter anderen Umständen getroffen hat.
Eine Lösung mag wirklich sein, sich und seiner Umwelt immer wieder mantraartig zu versichern, dass es die richtige Entscheidung war, Grundschullehrer zu werden: Der Beruf ist genau das Richtige für mich, als Mann hat man sogar Vorteile, es fällt im Alltag gar nicht auf, dass man ein Mann ist, der Alltag ist abwechslungsreich, jedes Kind ist anders, Schule ist schön und macht Spaß. Autosuggestion.