Es gibt Schulen, an denen die Lehrkräfte mit Vornamen angesprochen werden, aber die dürften sehr rar gesät sein.
Das wäre für mich tatsächlich der Idealfall, aber das ist so selten, dass ich wohl kaum so viel Glück haben werde.
Alles anzeigenIch halte es für sehr mutig, sich in dieser Weise zu outen und wünsche dir viel Kraft für deinen Weg. Ich glaube generell, dass es wichtig ist sich Mistreiter:innen zu suchen, um sich austauschen zu können und ggf. nicht jeden Kampf alleine durchstehen zu müssen. Ich möchte dir also zum einen empfehlen, dich in der Frage der Anrede in förmlicheren Kontexten mit entsprechenden Vereinen aus dem LGBTQI- Bereich auszutauschen. Auch wenn dort am Ende keine (angehenden) Lehrkräfte zu finden wären, betreffen solche förmlicheren Kontexte ja auch andere diverse Menschen.
Darüber hinaus solltest du dich spätestens mit Beginn des Refs über eine Gewerkschaftsmitgliedschaft bzw. den Kontakt zum und Austausch mit dem PR entsprechend vernetzen, damit du angesichts deines persönlichen Leidensdrucks auch Schulleitungen gegenüber nicht alleine dastehst im Zweifelsfall, sondern starke Unterstützer:innen an deiner Seite weißt.
Welche Anrede würdest du dir den wünschen, wenn der Vorname alleine nicht möglich ist? Wäre ggf. Vorname + Nachname und Siezen ohne weitere Anrede eine gute Lösung für dich, nachdem es das bereits im Studium gegeben hat?
Ganz unabhängig davon: Mach dir, ehe du ins Ref gehst, bitte bewusst, dass du einerseits in jedem Schuljahr, jeder Klasse und allen KuK (von denen manche jedes Schuljahr aufs Neue daran erinnert werden müssen...) gegenüber Gespräche wirst führen müssen, die von dir gewünschte Anrede betreffend. Sei dir darüber im Klaren, dass Eltern dich am Ende dennoch vermutlich häufig je nach Vorname/ äußerem Erscheinungsbild mit "Herr" oder "Frau" ansprechen werden und finde für dich gute, konstruktive, situativ angemessene Wege, solche Situationen zu lösen. Ich weiß, dass ist hart und wird dich viel Kraft kosten. Deshalb ist es wichtig, das bereits jetzt innerlich vorzubereiten und gute Strategien zu entwickeln zur rhetorischen Umsetzung, zum gewünschten Inhalt, aber auch zur eigenen, psychischen Stabilisierung, damit der Leidensdruck möglichst abnehmen kann, auch wenn mal wieder jemand eine unerwünschte Anrede wählt und du dich erklären musstest.
Danke! Mit Mut hat das wenig zu tun, ich habe da einfach keine andere Wahl. Ich falle auf und so kann ich zumindest proaktiv wirken. Das ist meiner Erfahrung nach der deutlich angenehmere Weg als wenn andere sich alles über mich und meine Identität ausmalen. Daher ist auch die Tatsache, das ständig erklären zu müssen einfach ein mein Leben begleitendes Faktum, da komm ich einfach nicht drumherum. Das kann belastend und vor allem wegen der ständigen Wiederholung ermüdend sein, aber ich bin das gewohnt.
Im LGBTQI-Bereich bin ich gut vernetzt, ich kenne allerdings keinen diversen Menschen, der als Lehrkraft oder generell im ÖD außerhalb der Universität tätig ist und Unis sind nun mal doch sehr angenehme Bubbles, aber anderswo ist es dann nicht immer ganz so leicht. Vielen Dank aber für den Hinweis auf die Gewerkschaft und den Personalrat (?). Das merke ich mir.
Am liebsten wäre mir tatsächlich Vorname, ansonsten Vorname+Nachname. Enby (oder dergleichen) mit Nachname würde ich notfalls allerdings auch akzeptieren. Es steht aber weiter hinten, weil ich es tatsächlich als – und hier mangelt es mir an einem besseren Wort – stigmatisierender empfinde als die Vornamensnennung.
