Beiträge von MLSek1

    Das ist schon sehr knifflig. Ich war an einer heftigen Brennpunkt-WRS, aber das von dir geschilderte S.-Verhalten in Kombination mit langer Wartezeit fürs Nacharbeiten, fehlendem Leistungsanreiz UND keiner / minimaler Kommunikationsmöglichkeit mit den Eltern ist tatsächlich maximal bescheiden. Ich wüsste ehrlich gesagt auch nicht, wo ich da noch ansetzen soll. Und vermutlich kommen auch die erprobtesten Sek-1-Brennpunkt-Kollegen hier an ihre Grenzen. Ich hoffe, dass ich mit meiner Einschätzung falsch liege. Manchmal geht in solchen Situationen noch ein bisschen etwas über Sympathie oder auch "Connections" zu älteren Geschwistern. Vielleicht - wenn die S. offen sind - mal bei einer passenden Situation über gemeinsame Hobbies / Interessen plaudern.


    Mich wundert ja auch, dass diese Szenen sich an einer Realschule und nicht an einer Hauptschule abspielen. Nehme mal an, dass ein Großteil / die Mehrheit der S. hier de facto Hauptschüler sind.

    Hier ist leider die kritische Masse, wo man nicht mehr einzelne Störer sanktionieren und so ein Exempel statuieren kann, erreicht. Das macht es erst einmal deutlich schwieriger. Die Frage ist dann: Wie bringe ich die "Herde" zum Umdenken?


    Was tatsächlich helfen kann (ja, auch bei 8ern - ja, auch an einer "schwierigen Realschule im Brennpunkt") ist der Geduldsfaden mit Sternesystem. Dazu mache ich mit Kreide einen Strich von der oberen zur unteren Tafelkante. Dieser wird immer dann kürzer, wenn es mir zu laut ist. Ist er am Ende ganz weg, gibt es keinen Stern. Ist noch etwas davon übrig, gibt es einen Stern. (Wenn der Strich weg ist und weiter gestört wird, gibt es einen neuen Geduldsfaden und jetzt geht es an die schon erarbeiteten Sterne aus vorherigen Stunden). 10 Sterne ( also 10 gute / erträgliche Stunden - je nach Schulart) = 1 Stunde Film / Handy / Spiele / etc. Einen Versuch ist es wert.


    Ansonsten:

    - an Einzeltische setzen

    - massiv mit Körpersprache arbeiten, aufrecht und selbstsicher mittig stehen bis absolute Ruhe ist ... ggf. auch mal poltern (dosiert - Schockeffekt)

    - Die Eltern durchtelefonieren und ggf. einbestellen ist auch eine Möglichkeit. Bei 8ern leider nicht mehr ganz so effektiv.

    - Konsequent die ganze Stunde abschreiben lassen. Idealerweise vom Visualizer, damit du nicht mit dem Rücken zur Klasse stehst. Die S. haben die Wahl, wie lange sie diese Art von Unterricht wollen. Normalen Unterricht bekommen sie dann wieder, wenn sie sich entsprechend verhalten - ihre Entscheidung.

    - Spontantests aus der Tasche ziehen. (Pöhse, pöhse - aber in der Not ...)

    - Ausflüge bzw. deren Streichung als Zuckerbrot und Peitsche



    1.) Zur Ausgangsfrage "Lehrercharakter": Ja. Wer nicht mit Kindern kann, sollte es lassen. Wer die Zügel nicht in der Hand behalten kann, ebenfalls.
    ;)

    Hier gibt es allerdings gewaltige Unterschiede je nach Schulart/-ort. Im Ref an einer Brennpunkt-Werkrealschule habe ich sehr gekämpft.. Jetzt, an einer durchschnittlichen Realschule, sind die Schüler im Vergleich dazu fast lächerlich einfach ruhig zu kriegen - auch die "Problemklassen".

    ich finde das unglaublich schwer zu verallgemeinern.

    Habe ich ein Thema schon x mal unterrichtet und habe ich ein gescheites Buch (z.B. im Grammatikunterricht), geht die Vorbereitung schneller.


    Schreibe ich in der Sek I eine Klassenarbeit, dauert die Vorbereitung deutlich länger, weil ich keine alten KA aufwärme.

