Es ist immer wieder erstaunlich, in was für einer Wohlstandsbubble viele Kolleg*innen leben.
Nach einigen Rechenmodellen hier müssten wir, 4 -köpfig, Kinder 8 und 10, schon längst zum Prekariat gehören - nicht zuletzt im teuren Speckgürtel von HH mit seinen horrenden Mieten. "Vielleicht" liegt es aber auch daran, dass wir Luxus- von echten Problemen unterscheiden können und unser beider Familien unstudiert und ohne Abitur sind und wir einen etwas solideren Bezug zur gesamtgesellschaftlichen Realität besitzen.
Ich arbeite zu 3/4 mit A14, denn meine Ansicht war schon immer, dass ich Kinder nicht von 7.30 Uhr bis 17.00 Uhr in staatlicher Obhut wissen, sondern selbst wenigstens einen geringen Anteil an ihrer Entwicklung haben möchte. Meine Frau ist (ja, das gibt es) keine Kollegin, sondern mit einer halben Stelle Krankenschwester auf einer Intensivstation.
Empfinde ich uns als arm? Nein. Allerdings gehören mehrere Urlaube pro Jahr mit (Fern-)flugreisen, 2 Autos, große Autos, mehr Kleidung, als man tragen kann, Essen gehen oder eine Immobilie in eigenem Besitzt nicht zur Definition von "nicht arm".
Ferner: Wenn ich mir durchrechne, was ich im Gegensatz zu meiner Frau verdiene, deren Ausbildung auch immerhin 5 Jahre gedauert hat und die bald 30 Jahre Berufserfahrung besitzt, und dass meine Fehler im Schulalltag, wie bspw. das Übersehen eines Übersetzungsfehlers bei einem AcI, lächerliche Effekte haben im Vergleich zu den Arbeitsumständen in einem privaten Krankenhaus, wo regelmäßg Menschen sterben, werde ich meist schnell demütig. Und nein: Meine Auffassung von Whataboutism ist eine andere - bevor dieser obligatorische HInweis kommen sollte.
Den besten Beitrag zur angeblichen Übervorteilung Kinderloser hat m. E. Wolfgang Autenrieth dazu verfasst und dem möchte ich nur hinzufügen, dass die Vorstellung, Kolleg*innen mit Kindern bekämen Kinder aus Wohlstandsüberlegungen heraus, so dermaßen lächerlich und realitätsfern ist, dass schon dieser eine Satz darüber verschwendete Energie und Zeit ist.
Edit: Ich habe mich schon öfter gefragt, woher diese Aversionen gegen Kinder von einigen Kolleg*innen kommen. Sind Sie Lehkräfte geworden, weil sie Kinder so sehr hassen, oder ist es das Ergebnis ihrer mehrjährigen Berufstätitgkeit?