Beiträge von Herr Bernd

    Vor einer guten Woche hat der Bayerische Verwaltungsgerichtshof das Arbeitszeitkonto für bayerische Grundschullehrkräfte für unrechtmäßig befunden:


    Artikel dazu auf News4Teachers

    und vom Bayerischen Rundfunk


    Das war zu erwarten, zumindest ich habe es so erwartet, vor allem weil Grundschullehrkräfte, zumindest in meinem Landkreis, immer noch an Mittelschulen abgeordnet werden. Der Verwaltungsgerichtshof sah das ähnlich und begründete, dass von der Staatsregierung falsche Zahlen verwendet worden seien. Die Staatsregierung hatte das, wie auch die Gerichtskosten, wahrscheinlich so kommen sehen und das Arbeitszeitkonto trotzdem eingeführt, um über ein paar Jahre zusätzliche Grundschullehrerstunden zu gewinnen. Und die hat sie ja auch erfolgreich bekommen.


    Interessant wird die Rückabwicklung, die jetzt wohl schneller kommen wird als vorgesehen - oder eine nach dem Urteil mögliche rückwirkende Neufassung des Arbeitszeitkontos, wenn die nicht auf das gleich hinausläuft. Am schönsten wäre, wenn die Lehrerinnen mehrere Wahlmöglichkeiten hätten, etwa alle Stunden im Block nachgezahlt zu bekommen, oder sie im nächsten Schuljahr geblockt abzubauen, oder die Stunden in den nächsten Schuljahren wieder einzeln abzubauen.


    Ich selbst würde wohl die dritte Möglichkeit wählen. Sie könnte leichte steuerliche Vorteile haben, außerdem steigt das Gehalt gerade Richtung A13. Letzteres spricht dafür, dass die Staatsregierung die Stunden allen Lehrkräften im Block auszahlen wird, entsprechend den jeweiligen Gehaltsstufen der Ansparjahre: das Arbeitszeitkonto war schließlich nicht rechtmäßig. Und wer will, kann ja dagegen klagen.

    Ich biete mit dem Rad von Delhi nach Kalkutta, Grand Trunk Road. Nicht ganz so viel Natur wie in Nordnorwegen, etwas mehr Verkehr und Menschen, dafür Varanasi oder Bodhgaya. Die Stätten, die Massen, die Hitze, die Gerüche, der Staub und der Dreck, braucht man alles nicht, prägt sich aber ein. Und geht auch noch mit Ende 50.

    Ich hab mir den größten Teils der Podcastfolge angehört und stimme, was die Kritik der heutigen Schule angeht, den Vieren weitgehend zu. Allein, es klingt für mich wie ohnmächtiges Jammern darüber, dass die die guten alten Zeiten vergangen sind, in denen die Schüler es vielleicht schwerer hatte, aber die Lehrer einfacher, die Schüler aber am Ende auch mehr gelernt haben. Der Zeitgeist ist heute ein ganz anderer, die Gesellschaft auch, die Schülerschaft, die Lehrerschaft ebenso.


    Will man das Pendel wieder zurückschlagen lassen, sollte man es vielleicht besser als ein Schwingen nach vorne verkaufen, ein Konzept ohne Rückgriff auf die Vergangenheit entwickeln, den alten Wein in moderne Schläuche füllen, an die heutige Gesellschaft, wo es nicht anders geht, anpassen, und mit einem anderen Habitus vortragen, seriöser, wissenschaftlicher, positiver, nach vorne gewandter. Ich würde mich, mit Verlaub und obwohl ich vieles ähnlich sehe, mit keinem der vier in dem Podcast gemein machen wollen.

    Welch schönes Thema, einmal wieder, und ich habe es verpasst!


    Vor 25 Jahren konnte man als Lehramtsanwärter eine Klassenbibliothek noch mit Bettelbriefen an Verlage füllen ("... sollten die pädagogisch wertvollen Bücher aus dem xy-Verlag nicht fehlen ..."), es gab gefühlt kein Internet und viel weniger Freiarbeitsmaterialien, die man hätte kaufen können, und Klassenzimmerdeko habe ich vor allem gebastelt. Ein paar Puzzles und Memorys vom Flohmarkt. Auch ein IKEA gab es in 200 km Umgebung nicht. Ich habe sicher einiges ausgegeben, ganz sicher zu viel (und vor allem zu viel Zeit aufgewendet), aber kleine Staffeleien für Stationenlernen etc., die auch mehr kosten als Tonpappe und Laminierfolien, falls die an den Schulen fehlen, sind gefühlt erst irgendwann in den letzten 20 Jahren aufgekommen. In meinem Klassenzimmer hingen ständig mehrere Mediundzini-Poster, die sieht man heute gar nicht mehr. Andere Zeiten.


