Alles anzeigenHallo Maemo,
bitte meine kurze Antwort nicht falsch verstehen, ich bin gerade unterwegs & kann deshalb nicht ausführlicher antworten, habe aber auch mit schwerer chronischer Krankheit studiert. Daher nur ganz kurz:
1. Du brauchst sinnvolle Beratung, die dir auch entsprechend weiterhilft: gibt es bei euch beim Studierendenwerk evtl. die Möglichkeit zur Beratung? Die konnten mir sehr weiterhelfen.
2. Wieso kommt kein zweites Krankheitssemester für dich in Frage (brauchst du nicht hier beantworten, eher als Denkanstoß - mir war nicht ganz klar, wieso es nicht geht- ist sicherlich eine weitere Verzögerung, aber wenn eventuell doch die OP stattfindet und Abhilfe schaffen würde, hättest du wesentlich bessere Voraussetzungen)
3. Atteste/ Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung/ etc.: es ist nachvollziehbar, dass du dich durch den Beauftragten drangsaliert fühlst, das kann ich sehr gut nachempfinden. In diesem Fall ist das aber tatsächlich das richtige Vorgehen und üblicher Standard, dass Atteste angefordert werden - um Nachteilsausgleiche erhalten zu können (um die du dich bemühst), bist du in der "Beweislast", auf welche Art und Weise du eingeschränkt bist, um dafür entsprechende Kompensationen vereinbaren zu können. Das ist systemisch immer noch maximal schwierig, weil Betroffene in der entsprechenden Situation zusätzliche Last erbringen müssen, hat aber nichts mit dir persönlich zu tun - die Sorge kann ich zumindest in diesem Punkt nehmen, das ist tatsächlich gängiger Standard. Auch meine Ärzt*innen finden das sehr aufwendig, aber niemand möchte dir damit das Leben zur Hölle machen, sondern es ist üblich, weil genauere Informationen passende Nachteilsausgleiche ermöglichen - eine reine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung mit Anfangs- und Enddatum hilft dafür nicht. (ich verlinke dir unten noch eine Infobroschüre zum Thema "Studieren mit Behinderung", da findest du genaueres auf S.98)
4. Gibt es bzgl. deines Studiums jemand anderen, der dich beraten kann? Fachberater*innen für deine Fächer? Eventuell Studierendenvertretung, die hier auch weiterhelfen könnte? Studiendekan*in?
5. Unis sind leider häufig nicht auf Studierende mit chronischen Erkrankungen vorbereitet. Das macht es nicht besser, aber vieles lässt sich auch klären, wenn man entsprechende Lösungswege proaktiv aufzeigt (auch, wenn das natürlich nicht deine Aufgabe sein sollte) - will heißen: ich möchte dir Hoffnung machen, auch wenn die ersten Reaktionen oft ablehnend sind - das spielt sich ein & im zweiten Semester läuft es oft deutlich besser.
6. Studium beenden oder abbrechen: hast du das mit deinen Ärzt*innen mal besprochen? Wie schätzen sie denn deinen Zustand und deine Prognose ein? Erachten sie ein Vollzeitstudium als realistisch oder würde es eher in Richtung Teilzeitstudium gehen?
7. Entlastung schaffen: welche Möglichkeiten gibt es hier kurz-, mittel- und langfristig? Rein von deiner Beschreibung her wirkt es nicht so, als ob du Pflege etc. noch nebenbei stemmen könntest. Gibt es hier Ansatzpunkte? Noten/ Studienerfolg: wie wichtig sind dir (sehr) gute Noten? Falls du jemand bist, die*der grundsätzlich immer mit Bestnote bestehen will (so bin ich auch) kann es auch eine deutlich entlastende Wirkung haben, sich auf das Bestehen statt auf Bestnoten zu fokussieren (nach dem Motto: besser ein 2er/ 3er-Abschluss, als gar kein Abschluss) - ist aber sehr individuell.
