Beiträge von Herr Bernd

    Wie kommst du auf diese Verknüpfung? Da scheint mir kein zwingender Zusammenhang zu bestehen.

    Durch gefährliches Halbwissen. Zwingend ist der Zusammenhang nicht, nur naheliegend. Ich habe im Kopf, dass es ein (EU-?)Urteil gibt, nach dem für Beamte ein Ausstieg möglich sein muss, der finanziell nicht so verlustreich ist wie früher in allen Bundesländern und in Bayern noch immer gehandhabt. Die Mehrhheit der Bundesländer hat das Urteil schon umgesetzt, Bayern tut sich schwer damit, erst recht in Zeiten des Lehrermangels.


    Anekdotisches Beispiel: Ich selbst wäre bei Altersgeld in Bayern wahrscheinlich schon ausgestiegen, oder würde es bald. So warte ich auf A13 und Einführung des Altersgeldes in Bayern, und erforsche dann mein Inneres und rechne alles durch. Wenn verbeamtete Lehrer zwischen 50 und 60 (danach werden die meisten durchhalten) aussteigen, hat der Staat die besten Jahre der Aussteiger für sich bekommen und spart viel Geld, allein schon durch die Beihilfe im Ruhestand, die wegfällt, aber auch, weil ältere Lehrer im Durchschnitt (gibt es da eine Statistik?) häufiger und länger krank sind als jüngere, durch die sie ohne Lehrermangel ersetzt werden können.


    Gerne lasse ich mich eines besseren belehren, das Thema Altersgeld in Bayern interessiert mich.

    Zwei Ankedoten, bei denen ich als Junglehrer Lehrgeld gezahlt habe:


    Erster selbst organisierter Schullandheimaufenthalt im zweiten Jahr als LAA (Lehramtsanwärter), eine GS-Studentin fährt als Begleitperson mit (Aushang an der Uni). Es gab im SLH keine Freiplätze, Kosten wurden in der Zeit meiner Erinnerung nach grundsätzlich (bei allen SLH-Fahrten) nur zu 50 % erstattet, ich weiß nicht ob in ganz Bayern oder im Regierungsbezirk oder nur im Schulamtsbezirk, sicher nicht nur an meiner Schule. Die Erstattung folgte direkt auf die persönlichen Konten, also für meinen Platz auf meines und für die Studentin auf ihr Konto, musste so sein. Ich hatte natürlich unsere beiden Plätze bezahlt, die Studentin sah aber nicht ein, warum sie das ihr überwiesene Bakschisch abgeben sollte (ihre andere Hälfte hätte ich sowieso bezahlt), sie hatte vier Tage ihrer Freizeit gegeben. So zahlte ich für zwei SLH-Plätze und bekam einen halben erstattet.


    Wenige Jahre später, ein sozial schwacher Schüler konnte die SLH-Fahrt nicht bezahlen, Eltern sagten, sie stellen einen Antrag beim Amt und bekommen die Fahrt bezahlt. Das Geld kam nicht rechtzeitig vor der Fahrt, der Junge ist natürlich trotzdem mitgefahren, pädagogisches Ethos, ich habe seine Kosten vorgestreckt, später sagten die Eltern, das Amt habe den Antrag nicht bewilligt und nicht gezahlt, und selbst könnten sie die Fahrt nicht bezahlen. Es ging um ca. 100 €, einen Förderverein oder andere Stellen, um einzuspringen, gab es damals an der Schule nicht. Lehrgeld.

    Bei einer derartigen Dienstfahrt bin ich über einen Nagel gefahren und hatte einen platten Reifen. Der Reifenhändler meinte, dass aus Sicherheitsgründen und zum Schutz des Differentials immer beide Reifen einer Achse gewechselt werden sollten. Die Rechnung für 2 Reifen inklusive Montagekosten habe ich als Dienstreisekosten über die Schulleitung zur Erstattung eingereicht - die mich dafür ausgelacht hat. Nun - Recht bleibt Recht - die Reifenrechnung wurde erstattet und die Schulleitung schaute seltsam ;)

    Mir ist vor Jahren Ähnliches passiert, auch mir wurden die Kosten für die neuen Reifen erstattet, allerdings reduziert um die prozentuale Wertminderung der alten Reifen nach 23500 km:


    "Bei einer angenommenen Gesamtfahrleistung von 35000 Kilometern und 23500 tatsächlich gefahrenen Kilometern ergibt sich eine Werttminderung von 205,23 EUR. Kosten der Reifen 305,66 EUR abzüglich Wertminderung - 305,66 EUR x 23500/35000 + weitere Kosten 30,00 EUR = verbleibende ungedeckte Kosten 130,43 EUR"


    Landesamt für Finanzen, Bayern


    Es wurden also 130,43 EUR von 305,66 EUR erstattet. In Bayern hat alles seine Ordnung, und der Himmel ist weiß-blau.