Wie ist denn dein Vorname? Eher männlich, weiblich oder neutral. Du sollst ihn natürlich hier nicht nennen, aber wie kommst du denn damit klar? Deutet der auf ein Geschlecht hin? Ansonsten, schwierig. Ich finde es richtig, zu seiner Diversität zu stehen, gerade auch für die Schüler, für die seltenen, auf die es evtl. auch zutrifft und für die anderen genauso. Es ist an der Zeit, dass man nicht mehr Angst haben muss, zu seiner Persönlichkeit zu stehen. Wenn es diese Anrede "Enby" gibt, die ich noch nie gehört habe, ist es vllt. auch an der Zeit, dass man diese kennen lernt. Ich würde mich jedenfalls nicht gerne mein Arbeitsleben lang mit Herr ansprechen lassen, ich bin das ja gar nicht.
Mein Vorname wird eher aber nicht ausschließlich weiblich gelesen. Ich verwende allerdings männliche Pronomen, was sich bei einer Vorstellung ja auch kurz erwähnen lässt, allerdings ist das tatsächlich nichts, wo ich großen Wert drauf lege.
GB hat die Lösung: Mx.
Das hilft mir leider nicht, wäre aber tatsächlich eine sehr elegante Lösung.
Ich hoffe, das klingt jetzt nicht komisch, aber diese genaue Differenzierung ist eigentlich gar nicht notwendig und vielleicht für den Alltag eher verwirrend als hilfreich. Wir rutschen langsam, ganz langsam, in ein gesellschaftliches Verständnis, dass es relevant ist, was eine Person für sich möchte und wie sie sich selbst sieht. Damit will ich sagen: Wenn du für dich die Anrede Mann/Frau ablehnst, ist es erstmal egal, ob du cis-divers oder trans-divers bist - für den Alltag. Dass eine genauere Beschäftigung mit Genderidentitäten, gerade mit non-binären Genderidentitäten uns allen gut anstehen würde, ist dabei eine andere Geschichte. Und sicherlich können Schüler*innen, egal ob sie von der Thematik persönlich betroffen sind oder nicht, nur davon profitieren, wenn dies an geeigneter Stelle thematisiert wird. Gleichzeitig halte ich es auch für eine gute Form der Repräsentation, wenn der Umgang damit eben so normal wie möglich ist. Will sagen, ganz naiv würde ich mir das eben so vorstellen, dass man in einer neuen Lerngruppe ganz knapp am Anfang erläutert, dass man divers ist und deswegen die Anrede xy wünscht. Und dann fängt man mit dem unterrichtlichen Alltagsgeschäft an. Wenn es Fragen gibt, kann man ja erläutern, dass man gerne zum geeignten Zeitpunkt ein Gespräch anbietet, aber eben nicht jetzt gerade. Also, soweit meine naive Vorstellung als nicht-Betroffener, aber vielleicht liege ich damit auch völlig daneben.
Nein, das klingt überhaupt nicht komisch. Wie gesagt, ich habe größtes Verständnis für trans-diverse (und auch alle anderen). Ich bin aber in einer anderen Position. Wenn ich sehe, was trans Menschen alles durchmachen müssen, dann will ich da echt nicht tauschen. Für mich war die rechtliche Angleichung meines Personenstandes ein einfacher Besuch beim Standesamt mit ärztlichem Attest, kein langwieriges, gerichtsbegleitetes Verfahren mit Gutachtern und dergleichen. Das was mir an Mut und dergleichen zugesprochen wird, verdiene ich daher nicht. Ich kriege gerade bei trans-diversen Menschen auch oft mit, wie deren Geschlechtsidentität als Marotte, Spielerei, Aufmerksamkeitshascherei abgetan wird, was verachtend und verletzend ist. Ich kann dagegen wie jeder Cis-Mann oder jede Cis-Frau einfach darauf beharren, das mein angeborenes Geschlecht respektiert wird. Ich empfinde das als großes Glück, will aber keinem trans Menschen seine Identität absprechen.
Was du machen kannst, wenn der/die Vorgesetzte das nicht möchte - da habe ich ehrlich keine Ahnung.
Das ist eben meine große Angst: das jede Lösung abgelehnt wird.