Beiträge von mel_burn

    Es war so klar, dass so ein Kommentar noch kommen musste a la „selbst schuld“.


    Mir ist durchaus bewusst, dass eine Verbeamtung auch Vorteile hat und man dafür auch Nachteile in Kauf nehmen muss.

    Allerdings schrieb ich auch, dass zumindest ich damals nicht über so einen Fall nachgedacht habe. Meine Lebenssituation war damals eine komplett andere.

    Es war auch für meine Planung nie vorgesehen, dass ich NRW mal verlasse. Schon gar nicht nach Bayern.

    Aber manchmal passieren im Leben halt Sachen, die man nicht auf dem Schirm hatte.

    Wenn ich eine andere erträglichere Lösung hätte, ich würd gar nicht darüber nachdenken mein NRW und meinen GL zu verlassen.

    Aus Elternsicht kann ich sagen, die armen Kinder.

    Mein Kind ist aktuell in der Q1 und sie kommt mit dem normalen Lernstoff schon kaum noch mit. Nicht weil sie den Stoff nicht versteht, im Gegenteil, sondern weil sie gar nicht soviel Zeit hat, um die Aufgaben angemessen und ausführlich zu bearbeiten.

    Ich habe allerdings (leider) auch ein unfassbar perfektionistisches Kind…


    Zum unterrichtsbezogenen Stress kommen ja auch noch die ganzen weiteren schulischen Aufgaben und Felder. Schule ist ja doch auch mehr als nur Unterricht.


    Anstatt die Kinder mit Tests zuzuballern und den Leistungsdruck um ein vielfaches zu erhöhen, sollte man die Zeit doch lieber für Unterrichtsinhalte nutzen.

    Wo gibt es solche Schulen?

    Dachte zumindest in Sachen Deutsch werden die Kinder nur mit Sprachtest eingeschult

    Ich arbeite an solch einer Schule, mitten im Ruhrgebiet in NRW ;)

    Wir haben auch Eltern, die selber nie eine Schule besucht haben.

    Elternbriefe geben wir teilweise mehrsprachig raus, damit alle Eltern die Chance haben sie zu verstehen.

    Kinder ohne einen Migrationshintergrund sind bei uns die Seltenheit. Wir haben über 30 verschiedene Nationen an unserer Schule, einen Migrationsanteil von über 90%.

    Viele unserer Kinder haben nie einen Kindergarten besucht, was sich besonders immer im ersten Schuljahr zeigt. Kinder, die noch nie eine Schere in der Hand hatten, die noch keine Händigkeit festgelegt haben, die keinen Stift halten können. Kinder, die nicht ihren Namen schreiben können oder bis 5 zählen können. Würfelaugen erkennen Fehlanzeige. 5 Minuten still sitzen und zuhören? Nie gelernt. Arbeitsanweisungen befolgen? Schwierig.

    Viele Kinder sind nach der Schule/nach der OGS oft sich selbst überlassen. Da sind wir um jedes Kind, welches die OGS besuchen kann, froh.

    BuT steht einem Großteil unserer Kinder zu, weil die Eltern entweder nicht arbeiten dürfen, können oder wollen.

    Viele Kinder stammen auch aus Großfamilien mit mehr als 4 Kindern Zuhause.

    Schulabsentismus ist bei uns ebenfalls ein großes Thema. Ebenso Pünktlichkeit morgens.


    Dazu kommen große Klassen mit bis zu 30 Kindern, wobei wir zuletzt immer bei 27 Schluss gemacht haben.

    In jeder Klasse sind Kinder mit sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf, von GG über Sprache/Kommunikation zu Hören, teilweise Sehen und ganz viel Lernen und Em-Soz.

    Besonders GG wird immer mehr. Wir haben im aktuellen 1. Schuljahr in jeder der vier 1. Klassen mindestens ein Kind mit einem sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung.

    Die Beantragung von Schulbegleitungen hat sich so enorm erschwert, dass viele der Kinder, die einen Bedarf haben, niemanden zur Seite haben. Ohne ICD-10 Diagnose keine Schulbegleitung - die Eltern schaffen es aber oft entweder nicht eine solche Diagnose einzuholen oder sehen die Problematik gar nicht erst ein.

    Das führt auch dazu, dass Therapien gar nicht erst angefangen werden. Wie oft durfte ich mir von de Eltern als sonderpädagogische Lehrkraft schon anhören, dass ich das doch einfach während der Schulzeit mit den Kindern machen solle - Logopädie, Ergotherapie…


    Achso, und natürlich haben die Klassenleitungen diese Klassen alleine! Doppelbesetzungen bestehen meist nur auf dem Papier, werden bei Vertretungssituationen sofort aufgelöst. Ebenso werde ich, wenn ich mal im Team in einer Klasse bin oder wenn ich laut Plan Kleingruppenförderung habe, oft zur Vertretung rausgezogen, so dass eine sonderpädagogische Betreuung und Förderung nicht durchgängig gegeben ist.

