Wenn Du glaubst, dass für alle 324 Berufe in D jeweils für fehlende Fachinhalte eine Kammer oder ein anderer Träger eine überbetrieblichen Lehrgang geschaffen hat, lebst Du leider im Wolkenkuckucksheim.
Den Ball kann ich nur zurückspielen. Die Kammer interessiert es noch, wie du die Inhalte als Betrieb vermittelt bekommst. Aber Fakt ist, dass Du als Betrieb die Inhalte vermitteln musst.
Die BKs sollen keine Prüfungsvorbereitung machen, sondern in eine ganz andere Richtung qualifizieren. Schade, dass Du es
1. in dieser Variante, bei die BS eine Prüfungsvorbereitung macht, als besser empfindest und
2. nicht erkennen kannst, dass die andere Berufsschule womöglich einen besseren Job machst, als Du denkst.
Ich meine hier nicht einmal fachliche Inhalte. Ich meine organisatorisches! Die BS-Lehrer sitzen im Prüfungsausschuss der Kammern, richtig?
Zum Beispiel:
- Ablauf, Termine
- Was benötige ich am Prüfungstag an Unterlagen/Formalien für die schriftl. Prüfung
- Was benötige ich am Prüfungstag an Unterlagen/FOrmalien/Gerätscahften für die mündlich-praktische Prüfung?
Wenn ein Prüfling vor dem PA steht, ohne diesem Wissen, dann ist's zu spät. Der Betrieb ist hier natürlich in der Pflicht. Aber die Berufsschule
weiß aus erster Hand was gefordert ist.
Ein echtes Beispiel:
Schüler der "nicht so guten" Berufsschule steht vor uns:
"Ihre Fragen im Fachgespräch waren aber wirklich sehr hart und tiefgehend, darauf war ich nicht vorbereitet".
Fragen waren zum IT-Grunschutz, nachzulesen beim BSI. Oder auch beliebt: Die gefrüchtete Datenschutzgrundverordnung.
Liegts am Prüfling? Liegts am Betrieb? Liegts an der Schule?
Die Schule hat im zweifel alles richtig gemacht, klar. Aber der Hinweis: "Hey, die Fragen ggf. auch über dein Projekt hinaus" wäre trotzdem nett gewesen.
Orakeln was der zuständige PA fragt, das verlangt keiner. Aber einheitlich-zentralisiert die Hinweise bzw. den Ablauf zu streuen, schadet wahrlich nicht, oder sehe ich das falsch?
Und nein, das ist nicht jedem klar. Und ja, der Betrieb kann das auffangen. Aber wenn der Betrieb das erste Mal ausbildet oder die Berufsschule, wie im Fall beschrieben, sich auch nicht zuständig fühlt weil geprüft im "anderen Kammerbezirk" wird, als die anderen 90% der Klasse..... Dann läuft da doch etwas schief, oder? Weil, Jede*r soll doch gleiche Chancen bekommen.
Reine Prüfungsvorbereitung kann ich Dir auch liefern. Dann brauche ich aber keine 3,5 Jahre. Das schaffe ich in einem halben Jahr! Da dort nur Wissen reproduziert wird: Kein Problem für mich.
Und für die Praxis ist ja dann der Betrieb zuständig.
Sorry, so funktioniert die duale Ausbildung in D nicht. Zum Glück. Dieses System wird aus andern Ländern hoch angesehen
Nennt sich Umnschulung. Geht 1 1/2 Jahre. Theorie/Fachwissen-Teil beim Umschulungsträger. Praxis im Praktikum. Durchfallquote bei uns in diesem Sommer deutlich über 50%. Warum?
- Betrieb nutzt Praktikanten als billige Arbeitskraft aus (wir im übrigen nicht! Bei uns werden Praktikanten hier in den normalen Azubiablauf aufgenommen gemäß ihres Wissenstandes/ihrer Ausbildungszeit, Rückwärtsgerechnet vom geplanten Prüfungszeitraum!)
- Umschulungsträger interessiert das nicht
Ja. Klassische, duale Ausbildung ist ein wirklich schönes System. Aber Praxisnah muss sie in allen Bereichen sein. Betrieb (ist klar und logisch!) aber
eben auch in der Berufsschule, da sind wir uns einig.