Beiträge von Miss Othmar

    Ich vertrete aber lieber 3 Stunden im Monat, als das Klassen zusammengelegt werden müssen oder eine Doppelbesetzung aufgelöst wird und ich dann ggf. meinen Unterricht in die Tonne tun kann, weil die Planung unter den geänderten Unterrichtsvoraussetzungen nicht mehr umsetzbar ist. IAußerdem finde ich, dass das eine Mogelpackung ist, weil es sich um verdeckten Unterrichtsausfall handelt.

    In NRW gehören bis zu 3 Stunden ad-hoc Vertretung im Monat zur Unterrichtsverpflichtung. Erst ab der 4. Stunde werden diese bezahlt, dann aber alle. Anders ist das bei angeordneter Mehrarbeit, also einer länger dauernden Unterrichtsverpflichtung über das Deputat hinaus. Dann werden auch zusätzlich zu dieser Mehrarbeit unter drei ad-hoc-Vertretungen im Monat bezahlt.

    Wir haben auch ein Bereitschaftsstundenkonzept, d.h. in einer festgelegten Stunde im Stundenplan können wir bei Bedarf zur Vertretung herangezogen werden und die anderen Freistunden sind auch verlässlich frei und verplanbar.

    Falls aufgrund von z.B. Klassenfahrten in mehreren Stufen oder hohem Krankenstand ein anderer Einsatz erforderlich ist, wird man vom Vertretungsteam darüber möglichst früh informiert.

    Ich lebe sehr gut mit diesem System.

    Meinst du, der 2. Bildungsweg/Abendgymnasium war vllt auch politisch „damals“ in den SPD geführten Bundesländern ein gewünschter Bildungsweg, um die „Arbeiter“ aus ihrem Bildungsloch zu holen?


    Während heute der Fokus eher in Richtung „Inklusion von Kindern - Integration“ etc. gestellt wird?

    Ich glaube eher, dass die Abendgymnasien deshalb so wichtig waren, weil zur Zeit ihrer Gründung lediglich ca. 10 % eines Jahrgangs eine Hochschulreife erworben haben. Das ist heute anders, die (Voll-)Abiturquote liegt irgendwo bei 40 % und außerdem gibt es im Berufsbildenden System so viele Möglichkeiten, Abitur zu machen, dass es vermutlich einfach nicht mehr genug Potenzielle SuS für ein Abendgymnasium/WBK in jeder Großstadt gibt. Abi online füllt die Lücke für Menschen, die z.B. aufgrund von Kinderbetreuung nicht tagsüber zur Schule gehen können.

    Bei uns sieht "Inklusion" so aus, daß die Schüler diverse Vergünstigungen bekommen, die normalen Schülern nicht gewährt werden. Am Ende bekommen aber alle den gleichen Abschluß. Das ist eine absolute Übervorteilung der normalen Schüler.


    Bsp.: Wir haben Bildungsgänge, die ein zweimonatiges Industriepraktikum als Zulassungsvoraussetzung zur Abschlußprüfung haben. Schüler, die kein Praktikum gefunden bzw. dies vorzeitig abgebrochen haben, haben wir schon die Zulassung zur Abschlußprüfung verweigert bzw. gar nicht erst in die nächste Klasse versetzt. Inkludierte hingegen mußten nicht einmal versuchen einen Praktikumsplatz zu bekommen. Ihnen wäre ein Bewerbungsverfahren nicht zuzumuten. Am Ende haben sie aber das gleiche Zeugnis der Fachhochschulreife in Händen gehalten.

    Verstehe ich das richtig, dass die SuS mit Förderbedarf die Fachabi-Prüfungen bestanden haben? Welcher Förderbedarf war das denn?

    Als Fachlehrer:innen gern in Musik, Kunst, Sport, Englisch mit einer PE; aber nicht als Klassenlehrer:in mit den Fächern Deutsch und Mathematik. Das ist in NRW mit gutem Grund ausgeschlossen. Ich weiß allerdings von befreundeten Grundschullehrkräften, dass der Einsatz als KL durchaus üblich ist, ich finde das aber total desaströs, Deutsch und Mathematik in der Grundschule ohne irgendeine Ausbildung in diesen Fächern zu unterrichten.

    Du kannst ja auch Lehrer werden, ohne Beamter zu sein. Dann hast du mehr Freiheiten, du kannst einfach kündigen und dich ganz woanders bewerben.

    Was bei dir sehr deutlich wird: Du hast dich vermutlich nie wirklich damit beschäftigt, was ein Beamtenverhältnis alles beinhaltet. Ich erlebe das auch, wenn KuK, die bei uns eine Planstelle haben, die Schule wechseln möchten und wegen Lehrermangels in ihrem Fach erstmal keine Freigabe bekommen. Da ist das Geschrei dann groß und die Vorteile einer Planstelle gegenüber dem Angestelltenverhältnis sind sehr schnell vergessen.

    Nein, das ist auch eine totale Überzeichnung der Situation.

    Man kann dich an eine Schule schicken, für die du studiert hast und ausgebildet worden bist.

    Oder du bittest um Entlassung aus dem Beamtenverhältnis und suchst dir eine Stelle bei einem privaten Schulträger an einer Schulform, an der du auch arbeiten möchtest.

    Es geht mir nicht darum, dass man das nicht möchte, sondern das man dafür auch gar nicht qualifiziert ist. Das Beispiel von Aviator, der nicht an eine Gesamtschule möchte, obwohl er m.W. das Lehramt GymGe hat, ist ein klassisches Beispiel: Qualifiziert, aber keine Lust.