    Bei ZEIT online (leider hinter der Bezahlschranke) ein aktuelles Interview mit Pisa-Chef Andreas Schleicher. Wahrscheinlich ist es morgen in der Printausgabe:


    ZEIT online: "Der Lehrerberuf ist finanziell, aber nicht intellektuell attraktiv"


    Es zeigt, dass er in einer anderen, schöneren Welt lebt (zur Zeit ist das China): "Ich bin aktuell in Qingdao in China. Da sehe ich bei Schulbesuchen fächerübergreifenden oder projektorientierten Unterricht. Die Kinder setzen sich selbst Lernziele, ihre Lehrkräfte beraten sie dabei ... So macht Unterricht mehr Spaß."


    Wie kann er China als Beispiel anführen? Er sieht dort nur, was er sehen soll.


    Ein weiteres Beispiel des Elfenbeinturms: "Aber ich höre immer diesen einen Satz: Die Schule kann die Probleme der Gesellschaft nicht lösen. Genau das sollten wir allerdings von Schulen erwarten. Sie sind die Gesellschaft von morgen."


    So ein Unsinn.

    Ich würde für das Ref keinen Privatkredit aufnehmen, und auch nicht doppelt Miete zahlen wollen. Zuallererst würde ich beim (in Bayern wäre das der) Regierungsbezirk oder der zuständigen Ebene darunter oder darüber anrufen und freundlich nachfragen, ob es nicht doch eine nähere Möglichkeit gibt. Wir leben in Zeiten des Lehrermangels. Gibt es überhaupt einen fahrbahren Seminarstandort?

    Doch. Mir - als Mann in der Grundschule - wurden im Laufe der letzten 2 Jahrzehnte, besonders aber seit der #MeToo Bewegung, auch immer wieder Hinweise zur Vorsicht gegeben. Türen bei Gesprächen mit einzelnen Kindern sind offen zu lassen, sie (nicht nur Mädchen) darf "Mann" nur "mit Abstand" trösten, Kinderumkleiden sind vor und nach dem Sport besser nicht zu betreten usw... Wer in der Grundschule arbeitet weiß aber, dass dies alles nur schwer 100%ig einzuhalten ist. Es besteht auch offiziell noch immer ein Generalverdacht, z.B. bei der Begleitung auf Klassenfahrten. Ich glaube, dass Wolfgang Autenrieth genau das mit "gefährlichem Terrain" meint, es war im Zusammenhang des Threads eigentlich kaum anders zu verstehen.

    Danke - das hätte ich nicht besser schreiben können!

    In BY kommen als MR studierte Kolleg:innen, in anderen BL kommen manchmal Abordnungen, auch aus den anderen Schulformen, oder aber generell Studierende.

    [...]

    Meines Wissens waren in Bayern bis vor wenigen Jahren praktisch alle bayerischen Mobilen Reserven (MR) wie praktisch alle GS-Lehrkräfte studierte und verbeamtete GS-Lehrkräfte, jetzt sind auch Quereinsteiger und Studierende dabei, mit oft nur einem oder zwei Tagen pro Woche, zumindest in unserem Landkreis, zumindest an meiner Schule bei Vertretungen eingesetzt. Nicht für langfristige Vertretungen mit Klassleitungen, aber oft für Fortbildungsvertretungen und absehbar kurze Erkrankungen, bei denen Material auf dem Pult liegt oder von den Parallelkolleginnen kommt. Langfristige Einsätze wohl nur zum Auffüllen weniger Stunden wie bei uns. Sport darf nicht gegeben werden, aber Kunst, D- und M-Übungsstunden, Förderstunden oder Differenzierungen bieten sich an. Bedeutet dann für die verbeamteten MR mit Klassleitung eine noch größere Belastung, weil die Erholungsstunden, für die sie oft sogar das Material vorbereiten, wegfallen. Das ist aber bei festen, nicht-mobilen Klassleitungen, bei denen Quereinsteiger auffüllen, genauso und macht die Lehrerarbeit insgesamt nicht attraktiver. Stichwort Lehrkräftemangel.

    An meiner Schule (GS Bayern) ist eine Klassenlehrerin mit überhälftiger Teilzeit wegen Schwangerschaft krankgeschrieben, eine ältere Fast-Vollzeitkollegin fällt jetzt für mindestens 4 Wochen krank aus, wahrscheinlich wird es länger. Für die schwangere Kollegin übernahm eine Mobile Reserve (GS-Lehrerin, verbeamtet) mit 12 Stunden die Klassleitung, 5 Stunden aufgefüllt von einer MR (Quereinsteigerin, angestellt). Für die ältere Kollegin hat eine MR (GS-Lehrerin, verbeamtet) mit 10 Stunden die Klassleitung bekommen, eine weitere MR (GS-Lehrerin, verbeamtet) ist mit 9 Stunden in der Klasse (sie entlastet die Kollegin schon mit Korrekturen, aber auch offiziell ist es keine geteilte Klassleitung), eine GS-Studentin (angestellt) füllt auf, was nicht entfällt, und erwartet, dass sie das Material für ihre Stunden bekommt.


