Beiträge von mjisw
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Mich hat halt interessiert, woher dieses stereotypische Denken stammt.
Stereotype Denkweisen entstehen vielfach ausgehend von tatsächlichen Problemen etc. Das Problem an ihnen ist, dass sie charakteristisch verallgemeinern.
Sicher gibt es an Berufsschulen auch schwierige Bildungsgänge und schwierige Klientelen. Das ist wohl kaum von der Hand zu weisen.
Was bei Hessen im Hinblick auf die Zahlen beim Vorbereitungsdienst auch zu berücksichtigen ist: In Hessen braucht man eine berufliche Fachrichtung, um den Vorbereitungsdienst an einer Berufsschule ableisten zu können. Das ist in anderen Bundesländern nicht so. Und diese beruflichen Fachrichtungen korrespondieren nicht unbedingt mit den Fächerwünschen/Interessen der Studenten. Wenn man halt unbedingt Englisch und Philosophie studieren möchte, studiert man nicht Berufsschullehramt - zumindest nicht in Hessen.
Das Angebot an studierbaren beruflichen Fachrichtungen ist an vielen Unis auch eher klein. An meiner gibt es z.B. drei studierbare Fachrichtungen, wovon zwei sehr technisch und eine recht naturwissenschaftlich sind - das kommt für viele dann nicht in Betracht. Ein weiteres Hindernis ist das einjährige berufliche Praktikum in dem jeweiligen Bereich (oder Berufsausbildung etc.), das man für das jeweilige Fach (idR vor Studienbeginn) vorweisen muss.
Berufsschullehramt studieren - zumindest hier - also eher Personen, die schon eine Ausbildung gemacht haben oder unbedingt in den einen speziellen beruflichen Schulbereich wollen. Somit sind die niedrigen Quoten in Relation zur Zahl der Gesamtlehramtsstudierenden nicht wirklich verwunderlich, finde ich.
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Besonders die Fächer Geschichte, SoWi, Politik und Erdkunde sehe ich als Zweitfach eher kritisch... Das sind Fächer, die jeder "mal so nebenbei" auch unterrichten könnte, da hier meistens das Allgemeinwissen reicht bzw. es nicht sehr intensiv ist sich in das Thema einzulesen.
Ich würde da widersprechen. Aber es kommt natürlich auch immer auf die Klassenstufe und die Schulform an.
Unterrichten können, so dass es irgendwie klappt, ist eine Sache. Ich würde mir bis zu einer bestimmten Jahrgangsstufe, je nach Fach - mit Ausnahme einer zweiten Fremdsprache - auch zutrauen, eigentlich jedes Fach in der Sek 1 zu unterrichten (sehr wenige auch fachfremd in der Sek 2). Wie gut der Unterricht dann nachher aber ist, also wie viel die SuS dann auch nachhaltig davon mitnehmen, ist eine andere Sache. Denn wie du ja selbst anmerkst, die Fachdidaktik ist da auch sehr wichtig.
Wenn es nicht anders geht und Leute dann solche wie die genannten Fächer fachfremd machen und mit der von dir geschilderten Einstellung da ran gehen, dann sieht der Unterricht auch meistens entsprechend aus...
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Dein Einfluss könnte im Vergleich zur "biodeutschen" Lehrkraft ein ganz besonderer sein. Unterschätze das nicht.
Naja, ich habe noch nie verstanden, warum es ein Arzt-Sohn mit iranischem Migrationshintergrund schwerer haben soll als ein deutsches Kind aus einer Hartzer-Alkoholiker-Familie im Brennpunkt, und warum diese vermeintliche Vorbildfunktion immer nur Lehrkräfte mit bestimmten Migrationsattributen betrifft. Was da in solchen Fällen stattfindet ist doch einfach eine sehr infantile Art der Projektion - wobei ich nicht ausschließen will, dass sie vielfach Wirkung zeigt (sie geht nur oft an der Realität vorbei).
