Beiträge von Donnerstag1208

    Ja, eben, als Schüler ... Ich bin keine Schülerin meiner Schule, sondern Lehrkraft. Das ist mein Arbeitsplatz, der sich natürlich genau so auch anfühlt. Meine SuS lernen in meinem Unterricht "Dinge" (Fachwissen, Verhaltensweisen, Vorgehensweisen, Fähigkeiten, Haltungen, ...) die sie im späteren Leben beherrschen müssen. Für sie ist das ein Lern- und damit in gewisser Weise Schutzraum, für mich nicht.


    [...]

    Hintern hochbekommen hilft dabei übrigens, also nicht über das eigene angeblich "krasse Niveau" nach Studienende fabulieren, sondern erstmal selbst die Basics leisten lernen: Studienordnung gründlich lesen, erforderliche Anrufe tätigen bei Schulen wegen Praktika oder auch den Hochschulen, um herauszufinden, wie du die fehlende Berufspraxis nachweisen kannst und was dir anerkannt werden könnte.

    Danke für Deinen Einblick.


    Ich hoffe, ich habe in der Kürze auch kein ganz schiefes Bild von mir abgegeben. Modulhandbücher habe ich schon einige durchüberlegt oder Anrufe bei verschiedenen Stellen gemacht wegen dem Berufspraktika. Ich gehöre jetzt auch nicht zu denen, die einen Flyler lesen und sich dann gleichfür etwas einschreiben. Ein Praktikum bei meinem alten Berufsschulzentrum sei z.B. "organisatorisch nicht möglich" gewesen, da es sowas nur für Referendare gäbe. Und mit "krassem Niveau" meinte ich, wie es so ist, wenn man als Lehrkraft die Fächer die man studiert hat für die Schüler aufarbeitet/runterbricht. Die Antwort von chilipaprika fand ich da sehr hilfreich.


    Mir ging es eher darum zu erfahren, ob sich die Infos die ich eingeholt habe, die ja eher negative Befürchtungen sind, sich mit dem Lehreralltag wirklich decken.

    Einige Schüler*innen im LK oder im freiwillig weitergeführten Grundkurs haben mich auch gefrustet.
    Zum Teil richtig schlimm (absolut fehl am Platz, sitzt nur ab, ...), zum Teil, weil ich deutlich mehr Potenzial sah, als der / die Schüler*in bereit war zu leisten.
    Und dann gibt es auch den anderen Frust: Auch ein LK ist keine hohe intellektuelle Herausforderung (und nicht, weil ich besonders schlau wäre) und in vielen Fächern ändert sich der Lehrplan nicht oft genug, dass man sich _inhaltlich_ gefordert fühlen würde (aber oft genug / zu oft, dass man die Arbeitskraft lieber woanders einsetzen würde).
    Am BK hast du den Vorteil der sehr vielen Lernfelder und Bildungsgänge, um immer neue Herausforderungen zu haben ;)

    aber hallo :)

    Kann das den ganzen Job versauen, wenn einige Schüler nicht so wollen, wie es wahrscheinlich sinnvoll wäre? Oder ist das nicht stressiger als ein nerviger Kunde/Vorgesetzer/Abteilungsleiter/Kollege usw.?


    Zur intellektuellen Herausforderung: ist also der Lehrerberuf rein fachlich nie wirlklich "anspruchsvoll", da man ja studiert hat, oder? Und wenn etwas nicht so das krasse Niveau hat, ist es dann zumindest verhältnismäßig? Also wenn jemand die Fachhochschulreife oder die Azubi-Prüfung machen will ist das ja wünschenwert und das Niveau ist dort einfach festgelegt. Was ich mir aber schwierig vorstelle, ist wenn es regelrecht unmöglich ist, den Erwartungshorizont einer Klasse zu erfüllen.


    Man liest allgemein ja so viel von Lehrermangel, Burnout, maroden Schulen, "schlimmen Schülern", sinkenden Niveaus und dass Lehrer die eierlegende Wollmichsau sind, die alles ausbaden müssten, was im Elternhaus gefehlt hätte. Ist das hochgepushtes Mediengetue oder Wahrheit?

    Inwiefern? Natürlich haben wir Schüler mit Migrationshintergrund. Aber größeres Problem sehe ich da nicht. Sprachsensibler Unterricht ist natürlich ein Thema.
    Kultur hatte ich noch nie Probleme, was meinst du?

    Ich habe in einem Interview mit einer Lehrerin bspw. gehört, dass bei Sek2 Dinge wie "Stammtischgerede", homophobe oder frauenfeindliche Haltungen bei Schülern alltäglicher seien als bei anderen Schulformen.