    Heute gebe ich nur sehr, sehr wenig aus, vor allem für Korrekturstifte oder Mini-Geschenke zum Abschluss für Klassen, die ich mag (das ist dann wahrscheinlich privat, andere bekommen nur ein "Alles Gute für die Zukunft"-Kärtchen) oder, vor acht Jahren, Team-Bänder in vier Farben für den Sportunterricht. Aus Prinzip.

    Wir könnten auch "Ist der Osten Deutschlands ausländerfeindlich?" fragen und ähnlich diskutieren.


    Wenn man empirische Studien empirische Studien sein lässt, die bei so weiten, schwammigen Begriffen ("Bildungssystem", "jungenfeindlich") kaum valide sein können, und stattdessen etwas nachdenkt, kann man aber festhalten:


    Wir können nicht nicht diskriminieren, jede Handlung ist eine Diskriminierung und beruht auf Diskriminierung.


    Auch wenn es Ausnahmen gibt, werden einzelne Jungen und Mädchen als Jungen und Mädchen wahrgenommen und nicht einfach nur als Kinder, da wird diskriminiert. Natürlich wird auch bei Hautfarbe, Haarfarbe und Augenfarbe diskriminiert. Ich könnte nicht sagen, ob die spontane Unterscheidung nach Geschlecht oder nach Hautfarbe stärker ist - da müsste man eine empirische Studie machen. Aber wir diskriminieren wahrscheinlich eher nach Geschlecht als nach Augenfarbe, sowohl spontan und unbewusst als auch bewusst - eine Lehrkraft wird häufiger eine Liste nach Geschlecht als nach Augenfarbe geordnet anlegen, auch als nach Hautfarbe.


    Die "vermeintliche Feminisierung" (Tibo) des Schulsystems ist nur vermeintlich vermeintlich. Wenn man unter Feminisierung der Schule die Prägung der Schulkultur vornehmlich durch Frauen versteht, prägen bei 90 Prozent weiblichen Lehrkräften an Grundschulen und einem ähnlich hohen Anteil an Grundschulleitungen nun einmal Frauen die Schulkultur. Die anderen Schulformen ziehen nach.


    Die weiblichen Lehrkräfte prägen die Schulkultur sicher nicht unbewusst entgegen ihren eigenen Normen und Verhaltensmustern, sondern nach ihnen, genau so wie Männer das auch tun. Ein Großteil der Handlungen ist unbewusst oder wird nicht immer neu reflektiert, da muss kein böser Wille sein.


    Zur Ausgangsfrage: Der Osten Deutschlands ist natürlich nicht ausländerfeindlich. Trotzdem ist Chemnitz keine Stadt, die ich einem dunkelhäutigen Kollegen empfehlen würde, um dort als Lehrer zu wirken.

    Was ist denn am Online-Stellen von Lichtbildern "persönlich"? Noch unpersönlicher als Dinge weltweit zu veröffentlichen, geht es gar nicht.

    Die Formulierung "persönliche Schulen" war eine Anspielung auf Wolfgang Autenrieths "weil die Schule dadurch immer unpersönlicher wird".


    Ernsthaft: Wenn alle zugestimmt haben - so what.


    <edit>Hab gerade durchgeblättert. Auf einem Gruppenfoto ist das Gesicht einer Schülerin verpixelt. Das deutet auf ein Zustimmungsmanagement hin.

    Wird wohl so sein, aber bei Fotos von größeren Veranstaltungen wird wohl kaum jeder ausdrücklich zugestimmt haben.


    Besonders bei den Bundesjugendspielen gibt es ein paar, die müssen so nicht sein.

    Früher war es so, dass "Bilder aus dem Schulleben" von Einschulungsfeiern, Schul- und Sportfesten, sowie Ausflügen und Lerngängen auf der Schulhomepage als "Leistungsbilanz" für die Außendarstellung veröffentlicht wurden - und alle sich gefreut haben. Heute gibt es nicht mal mehr Fotos der Lehrer oder der Schulleitung online, weil diese missbräuchlich verwendet werden könnten. Eigentlich schade - weil die Schule dadurch immer unpersönlicher wird.

    Es gibt auch heute noch persönliche Schulen:


    Bildergalerie Domgymnasium


    Bedenklich.

    Mir ging es auch ums Prinzip, daher mein Frust. Weigern musste sich niemand, weil eine gute Handvoll Lehrerinnen geputzt haben, die sowieso ihr Klassenzimmer aus den Schränken einräumen mussten oder da waren. Viele Hände, schnelles Ende. Extra zum Putzen gekommen ist wohl niemand, und die SL musste ihre informelle Bitte auch nicht wiederholen. Ich selbst komme ohne Klassenleitung immer erst zur Anfangskonferenz.