    Kurz: Die MR mit 12 Stunden ist bereits jetzt über dem Limit (4. Klasse, Proben, Elternsprechtag, ...), die MR mit 10 Stunden hat schon angekündigt, dass sie nächstes Schuljahr mit den Stunden noch weiter runter gehen wird, um eine Klassleitung auszuschließen. Wahrscheinlich wird es in allen Spiralgalaxien so sein wie in unserer Galaxie, und überall in Bayern wie an meiner Schule: Ausgebildete GS-Lehrkräfte müssen mit 10 Stunden eine Klassleitung übernehmen und auffüllende Quereinsteiger und angestellte Studierende noch an die Hand nehmen, was dazu führt, dass Lehrkräfte, die ohne Klassleitung 12 oder mit Differenzierungen vielleicht 14 Stunden unterrichten würden, ihre Familienteilzeit weiter reduzieren auf 8 Stunden oder noch weiter auf Mindeststundenzahl.


    Dem könnte das Schulamt entgegenwirken, indem es schon im März, wenn Teilzeitanträge für das kommende Schuljahr gestellt werden, den Einsatz mit den Lehrkräften absprechen würde, und sich an die Absprachen halten würde. Klassleitungen könnten mit einer, am besten zwei Ermäßigungsstunden angerechnet werden, auch bei Vollzeitkräften. Wahrscheinlich käme am Ende ein Stundenplus heraus. (Und: ja, für den Staat wäre es etwas teurer.)

    Man könnte die Kosten klein halten und Doppelzimmer buchen.


    In einem früheren Kollegium wurde schon eine Wochenendfahrt durchgeführt, freiwillig und privat, mit Doppel- oder Einzelzimmer. Ungefähr die Hälfte des Kollegiums war dabei (ich nicht), alle waren nachher begeistert, ein schönes, harmonisches Wochenende. Die Planung war dabei Thema auch bei dienstlichen Besprechungen, also doch nicht ganz privat. Ob und, falls ja, welchen Einfluss das auf dienstliche Beurteilungen hatte, kann ich nicht sagen. Die Schulleitung war jedenfalls auch mit dabei.

    @ O. Meier:

    Die Teilnahme ist nicht verpflichtend, wer nicht mitgeht müsste allerdings unterrichten, falls er an dem Tag noch die 5. oder 6. Stunde Unterricht hat. Macht natürlich keiner, manche kommen aber nur zum Mittagessen oder gehen schon vor Kaffee und Kuchen. Die allermeisten bis auf wenige, einzelne Teilzeitkolleginnen kommen, das Kollegium ist auch nicht so groß wie an einer weiterführenden Schule. Ziel ist immer in der Umgebung, nicht weiter als eine halbe Stunde Autofahrt von der Schule. Fahrt in Privat-Pkws, zum Teil in Fahrgemeinschaften. Essen, Eintritt o.ä. zahlt jede selbst. Gefühlt ist es eine Mischung aus privat und dienstlich.


    Bundesland ist Bayern.

    Jedes Jahr im Oktober das gleiche Spiel: SchiLF (= schulhausinterne Lehrerfortbildung) zur Lehrerinnengesundheit, aka Kolleginnenausflug. Die Eltern bekommen den offiziellen Bescheid, dass wegen einer Lehrerfortbildung schon nach der 4. Stunde Schulschluss ist, es geht lecker Mittagessen, Spaziergang an der frischen Luft (Lehrergesundheit), manchmal auch eine Kleinstadtführung oder eine Kunsthandwerkstatt, und dann ab in ein Café.


    Einige Kolleginnen finden diese Umetikettierung ganz schlau und kreativ. Warum aber können wir nicht einfach einen jährlichen Kolleginnenausflug machen und deswegen den Unterricht schon nach der 4. Stunde schließen lassen? Die Schulleitung sagt (jedes Jahr aufs Neue), dass das Schulamt das dann nicht genehmigt, früherer Schulschluss wegen Kolleginnenausflugs. Eine Abfahrt nach regulärem Schulschluss um 13 Uhr ist zu spät zum Mittagessen, und es gibt ja diese tolle und kreative Möglichkeit des Etikettenschwindels.