    Ich habe mit Migrationshintergründen oder Diversität keine Probleme und gehöre auch nicht zu denen, die gleich den Verfall der Gesellschaft wittern, wenn sie ausländische Namen lesen. Ich habe nur mitbekommen, dass es einige Stimmen gibt, die Probleme bei Schülern mit Zuwanderungsgeschichte haben. Nur ob das berechtigt oder auffällig oft ist, weiß ich nicht - daher die Frage.

    Bei den meisten Aussagen kann ich Humblebee nur zustimmen (wie so häufig ;) )


    In NRW muss man 52 Wochen fachpraktische Tätigkeit nachweisen. Was da anerkannt wird, kann auch sehr unterschiedlich sein. Es macht aber durchaus Sinn in seinem Fach fit zu sein und die andere Seite, die Praxis, zu kennen.

    Ich müsste da irgendwie irgendwo noch 7,5 Monate (FSJ abgezogen) nachholen, weil ich keine Ausbildung habe und derzeit auch keine anstrebe aus verschiedenen Gründen. Hast Du da vielleicht einen Einblick bekommen, wie das mit diesem Praktikum so gemacht wurde, solltest Du das irgendwas gehört haben?


    Zur Bodenständigkeit: ja das klingt ja jedenfalls gut, wenn das Kollegenverhältnis so ist. Und wie ist es so mit dem Schulwesen allgemein? Kommt einem eine Schule als Arbeitgeber wie ein "ganz normaler Job" vor oder ist es eher so eine "kleine in sich gekehrte Welt als staatliche Einrichtung"? Das klingt jetzt vermutlich richtig richtig dumm, aber ich mache mir Gedanken darüber, wie einem als Lehrer eigentlich so eine Schule vorkommt. Von der Arbeitsatmosphäre ähnlich wie ein gewöhnlicher Arbeitsplatz? Für mich als Schüler hat die Schule immer etwas wie so ein "Schutzraum" oder ein Gegensatz zur "Welt da draußen" gewirkt.

    Danke für Deine Antwort!


    Zu 1) bei eventuellen Schwierigkeiten mit Migration waren bei mir die Schüler:innen gemeint, ich habe von Geschichten gehört, dass gerade in NRW was Sprache & Kultur angeht ein größeres Problem sei.


    Zu 2) Ah ja - Münster war für mich von diesen Universitäten die bessere Wahl, da mir das Studium praxisnaher scheint und ehrlich gesagt auch die Stadt mir sympathisher wirkt als z.B. Kaiserslautern. Und bezahlbarer - wenn auch nicht geschenkt - ist Münster verglichen mit München allemal. Dresden schreckt mich die starre des Staatsexamen, Großes Latinum beim Fach Geschichte, Pflichtpraktika usw. ab.


    Zu 3) der Gedanke mit "niedrigerem Niveau" ist genau das, worum ich mich sorge. Ich denke, wenn Schüler wirklich motiviert sind und Lust haben, hätte ich keine großen Probleme damit. Allerdings habe ich in meiner Schule aber auch mitbekommen, wie junge Erwachsene an dass/das verzweifeln... Ist sowas für Dich echt gar kein Problem? Gibt es da nicht mal so einen frustrierten "oh meeinn Goooott" Gedanken? Gerade wenn SuS z.B. gar keine Bereitschaft zu Lernen zeigen.


    Zu 4) Meinst Du mit nicht nachteilig, dass Du es nicht "schlimm" findest, Schüler nur selten zu sehen? Wenn Du das so meintest: hat man dann nicht eine sehr geringe Bindung? Interessieren sich diese Schüler dann überhaupt groß für ihre Lehrer & Schulen?


    Zum Klientel: wie muss man drauf sein, um mit bestimmten Klientels fertig zu werden? Wie kann man trotzdem mit ihnen Spaß haben?

    Wenn ich jetzt schon etwas daran zweifle, wie ich damit umgehen würde, sollte ich dann Lehramt gleich ablasen?


    Zur Fachrichtung Gesundheit/Pflege: mir hat Wirtschaft gefallen, allerdings war ich kein Überfliege und wäre mir nicht sicher, ob ich mir das Studium antün würde. Außerdem gelten ja die Einstellungschancen für WiPäd/WiWi eher abnehmend, gerade mit der Digitalisierung der Bank/Verkauf/Verwaltungs-Ausbildungen. Ich habe ein FSJ in einem Krankenhaus gemacht und bin am Gesundheitswesen interessiert, das packt mich irgendwie mehr als Wirtschaft. Eine Ausbildung habe ich nicht, die meisten Bundesländern fordert da für Fälle wie mich dann ein Berufspraktikum von ca. 12 Monaten. Mein FSJ (davon 4,5 Monate in Krankenhaus) würde da meistens abgerechent werden.