    Das ist natürlich Schmalspur, ein bisschen ist das bei OBAS ja auch so. Aber motivierte Neueinsteiger:innen mit begleitender Weiterbildung in ein Kollegium, das sie unterstützt, ist tatsächlich besser als LuL einfach mal so abzuordnen.

    Was wäre deines Erachtens eine sinnvolle Möglichkeit, einem möglicherweise bestehenden akuten massiven Lehrermangel an G-Schulen bei nicht vorhandenem passend ausgebildeten Personal zu begegnen?

    Ein Programm wie z. B. VOBASOF. Es gibt tatsächlich Menschen, die möchten an einer Schule für GE oder ESE arbeiten. Wir haben im Moment zwei VOBASOF-Fortbildungen im Kollegium laufen. EInmal ESE, einmal GE.

    Ich finde, man muss unterscheiden zwischen Abordnungen/Versetzungen, die Schulformen im Rahmen des studierten Lehramts betreffen, und solchen an Schulen völlig außerhalb davon.

    Eine Abordnung/Versetzung von LuL mit Lehramt GymGe an eine Gesamtschule entspricht dem studierten Lehramt, auch wenn man momentan an einem Gymnasium oder einem WBK arbeitet und sich eine Gesamtschule nicht wirklich als Arbeitsplatz vorstellen kann.

    Eine Abordnung/Versetzung an eine Förderschule GE entspricht dem nicht nicht, egal, ob man das jetzt persönlich will oder nicht. Man ist einfach nicht qualifiziert für eine Förderschule, hat null Ahnung von den Lernbedürfnissen der SuS, von der Schulorganisation usw. Vermutlich ist man auch bei sehr gutem Willen erstmal eine Belastung für die KuK dieser Schule. Wie irgendein Entscheidungsträger denken kann, damit könnte man dem Lehrermangel sinnvoll begegnen, ist mir völlig unverständlich.

    Tatsächlich ist es ein Problem, dass in manchen Fällen der engagierte 35-Jährige mit A14 doch weit weniger bekommt als der 55-Jährige, der irgendwann A14 bekam, sich aber seit 10 Jahren jeder Leistung verweigert. Das frustriert. Daher macht es Sinn, Energie in Hobby, Familie und interessanten (genehmigten) Nebenjob zu investieren

    Dank Senilitätszuschlag wird der jetzt 35-Jährige in 20 Jahren mit 55 auf mehr Geld bekommen als jetzt. Und vielleicht tut er dann auch nicht mehr so viel. Ohne Engagement haben die 55-jährigen nämlich vor 20 Jahren auch keine A14-Stelle bekommen.

    Ich hatte vor 7 Jahren mal einen ESE Schüler in Klasse 5, der regelmäßig mit Stühlen oder Besen auf Mitschüler losgegangen ist. Dass er sowieso älter und einen Kopf größer als der Rest war, hat die Situation noch befeuert. Die Eltern der Mitschüler sind (berechtigterweise) Sturm gelaufen und zumindest bei mir bestand der Unterricht aus Freiarbeit/Lernzirkeln und Dauerbewachung des Kindes, um ggf. zügig den Besen abringen zu können. Er musste schließlich fast jeden Tag früher abgeholt werden und zum Glück konnten wir ihn vergleichsweise schnell nach einem Halbjahr wieder abgeben. Das war meine bisher einzige ESE Erfahrung und zumindest auf diesen Fall gemünzt kann ich dem Satz oben nur zustimmen.

    Das Lernziel hat in dieser Phase kaum jemand erreicht und ich bin schweißgebadet aus jeder Stunde gekommen.

    Das ist auch eine in jeder Hinsicht unhaltbare Situation. Solche Schüler (ja, es sind mehrheitlich Jungen) gibt es tatsächlich. An einer Förderschule ESE ist ihr Verhalten übrigens nicht weniger problematisch. Hatte der Junge ein AO-SF? Und wohin habt ihr ihn abgegeben?

    Es gibt schon Richtlinien, die Grundsätze des Unterrichts etc. beschreiben, aber eben keine jahrgangsweisen Lehrpläne für die einzelnen Fächer/Lernbereiche mit konkreten Unterrichtsvorhaben und Lernzielen, die sich am Schulbesuchsjahr, aber eben nicht an der Entwicklungsstufe der SuS orientieren.

    Ich fand das erst auch sehr merkwürdig, aber in der Praxis macht des das Leben einfacher.

    Ich würde wohl auch mit so ziemlich allen Förderbedarfen klarkommen außer mit emotionalem und sozialem Förderbedarf. Da sehe ich mich eher in der Rolle, daß ich die übrigen Schüler vor diesen Personen zu schützen habe.

    Wenn ich dem Stil dieses Threads treu bleiben wollte, könnte ich jetzt prima ein Fass aufmachen ;)

    Als leidenschaftliche Lehrerin für ESE seit 34 Jahren würde ich meine SuS nicht primär als „Personen, vor denen man andere zu schützen hat“ bezeichnet wissen wollen.

    Ich bin in der glücklichen Lage, dass wir Klassenarbeiten bei allen SuS nicht benoten, sondern eine Prozentzahl ausweisen (= x% der Augaben richtig gelöst). Das kann ich natürlich auch bei den Förderschüler:innen machen, d.h. die direkte Rückmeldung ist erstmal für alle in der Klasse gleich. Erst bei der Ermittlung der Zeugnisnoten werden die KAs in eine Note umgewandelt.

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