    Da gibt es große Unterschiede, keine Frage. Mich interessiert deshalb eher der Mittelwert. Pro Woche 7 besondere Stunden mit je einer Stunde Vorbereitungszeit und 20 normale mit 10-20 Minuten ergeben dann eben einen Schnitt von 20-25 Minuten. Damit habe ich zumindest eine grobe Orientierung und kann überschlagen, ob ich in etwa im Bereich der erwarteten Wochenarbeitszeit liege.

    Danke für deine Tipps! Genau die Erkenntnis mit den kurzen Aufträgen/Phasen hatte ich heute auch. Gott sei Dank wurde ich von der Klassenlehrerin angesprochen. Es haben wohl alle Fachlehrer sehr große Probleme mit den Schätzchen, sodass sie darum gebeten hat, ihr alles sofort zu berichten. Sie steht in regelmäßigem Kontakt mit den Eltern.

    'Kooperation mit Kollegen', wenn sie dich von Beginn an alleine in diese Klasse schicken und keine Ordnungsmaßnahmen durchsetzen sehe ich nicht.


    Dann bleibt dir nur noch...

    Erinnere dich: Was hat geklappt? Wie hat sich das angefühlt? Was hast du getan, als es lief? Und was ist in der Stundenmitte passiert, als es kippte?

    Ich hatte das Gefühl, dass die ohnehin kaum vorhandene Disziplin/Konzentration langsam überstrapaziert war. Evtl. bekomme ich das mit einem Methoden-/Sozialformwechsel in den Griff. Habe heute mitbekommen, dass alle Fachlehrer mit der Klasse massivste Probleme haben und die Klassenlehrerin nun auch im intensiven Kontakt zu den Eltern steht.

    Ich denke es macht wenig Sinn, wenn ich diese Dinge in meiner Position thematisiere. Da halte ich mich raus und äußere mich nicht weiter dazu. Details über Bundesland etc. möchte ich hier nicht preisgeben, schulinterne Spannungen nicht nach außen tragen.


    Für mich ist die entscheidende Frage: Was kann ich an meinem "classroom management" und der Kooperation mit Kollegen verbessern, um das Beste aus der Situation rauszuholen.

    Bei uns im BL gibt es in der Theorie entsprechende Ordnungsmaßnahmen, die von den Lehrkräften auch seit Langem gefordert werden. ...

    Wenn es dir hilft: Ich befinde mich in einer ähnlichen Situation. Das geht übrigens auch erfahrenen Kollegen an der Schule so. Es braucht schon eine gehörige Portion Idealismus und ein sehr dickes Fell um das auf Dauer zu machen. Von anderen Reffis an ähnlichen Schulen höre ich Vergleichbares. Ist leider wohl an einigen Schulen "normal".

    Dass man dir eine solche Gruppe für eine einzelne Wochenstunde gibt, ist nicht in Ordnung. Das wäre auch für gestandene Lehrer keine schöne Situation. Das Ganze hat sicherlich eine interessante Vorgeschichte, wenn die Klasse schon in der ersten Stunde so aufdreht. Bist du neu an der Schule? Wer hat das entschieden?


    Lass dich jedenfalls nicht von den Psychospielchen unter Druck setzen, die Schüler hassen dich nicht und hegen keine Antipathie, sondern probieren aus, ob es dich zum Rotieren bringt, wenn sie so tun, als wäre das so. Nein, tut es nicht, und daher spielst du jetzt ganz sicher nicht zur Belohnung mit ihnen und gibst ihnen die Macht, dich trotzdem nicht lieb zu haben.


    Mach klare Ansagen, gib bewältigbare Aufgaben, sei transparent und konsequent, was die Folgen für die betrifft, die nicht mitziehen, und sieh zu, dass du dort überlebst. Sei einfach die coolste Sau, die sie bisher hatten, komm laut und raumgreifend in den Saal, dreh eine Runde, rück auch den Machos auf die Pelle, sei fröhlich und freundlich, aber glasklar und im Zweifel knallhart. Und weiter fröhlich und freundlich, und wieder glasklar, knallhart usw. Hab keine Angst, sie wollen, dass du zeigst, dass du die Chefin im Ring bist.

    In der Tat habe ich schon von erfahrenen L. gesagt bekommen, dass es in der Klasse auch bei ihnen sehr problematisch ist. Dort wird dann eben abgeschrieben, abgeschrieben und nochmal abgeschrieben.