Was ist denn diese biodeutsche Lehrkraft (ich weiß, war in Klammern)? Eine Lehrkraft mit kaukasischem Teint, die fehler- und akzentfrei Deutsch spricht? Puh, da die "biodeutschen" offenkundig zu identifizieren, dürfte in ganz, ganz vielen Fällen echt schwer werden.
Gebraucht werden gute und engagierte Lehrer - wo die herkommen und welche Hautfarbe die haben, sollte dabei sowohl in die eine als auch in die andere Richtung keine Rolle spielen, außer man möchte weiter das Narrativ bedienen, dass Migranten aus bestimmten Ländern oder Kulturkreisen hier systematisch benachteiligt werden.
Also lass dir keinen Quatsch erzählen. Du solltest dich genauso an Gymnasien bewerben. Wenn du absolut keinen Bock auf Oberstufe hast, ist das ein valides Argument, aber der Blödsinn, dass du fürs Gym nicht geeignet wärst, ist es auf jeden Fall nicht!
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Man muss dann aber natürlich kräftig Werbung für das Fach in der Sek I machen,
Zum Beispiel mit einem Schüleraustausch ins alte Rom.
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Nachfrage schon, aber die Dropout Rate wäre sicherlich auch groß, denn wenn Leistung gefragt ist, ist es schon recht schwierig und viel zu lernen.
Man müsste es natürlich auf einem deutlich grundlegenderen bzw. niedrigeren Niveau ansetzen als Französisch, Spanisch, Latein - das ist klar.
Ähnlich spanisch, was auch mehr als vamos a la Playa ist und dann trotzdem gerne zum Hassfach wird.
Also ich hatte drei Jahre Spanisch in der Oberstufe, weil ich die zweite Fremdsprache nachholen musste und ich fand es ehrlich gesagt nicht übermäßig schwer. Bis auf die Elf (wo ich noch eine andere Lehrkraft hatte, die einen eher motiviert hat), habe ich kaum was für das Fach gemacht und bin trotzdem immer gerade so durchgekommen. Das mag aber von der Lehrkraft abhängen und ist bei mir auch schon ne Weile her. Auch war es halt ein berufliches Gymnasium, wo die Leute massenweise die zweite Fremdsprache nachholen - da hat man u.U. beide Augen bzw. Ohren zugedrückt.
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Wenn noch weitere moderne Sprachen zur Auswahl stehen würden, bin ich mir sicher dass noch weniger Latein wählen würden.
Vielleicht mal Türkisch.
Nee, im Ernst. Ich glaube, dass auch für Japanisch z.B. durchaus eine große Nachfrage vorhanden wäre. Unheimlich viele Kids stehen auf dieses Anime-Zeug und so.
Ich persönlich fände auch Niederländisch oder skandinavische Sprachen interessant. In SH kann man an einigen Schulen zumindest Dänisch lernen.
Es wird immer irgendwo Glück bleiben. Gibt es in NRW denn auch so eine Wartelistenregelung wie in Hessen, also dass man nach vier oder fünf Jahren auf der Liste sich wieder neu draufsetzen lassen muss und man mit jedem Jahr auf der Warteliste einen Bonus auf die Note bekommt? Werden Vertretungsstellen auch angerechnet?
Dann wäre es neben deiner Gesamtnote auch zu berücksichtigen, wo du dich gerade auf der Liste befindest.
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Ich bin mir sicher, dass noch mehr SuS Latein und Griechisch wählen würden, wenn das an mehr Schulen zur Auswahl stünde.
Griechisch bedeutet dann m.W. Altgriechisch und das ist dann sogar noch deutlich sinnfreier (im Hinblick auf eine lebensnahe Anwendbarkeit) als Latein, außer man möchte mal Platon oder so im Original lesen. Humanistischer Bildungsansatz halt...
Latein ist wenigstens noch vorteilhaft für Studiengänge wie Medizin und Jura - oder einfach zum Klugscheißern.
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Als ich begonnen habe zu studieren (D/G GY BY) wurde uns in jeder VL am Anfang des Semesters gesagt, wie mies unsere Jobchancen wären.