    Unsere Schulleitung (GS, Bayern) hat uns Lehrkräfte Ende letzter Woche gebeten, Gänge und einige Klassenzimmer unserer Schule zu reinigen: zu feudeln und Pult, Regale, Tische und Stühle zu wischen. Es hatte in der Schule örtliches Ferienprogramm gegeben, und die Reinigungsfirma, die die Gemeinde beauftragt hatte, hatte kurzfristig abgesagt. Boden und Tische waren schmutzig. Die Gänge und die betroffenen Klassenzimmer wurden von einigen Lehrerinnen, vor allem den Klassenleitungen, gereinigt.


    Heute in der Anfangskonferenz gab es eine Diskussion darüber. Hauptargumente der Lehrerinnen, die geputzt hatten: Es ist mein Klassenzimmer, ich will mich wohlfühlen, die Kinder sollen sich wohlfühlen, wir präsentieren uns, es war eine Ausnahme, besser etwas tun statt jammern. Die Schulleitung wollte nicht, dass Schüler und Eltern in schmutzige Klassenzimmer kommen, und keine schlechte Öffentlichkeit. Frust, willkommen zurück!

    Auslagern gerne, aber es ist kein Blödsinn (immer gleich beleidigen), und überflüssig finde ich einen Austausch darüber auch nicht. Klischees sind verfestigte Erfahrungen, und die kann man wie alles mögliche hier im Forum immer wieder und wieder durchkauen, warum nicht?

    Ist ja auch laut Statistik kein Wunder, oder?

    Frauenanteil bei Lehrkräften im Schuljahr 2022/23

    Danke! Die Feminisierung der Schule ist dann eine einfache Folgerung aus der Statistik, oder eine noch abstrakte Beschreibung, wenn man darunter die Prägung der Schulkultur vornehmlich durch Frauen versteht, nachdem sie zuvor vornehmlich von Männern geprägt war.

    Das ist einfach geschlechtsstereotypischer Quatsch, den du dir aus Quittengelee s Beitrag zusammenbastelst.


    Natürlich gibt es KuK, die sich arg verkünsteln etc. Das ist aber weder ausschließlich geschlechtsabhängig (mein einer Kunst-Kollege, der gelernter Grafiker und Illustrator ist macht das beispielsweise ganz genauso, weil es ihm halt liegt und wichtig ist), noch zwangsläufig prägend für die gesamte Schulkultur (ich kenne nur Schulen, wo eine Minderheit der KuK derart tickt), noch Ausdruck einer „Feminisierung des Berufs“ , denn wie erwähnt finden das Vertreter: innen aller Geschlechter erstrebenswert/schön/wichtig oder auch übertrieben/unnötig/nicht ansprechend…

    Nein, das ist kein Quatsch, und ich bastele mir nichts zusammen. Frauen prägen die schulische Kultur, an die sich dann ein Teil der männlichen Lehrer in Grund- und Förderschulen anpasst, die anderen leben mit der Nichtpassung, und natürlich liegt es auch manchen männlichen Lehrern von ihrer Persönlichkeit (und manchem Frauen nicht). So wie es manchen Frauen taugt, Autos zu reparieren oder Motorrad zu fahren. Die Motorradfahrerkultur ist trotzdem noch männlich geprägt. Fragt mal Biker, an wen sie bei dem Namen Günter denken, und Grundschullehrerinnen.


    @Ragnar Dannekjoeld: Perfektionismus und Überbietenwollen gibt es auch (und gerade) bei Studiendirektoren edit: in spe (bei den fertigen vielleicht nicht mehr so, aber ich kenne mich da als GS-Lehrer nicht aus), wie bei Bikern, und bei CEOs, da hast du recht. Es kommt auf die Kultur an, in der dies geschieht, wie dies geschieht, und dabei unter anderem, ob sie (eher) männlich oder weiblich geprägt ist.

    Im Förderschulwesen gibt es keine Beförderungsämter, da sorgen die jungen Pädagoginnen durch ihr Verhalten von ganz alleine für gegenseitigen Druck, alles am allerallerallerschönsten zu machen.


    Verfolgt jemand von euch Kolleginnen auf Instagram? Es sind tatsächlich immer Frauen. Was diese für Laminierfolien, bunte Schachteln und Ikeaschnickschnack ausgeben ist wirklich bemerkenswert. Es macht auch Spaß, was fürs Klassenzimmer zu kaufen, ich mache das auch immer wieder. Aber der Perfektionismus, der hier den Ton angibt ist nicht gut. Zumal Eltern denken, das Zeug fiele alles vom Himmel.

    Ich kann das auch für die Grundschule bestätigen. Es ist ein Teil dessen, was mit Feminisierung des Lehrerberufs gemeint ist, oder auch Prägung der Schulkultur durch Frauen.