    Zu den Praktika: leider ist mir nirgens bekannt an einer staatlichen Schulen einfach aus Jucks ein Praktik machen zu können. Im Studium hätte ich sowas erst im 2. Semester für 5 Wochen. Denkst Du ich kann da schon endgültige Klarheit haben, ob ich am Lehramt bleiben soll nach so einem kurzen Studienpraktikum? Wenn man nicht 100%ig sicher ist Lehrer werden zu wollen, sollte man dann trotzdem das Studium einfach mal ausprobieren oder ist das auch keine große Hilfe? (Vor allem geht das Lehramtsstudium ja auch gefühlt ewig...)


    Danke.

    Hallo zusamen,


    ich komme aus BW, habe am Wirtschaftsgymnasium Abi gemacht und habe inzwischen an fünf Standorten (Kaiserslautern, Münster, München, Osnabrück & Dresden) eine Zulassung für Lehramt an beruflichen/berufsbildenden bzw. Berufskollegs (Münster) mit den Fächern Gesundheit/Pflege und Politik bzw. Geschichte erhalten.


    Eigentlich sollte ich mich darüber richtig freuen, allerdings kommen - jetzt wo ich eigentlich dringend eine Wohnung suchen sollte - Zweifel hoch. Viele Mythen um den Lehrerberuf wie "gut bezahler Halbtagsjob", "alle werden verbeamtet" usw. sind mir bewusst, doch ich habe jetzt lähmende Gedanken wie etwa:


    - Wie problematisch sind Migrationshintergründe?

    - War die Welt im BaWü-Ländle noch in Ordnung und NRW - wo ich studieren würde - ein schlimmes Pflaster?

    - Was ist mit schwänzenden/motivationslosen Schülern?

    - Wie ist es mit Schülern zu arbeiten, die z.B. keinen Schulaschluss haben oder für eine Ausbildung ein Jahr Vorbereitung brauchen? (Oder ist das herablassend gedacht?)

    - Bin ich eigentlich eh unwichtig, weil ich einige Schüler eh nur 1/2x die Woche sehe?

    - Dass Schüler ein ganz anderes Niveau haben werden als ich an der Uni ist mir klar, aber was, wenn Schüler teils (habe ich gehört) nicht mal richtig lesen können oder wirklich kaum auf dem Stuhl sitzen können? Null Konzentration & Interesse haben usw.?


    Ich denke solche Situationen würden mich frustrieren, vor allem weil sich die ganze Leistung die man aufbringt für einen selbst wohl kaum lohnt.


    Ursprünglich hab ich mich für Lehramt beworben, weil ich die Vielfalt, die Sinnhaftigkeit, dynamische Tagesabläufe und den Draht zu jungen Menschen und auch irgendwie die Rolle die man hat attraktiv fand. Auch so einen gewissen Beratungsaspekt oder Vorbildfunktion finde ich interessant. Aber ich denke mir manchmal auch, ob ich mir mit meinem Berufswunsch nicht irgendwie etwas vormache und mit nur einrede, mir würde es gefallen, weil ich mit dem Wo-verschlägt-es-mich-hin-Gedanken bei Geisteswissenschafte nicht leben kann. Auch hat Schule für mich ein Bisschen den Eindruck, es ist nicht so "die Realität" bzw. eine Schule ist einfach kein Betrieb mit den "Erwachsenenthemen" wie es eine Schule ist. Oder geht es dann im Lehrerzimmer doch so zu?



    Daher habe ich jetzt überlegt, doch meinen Herz zu folgen und meinen Stärken nachzugehen z.B. Philosophie/Geschichte zu studieren. Dass dort Jobs nicht vom Himmel fallen ist mir bewusst, dass bei Zuwendung zum Studium/Praktika auch attraktive Jobs dabei sind glaube ich aber auch.

    Bei Geisteswissenschaften hätte ich gerne einen Job bei Abgeordneten, in der Presse, in der Politikberatung oder in intellektuellen Bereichen - dass das schwierig ist, ist mir bewusst - doch ich frage mir denke: wenn Lehramt min. 7 Jahre geht, kann ich in der Zeit mich auch mit Geisteswissenschaften hocharbeiten. Jobs im Personalbüro oder fast nur im Büro wären nicht mein Ziel.


    Nun möchte ich Euch fragen: was sollte ich tun? Meiner Leidenschaft und Stärke folgen und schauen, wo hin es mich verschlägt (Geisteswissenschaft) oder doch bei Lehramt bleiben? Gibt es - das wäre ja der Hit - hier auch Lehrer an der Sek2/Berufskollegs/beruflichen Schulen usw.?

Werbung