Als ich ins Ref ging, waren wir drei (!) Deutschrefis. Nächsten Durchgang gibt es an meiner ehemaligen Seminarschule kein Deutschseminar, weil es zu wenige Refis gibt.
Da besteht bestimmt ein klarer Zusammenhang in diesem Fall.
Aber, dass das an den meisten Unis auch so ist, wage ich mal zu bezweifeln bzw. hoffe, dass es nicht so ist.
Bayern ist auch ein Sonderfall, was die Einstellungen in der jüngeren Vergangenheit angeht, das muss man denke ich auch berücksichtigen.
Die Angst des TE würde ich aber auch eher als unbegründet ansehen.
Was den Zyklus angeht. Ich fand immer, dieser Artikel bringt es ganz gut auf den Punkt: "Lehrer sind keine Schweine" (also zumindest die meisten nicht
https://www.dw.com/de/arbeitsl…z-lehrermangel/a-50397790
Dort kommt man unter anderem zu dem Schluss:
"Das Problem ist offensichtlich: Lehrer sind eben keine Schweine und lassen sich nicht nach Bedarf heranzüchten. Die Berufswahl in Deutschland ist nach Artikel 12 des Grundgesetzes frei. So attraktiv eine Beamtenstelle am Gymnasium – mit gutem Gehalt, lebenslanger Jobgarantie, interessanten Unterrichtsinhalten und vermeintlich gesitteten Jugendlichen – auf Abiturienten wirkt, so abschreckend scheint die Vorstellung zu sein, sich mit Kleinkindern und womöglich sogar Problem-Teenagern herumschlagen zu müssen – und das für ein spürbar geringeres Einkommen."
Ich denke, das kann man uneingeschränkt so unterschreiben.
Auch wenn man einiges sicher relativieren kann, erscheinen mir die Schlussfolgerungen schon im Großen und Ganzen zutreffend. Was man natürlich nicht einpreisen konnte, ist der aktuelle starke Zustrom vom Menschen aus der Ukraine. Das wird für viele Gym-Lehrkräfte die Einstellungschancen klar verbessern, reißt aber anderswo bereits bestehende Lücken noch weiter auf.
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Außer dem oben Gesagten: Ich kenne eine EH-Schule, die jedes Mal die 112 gerufen hat, wenn ein Kind ausgerastet ist. Ist natürlich nicht überall üblich, aber möglich.
Wäre nicht eher die 110 angebracht? Oder kommen bei 112 dann die netten Männer mit der speziellen Jacke und der Beruhigungsspritze?
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Sopäd beschränkt dich halt auf Schulformen, die das Fach anbieten oder auf die unterstützende Arbeit an Brennpunktschulen (was psychisch durchaus belastend sein kann)
Verwechsle hier mal nicht den Berufsschullehrer für Sopäd mit dem Sozial Arbeiter.
Dass jemand mit Fachrichtung Sopäd als Sozialarbeiter an eine Brennpunktschule kommt (außer vielleicht, er will das unbedingt - aber auch dann fehlt ihm die staatliche Anerkennung, die evtl. nötig ist), halte ich für ausgeschlossen.
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Mal ne andere Idee:
Wie wäre es, wenn du Sopäd, {ein beliebiges Fach - kann auch Französisch sein, wobei dann halt auch der Korrekturaufwand wahrscheinlich nicht gering ist} und DAF studierst?
Da Sopäd nur an wenigen Studienorten angeboten wird, dürfte es mit dem Fach kein so großes Problem sein, eine Planstelle zu finden, wenn man nicht direkt im Einzugsgebiet der Uni bleiben will --> damit hättest du also die Sicherheit, die du dir wünscht. Und mit DAF hättest du Deutsch in einer besonderen Form, und an Berufsschulen wird das ja auch vermehrt angeboten. Du bräuchtest "nur" noch ein weiteres Fach, da man DAF m.W. nur als drittes Fach studieren kann.
Du hattest ja glaube ich auch mal Philosophie genannt bzw. käme das für dich infrage? Denn das ist - zumindest in meinem BL - eigentlich auch recht gesucht an Berufsschulen.
