lilimarleen: Ich denke, dass du dich in einer wohlsituierten Blase bewegst. Ich lese bei dir keinen KFZ-Mechatroniker, Bäcker oder Rettungssanitäter heraus. Aus dieser Sicht sieht nämlich ein A12-Gehalt noch einmal ganz anders aus. Und selbst wenn jemand IT macht oder Anwalt ist, gehört man nicht automatisch zu den top 10% in der Branche - auch hier gibt es viel Mittelmaß.
Haha, nein, wirklich nicht, ich bin eines der wenigen "Arbeiterkinder" in unserem Beruf und in Teilen meiner Familie gelten Lehrer bis heute wahlweise als schrullige Besserwisser oder faule, überbezahlte Beamte. Aber Beispiele von Menschen, die nicht (!) studiert haben aus meiner "Blase" gibt es ebenfalls: Aussendienstler in der Baubranche, Berufsausbildung nach Abi und 20 Jahre im Job 8-10K/Monat+Dienstwagen; Flugbegleiterin (Pursor) quasi ohne Ausbildung (nur Trainings), knapp über 50 J., 6,5K bei 78 Flugstunden im Monat + erhebliche Überstundenzulagen; Versicherungsmakler, ebenfalls ohne Studium, keine Ahnung was er verdient, aber es ist VIEL mehr als A13; selbständige Heilprakterin ohne Abi mit "Zertifikat" (und vielen Lehrern als Kunden) ebenfalls mehr als A13, aber dafür halt auch selbständig, naja. Handwerksmeister im Freundeskreis haben ebenfalls mehr, Gesellen natürlich nicht, aber teilweise nah dran. Dass die Menschen in der Pflege und somit auch Sanitäter massiv unterbezahlt sind, ist keine Frage. Und ich möchte auch nicht tauschen. Bei Ärzten sieht das aber schon wieder anders aus. Ich sage nicht, dass wir Geringverdiener sind. Aber wenn ich von meinem A13 noch die Krankenkasse abziehe komme in in Bereiche, die viele Menschen auch locker ohne Studium erreichen. Ich liebe meinen Job über alles, verstehe aber, wenn es junge Menschen vor der Entscheidung zu einem Studienfach einfach abschreckt. A12 sind auf eine 40-Stundenwoche gerechnet je nach Steuerklasse und abzüglich Krankenkasse unter 20€ netto/Std. Eine Freundin von mir ist Hausfrau und putzt ab und zu, sie nimmt 18€/Std. Also bleibt man lieber nen Tag Teilzeit zu Hause und putzt selbst. Und im Ernst, als Lehrer kauft man sogar die Tackernadeln selbst. Ich gebe den SuS Eis aus, helfe mit Stiften, Heften, Bastelmaterial,... aus, und während viele Firmen es zu Weihnachten oder Urlaubsbeginn mal wertschätzungsmäßig krachen lassen (Stichwort Sommerfest oder Weihnachtsfeier), wird im Lehrerzimmer noch diskutiert, wer den Nudelsalat mitbringt und dass das Wassergeld (!) schon wieder leer ist.
Das ist irgendwie so ein Mythos, dass Lehrer gut verdienen. Nach 20 Dienstjahren und mit 3 Kindern vielleicht, da sind die Zuschläge halt echt hoch. Aber als Berufsanfänger ist es einfach nicht mehr attraktiv, wenn man vor der Wahl steht, auch was anderes zu studieren.