Beiträge von c. p. moritz

    Asbest ist auch kein Problem wenn es verbaut ist. (Hervorhebung von mir).

    Ein großes Wort gelassen ausgesprochen. Ich muss nächste Woche vielleicht doch noch einmal ein paar Fotos von unseren Decken und Wänden machen.

    Einer meiner Kollegen (Ex-NVA-Offizier), der russisch kann und seine ehemaligen "Waffenbrüder" kopfschüttelnd beobachtet, meinte, Putin spiele schon mit dem Andenken an die Entnazifizierung 1945ff. Ich bin mir auch angesichts der jährlichen stattfinden Feiern in Russland dazu sehr sicher, dass nicht nur im Sinne "Feind Russlands" gedacht wird. Auch im Deutschen hat das Wort "Nazi" je nach Kontext ebenfalls weitere Konnotationen und meint nicht nur Anhänger*innen des Nationalsozialismus zur Zeit des "Dritten Reiches".

    Na gut ... Was das Gebäude hier betrifft: Reisst es einfach ab und baut ein neues. Bitte. Schnell.

    Ich wurde 2011 von unserer Schülerzeitung interviewt und wurde gefragt, welche Verbesserungen es für unsere Schule aus meiner Sicht gebe.

    Meine Antwortseinerzeit: "ihr Totalabriss".


    Jetzt, 2023, bekommen wir ein Zusatzgebäude mit gaaaaaanz modernem Eisspeicher, aber die alten Gebäude (Asbest, Gammel, Gammel, Gammel) werden nur saniert. Wir dürfen in der Zeit in ein Containerdorf ziehen.

    Beim Stichwort "Container" bin ich stark getriggert, denn 2008 erhielten wir als Interimslösung(!) 4 schicke rote Baucontainer, die fortan den offiziellen Namen "Pavillons" erhielten. Dieses Euphemismus habe ich mich immer erwehrt und explizit von "Containern" gesprochen. Mir wird angst und bange, wenn ich die kommunale Definition von "Interim" bedenke und hochrechne ... In Analogie zu den roten Boxen wäre ich dann 65 und schon längst in einer der spezialisierten Kliniken für ausgebrannte Lehrkräfte.

    Ich glaube nicht, dass er selbst daran glaubt, ich glaube aber, dass er aufgrund seiner geistigen Verhaftung in der Vergangenheit glaubt, dass das Narrativ zeitgemäß ist und seine Sache bei der Bevölkerung legitimiert.

    Die Legitimierung scheint in der breiten Masse der Russen sogar zu funktionieren.

    Gehen wir einmal weg vom Glauben und nehmen seine ausführliche Rede zu den territorialen und politischen Ansprüchen der ehemaligen SU bzw. des Zarenreiches. Dann gibt es schon starke Indizien dafür, dass er sein Hegemonialstreben für legitim hält: https://www.deutschlandfunk.de…-ukraine-analyse-100.html


    Was die Entnazifizierung angeht, kann ich mich nur wiederholen: Da bedient er in der Tat einen Diskurs, der recht unreflektiert die angeblich "antifaschistische Haltung" der SU, die sich bis heute nur als Befreier sieht (was zu einem großen Teil stimmt) und nicht auch als aggressive Großmacht.

    Der glaubt das doch wirklich, dass er das darf, oder?

    Ich fürchte, dasss er es tatsächlich für legitim hält.

    Ob er an seine eigene Propaganda über die "Entnazifizierung der Ukraine" glaubt, weiß ich allerdings nicht.

    Ich nehme unser marodes Schulgebäude immer als Beispiel für eine Überrestquelle im Geschichtsunterricht. Was werden spätere Generationen über die Wertschätzung von Bildung im 21. Jh. aufgrund archäologischer Ausgrabungen - hier: unserer Schule - erfahren:


    Asbest, OHP, Unterricht in Baucontainern, beengte Platzverhältnisse, Beton, alles in Grau, unergonomische Möbel, Toiletten ohne Trennwände oder Klobrillen ...


    Und nun: Was erfahren die Nachgeborenen über die Wertschätzung des Kapitals - hier: Banken- und Verischerungsgebäude:

    State-of-the-Art-Technik, Granit, Marmor, Pavillons, großzügige belichtete Räume, gern nach Feng Shui, ergonomische Möbel, klassische Musik aus Bose-Lautsprechern im Wohlfühl-WC ...

    Wir sollen ja hier nicht auf Grammatikfehlern rumreiten, aber wenn ein angeblicher Fremdsprachenlehrer solche Fehler macht, hab ich sowieso meine Zweifel an der Schreibberechtigung.

    Ohne mich jetzt für die Person inhaltlich auszusprechen, finde ich diesen Hinweis tatsächlich etwas neben der Spur, da "m" und "n" auf einer QWERTZ-Tatstatur bekanntlich nebeneinander liegen und hier in Anbetracht des sonstigen Rechtschreib- bzw. Grammatikverhaltens des Kollegen eher von einem Tippfehler auszugehen ist denn von einem Grammatikfehler.


    P. S.: Nicht, dass nicht noch weitere zu finden wären, aber Dativ vom Akkusativ nicht unterscheiden zu können, ist eine andere Dimension, finde ich.

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