Ich bin jetzt mal ganz schonungslos ehrlich, aber "bzgl. Schularten ist sie sehr flexibel" ist für mich kein Qualitätsmerkmal, wenn es um die Tätigkeit als Lehrkraft geht. Anfangsunterricht ist etwas völlig anderes als Prüfungsvorbereitung in den diversen Schularten, die Tätigkeit als Förderschullehrkraft erfordert andere fachliche, didaktische und pädagogische Qualitäten als die als Gymnasiallehrkraft und die BBsen spielen irgendwie überall ein wenig mit. Dazu kommt, dass nicht jedem jede Altersgruppe gleichermaßen liegt: Manche sind großartig mit den ganz Kleinen, würden in der Mittel- oder Oberstufe aber womöglich untergehen, wohingegen manche Mittel- und Oberstufenlehrkraft keinesfalls jüngere SuS unterrichten möchte.
Wer so wenig Ahnung hat, wo eigene Stärken oder auch Interessen in diesem Berufsbild liegen wie deine Freundin ganz offenkundig noch, sollte sich schlichtweg auch die Zeit nehmen herauszufinden, wo diese liegen. Wenn du selbst Lehrkraft bist , sollte dir das aber doch bewusst sein, ebenso, wie dir zumindest das System Thüringens halbwegs bekannt sein müsste mit den dort vorhandenen Quereinstiegsoptionen oder täusche ich mich? (Wenn ja: In welcher Hinsicht? Dein Beruf oder dein Wissen?)
Zwei Master sind schön- zumindest als Zugang zum deutschen Schulwesen aber erst einmal irrelevant, da beide Abschlüsse keinen formalen Zugang zu diesem hierzulande recht umfassend in seinem Zugang reglementierten Berufsbild ermöglichen. Selbst ein Quereinstieg wird ohne UMFASSENDE Deutschkenntnisse (wir reden von C2-Kenntnissen, die nachzuweisen wären!) und ohne Nachstudium zumindest in den staatlichen Schuldienst unmöglich sein. Wenn sie das leisten möchte, super. Dann wäre es aber sicherlich effektiver direkt einen Lehramtsmaster nachzulegen mit Schulpraktika zur Orientierung, der dann auch einen Nachweis über die erforderlichen Deutschkenntnisse darstellt. Möchte sie das nicht, dann bleibt die Tätigkeit an Volkshochschulen (als Honorarkraft im Regelfall, sprich ohne KV), Nachhilfeinstituten oder privaten Schulen, die keine staatlichen Schulabschlüsse anbieten als Alternative zu einer anderen Tätigkeit.
Wenn deine Freundin wirklich gut ist in einem wirklich extrem gefragten Gebiet, dann klingt eine Promotion samt folgender Hochschultätigkeit nach einem durchaus realistischen Ziel, ansonsten sollte sie auch das insofern kritisch prüfen, als unbefristete Anstellungen zumindest an deutschen Hochschulen nicht allzu üppig sind in Relation zu den zahlreichen Menschen, die diese anstreben.
Ich bin keine Lehrkraft - es gibt noch andere Staatsdiener in diesem Land ;-). Aber danke für die ausführlichen Erläuterungen, die ihr sicherlich sehr weiterhelfen & es somit wirklich sinnvoller scheint, die Promotion anzustreben. LG