Beiträge von LyJean

    Aber da man sowieso nicht steril immun wird, sondern es um das Vermeiden schwerer Verläufe geht, macht doch wenn, nur die Impfpflicht für Ältere Sinn, oder nicht?

    Stimmt! Aber da kommt dann der Aufschrei "Diskriminierung aufgrund des Alters". Tatsachen hin oder her.


    Deswegen finde ich die Variante mit der Beratungspflicht (wie auch immer man das dann organisieren würde) charmant. Ich habe nämlich in einem Interview im Spiegel mit Intensivpflegern gelesen, dass die meisten Patienten, sogar welche, die da an der Beatmung hängen, sagen, es habe keinen speziellen Grund gegeben, sich nicht impfen zu lassen. Sie seien halt "nur nicht dazu gekommen", sie hätten "halt vorher noch in den Urlaub fahren wollen", keine Zeit, keine Lust, etc. Keiner der Patienten dieser Station hätte "Angst vor der Impfung" als Grund genannt...
    Das stimmt mich nachdenklich.

    Jetzt mische ich mich auch noch ein...
    Also ich BIN gerade in dieser Qualifizierungsmaßnahme.
    Ich bin eingentlich Diplom-Dolmetscherin für Englisch und Spanisch und habe 14 Jahre lang an einer Privatschule Englisch und zum Teil als Wahlfach auch Spanisch unterrichtet. Ich musste dort weg, warum, tut jetzt nichts zur Sache. Dachte "Super", endlich ein Zettel, auf dem steht, dass ich das kann, was ich seit 14 Jahren tue!"
    DIe Realität sieht anders aus.
    Ja, ich kann auch Mittelschüler (und in meinem Fall auch Grundschüler) gut unterrichten. Ob die Klassen jetzt "brav" sind oder nicht, das klappt ganz gut. Die Kollegen sind super, der Chef auch und ich werde kein bisschen von oben herab behandelt.
    ABER:

    Es gibt KEIN Seminar, wo ich Sachen wie das umfangreiche "Schriftwesen" erklärt bekommen hätte.

    Ich MUSS jede Woche einen Wochenplan, den auch andere Menschen verstehen, abgeben und (falls die Schulrätin kommt und das kann sie immer!) einen ausgearbeiteten Ablaufplan für JEDE Schulstunde, die ich zu geben beabsichtige, in meinen Ordnern haben. Dazu muss ich von JEDEM Schüler (insgesamt habe ich 108 Grundschüler und knapp 75 Mittelschüler) so ca. 10 Beobachtungen pro Halbjahr schreiben, JEDEN Hefteintrag korrigieren usw. Ist ein Schüler in Quarantäne, wird erwartet, dass ich online Material zur Verfügung stelle. Ich mag meine Schüler sehr und würde das sowieso tun, aber insgesamt habe ich kein Wochenende mehr frei und ich hechle mich durch von Ferien zu Ferien. Die 6 Hospitationsstunden im ersten und 4 im zweiten Jahr waren und sind oft meine Rettung, wenn ich sie zugunsten meiner Schüler schwänze und stattdessen schnell noch Kopien mache oder ein paar Hefte korrigiere. Manchmal muss ich in der Zeit aber auch Vertretungen für kranke Kollegen übernehmen. Inzwischen bin ich selber krank geworden. So viel Arbeit unter so viel Leistungsdruck - ich persönlich packe das nicht mehr. Vielleicht erhole ich mich und kann das Programm noch bis Juli durchziehen, aber dann gehe ich entweder in Teilzeit oder wieder an eine Privatschule.


    Noch ein paar Infos: Sei dir bewusst, typische Mittelschüler machen NICHTS von selber, auch keine Hausaufgaben! Man muss alles vorkauen und nachprüfen und leider (was mir jetzt so gar nicht liegt) mit Druck einfordern.


    Außerdem wichtig vorher zu realisieren:

    Im Durchschnitt die Hälfte der Klasse hat einen Migrationshintergrund und in jeder meiner Klassen sitzt mindestens 1 Schüler (in einer Klasse sogar 3); die kein oder nur sehr rudimentär Deutsch sprechen und meist auch kein Englisch. Muttersprachen sind Farsi, Dari, Paschtu, Persisch, Vietnamesisch, Arabisch, Türkisch, Kroatisch/Serbisch, Albanisch oder sonst eine Sprache, die ich nicht kann.

    Es wird trotzdem erwartet, dass du sie unterrichtest, wie auch immer.


    Viele Schüler, die an der Mittelschule gelandet sind, "hassen" (Zitat) die Schule oder haben sich längst die "ich-bin-eh-zu-blöd-Schublade" einsortiert. Da ist es bequem, da muss man nix tun... Zum Glück kriegt man den einen oder die andere da auch wieder herausgelockt.

    Ja, man macht viel Beziehungsarbeit und nur sehr wenig Stoff, den man zudem zig mal wiederholen muss. Aber als Fachlehrer hat man dazu eigentlich zu wenig Zeit. MAn rennt ja ständig von einem Klassenzimmer ins nächste, bzw. in meinem Fall auch noch an die zweite Schule.

    Probendurchschnitte von 3,5 bis 4,5 sind eher die Regel als die Ausnahme. Also wenn du von einer privaten Realschule kommst, musst du dich schon sehr umstellen! Und es hilft dir dabei in der Regel keiner.


    Wenn die Schulrätin dann kommt, hast du Glück, wenn sie dich nur freundlich auf deine 135 Versäumnisse hinweist. Wenn du Pech hast, wie ich, kommt sie in der letzten Schulwoche des Jahres, in der du nichts mehr vorbereitet hast und macht dich nieder, weil die Stehgreif-Stunde, die du aus dem Ärmel zauberst, nicht gut gelaufen ist...

    Außerdem bitte nicht vergessen: Du muss auch eine echte Lehrprobe absolvieren, irgendwann im letzten der 4 Halbjahre. Den Termin bekommt man etwa 2-5 Tage vorher. Das habe ich nach dem ersten Jahr erfahren...

    Das ganze Programm ist mit der heißen Nadel gestrickt. Es bietet die Chance auf die allgemeine Genehmigung als Fachlehrer. KLASSLEHRER KANNST DU DAMIT NICHT WERDEN, SOWEIT MIR DAS GESAGT WURDE!!! Aber es ist hart und eine Verbeamtung ist absolut ausgeschlossen.

    Deine Berufserfahrung kansnt du dir übrigens anrechnen lassen (Arbeitszeugnis nötig). Dann bekonnst du deutlich mehr Geld!

Werbung