    Das Schulamt nickt es so ab. Die nicht ganz stumpfen Eltern werden sich zwar ihren Teil denken, den meisten der stumpfen wie nichtstumpfen aber wird es egal sein, solange ihre Kinder in der Mittagsbetreuung aufgehoben sind. Und das Schulsystem stärkt einen (äußerst kleinen) Baustein seiner Aufrichtigkeit.

    Ich rate, wie viele im Forum wissen, jedem Mann dringend ab, Grundschullehrer zu werden. Aber auch Frauen kann ich es nicht empfehlen, allgemein der Bedingungen wegen, der Arbeitsmenge im Verhältnis zur Besoldung, des Ansehens, (der Ungerechtigkeit) des Systems wegen, der Schülereltern wegen und, ja, auch der heutigen Kinder. Die Verbeamtung bringt meinem Empfinden nach mehr Fesseln als Privilegien (das einzige für mich die Familienteilzeit), ohne Verbeamtung aber ist die Bezahlung noch schlechter.


    nie gab es bessere Chancen auf eine Stelle und deren Auswahl


    Erstaunlicherweise gilt im Beamtentum (zumindest im bayerischen Beamtentum) nicht das Prinzip der freien Marktwirtschaft von Angebot und Nachfrage. Der Lehrermangel führt dazu, dass die vorhandenen Lehrer noch mehr ausgepresst werden, Entfaltungsmöglichkeiten eingeschränkt, Grundschulkräfte zu Klassleitungen in weit unterhälftiger Teilzeit gedrängt oder in die Mittelschule abgeordnet werden, und damit auch bewusst Druck vom Schulamt ausgeübt wird.

    Aber wie geht das konkret? Beispiel Mathematik-Abitur: Werden direkt vor der Klausur Hinweise gegeben? Die Ergebnisse oder Zwischenergebnisse vorgegeben, so dass nur noch ein Weg dorthin gefunden werden muss? Wird auch auf "fast Richtiges" die volle Punktzahl vergeben? Werden kleine Fehler großzügig übersehen? Gibt es schon ab 80 Prozent eine 1, oder mit 60 Prozent eine 2? Oder sind doch die Aufgabenstellungen heue einfacher als früher? Oder haben die 1,0er-Abiturientinnen als Schwerpunkte vorzugsweise weiche Fächer wie Sprachen? Und falls auf irgendeine Weise großzügig korrigiert wird: Warum? Von wem kommt die konkrete Vorgabe dazu in welcher Form?

    Im Lokalteil meiner Zeitung sind gerade immer wieder Gruppenfotos der Abiturjahrgänge der Gymnasien in Stadt und Landkreis, mit Nennung der besten Abiturientinnen in der Bildunterschrift. Wenn fünf Prozent des Abiturjahrgangs eines staatlichen Kleinstadtgymnasiums im bayerischen Abitur die Note 1,0 erreicht haben, und vierzig Prozent eine Eins vor dem Komma, trotz (auf dem Papier) durchaus anspruchsvoller Aufgabenstellungen, trotz der Coronajahre, trotz der hohen Übertrittsquoten nach der Grundschule mit allem, was das bedeutet, frage ich die bayerischen Gymnasiallehrer: Wie kann das sein, und warum ist es so? Meine Vermutungen habe ich natürlich, die würde ich gerne abgleichen.

    Hattet ihr kein Altgriechisch ab 9? Mir würde etwas fehlen, wenn ich die Apologie des Sokrates oder die Texte zum Atlantis-Mythos nicht im Original gelesen hätte. Ich lese da heute noch manchmal rein.

    Die Fünftklässler, die ich im Unterricht erlebt habe, konnten einige grundlegende Wortfelder mündlich abrufen und - und zumindest das hat ja durchaus auch einen nicht zu unterschätzenden Wert - waren nicht scheu zu sprechen. Insofern war der Grundschulunterricht durchaus erfolgreich darin, Sprechhemmungen abzubauen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Dennoch waren die Kenntnisse so marginal, dass man es in 2-3 Monaten aufgeholt hätte.

    Zwei Wochen in den Sommerferien in einem holiday park in England bringen wahrscheinlich bessere Sprachkenntnisse als zwei Jahre Grundschulenglisch, einschließlich ein paar Flüchen. Irgendwelche Erfahrungen hierzu mit eigenen Kindern?

    Ich bin für die Streichung, gerade weil ich ein Freund von England und der englischen Sprache bin. Mir stehen jetzt noch die Haare zu Berge, wenn ich an die Pflichtfortbildung denke, die angeblich das Rüstzeug zum Vermitteln der englischen Sprache bereitstellen sollte, sei es nur im Grundwortschatz und in ein paar Wendungen.


    Wenn der Unterricht (im weitesten Sinne) als Immersion von Muttersprachlerinnen mit grundschulpädagogischer Ausbildung durchgeführt würde, wäre ich für ein Angebot als AG in kleinen Gruppen, drei Stunden wöchentlich.

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