    Danke! "Es sind tatsächlich immer Frauen" hätte ich mich nicht schreiben trauen.

    (Nach etwas Überlegen: Doch, hätte ich, trotzdem: Danke!)

    Meine anekdotische Erfahrung, ich hatte (erst) einen Sinti-und-Roma-Jungen ein Jahr lang in meiner Klasse, danach ist er umgezogen. Er hat sehr oft gefehlt, war aber kein schlechter Schüler. Was mir hauptsächlich in Erinnerung geblieben ist:


    Der Vater hat alle unsere Wandertage und Unterrichtsgänge begleitet, dabei oft seinen Jungen an der Hand gehalten. Er hat das damit erklärt, dass im Dritten Reich Sinti-und-Roma-Kinder aus den Schulen verschleppt worden seien und er seinen Jungen sozusagen zur Mahnung und Aufrechterhaltung der Erinnerung daran begleite. Sinti-und-Roma-Eltern hätten ausdrücklich das Recht dazu. Ich habe das in Absprache mit der damaligen Schulleiterin nicht weiter nachgeprüft und ihn immer mitgehen lassen, obwohl wir nichts dazu gefunden haben. Um die anderen Kinder hat der Vater sich auf den Ausflügen nicht gekümmert, was man durchaus verstehen kann. Die anderen Kinder kannten auch nicht den Grund, warum er immer mitkam.


    Hatte hier jemand schon einen ähnlichen Fall, oder habt ihr schon davon gehört, dass es so ein Recht oder einer Vereinbarung zwischen Staat und Sinti-und-Roma-Verband oder ähnliches gibt?

    Ich trage kein Landeswappen auf meinem Ärmel und habe auch keine Dienstwaffe. Bin also weder Polizist, noch Zoll, noch Ausländerbehörde. Das ich Kapitalverbrechen, auch als Bürger melde keine Frage. Aber darüber hinaus bin ich nicht die Ermittlungsbehörde. Gerade unter den veränderten Bedingungen (Schule als Ganztag und Lebensraum) muss Schule ein Raum sein, in dem Schüler sich auch öffnen können. Der Gedanke, dass Schüler uns als verlängerten Arm des Staates sieht und man daher jedes Wort auf die Goldwaage legen muss, bevor man was sagt. So eine Lernatmosphäre gab es schon mal, im Osten dieser Republik. Das möchte ich nicht wiederhaben.

    Man könnte sich ehrlich machen und den Amtseid in der jetzigen Form abschaffen, oder Lehrer nicht mehr verbeamten. Gesetze verteidigen ist für die meisten Lehrer wie der päpstlichen Lehre folgen für Katholiken.

    Findest du es wirklich wichtig genug, wenn da ein junger Mensch sitzt der gerne lernen möchte ob der jetzt 10 oder 12 ist? Der macht doch genau, was er sollte um nicht dauerhaft im sozialsystem zu sein. Also fast alles gut

    Hat er erstens nicht gemacht, wollte auch nicht gerne lernen, war aber vielleicht auch wegen der Pubertät. Ich finde nicht: "fast alles gut".

    War das Sozialbetrug? Eher nein, die Eltern wollten doch nur, dass er mit der ersten Klasse anfängt. Wenn er vorher noch auf keiner Schule war, dann ist das wahrscheinlich der Weg mit dem besten Chancen. Deswegen ein Fass aufmachen? Ich bin nicht die Ausländerbehörde. Und was im Klassenraum gesagt wird bleibt im Klassenzimmer. Schwere Straftaten und Gefahr im Verzug ausgenommen

    Zwei Jahre länger Ansprüche auf Kindergeld. Ich soll Gesetze verteidigen und gerecht gegen jedermann sein. Das ist einfach nicht möglich.

    "Ich schwöre, dass ich das mir übertragene Amt nach bestem Wissen und Können verwalten, Verfassung und

    Gesetze befolgen und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe."

    Wenn du schon den Diensteid zitierst, danmn unterstreiche auch die richtigen Stellen.
    Hab's mal rot markiert.

    Da sind wir schon geliefert: Wer alles ist jedermann, und wie sollen wir Gerechtigkeit gegen ihn üben?


    Auch ein Beispiel, aus der eigenen Klasse, vor ein paar Jahren: Ein offiziell 10 jähriger geflüchteter Drittklässler plappert im Erzählkreis aus Angeberei heraus, dass er schon 12 Jahre alt ist, und seine Eltern sein Alter nur falsch angegeben haben, damit er zwei Jahre zuvor in die erste Klasse eingeschult werden konnte. Was man da mache, fragte ich die Schulleitung? Nichts, die Antwort, die Schule ist ein geschützter Raum.


    Man hat die Wahl zwischen Blockwart und Mitwisser bei Sozialbetrug.

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