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Uni Lüneburg und Uni Osnabrück
Außerdem Tübingen, Bamberg und Dresden.
Mehr gibt es m.W. tatsächlich nicht, außer da wurde in den letzten Jahren noch anderswo einer akkreditiert.
EDIT: Und Dortmund, also sechs.
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E-Technik und Maschinenbau kann man noch an anderen Unis als berufliche Fachrichtung studieren.
Ja, an meiner z.B.
Wird an recht vielen Unis angeboten - ist wahrscheinlich nötig, um den Bedarf halbwegs decken zu können. Bei Info kann man hingegen auf die Leute mit Gym-Lehramt zurückgreifen.
Und sowas wie Sozialpädagogik z.B. wird in Hessen nirgendwo angeboten, da sind wir komplett abhängig von Absolventen aus anderen Bundesländern oder Quereinsteigern. Es gibt aber auch deutschlandweit nur fünf Unis, die das anbieten, soweit ich mich erinnere, obwohl das Fach ja schon in recht vielen Bildungsgängen angeboten wird.
Hätte eine Uni in meiner Nähe es im Angebot gehabt, hätte ich es wahrscheinlich studiert. Noch einfacher kann man an ne sichere Stelle als Studienrat kaum kommen.
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An genau einer Uni in Hessen gibt es Informatik als berufliche Fachrichtung. Das ist die TU Darmstadt.
Hatte ich jetzt auch im Hinterkopf. War mir unsicher, ob evtl. noch woanders.
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Okay, dann ist das in Bayern vielleicht anders. In Hessen sowie in anderen Bundesländern ist es recht üblich, dass Gym-Lehrer an staatlichen Berufsschulen arbeiten (ohne weitere Qualifizierungsmaßnahme) - Info gibt es zwar an manchen, wenigen Unis auch als berufliche Fachrichtung, aber insgesamt wird der Bedarf eher durch Gym-Absolventen gedeckt, würde ich meinen.
Da müsste ply halt schauen, ob es in Bayern wirklich eine Regelung gibt, die das erschwert oder unterbindet.
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Werden in Bayern keine Leute, die Info auf Gym studiert haben, an der Berufsschule eingestellt? Muss man es dafür extra als berufliche Fachrichtung belegt haben?
Wenn die Module sich großteils bzw. komplett überschnitten haben, dann musst du halt die Module nachholen, die dir noch fehlen. Wie es mit dem Zweitfach aussieht bzw. wie viel du dir da anerkennen lassen kannst, ist halt die Frage.
Frag am besten beim Kultusministerium nach, dann kannst du sicher besser beurteilen, was für dich Sinn macht.
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Sicher, ich hab in Informatik und Mathe nur die Sek I Prüfungen gemacht. Das Studium selbst war parallel zum Bachelor/Master, klar mit weniger Veranstaltungen.
Ich verstehe immer noch nicht ganz. Was meinst du mit "parallel zum Bachelor/Master"? Was ich meinte, war, ob du einen anderen Studienabschluss neben den Sek 1-Prüfungen hast, z.B. in Informatik.
Zumindest in meinem Bundesland haben Mathe und Info auf Sek 2 nur ganz wenig mit den Pendants auf Sek 1 zu tun, was die Module angeht. Gibt es da bei dir denn große Überschneidungen?
Du müsstest also wahrscheinlich viele Module nachholen oder sie dir irgendwoher anerkennen lassen, sofern möglich.
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- Ich würde in ein anderes Bundesland wechseln, wenn der IT/Informatik Unterricht spannender wäre, vielleicht gibt es ja auch eine Schule, deren Konzept genau in diese Richtung geht.
Was man als spannender empfindet, ist natürlich subjektiv. Die Kerncurricula der einzelnen Bundesländer kannst du dir ja mal anschauen. Dass Informatik in der Schule viel mehr als "nur" Programmieren umfasst, dürfte klar sein.
An einer Berufsschule im Bereich der Ausbildung - z.B. von Fachinformatikern - wärst du mit deinen Kenntnissen sicher gut aufgehoben.
Was für einen Abschluss hast du denn?
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