    Immerhin sind wir aber mit aktuell noch 4 sonderpädagogischen Lehrkräften gut ausgestattet - eine für jeden Jahrgang.

    Sind dennoch, besonders in der Schuleingangsphase, wo wir auch sehr viel präventiv sonderpädagogisch fördern, gerne um die 30 Kinder, die man da hat… Und das ist immer nur die Spitze des Eisberges.


    Also ja, solche Schulen gibt es. Und zwar nicht selten.


    Edit:

    Achso, und zum Thema Sprache und Einschulung: Für fast alle unsere Kinder ist Deutsch entweder die Zweit- oder sogar eine Fremdsprache.

    Wir machen mehr Wortschatzarbeit als wir eigentlich Deutschunterricht machen können. Dazu kommt dann oft eine geringe Merk- und Konzentrationsfähigkeit der Kinder.

    Ganz offen - erneut oder auch noch einmal bevor sie nicht mehr touren…

    Ich liebe Konzerte!


    Ich gehe lieber in Musicals als in Theater.


    Was ist deine Lieblingseissorte?

    Ich bin zwar nicht direkt angesprochen, aber werde mal konkret:

    Depressionen

    Bandscheibenvorfälle


    Gibt es Erfahrungen wie hier die Chancen stehen?

    Bisher war ich 2x länger wegen Depressionen raus, im Abstand von 6 Jahren. Beide Male habe ich eine Wiedereingliederung gemacht.

    Die erste musste ich leider abbrechen, doofes Timing meines Bandscheibenvorfalles. Ich fiel ein halbes Jahr aus, wegen OP und langer Reha.


    Und eben was passiert mit den Erfahrungsstufen?


    Wechsel von NRW nach Bayern, A13, sonderpädagogische Lehrkraft

    Oh man, das ist doch echt ein Kreuz mit dem Wechsel und allem was da dran hängt…

    Am Ende sind die Finanzen ja auch nicht unwichtig - und wenn man dann seine Erfahrungsstufen z.B. nicht mitnehmen kann…

    Schade, dass es einem da so schwer gemacht wird.


    Als ich damals verbeamtet wurde, hab ich natürlich über so etwas gar nicht nachgedacht.


    Verbeamtet sein hat ja einige Vorteile, aber in dem Fall ist man echt gea****t.

    Das muss man denke ich im Kontext der weiteren IT-Infrastruktur sehen. Auch Notebooks hätten bei uns keinen Zugriff auf das Verwaltungsnetzwerk, in dem Zeugnisprogramm u.ä. liegen. Dafür stehen genügend Workstations in der Schule zur Verfügung. Die Tablets sind eher für das mobile Arbeiten im Klassenraum in Kombination mit den dort vorhandenen digitalen Tafeln geeignet.

    Falls deine Antwort auf mein Posting gerichtet war:

    Wir nutzen ein Programm, welches man auf einem Rechner installiert. EasyGrade eben.


    Und wir haben nicht einmal durchgängiges WLAN in der Schule.

    Für mein dienstliches Arbeiten ist ein iPad einfach die schlechteste Wahl überhaupt. Ich muss weiterhin alle dienstlichen Arbeiten an meinem privaten Rechner erledigen.

    Wir haben übrigens auch nur einen einzigen PC für uns Lehrkräfte, der steht im Lehrer*innenzimmer und ist so alt, dass der mehrere Minuten zum hochfahren braucht. Mal davon ab, dass niemand den wartet oder sonst was.


    Digitale Tafeln sollen angeblich bald kommen - wie gesagt, mir würden magnetische Tafeln schon reichen. Und was soll ich mit einer digitalen Tafel ohne WLAN?


    Für mich gibts echt andere Prioritäten.

    Ich wäre ja schon froh über magnetische Tafeln oder zumindest mit Lineatur…


    Wir haben auch iPads mit Tastatur bekommen, aber ohne Stift.

    Allerdings für mich total sinnfrei, da ich z.B. auch AOSF Gutachten schreiben muss, und die Vorlagen dafür nur für Word oder als unhandlich beschreibbare pdfs vorliegen.

    Auch unser Zeugnisprogramm EasyGrade kann ich nicht über das iPad nutzen, ebenso wenig de WorkSheet Crafter, mit welchem ich den Großteil meiner differenzierten Materialien erstelle.

    Ich kann meiner dienstlichen Arbeit also mit dem iPad nicht wirklich nachkommen. Ein Laptop wäre da sinnvoller gewesen.

    Mal davon ab, dass die Speicherkapazität vom iPad ein Witz ist.

    An das Thema amtsärztliche Untersuchung hab ich gar nicht gedacht…

    Ich bin leider schon 2x wegen Depressionen länger ausgefallen und habe jeweils eine Wiedereingliederung machen müssen.


    Muss man sich dann Sorgen machen deswegen?

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