    Es hat eine Vorgeschichte. Die Klasse hatte einen Vertretungs-Klassenlehrer, der laut Berichten anderer für den Beruf denkbar ungeeignet war. Während seiner Stunden wurde im Klassenzimmer Fußball gespielt, er wurde massiv beleidigt, etc. Die Klasse hat - so jemand, der alles aus der Nähe beobachtet hat - gemerkt, welche "Macht" sie gegen Erwachsene haben. Seither ist ein recht großer Teil der Klasse außer Rand und Band. Es gibt aber natürlich auch vernünftige Ausnahmen.


    Die Klasse musste ich aufgrund meiner Fächerkombi nehmen.


    Vielen Dank für deine Tipps. Ich habe heute direkt versucht sie in der Klasse umzusetzen. Zumindest die erste Stundenhälfte lief besser. Dann lief es nach und nach aus dem Ruder mit Lärm, etc. Wenn ich mir die Klassenbucheinträge so anschaue, dann bin ich froh, dass ich noch nicht direkt beleidigt/beworfen/etc. wurde. Ein Grundproblem ist, dass so viele Mist bauen, dass ich kollektiv reagieren muss. Dies zieht die verständliche Wut der vernünftigeren Klassenhälfte auf sich.

    Ja, ich bin Referendar. Werde mir den Link gleich mal ansehen - Englisch ist kein Problem. Danke!

    Danke für deine Ratschläge! Ich werde auf jeden Fall versuchen, nüchtern und professionell damit umzugehen und mich nicht emotional oder verbal auf ihre Spielchen einlassen.


    Ich würde nicht sagen, dass man mich alleine lässt. Die Mentoren haben sich mit mir unterhalten und mir Handlungsempfehlungen gegeben. Das Problem ist halt, dass diese recht gegensätzlich (eine Empfehlung voll Peitsche, die andere Zuckerbrot und etwas Peitsche) waren, ich aber grundsätzlich beide Mentoren für kompetent halte.

    Hallo zusammen,


    ich unterrichte aktuell an einer Sek1-Schule mit "sehr schwierigem Klientel" und habe unter anderem eine Stunde pro Woche Fachunterricht in einer schwierigen G-Niveau Klasse im "besten pubertären Alter". Die Klasse ist als Klasse mit massiven Disziplinproblemen bekannt. Lärm und/oder Arbeitsverweigerung bis hin zur kompletten Sabotage des Unterrichts sind an der Tagesordnung. Schon in der ersten Woche wurde fleißig nachgesessen.


    Die erste Stunde mit der Klasse lief bei mir aufgrund einiger organisatorischer Probleme hinsichtlich der Räumlichkeiten sehr chaotisch. Hinzu kam das ohnehin enorme Störpotenzial in dieser Klasse. Daraufhin entstand massive Unruhe durch die 4-5 "Hauptstörer", der Rest der Klasse wurde "angesteckt". Wirklicher Unterricht konnte entsprechend in dieser Stunde und der Folgestunde in der nächsten Woche nicht stattfinden.

    Bereits in der dritten Woche (und damit dritten Stunde) stöhnten dann selbst "harmlose" Schüler als ich in das Klassenzimmer kam. Sie sagten offen, dass sie bei mir keinen Unterricht wollten, die "problematischeren" S. wurden indirekt beleidigend (untereinander hörbar: "Ihh, wer ist das denn?" usw.).


    Auf den Rat eines Kollegen hin habe ich, nachdem Strafarbeiten und Co. keine Veränderung gebracht hatten, kollektiv den Unterrichtsstoff abschreiben lassen. An Unterricht war ohnehin nicht zu denken. Ich habe bereits erfahren, dass anderen Schülern erzählt wird, ich würde die Klasse hassen. Die Klasse hegt eine deutliche Antipathie gegen mich, sabotiert zu großen Teilen (nicht alle) meinen Unterricht.


    Nun wurden mir zwei völlig unterschiedliche Herangehensweisen vorgeschlagen, beides jeweils von erfahrenen Lehrkräften:

    1. Eine Spielestunde, ein gutes Verhältnis aufbauen, ein Neustart.

    2. Weiterhin knallhart den Stoff abschreiben lassen und disziplinieren, bis sich etwas ändert.


    Was meint ihr zu dem Ganzen? Was würdet ihr machen? Ich bin für jeden Rat dankbar!

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