Also, ich denke schon, dass Rechtschreib-, Grammatik- und damit auch Formulierungsprobleme in dem Maße, wie Du sie beschreibst, in der 8. Klasse normal sind oder sein können.
Das ist ja noch an der Berufsschule so, zum Teil auch in realschulvergleichbaren und sogar "besseren" Bildungsgängen - was allerdings auch nicht pauschal so dahin gestellt werden darf.
Eine Patentlösung zur Verbesserung dieser Situation habe ich leider auch nicht, ist sie ja auch dadurch erschwert, dass eine starke Binnendifferenzierung in Deiner Klasse "von Nöten" scheint.
Einzelne Sequenzen zu ausgewählten Rechtschreib- und Grammatikproblemen verpuffen auf jeden Fall - das ist meine Erfahrung - sogleich, wenn sie nicht ständig eingebaut, reaktiviert und schließlich habitualisiert werden: Da reicht kein gelegentliches Ansprechen, ich denke da viel mehr an Rituale und fest im Klassenraum aufgehängte Regelplakate.
Wahrscheinlich müsste man die Klasse in diesem Sinne völlig neu damit tapezieren, aber eine Beschränkung auf einzelne - für viele Schülerinnen schwierige - Aspekte ist hier auch ratsam: Das können pragmatisch formulierte (wenn möglich mit Pfeilen und Bildern verdeutlichte) Regeln der Herleitung sein (Singular, Pluralbildung), das können z.B. Regelungen zur Konsonantendopplung (oder -nichtdopplung) in Korrespondenz zur Vokallänge sein--> Letztere betreffen die Zshg. von Aussprache und Schreibung, welche sich z.B. bei Schülerinnen mit russischem Sprachhintergrund schwierig gestalten, aber eine recht griffige Regel darstellen.
Nichtsdestotrotz: Für viele Schüler ist ein Rechtschreibangebot (DAF/DAZ) oft ratsam (auch für deutsche Schülerinnen ohne Migrationshintergrund....).
Klasse 8: Vor diesem Hintergrund denke ich auch, dass Motivation die wichtigste Brücke ist zu einem kleinschrittigen Lernerfolg: Reiner Rechtschreibunterricht ist unheimlich öde, auch für den Lehrer, egal ob mit Stationenlernen oder frontal: Das hält keiner lange durch, zumal es ja auch noch andere Lehrplanaspekte gibt.
Deswegen: Ritualisiere ggf. gewisse Regelanwendeungen oder auch ganz kurze Übungen zu Beginn jeder Unterrichtsstunde? Oder einmal die Woche 20 Minuten?
Rituale erleichtern das Leben.
Des weiteren: Lasse sie vielleicht eine Zeitung erstellen, für die sie Interviews mit Tonband aufnehmen und schließlich verschriftlichen, für die sie Sachtexte, Glossen und Kommentare schreiben, die dann natürlich in der Endfassung nach einigen Überarbeitungen richtig sein sollten (sonst wird's ja peinlich!), lass sie Raptexte schreiben... oder noch einfacher: Lies viel mit ihnen. Im Grunde ist das eine der besten Ideen: Vielleicht kann man das auch ritualisieren: Zu Beginn jeder Woche (Du hast in der Sek I wahrscheinlich mehrere Deutschstunden/Woche, oder?) lest ihr eine Kurzgeschichte, einen kurzen Text, vielleicht sogar aus der Bravo, wechsel die Textsorten, bleib verbindlich, dass jeder lesen muss - und die Lesemethode (Sch. formulieren selbst Fragen zu einem Abschnitt, andere müssen sie beantworten) vollbringt ihr übriges. Motivation ist wirklich der wichtigste Aspekt: Rechtschreibung ist ja kein Selbstzweck, wogegen Grammatik ja noch wesentlich stärker das Verstehen betrifft: Warum ist es wichtig, angemessen zu sprechen? Da gibt es ja 1000 Gründe, von denen aber zuerst einmal nur 5 oder 6 für SChüler der 8. Klasse relevant sind: Ein schlechter Raptext ist peinlich, wenn die Parallelklasse über unseren fehlerhaften Text in der Klassenzeitung lacht, ebenso: Und die Dr. Sommer-Fragen (falls Du dich an ausgewählte herantraust) können ja sprachlich und inhaltlich auch mit Fachlexikon-Texten verglichen werden.
Naja, ist schon schwierig, das weiß ich selbst..
Von der Idee, Rechtschreib- und Grammatikprobleme im Rahmen einzelner Unterrichtsreihen wirksam ausschalten zu können, hab ich mich mit meinen 2 Stunden pro Woche jedenfalls weitgehend verabschiedet..
Schönen Gruß
Bob