... vielleicht können die folgenden Gedanken einen Impuls setzen...
Ein vormaliger Schulleiter (inzwischen pensioniert) sagte mir kürzlich, er sehe ein Problem darin, dass häufig diejenigen den Beruf des Lehrers ergreifen, deren eigene "Schulbiografie" eher unproblematisch verlaufen sei. "Es ist ja oft so", führte er aus, "dass diejenigen auf die Idee kommen Lehramt zu studieren, die auf eine eher erfolgreiche Schulzeit zurückblicken und insgesamt positive und erfolgreiche Zeiten in der Schule erlebt haben".
Ich hielt diese seine Gedanken zuerst für trivial, aber dann wurde er deutlicher. "Viele, die später auf Lehramt studieren, waren früher gute oder sehr gute Schüler, die früh ein positives Verhältnis zu diesem Ort entwickelt haben, und die diese Erfahrungen gerne als Lehrer weitergeben möchten. Zudem kommen statistisch betrachtet viele Lehrer aus funktionierenden und unterstützenden Elternhäusern, in denen gute schulische Leistungen zugleich gefordert und honoriert werden.
Als Lehrer sind diese Menschen später jedoch überwiegend mit Kindern konfrontiert, die oftmals ungern zur Schule gehen und deren "Schulkarriere" oft schon in der Grundschule von zahlreichen Enttäuschungen, Niederlagen und Frustationen geprägt ist. Und das genau diese Kinder wiederum überdurchschnittlich häufig aus eher bildungsfernen und sozial schlecht gestellten Elternhäusern kommen, ist ja allgemein bekannt."
"Wie also", so fragte mein Gesprächspartner in die Runde, "sollen gerade diese Lehrer ein Schülerklientel verstehen und begleiten können, das ihnen fast naturgemäß fremd sein muss."
Eindrucksvoll!
Der pensionierte Schulleiter stellt eine gute und wichtige Frage. Allerdings erscheint mir die These der negativen Korrelation zwischen »guter Schüler gewesen sein« und »nun schwache Schüler verstehen können« untersuchungsbedürftig.