8. Es gibt den rechtlichen Anspruch auf Nachteilsausgleiche bei entsprechenden Erkrankungen. Eine wirklich gute Hilfe zu Beginn meiner Erkrankung (auch mitten im Studium) war die Broschüre "Studium und Behinderung" des Deutschen Studierendenwerks. Dort findest du zu beinahe allen Themen erste Impulse und Anlaufstellen, die dich auf dem weiteren Weg unterstützen können. Du findest sie unter folgendem Link: https://www.studentenwerke.de/…h-studium-und-behinderung
9. Ich habe nach wie vor Kontakt zu einigen Studierenden mit Behinderung und/ oder chronischer Erkrankung in verschiedenen Situationen. Wir haben auch eine Gruppe, wenn du dich auch austauschen möchtest & Interesse hast, meld dich gern per privater Nachricht.
Und insgesamt: es ist eine absolut schwierige Situation in der du gerade steckst. Ich wünsche dir von Herzen ganz viel Kraft, gute Beratung und Unterstützung und einen Weg, der sich für dich richtig anfühlt. Pass auf dich auf und sei wachsam bzgl. deines gesundheitlichen Zustands, falls du dich für's weitermachen entscheidest - Pausen sind okay und wichtig. Und: gib dir etwas Zeit für die Entscheidung, suche dir irgendeine Person in welcher Funktion auch immer mit der du reden kannst, die dir zur Seite steht und mit der du offen sprechen kannst. Wenn das an der Uni nicht möglich ist, dann ggfs. auch von außerhalb. Du musst da nicht alleine durch!
Alles Gute Dir!
JoyfulJay
Danke für die lieben und gut gemeinten Hinweise. Das bringt mir sehr viel! Lieben Dank.
1. Ehrlich gesagt bin ich an sich noch nicht aufs Studentenwerk an sich gekommen, habe aber ein bisschen Angst, dass die an den Berater verweisen, der so katastrophal war. Habe demnächst aber nochmal einen Termin mit dem Berater der Uni insgesamt (also dem psychologischen Berater).
2. Weil ich nicht weiß, ob das geht hintereinander.
3. Ich verstehe voll und ganz, dass keine Krankschreibung reicht, nur fand ich die Vorgehensweise der Uni schon etwas Schikane. Nicht das Attest an sich. Eher das Anerkennen des 2. Attests. Die wissen, dass ich länger fehle. Ich habe ihnen geschrieben, dass es auf dem Postweg unterwegs war und weil mir das komisch vorkam 2 Wochen später nochmal per Mail hingeschickt. Muss man da so sehr drauf herum reiten? Hätte man das nicht einfach anerkennen können und fertig? Ich finde es ungeachtet dessen auch echt ein Verlangen für einen Arzt sich mit vollem Wartezimmer noch hinzusetzen und 2 Seiten auszufüllen. Ob der Arzt das zeitnahe schafft ist jedes Mal wieder eine Zitterangelegenheit, denn wenn ich das Attest verspätet bekomme, fällt es auf mich zurück, denn ein Krankenschein allein wird nicht akzeptiert und es muss binnen 3 Tagen an der Uni sein.
4. Es gibt einen Fachberater, aber der hat mich schnell wieder an den Berater für chronische Erkrankungen verwiesen und wie katastrophal der ist, habe ich ja geschrieben.
5. Danke. Nur ist das nicht mein 2. Semester. Ich hab mehr als die Hälfte meines Studiums rum oder meinst du mein Krankheitssemester?
6. Nein, das war bislang nie Thema, weil es immer um meine akute Erkrankung geht.
7. Ich wäre froh mittlerweile, wenn ich einfach irgendwie durchkomme. Da meine Mutter auch noch krank ist, ist es mit der Pflege nebenher gerade echt schwierig.
8. Lieben Dank für die tolle Brochüre.
9. Das mache ich. Seid ihr auf facebook?
Danke für die lieben Worte. Ich tendiere schon zum weitermachen. Ansonsten wäre alles umsonst und das wäre echt schade.